In Foren tauchen immer wieder Anwender auf, die sich darüber beschweren, dass da “plötzlich” ein Laufwerk Q: oder R: im Ordnerfenster Computer angezeigt wird. Werkelt da ein Virus im System, oder was hat es mit dem ominösen Laufwerk auf sich?
Das in Windows (auch ohne die Diskettenlaufwerke A: und B:) ein “ganzer Stall!” an Laufwerken, angefangen vom System (C:) über Datenpartitionen (D:, E: etc.) bis hin zu optischen Laufwerken und Speicherkartenlesern werkeln, ist den meisten Anwendern bewusst. Nutzer der “alten Schule” legen sich ggf. noch Netzlaufwerke auf Freigaben, werden also mit Laufwerksbuchstaben Z:, X: etc. konfrontiert. Auch das Laufwerk mit dem Buchstaben X:, welches in einer gebooteten Windows PE-Umgebung auftaucht, ist ggf. Benutzern mit etwas Erfahrung bekannt. Aber das plötzlich auftauchende Laufwerk Q: (oder ggf. R:) macht dann doch schon so manchen Anwender nervös (unter [1] ist eine typische Anfrage, die mir in Foren mehrfach unter die Augen gekommen ist).
And the winner is?
Dabei ist die Erklärung ganz einfach: Bei vielen OEM-Systemen für den Konsumerbereich packen die Hersteller die Microsoft Office 2010 Starter-Edition mit auf’s System. Und Office Starter verwendet eine Virtualisierungstechnologie “click-to-run” (C2R), bei der die Dateien in ein virtuelles Laufwerk abgelegt werden. Und genau dies ist die Ursache, dass plötzlich ein Laufwerk Q: im System auftaucht. Je nach virtualisiertem Produkt kann auch das Laufwerk R: belegt sein [3].
Anmerkung: Die click-to-run Technologie wird von Microsoft verstärkt zur Anwendungsvirtualisierung mit Streaming eingesetzt [2]. Eine schöne Erklärung, was hinter click-to-tun für Microsoft Office steckt, hat Ursula Eilers auf der Seite Office-Hilfe.de [3] veröffentlicht und sich auch noch ein paar Gedanken dazu gemacht. Im Hinblick auf Office 2010 Starter ist damit auch klar, dass die Installation scheitert, sobald der Laufwerksbuchstabe Q: bereits belegt ist. Wenn ich da an mein altes Produktivsystem denke, wo 5 bis 6 logische Laufwerke eingerichtet waren, gelegentlich eine zweite und dritte Festplatte mit mehreren logischen Laufwerken dazu kam und auch noch zwei Multiformat-Speicherkartenleser, zwei optische Laufwerke und ggf. noch virtuelle Laufwerke eingerichtet waren, wurde es durchaus mit frei verfügbaren Laufwerksbuchstaben knapp. Office 2010 Starter spielte dort glücklicherweise keine Rolle – aber gut zu wissen, wo es Probleme geben kann. Und das sind die (seltenen) Situationen, wo ich neidvoll auf meine Linux-Installationen blicke, wo die mount-points für Datenträger einfach in das vom Root \ aufgebaute Dateisystem in ein Mount-Verzeichnis eingehängt werden – keine Notwendigkeit, mit Laufwerksbuchstaben zu hantieren.
Kann ich das Laufwerk ausblenden?
Nachdem die Frage, wer für das Laufwerk Q: verantwortlich ist, geklärt wurde, taucht gleich das nächste Problem auf. Mancher Anwender möchte das Laufwerk einfach ausblenden. Einen Ansatz mittels eines Registrierungs-Eingriffs hat Microsoft-Mitarbeiter Volkan Elveren unter [3] veröffentlicht. Er definiert einfach den DWORD-Wert NoDrives im Zweig:
HKEY_LOCAL_MACHINE\Software\Microsoft\Windows\
CurrentVersion\Policies\Explorer
und setzt einen entsprechenden Filterwert (z. B. Wert 65536 (Dezimal) – das Bit für das betreffende Laufwerk ist auf 1 zu setzen). Nach einem Neustart sollte das Laufwerk nicht mehr angezeigt werden.
Achtung: Ich habe den Ansatz zum Ausblenden von Laufwerkssymbolen über NoDrives-Einträge in meinen diversen Windows-Titel skizziert. Wer den Ansatz verfolgt, sollte folgende Sachen wissen bzw. beachten.
Bei vielen Systemen ist der Unterschlüssel Explorer im Policies-Zweig nicht vorhanden und muss ebenfalls mit angelegt werden. Zudem erfordert der Zugriff auf den Zweig Policies administrative Berechtigungen. Der Registrierungs-Editor ist daher durch Eingabe von regedit im Suchfeld des Startmenüs und Drücken der Tastenkombination Strg+Shift+Enter aufzurufen.
Der Benutzer kann in der Eingabeaufforderung weiter auf das Laufwerk C: zugreifen und dieses auch im Adressfeld des Browsers eingeben.
Links:
1: Microsoft Forenanfrage
2: Office 2010 Streaming Click-to-Run Installation (Georg Binder)
3: Office 2010 click-to-run Laufwerk Q ausblenden
4: Update, repair, or uninstall Office Click-to-Run products
Die Technologie hinter Click 2 run ist Microsoft App-V, von dort kommt das Laufwerk Q