Seit das Service Pack 1 für Windows 7 verfügbar ist, häufen sich die Hilferufe gestresster Anwender, die das System ruiniert haben oder deren Installation mit Fehlern abbricht. Einiges hätte durch Befolgen einiger Grundregeln vermieden werden können. Hier eine Liste der größten “Sünden”.
Keine Vorbereitungen getroffen
Es kann nicht häufig genug gesagt werden: Vor der Installation eines Service Pack sollten ein paar Vorbereitungen durchgeführt werden. Als essentiell sehe ich die Sicherung wichtiger Dokumentdateien – besser ist eine Systemabbildsicherung, die mit allen Windows 7-Versionen möglich ist.
Hilfreich ist es auch, wenn Sie eine Sicherung der vom System benötigten Treiber vorrätig haben. Zudem sollten die Treiber auf dem aktuellen Stand sein und funktionieren.
Microsoft Security Essentials (sofern installiert) ist auf die Version 2.x zu aktualisieren (sonst läuft das Update nicht durch). Zudem gelten bestimmte Mindestanforderungen an freie Festplattenkapazität. Unter [1] habe ich einige Hinweise zur Vorbereitung gegeben. Unter [2] gibt Microsoft noch zusätzliche Hinweise – wozu auch ein Scan auf Malware gehört (da diese die Installation auf’s Kreuz legen kann).
1: Winkelzüge: Windows 7 Service Pack 1 (Teil 2)
2: Vorbereitungshinweise von Microsoft
Kein Systemupdate-Vorbereitungstool installiert
Microsoft empfiehlt dringend, das Systemupdate-Vorbereitungstool [3] zu installieren. Dieses Tool versucht bestimmte Komponenten von Windows 7 zu reparieren und kann eine ganze Reihe an Fehlern abfangen [4].
3: Systemupdate-Vorbereitungstool
4: Windows 7 Service Pack 1 Troubleshooting-Tipps
[Update] Zu viele Sprachpakete installiert
Besitzer von Windows 7 Ultimate bzw. Enterprise können zusätzliche Sprachpakete im Rahmen von Updates installieren. Zwischenzeitlich kristallisiert sich aber heraus, dass bei Systemen mit mehr als 4 installierten Sprachpaketen die SP1-Installation scheitert. Also empfiehlt es sich, die Sprachpakete vor der SP1-Installation zu deinstallieren. Systeme, die mit Tools wie Vistalizator “behandelt” wurden, sind ebenfalls korrumpiert. Hier hilft nur die radikale Deinstallation der Sprachpakete.
System schon vorher kaputt
Ich behaupte, ein Großteil der Problembären bei der Service Pack 1-Installation geht auf Systeme zurück, die schon vor vom Anwender kaputt installiert wurden. In diese Reihe gehören auch Windows 7-Installationen, auf denen vorher die RC des SP1 installiert war. Im Microsoft Social Answers-Forum gibt es durchaus die Fälle, wo trotz Deinstallation des SP1 RC noch Teile zurückblieben. Und wer eine Datenträgerbereinigung durchgeführt hat, kann den RC nicht mehr entfernen.
Die anderen Problemkandidaten sind der Internet Explorer 9 RC, der ebenfalls munter auf die Systeme geknallt wird. Ich kenne mindestens einen Fall, in dem alleine die Deinstallation des IE 9 RC das Installationsproblem behob. Und noch einen hätte ich – die allseits so beliebten Defragmentier-Utilities [5].
Ist Windows Update bereits kaputt oder liegen defekte Systemdateien vor, dürfte auch auch nicht mit der SP1-Installation klappen. Unter [1] gebe ich einige Tipps, was man da zur Vorbeugung tun kann.
5: Defragmentieren unter Windows 7 – Teil 2
Wir nutzen Optimierungstools bis ins Grab!
Ganz lieb und teuer (und daher direkt nach dem Abschnitt “kaputtes System”) sind mir natürlich TuneUp & Co – nachdem ComputerBild, PC-Welt und was weiß ich gerade in den aktuellen Ausgaben TuneUp Utilities 2011 als “Testsieger” gekürt und auf Heft-CDs verteilt haben, kommen die Einschläge (zumindest im Microsoft Social Answers-Forum zu Windows 7) immer näher. Als Kollateralschaden trifft es dann halt auch ein paar naive Anwender, die sich mit diesen “Rundum-ruinier-mich-vollständig”-Tools ihr System ins Nirvana optimiert haben. Wenn dann der Service Pack 1-Installer das Handtuch wirft und ein total korrumpiertes System zurücklässt, ist das Geschrei zwar groß. Aber ein gutes hat die Sache: Es gibt danach ein paar frisch installierte Systeme im Land – und vielleicht ein paar Kandidaten für Botnetze weniger.
Internet Security Suite macht Ärger
Sehr beliebt sind ja auch die Internet Security Suites mit “rundum-schlag-mich-tot”-Schutz, Gürtel und Hosenträger. Die Featureliste auf der Verpackung hört sich auch ganz beeindruckend an – die Liste der Probleme, gesammelt in den letzten 12 Monaten aus Anfragen aus den Microsoft Social Answers-Foren schlägt die Featureliste der Hersteller aber um Längen. Hier heißt es radikal: Internet Security Suite deinstallieren und dann ein Clean Tool des Herstellers hinterherschicken.
In die gleiche Kategorie gehören die Zusatzfirenwalls, die von diversen Herstellern in Form von Paketen oder auch kostenlos angeboten werden. Commodo-Firewall, ZoneAlarm etc. fallen daher auch in diese Kategorien. Neben dem Fakt, dass Windows 7 über eine leistungsfähige Firewall (die, wer unbedingt Aufwand haben will, auch als 2-Wege-Firewall konfiguriert werden kann) verfügt, gibt es genügend Fälle, wo die im vorherigen Satz genannten Goodies ursächlich für dicke Windows-Probleme waren.
Vom Anwender/Hersteller kaputt konfigurierte Systeme
Zur Zeit lässt es sich noch nicht ganz fest machen. Aber es deutet sich bei den in den Internetforen aufschlagenden Anwendern schon an, dass Geräte bestimmter Hersteller häufiger mit SP1-Problemen betroffen sind. Daher empfiehlt es sich insbesondere im Bereich der Notebooks herstellerspezifische Dienste und Tools zu deinstallieren.
Auch die kaputt konfigurierten Systeme mit verhunzten Umgebungsvariablen für TEMP und TMP, mit verlagerten Benutzerprofilen sowie mit kaputten Bibliotheken könnten ursächlich für einige Probleme sein.
In vielen Fällen bleibt dann nur noch die Radikallösung: wichtige Dateien und ggf. Lizenz-Keys sichern, Windows 7 auf den Werksauslieferungszustand zurücksetzen oder ein clean Install durchführen und danach das SP1 installieren. Anschließend können die Anwendungen erneut installiert und eingerichtet werden.
Ähnliche bzw. ergänzende Beiträge:
X1: Windows 7 SP1 allgemein verfügbar
X2: Verbesserungen im Service Pack 1
X3: Winkelzüge: Windows 7 Service Pack 1 (Teil 1)
X4: Winkelzüge: Windows 7 Service Pack 1 (Teil 2)
X5: Windows 7 Service Pack 1 Troubleshooting-Tipps
X6: Service Pack 1 Fehlerdiagnose & Package-Store (.mum,.cat) Reparatur
X7: Win 7 SP1-Fehler 0×80073701 (Assembly Missing)
X8: CBS-Store durch Updates defekt, wie reparieren?
X9: Win 7: Defekte Packages-Dateien reparieren
X10: .NET-Framework macht Probleme
X11: Bugliste: Kollateralschäden durch’s Service Pack 1
Hallo,
netter Artikel, allerdings an meiner Realität vorbei. Ich habe zu Hause 4 Rechner mit SP1 upgedated, bei dreien davon (alle mit Tune-up versaut) lief die Installation problemlos, einziger Problemfall ist ein neu aufgesetzter Rechner der bis auf die nagelneue Windows 7 installation noch kein anderes Programm gesehen hat.
@Frank: Dann gratuliere ich dir – meine Erfahrung aus ca. einem Jahr aktive Arbeit in Microsofts Windows Foren, eigene Tests mit solchen Tools (in VMs) bestärken mich immer mehr, dass TuneUp & Co. letztendlich „Schlangenöl“ sind – und in der Hand normaler Anwender im dümmsten Fall ziemlich gefährlich sind.
Und zu deinem „neu aufgesetzten Rechner“ wäre die spannende Frage, was dort konkret für Probleme vorhanden waren.