Noch ein kurzer Informationssplitter am Morgen. Die britischen Datenschützer (ICO) haben gerade angekündigt, dass sie planen, dass Facebook für den Datenschutzverstoß im Cambridge Analytica-Skandal die Höchststrafe als Geldbuße erhalten soll. Das rappelt gewaltig im Karton, oder?
Der Facebook-Cambridge Analytica-Skandal
Ihr erinnert euch noch an den Cambridge Analytica-Skandal bei Facebook? Anfang des Jahres packte ein Whistle-Blower aus. Die Analyse-Firma Cambridge Analytica hatte die Profile von 50 – 87 Millionen US-Amerikanern von Facebook übernommen. Ein Teil der Datenübernahme war wohl auf Grund einer Vereinbarung zwischen Facebook und Cambridge Analytica gedeckt. Aber über die App konnten auch Daten von Facebook-Freunden der Leute, die der Datenübernahme zugestimmt hatten, mit abgezogen werden.
Mithilfe dieser so erstellten Datensätze erstellte Cambridge Analytica (die sind inzwischen Konkurs) Persönlichkeitsprofile, die es möglich machen sollen, Werbung sehr genau auf die Menschen zuzuschneiden. Kunden waren Firmen aber auch Politiker im Wahlkampf. Und die ausgewerteten Facebook-Daten von 50 Millionen US-Amerikanern wurden wohl im US-Wahlkampf benutzt, um Trump zur Präsidentschaft zu verhelfen.
Das ganze Thema schlug sehr hohe Wellen, Facebook-Chef Marc Zuckerberg musste vor den US-Kongress, vors EU-Parlament etc. Die juristische Aufarbeitung läuft noch. Die Winkelzüge und Wasserstandsmeldungen sind hier im Blog in diversen Artikeln abrufbar.
Britische Datenschutzbehörde verkündet Höchststrafe
Die britische Datenschutzbehörde (ICO, Information Commissioner’s Office) hat in dieser Mitteilung die Untersuchung des Vorfalls bekannt gegeben. Es geht dort um die Frage, ob auch die Brexit-Abstimmung durch entsprechende Cambridge Analytica-Benutzerprofile beeinflusst wurde.
Im März 2017 begann die ICO zu prüfen, ob personenbezogene Daten durch Kampagnen auf beiden Seiten des Referendums über die Mitgliedschaft in der EU missbraucht wurden. Im Mai startete die ICO eine Untersuchung, die politische Parteien, Datenanalysefirmen und wichtige Social-Media-Plattformen umfasste. Die Details der Untersuchung sind als PDF abrufbar.
Offenbar glaubt man genügend Belege gefunden zu haben, dass Facebook sich eines erheblichen Datenschutzverstoßes schuldig gemacht hat. Die ICO hat in obiger Mitteilung nun angekündigt, dass man vorhabe, Facebook wegen des Cambridge Analytica-Datenschutzverstoßes mit der gesetzlichen Höchststrafe zu belegen. Einige Informationen auf deutsch sind hier abrufbar.
(Quelle: Statista)
Als ich die Schlagzeile in diversen Medien (z.B. hier) las, die u.a. von einer Höchststrafe schrieben, dachte ich an richtig erkleckliche Summen. Der Umsatz von Facebook wird bei Statista auf fast 12 Milliarden US $ im ersten Quartal 2018 angegeben. Wahrlich kein Pappenstiel.
Und jetzt kommt die Überraschung: Die ICO ‘hat vor’, Facebook wegen zweier Verstöße gegen den Data Protection Act 1998 mit einer Geldbuße von maximal 500.000 Pfund (565.777 Euro) zu belegen. Mehr lässt das aktuelle britische Recht wohl nicht zu – und wie es nach dem Brexit ausschaut, wissen die Götter.
Aber es bleibt anzumerken, dass das Thema Facebook-Cambridge Analytica noch nicht abgeschlossen ist. Die EU und diverse Staaten haben ja Untersuchungen wegen Datenschutzverstößen gegen Facebook am laufen. Die ICO ist jetzt die erste Instanz, die zumindest eine Zahl genannt hat.
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