Zum 15. Januar 2025 (also nächste Woche schon) startet die elektronische Patientenakte (ePA) in Modellregionen. Jetzt haben sich die Bundesärztekammer (BÄK) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte (BVKJ) positioniert und raten beim aktuellen Stand den Patienten und Patientinnen auf die ePA zu verzichten. Grund sind auch die Sicherheitslücken, die der Chaos Computer Club (CCC) auf dem 38. Jahreskongress öffentlich gemacht hat.
ePA, die unendliche Geschichte
Leser des Blogs sind über die Thematik informiert, hatte ich doch die Entwicklung der elektronischen Patientenakte aus Sicht von Sicherheit und Datenschutz kritisch aufbereitet. Der Blog-Beitrag Status elektronische Patientenakte (ePA 3.0): Weg ins Desaster? vom 3. Dezember 2024 umreißt den aktuellen Stand und legt die Risiken offen. Im Beitrag Elektronische Patientenakte (ePA) und das (zwingende) Opt-out wurde hier im Blog auch die Möglichkeit des Opt-out für Patienten und Patientinnen erläutert.
Ende Dezember 2024 wurde dann auf dem 38. Chaos Computer Congress (38C3) bekannt, wie leicht sich die „Sicherheitsschranken“ des Systems „elektronische Patientenakte“ aushebeln lassen (siehe Elektronische Patientenakte (ePA): Vernichtende Kritik von CCC und Fachleuten). Mit wenigen Schritten konnten Fachleute zeigen, wie man sich Zugriff auf die ePA beliebiger Personen verschaffen kann.
Die für die ePA-Einführung verantwortliche gematik hat umgehend mit einer Stellungnahme reagiert. Natürlich nehme man die Hinweise zur Sicherheit der neuen elektronischen Patientenakte (ePA für alle) entsprechend ernst. Die vom CCC vorgestellten Angriffsszenarien auf die neue ePA wären technisch möglich gewesen. Aber die gematik ist der Ansicht, dass die praktische Durchführung in der Realität nicht sehr wahrscheinlich sei, da verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
Übersetzt: Das Problem wird weggelächelt – so ein Zugriff wäre illegal und kommt daher nicht vor. Dass Geheimdienste und Kriminelle sich von so etwas nicht abschrecken lassen, kommt in den Risikobewertungen nicht vor.
Es gab dann Spekulationen, dass die Einführung der ePA zeitlich verschoben wird. Prof. Karl Lauterbach hat sich am 4. Januar 2025 in obigem Post zur ePA geäußert. Die Aussage war „Die ePA bringen wir erst dann, wenn alle Hackerangriffe, auch des CCC, technisch unmöglich gemacht worden sind. Daran wird schon länger gearbeitet.“ Stand einige Tage im Raum, aber vor wenigen Stunden gab es folgenden Post des deutschen Gesundheitsministers als Antwort auf einen Zeit Online-Artikel.
Die Botschaft: Die ePA startet ab 15. Januar 2025 in den Modellregionen. Die Probleme des CCC seien gelöst und die ePA käme nach der Pilotphase.
Das muss man für Außenstehende etwas übersetzen. Der Start der elektronischen Patientenakte ist zunächst in 300 Gesundheitseinrichtungen in den Modellregionen Franken und Hamburg sowie in Nordrhein-Westfalen. Für diesen Testlauf werden die betreffenden Gesundheitseinrichtungen explizit über White-Listing für den Zugriff freigeschaltet (siehe die Informationen in diesem Artikel am Textende). Damit wäre die Aussage von Herrn Lauterbach zutreffend.
Spannend wird sein, ob der allgemeine Start 4 Wochen später, also zum 15. Februar 2025, so passiert und ob dann die Sicherheitsprobleme behoben sind. Ich verlinkt mal auf den Artikel Gesundheitsminister: E-Patientenakte startet, wenn „Hackerangriffe unmöglich“ von heise.
Ärzte raten vorerst zum Verzicht
Am 7. Januar 2025 ist im Ärzteblatt der Artikel Ärzte sorgen sich um Datenschutz bei elektronischer Patientenakte erschienen. Dort reagieren die Bundesärztekammer (BÄK) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte (BVKJ) auf die vom CCC aufgedeckten Sicherheitslücken.
BÄK-Präsident Klaus Reinhardt wird im Artikel zitiert, dass er seinen Patienten Stand jetzt die ePA nicht empfehlen würde – die möglichen Einfallstore seien zu groß. Reinhard zielt damit auch auf die obigen Äußerungen von Gesundheitsminister Lauterbach ab.
BVKJ-Präsident Michael Hubmann wird im Artikel des Ärzteblatts so zitiert: „Es ist frustrierend, wie die Verantwortlichen versuchen, eine für professionelle Angreifer leicht zu überwindende Datenlücke kleinzureden und den Eindruck zu erwecken, die ePA würde die Datensicherheit in Deutschland sicherstellen“.
Eine elektronische Patientenakte bekommt ja jeder gesetzlich Krankenversicherte, wenn er nicht explizit per Opt-out widerspricht. Bei Kindern unter 15 Jahren ist zu bedenken, dass deren Opt-out von Eltern durchgeführt werden muss. Unterbleibt dies, aus welchen Gründen auch immer, wird eine Entscheidung für das Kind getroffen, welches dessen Leben viele Jahre später gravierend beeinflussen kann.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte (BVKJ) hatte Ende November 2024 auf diese Probleme und Bedenken Hinsichtlich der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der ePA an das Bundesgesundheitsministerium, die Bundesdatenschutzbeauftragte, den Patientenbeauftragten und die Gematik übermittelt. Zitat aus dem Ärzteblatt: „Doch das Ministerium sieht offenbar keinerlei Handlungsdruck und die Probleme bleiben weiterhin ungelöst.“
Auch der BVKJ empfiehlt Eltern sich aktiv gegen die ePA zu entscheiden, bis die Rechte von Kindern und Jugendlichen in akzeptabler Weise verwirklicht seien. „Richtig wäre jetzt, die Reißleine zu ziehen und dann ein sicheres System an den Start zu bringen“, so Hubmann gegenüber dem Ärzteblatt. Alles Punkte, die hier im Blog und in weiteren Fachmedien seit Monaten thematisiert wurden.
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Zitat Gesundheitsminister: „… Wenn alle Hackerangriffe, …, technisch unmöglich gemacht worden sind.“
Ich frage: Also kommt die ePA nie?
Ja – Nein – Vielleicht. Die Reaktion meiner Nachricht an Fefe kann man hier nachlesen: https://blog.fefe.de/?ts=9983e547
Leider machen sich wohl nur sehr wenige Menschen über ihre Gesundheitsdaten Gedanken.
Und vor Ort kann man in allen Bereichen erleben, was bei Digitalausfällen geschieht. Früher hatte man ja noch Stift, Papier und Schreibmaschine. Heute erlebe ich dann immer wieder völlig hilflose Menschen …
das ist so fadenscheinig, die Problem mit ePA waren/sind ja nicht neu, da jetzt das Thema noch einmal dediziert „wie die Sau durchs Dorf“ getrieben wird ist an vielen Stellen auch nur Show.
Das Thema alleine schon der Gematik zu geben war ein Fehler, die haben ja nicht nur einmal komplette inkompetenz bewiesen, wie zuletzt mit den Update der Kartenleser, wo erst ein Zwangsaustausch anstand und dann plötzlich doch nur ein Update notwendig war, Konsequenz daraus: leider keine.
Bei, mittlerweile, vielen Digitalisierungsprojekten scheint es hier in Deutschland eher mit Absicht voll vor die Wand zu laufen, kann doch nicht sein, dass alle so inkompetent sind. Aber ich denke, hier wird nur Geld hin und her geschoben, das Ergebnis ist egal, „ist ja nicht mein Geld“ :(
Das Problem bei den Digitalisierungsprojekten ist, das nicht die beste und sicherste Lösung genommen wird, sondern die billigste Lösung.
Und wie sagt man da: „You get, what you pay for.“
Also technisch unzulängliche Lösungen, an denen dann für viel Geld herumgefrickelt wird, damit es dann halbwegs läuft. Sicher ist der Kram damit immer noch nicht.
Im Endeffekt zahlt man mehr, als wenn man gleich die teurere, aber bessere Lösung genommen hätte.
Und das ist überall so, wo die öffentliche Hand mit im Spiel ist.
Beispielsweise Straßenbau:
Es gibt Asphalt, der 50% länger durchhält, als der Standardasphalt.
Aber der bessere Asphalt ist 20% teurer, ergo wird der Standardasphalt genommen! Langfristige Kostenabschätzungen finden nicht statt!
Es wird immer nur auf die kurzfristigen Kosten geschaut.
Erst wenn sich das komplett ändert, dann besteht Hoffnung, das es dann auch bei der Digitalisierung klappt.
„Das Problem bei den Digitalisierungsprojekten ist, das nicht die beste und sicherste Lösung genommen wird, sondern die billigste Lösung.“
Angesichts der Kosten, die die TI-Einführung verursacht und verursacht hat, kann diese Aussage schon nicht stimmen. Eine bessere und sichere Technik gab es längst und günstiger, aber man musste (um die ganzen Geldkoffer in der Gematik zu füllen), das Rad ja neu erfinden und 20 Jahre vergingen im Land.
Und z.B. Strassenbau: Die Niederlande machen uns da was vor. Hier gilt: Das beste Konzept in der kürzesten Bauzeit.
MEINER MEINUNG nach gehört so etwas wie Digitalisierung (was ja nicht unbedingt etwas schlechtes sein muß) vorbereitet, auch über Jahre/Jahrzehnte hinweg! Jetzt scheint alles „hoppla-di-hopp“ durchgedrückt zu werden – was dabei heraus kommt sieht/spürt man und frau ja mittlerweile. Ach, hätte man doch vor zwanzig Jahren so langsam damit angefangen, meinetwegen mit Pilotprojekten, wäre man und frau sicherlich auch zu dem Entschluß gekommen, daß es eben doch etwas mehr braucht – von den möglichen Nebenwirkungen mal abgesehen.
„…Wäre, wäre, Fahrrdakette…“
Tritt Herr Lauterbach freiwillig zurück, falls die ePa binnen 7 Tagen (24 Stunden wäre jetzt sehr kurz) nach Freigabe gehackt wird?
Und zum Thema inkompetent von Joerg:
Es laufen hier wo ich wohne Abends viele Menschen in dunklen Klamotten über die dunkle Straße. Radfahrer sind ohne Licht unterwegs. Auf Kakteen sind Hinweise, dass diese pieken können. Es müssen Menschen ausdrücklich vor dem Verzehr von Weihnachtsbäumen gewarnt werden. Ich sehe in der Tankstelle Menschen, die beim Bezahlen per Karte überfordet sind.
Daher habe ich keine Ahnung, ob es Absicht oder einfach noch größere Inkompetenz als eh schon angenommen ist.
Wieso sollte er?
Spätestens nach der Wahl ist er doch eh nicht mehr Minister.
Und die paar Wochen bis dahin wird er sich an seinen Sessel klammern.
Da ich in der Kommunalpolitik engagiert bin, nur eine kleine Anekdote zu Lauterbach. Bei einer öffentlichen Veranstaltung ging es um das Thema „ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“. Lauterbach hat dazu 5 Sätze gesagt und dann nur noch eine Stunde lang über Krebsforschung gelabert und was er so an der Harvard University getrieben hat. Ich dachte schon nach 5 Minuten, ich säße im falschen Film, bin aber der Höflichkeit wegen, sitzen geblieben, was mir nicht ein zweites Mal passieren wird.
Etwas offtopic zur ePA: Ich habe heute erneut zwei Bestätigungen erhalten, dass meine Widersprüche von August 2024 und Oktober 2024 eingegangen sind und keine ePA eingerichtet wird.
Nur für den Fall, dass noch jemand auf eine Antwort einer Krankenkasse wartet.
gestern bei der TK Online gemacht und 5 Minuten später eine Bestätigung per Mail bekommen.
Gruß
KK wechseln wenn die Kundenorientierung zu wünschen übrig lässt.
TK 2 min.
Bei den Ärzten schlagen auch 2 Herzen in einer Brust.
Zum einen bedeutet die ePA zusätzliche Arbeit, denn das was bisher nur im lokalen Patienten System eingegeben werden muß, muß jetzt noch mals in das ePA System eingeben werden, ohne ausreichendes Honorar obendrein.
Diese Zeit fehlt zur Behandlung.
Auch haben künftig die die Kassen direkten Zugriff auf diese Daten und können so die Ärzte überwachen, da die Kassenärztliche Vereinigung als Datenschutzfilter entfällt
Den Expert:innen von der Gendermatik habe ich heute widersprochen und würde das auch allen Freunden ans Herz legen.
Dieses Unternehmen hat bei mir jede glaubwürdigkeit verloren.
Die Buyx hat schon zur „Corona-Zeit“ unfaßbar viel !“§$%&/()= geredet.
Gesetze, Steuern und Daten: Wo kämen wir denn da hin, wenn Praktiker zu genau hinsehten und bestimmten, wie Schlupflöcher geschlossen werden können? Da wäre ja die gesamten Lobbyarbeit für’n A. und ’n Haufen Geld flöten!
Ich bemerke da seit langem eine gewisse Methode: Praktiker (z.B. Steuerfahnder) werden kaltgestellt und auch nicht nachbesetzt, wenn sie lästig werden und auch noch zu viel Geld eintreiben; Gesetze werden von der Wirtsschaft in die Feder diktiert; unser Rechtssystem ist unterbesetzt und überlastet und IT-Praktiker (CCC u.a.) im besten Fall – wenn und solange man kann – ignoriert oder mit studierten Expertenmeinungen herangezüchteter (IT-)Sicherheitsspezialisten widerschwemmt.
Ich möchte der ePA nach wie vor eine Chance geben. Ich halte die Idee einer solchen Akte für gut und sinnvoll. Wenn ich manchmal so die Geschichten von einem Bekannten aus dem Rettungsdienst höre, dann ist den allermeisten Menschen mehr geholfen mit einer solche Akte als ohne.
Und wenn dann meine Gesundheitsdaten im Internet geleaked werden – na und? Es könnte mir nicht egaler sein, im besten Fall werden sie noch zur Forschung eingesetzt und vielleicht helfen sie auf lange Sicht irgendwie irgendwem. Da gibt es meiner Meinung nach weitaus sensiblere Daten. Außerdem bin ich so wichtig wie ein Staubkorn, für mich interessiert sich niemand, also warum sollte sich jemand die Mühe machen und genau nach meinen Gesundheitsdaten suchen? Manche Sachen die hier angebracht werden sind doch sehr konstruiert.
>Und wenn dann meine Gesundheitsdaten im Internet geleaked werden – na und?
>
Und deswegen müssen wir alle so denken wie Sie? Klasse.
Und wenn dann aus irgendwelchen Gründen z.B. Deine Lebensversicherung gekündigt wird oder der Arbeitgeber Dich aufs Abstellgleis schiebt bis Du selbst kündigst, dann wirst Du eines Tages überlegen, ob da nicht jemand etwas in Deinen Gesundheitsdaten gelesen haben könnte…
Ein jeder wie wer mag. Die Entscheidung steht ja frei und wir haben in Deutschland (noch) keine Meinungsdiktatur.
Für die Mitleserschaft nur einige Gedanken und Informationen: Spätestens wenn Gesundheitsdaten, bereitgestellt „für die Forschung“, zum Training von AI-Lösungen in ungewollten Bereichen (siehe Wie lässt sich der Missbrauch von Trainingsdaten verhindern?) landen, sollte hinterfragt werden, ob das wirklich gewollt war und jedem egal ist. Ein Datensatz, der in die ePA einfließt, entzieht sich spätestens nach Implementierung des European Health Data Space (EHDS) jeglicher Kontrolle durch den Patienten oder dessen Krankenkasse.
Und wenn den Leuten ihre ePA-Einträge 10 Jahre später auf die Füße fallen, wäre es mir persönlich nicht wirklich egal. An einige Stellen kann ich nur den Kopf über so viel Blauäugigkeit schütteln. Jemand will verbeamtet werden, die ePA weiß etwas von Behandlungen im psycho-somatischen Bereich – der Amtsarzt wird Zugriff erhalten, der Dienstherr wird reagieren. Nur ein Beispiel, was sich beliebig fortsetzen lässt. Ich hatte hier im Blog das Beispiel aus meiner Familie, wo eine Ärztin meinte „das schreiben wir nicht in den Brief, das bekommen Sie nie wieder weg“ – war vor 2 Jahren, lange vor ePA. Wer ein wenig mit offenen Augen auf die Welt blickt und sich anschaut, was in den USA teilweise in Punkto Schwangerschaftsabbruch läuft, wird weniger „mir alles egal“ hinaus posaunen. Wer traut sich zu, vorherzusagen, wie unsere Gesellschaft in 20, 30, 40 Jahren ausschaut? Meine zwei Enkel wären dann beim letztgenannten Datum gerade mal 45 Jahre alt.
Und die „Rettungsdienst-Story“, die immer gerne hervor gekramt wird, ist längst widerlegt. Da liest niemand die unstrukturierte Patientenakte – es geht imho um essentielle Dinge wie gravierende Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, Unverträglichkeiten – hätte man alles stichpunktartig auf der eGK (oder meinetwegen sogar online, verknüpft mit der eGK, speichern können – ist alles vorgesehen – abseits davon kann Generation Digital die Notfall-Information auf dem Smartphone eintragen (Android hat genau dafür Optionen). Ein standardisierter Notfall-Datensatz würde 95 % der von dir behaupteten Fälle entkrampfen. Aber nein, es muss das ganz große Besteck heraus geholt werden – angereichert um die Abrechnungsdaten der Krankenkasse, und eingespeist in einen Gesundheitsdaten-Pool.
So um die 36 Milliarden Euro sind in TI, KIM & Co. in diesem Bereich verbraten worden, Ersparnis bisher wohl eher Null (muss da noch einige Informationen aufbereiten). Und in zwei Monaten bekommen wir gesetzlich Krankenversicherte die Rechnung in Form der kräftigen Erhöhung des Zusatzbeitrags der Krankenkasse. Da freuen sich die Leute doch drauf …
Es ist immer wieder erstaunlich, wie Leute auf Potemkinsche Dörfer hereinfallen und das auch noch feiern. Mag man für sich gerne so halten – kriminell wird es, wenn für Kinder solche Entscheidungen getroffen werden, die denen in 20 Jahren nachhängen können. Und es macht mich nachdenklich, dass Leute, die solche Statements raus hauen, das gerne anonym tun …
Die „Rettungsdienst-Story“ ist alleine albern, weil man kann auch seinen Ausweis nicht dabei haben und bewusstlos sein. Bekommt man dann im Krankenwagen die Fingerabdrücke genommen?
Kommt aber immer wieder auf’s Tablet, weil es so schön plastisch für den „nicht nachdenkfähigen“ Zeitgenossen ist. Fairerweise muss ich aber anfügen: Viele Einsätze des Rettungsdiensts spielen sich in den eigenen vier Wänden des Patienten ab, und es sind oft Familienangehörige dabei. Aber bei einem Infarkt, Schlaganfall, Sturz etc. sind die Leute oft so geschockt, dass sie die einfachsten Dinge nicht wissen. Und genaue Angaben zu Medikamenten sind oft auch nicht parat.
Wie bereits beschrieben – ich bin überzeugt, mit einem standardisierten Notfall-Datensatz, angebunden an die eGK, wären wir um Lichtjahre weiter, ohne den Trum ePA drehen zu müssen. Es ist eine Frage des Wollens – technisch ist es m.W. seit Jahren möglich. Das sind dann die Punkte, wo ich aufmerke und Argumentationsketten auf Widersprüche oder getürkte Wahrheiten analysiere. Wer bei ePA anfängt, und bei TI, KIM, PVS weiter macht, stößt doch auf einen Klopper nach dem anderen.
Gut wer extreme Erkrankungen hat kann seine Penicillin-Allergie, Diabetes und Herzmedikamente auch auf ein Notfallarmband gravieren lassen. Die kosten wenige Euro.
Ist in den USA sehr populär. Ohne Blutuntersuchung weiss man ohnehin nicht ob ich jetzt mein Medikament vergessen oder überdosiert habe. Aber Sie haben natürlich Recht, viele Notfälle sind zu Hause.
Again, warum sollte ich mir ein Notfallarmband anfertigen lassen. Jedes GKV-Mitglied hat eine eGK, die diesen Notfalldatensatz aufnehmen kann – lässt sich im Notfall ohne PIN auslesen. Hier mal die betreffenden Informationen der TK – könnten 70 Millionen Versicherte bereits haben, wenn es diesen so essentiell wichtig wäre, wie hier in den Kommentaren behauptet wird.
Wie speichert man Notfalldaten
Ich weiss nicht ob ich diskutieren will.
Habe ich mein Portemonnaie im Schwimbad im Schrank oder am Strand abgeschlossen kann ich trotzdem das Notfallarmband tragen.
Warum ist mein Beispiel so schlecht? Redet der Bewusstlose im Schwimmbad, der ausgerutscht ist? Such man dessen Schrank auf und holt dann die Gesundheitskarte.
Es gibt so viele REALE unfälle, bei denen das Armband besser ist.
Es hat ja auch gewichtige Gründe, warum der Chef des milliardenschweren US-Gesundheits- und Versicherungskonzerns UnitedHealthcare, Brian Thompson, erschossen wurde und der Täter dafür vielfach gefeiert wurde: Empfundenes oder womöglich gar tatsächliches Unrecht, dass Gewinne der Versicherungsbranchen zunehmend durch Ablehnung berechtigter Anprüche erwirtschaftet werden und sich wenige Personen enorm daran bereichern. Das der gesammelte Datenschatzdazu später genutzt wird, um aus berechtigten unberechtigte Anpsprüche zu generieren, der Zusammenhang wird den meisten jedoch erst dann klar, wenn sie später selbst betroffen sind.
Das Beispiel geht sehr weit vom Kern weg und sollte bitte nicht weiter diskutiert werden – danke.
Ich war bis vor einigen Jahren bei einer tollen Zahnärztin in Behandlung. Es könnten insgsamt fast 20 Jahre gewesen sein. Da wurde ich recht oft gebeten, mir noch mal den Drucker anzuschauen oder nachzugucken, warum das Backup wieder nicht gelaufen ist. So phantastisch die gute Frau als Zahnärztin war, aber von IT & Co hatte sie rein gar keine Ahnung (wir haben uns jeweils darauf verständigt, dass es gut ist, wenn jeder in seinem Metier Fachmann ist und nicht jeder von allem ein bisschen weiß).
Aber seit diesen Tagen habe ich bei jedem Arztbesuch ein waches Auge auf das, was man von der IT zu sehen bekommt. Das erfordert allerdings eine gewisse mentale Stärke.
Ein Problem war ja auch, dass etliche Praxen die Konnektor-Box falsch rum angeschlossen hatte, sodass die vertrauenswürdige Seite gen Internet und die Internetseite gen LAN zeigte.
Insofern habe ich ein gesundes Misstrauen und natürlich dafür gesorgt, dass alle, die mir am Herzen liegen, der Anlegung der ePA widersprochen haben.
Zu dem Thema habe ich jetzt ein gutes Video gesehen :
EXPOSED: JETZT der elektronische Patientenakte widersprechen?
The Morpheus
https://www.youtube.com/watch?v=qD45srBEpcM
Zusammen mit dem Video vom CCC sehr informativ und auch erschreckend, wie damit hier in Deutschland umgegangen wird – obwohl wenn ich mir die dargelegte Zersplitterung der Identifikations- und Authentitfikationsmöglichkeiten sehe und dann das von eh her jedes Bundesland hier „sein eigenes Ding macht“, paßt das wieder sowas von zu Deutschland!
Das INTERNET ist und bleibt Neuland für Deutschland.