Windows 11: Aggressive Bing-Wechsel-Werbung im Chrome wieder gestoppt

Windows[English]Microsoft hat es wohl wieder versucht, und unter Windows 11 aggressive Werbung für ihre Bing-Suchmaschinen an Nutzer von Google Chrome ausgerollt. Könnte die Ursache gewesen sein, warum sich einige Leute hier im Blog wegen des BGAUpsell.EXE /BGAUpdate.exe-Themas gemeldet haben. Inzwischen musste Microsoft diese Kampagne wieder stoppen, weil die Anzeigen sogar Spiele unter Windows 11 beeinträchtigten und die Benachrichtigung Teile des Spiels überdeckte.

Ich hatte den Hinweis auf die Werbekampagne am Wochenende auf Twitter bei Windows Latest gesehen. Ausgerollt wurden die Anzeigen bei Benutzern, die Google oder eine andere Suchmaschine in Google Chrome für Windows 10 oder 11 verwenden.

Windows 11: Bing-Werbung für Chrome-Nutzer

Ein Pop-Up am rechten unteren Rand des Desktop warb dort aggressiv dafür, doch Bing.com als Suchmaschine zu verwenden. Die müssen Bing wohl wie Sauerbier anpreisen – weil die Leute wohl eher auf alternative Suchmaschinen setzen und auch keinen Bock haben, die AI-Mist von Microsoft vorgesetzt zu bekommen.

Windows Latest hat das Ganze in diesem Artikel thematisiert und beklagte sich, dass dieses Popup, dass die Verwendung von Microsoft Rewards-Punkten und Bing-Chat promoten soll, sich in verschiedenen Windows 11-Einstellungen breit mache. Es dringt in Benachrichtigungen und den Fokusassistent ein, heißt es. Zudem soll diese Anzeige während Spiele-Sessions angezeigt wird. Einige Benutzer haben Windows Latest berichtet, dass sie das Popup-Fenster angezeigt erhielten, obwohl sie ein Spiel im Vollbildmodus laufen ließen. Eigentlich ein „geht gar nicht verhalten“, was man von Adware und Malware kennt, aber bei Microsoft an der Tagesordnung zu sein scheint.

Per Server-seitigem Update ausgerollt

Das Ganze wurde laut Windows Latest serverseitig per Update ausgerollt. Und hier wird es interessant. Ich hatte ja zum 27. August 2023 den Blog-Beitrag Edge 116: Obskure Dateien bgaupdate.exe und bgaupsell.exe veröffentlicht, der sich mit zwei obskuren Dateien beschäftigte, die mit dem Microsoft Edge ausgerollt wurden. Die Popup-Aufforderung, als Standardsuchmaschine das KI-gestützte Bing.com in Chrome zu verwenden, wird laut Windows Latest durch die Datei BGAUpsell.EXE ausgelöst, die im Ordner C:\Windows\Temp\MUBSTemp abgelegt ist.

Diese Datei hatte ich in obigem Blog-Beitrag erwähnt, nachdem Nutzer sich gemeldet hatten, weil die Dateien teilweise als Malware gemeldet wurden (was sie im Grund ja auch sind, Malware, signiert von Microsoft, um seine Nutzerschaft zu traktieren). Die Datei gehört zum „Microsoft Bing Service 2.0“ und wird auch verwendet, um Benachrichtigungen zu Bing und Edge unter Windows 11 anzuzeigen.

Microsoft stoppt Kampagne

EP wies mich gerade im englischsprachigen Blog in einem Kommentar auf einen weiteren Artikel von Windows Lastest hin. Windows Latest hatte bei Microsoft nachgefragt, was die aggressive Kampagne soll. Ein Microsoft Sprecher wird von Windows Latest nun so zitiert, dass dem Unternehmen bekannt sei, dass diese Bing-Popups über Spielen eingeblendet wurden und Einstellungen für Benachrichtigungen von Windows 11 ignorierte.

Es heißt von Microsoft, dass diese Werbe-Kampagne gestoppt wurde, und das Unternehmen die Situation untersucht. Tests von Microsoft haben bestätigt, dass diese Werbung deaktiviert wurde. Im Artikel schreibt Windows Latest, dass Microsoft wohl erkennen könne, ob Edge für 48 Stunden nicht ausgeführt und eine andere Suchmaschine als Bing im Google Chrome verwendet werde.

Wird eine DSA-Beschwerde fällig?

An dieser Stelle möchte ich von deutschsprachigen Blog-Lesern wissen, ob dort auch die betreffende Popup-Meldung mit der Aufforderung, zu Bing zu wechseln, um Rewards zu bekommen und das AI-gestützte Bing.com zu nutzen, angezeigt wurde. Gut wäre, wenn Screenshots vorlägen, falls die Kampagne auch in Europa gefahren wurde. Der Hintergrund meiner Frage ist, dass seit einigen Tagen der Digital Service Act (DSA) in der EU gilt (siehe 25. August 2023: Ab heute gilt der EU Digital Services Act; Big-Tech muss reagieren).

Da Microsoft als Gatekeeper eingestuft wurde, obliegen dem Unternehmen bestimmte Pflichten. Dazu gehört ein Verbot des Lock-in in das eigene Eco-System, oder Verbot von Vorgaben, welches Apps Nutzer verwenden müssen. Es gibt zwar noch eine sechsmonatige Übergangsfrist, aber man könnte ja schon mal eine DSA-Beschwerde gegenüber der EU-Wettbewerbskommission einreichen. Denn Microsoft bettelt mit solchen Aktionen flehendlich nach „Schlägen“ – oder sehe ich das mal wieder zu schräg?

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11 Antworten zu Windows 11: Aggressive Bing-Wechsel-Werbung im Chrome wieder gestoppt

  1. Michael sagt:

    konnte keine der Meldungen beobachten, weder im Unternehmensumfeld mit ein paar hundert Clients, noch privat.

  2. John Doe sagt:

    Das ist wieder so ein perfektes Beispiel, das einem der PC unter Windows einfach nicht mehr gehört. Er gehört Microsoft. Egal wie viele „opt-out“-Buttons die einem offerieren damit man naiv glaubt, man hätte die Kontrolle…. die schaffen es doch immer wieder ihren „scheiss“ auf dem Rechner aufpoppen zu lassen. Warum Leute sich das immer noch antun ist mir schleierhaft.

    • Steter Tropfen sagt:

      Nicht anders als bei Smartphones, die zwar teuer zu bezahlen sind, im Grunde aber Apple oder Google (und anteilig dem Hardware-Hersteller) gehören, die dort machen können, was sie wollen. Werbebotschaften inklusive.
      Nachdem sich die Nutzer das offenbar gefallen ließen, ist es doch nicht verwunderlich, dass das nun auch auf den PCs Einzug hält.

      • Hummel sagt:

        ich bekomme keine Werbebotschaften von Apple. Weder direkt auf dem iPhone, noch im App Store.
        Vorschläge im App Store, aber was kümmern die mich?

  3. oli sagt:

    Hatte die Meldung (und die entsprechenden Dateien in meinem Windows 10-System) vor 3 oder 4 Wochen gehabt. Hab dann aber selber schnell rausbekommen, dass es keine richtige Malware ist, sondern nur Adware von M$. Prozess beendet, Dateien gelöscht, Spuk beendet.

    Im übrigen hab ich die automatischen Windows Updates deaktiviert. Diese BGAUpsell.EXE im Windows/temp-Ordner musste über den Edge-Update Dienst reingetrudelt sein, der für das Aktuellhalten des Edge-Browser zuständig ist. Ich war tatsächlich am überlegen, den scheiß Edge inkl. Updater rauszuoperieren. Aber irgendwie befürchte ich, dass MS den wieder draufspült oder in Zukunft irgendwelche Updates nicht sauber aufgespielt werden können oder irgendnen anderer Mist nicht funktioniert.

  4. McAlex777 sagt:

    Irgendwann werden die Leute feststellen, das man Edge, Defender und Windows-Updates auch gänzlich abstellen kann. Diese können via Chrome/Firefox, Thirdparty Antivirus ersetzt werden, und man hat nahezu die gleiche Systemsicherheit, wenn man mit Userrechten unterwegs ist, und nur ausgewählte Software installiert.

    Dann patcht man halt nur noch jährlich zum Funktionsupgrade.

    Google: sordum update blocker
    Google: sordum edge blocker
    Google: sordum defender control

  5. C.Waldt sagt:

    msedge.exe einfach in der Firewall sperren und gut ist ;-)
    Dann flutschen die Updates, man kann den dollen Browser weiter updaten und bleibt vor so einem Quatsch verschont 🥳

    —Grüße—

  6. IT-Eule sagt:

    Auf meinem Windows-Rechner auf der Arbeit mit Windows 10 Enterprise habe ich die Meldung angezeigt bekommen, ansonsten aber weder bei anderen Rechnern in der Firma, noch bei meinem Rechner Zuhause (wobei ich dort auch kein Chrome nutze). Screenshot davon hab ich leider nicht, hab den Mist weggeklickt.

  7. HugBunter0815 sagt:

    Nein, den PopUp hatte ich nicht, mir war nur der Prozess im Taskmanager aufgefallen.

    Die BGAUpsell.EXE wurde bei mir auch auf einem frisch installierten Windows 11 gestartet, auf dem noch gar kein anderer Browser installiert wurde.

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