Microsoft, Google, der Datenschutz und die Cloud

Momentan ist das Thema “Cloud” ja in vieler Munde, Datenschutzthemen kommen allenfalls mal mal am Rande vor (wenn Thilo Weichert mal wieder Facebook oder Google an den Karren fährt). Momentan ist es aber eher Microsoft, welche eine Kampagne gegen Google initiiert, und die Datensammelei des letztgenannten anprangert. Ziel von Microsoft ist es, die “Anwender” vor Googles-Diensten zu warnen – und natürlich seine eigenen Dienste in ein günstiges Licht zu rücken. Zeit, mal die Szenerie mit einem Spotlicht auszuleuchten.

Momentan zieht Microsoft ja in einer Kampagne gegen Google hinsichtlich Datenschutz vom Leder. Einen kurzen Abriss kann man z.B. hier finden – readwrite.com titelt Microsoft Launching Another Pathetic Smear Campaign Against Google. Laut Microsoft scannt Google Nutzerdaten in Gmail und zieht Daten heraus. Nee is klar, würde Atze wohl sagen. Wer Gmail verwendet, sollte sich bewusst sein, dass Google da seine Filter drüber laufen lässt.

Aber wenn wir schon das Licht anschalten, werfen wir doch einen Blick auf Microsoft. Wie Microsoft mit den anvertrauten Daten umgeht, lässt sich z.B. in diesem Artikel nachlesen. Ist zwar schon ein paar Tage her, aber die Fälle sind vorgekommen.

Konto futsch, Daten futsch, Leben futsch

Im günstigsten Fall werde ich als Benutzer also vom SkyDrive-Laufwerk ausgesperrt, wobei mein (Hotmail-)Konto blockiert werden kann. Damit komme ich als Nutzer nicht nur nicht mehr an meine Daten heran. Eine Sperre eines Nutzer-Kontos kann durchaus drastischere Konsequenzen haben. Wer z.B. Windows 8 oder Windows Phone mit einem Microsoft-Konto verbunden hat und dieses gesperrt bekommt (weil der Hotmail-Account blockiert ist), hat echte Probleme:

  • keine Windows-Anmeldung mehr – und auch kein Zugriff auf das Konto im Store oder auf gekaufte Apps.
  • Daten, Mails und was weiß ich, die bei Microsoft-Diensten gehostet werden, sind auch weg.

Momentan sind mir zwar keine konkreten Fälle im deutschsprachigen Raum bekannt. Aber im Microsoft-Forum schlagen genügend Leute auf, die sich den Windows 8-Zugang ruiniert haben, weil sie irrtümlich selbst ein Microsoft-Konto oder das Hotmail-Konto, welches Basis für die Einrichtung eines Microsoft-Kontos war, gelöscht haben. In meinen Büchern empfehle ich längst, unter Windows 8 mit lokalen Benutzerkonten zu arbeiten, um die vielfältigen Fallen, die bei Microsoft-Konten lauern, möglichst zu umgehen. Und kostenpflichtige Apps lege ich mir aus prinzipiellen Erwägungen auch keine zu (hat was mit Shop-Systemen und der Bezahlung per Kreditkarte zu tun).

Mir brauchen keine Industriespione…

Aber es geht noch weiter. Hier hatte ich ja kürzlich darüber berichtet, dass Microsoft bereits kurz nach dem Office 2013-Start über 1 Milliarde Office-Dokumente auf SkyDrive hostet. Meine Gedanken beim Lesen des Microsoft-Blog-Beitrags: Hm, die zählen also die Office-Dokumente – dann wissen die natürlich auch, was da drin steht. Und alles ganz legal über die AGBs und Nutzungsbedingungen abgesichert.

Als Firma wäre ich nun extrem hellhörig, wenn es um die Speicherung meiner sensitiven Daten geht. Denn eines ist ja wohl klar, Microsoft weiß, was auf seinen SkyDrive-Laufwerken steckt und wertet diese imho auch aus. Die US Homeland Security wirft da einen Blick über die Schulter – wäre nicht das erste Mal, dass sensitive Daten aus Firmendokumenten mal gleich an die amerikanische Konkurrenz gehen.

Und das Fazit?

Als erstes fällt mir bzgl. der Microsoft-Kampagne gegen Google ein Spruch meiner längst verstorbenen Großmutter ein “Pack schlägt sich – Pack verträgt sich”. Zweiter Gedanke: Eigentlich muss ich ja mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich meine Dokumente in der Cloud – egal, ob bei Google, oder bei Microsoft oder bei jemand anderem – speichere. Denn Apple und Amazon fahren den gleichen Stiefel.

Und wenn ich dann so weit bin, kommt natürlich die Gretchenfrage, die dann schon arg defätistisch wird: Was nützen mir angesichts dieser Zustände eigentlich die neuen Produkte wie Windows 8, Office 2013, Android, iOS, Mac OS X, die alle die Tendenz haben, Funktionen online auszulagern und Informationen sowie Daten in die Cloud – und damit in den Zugriffsbereich der betreffenden Firmen abzuziehen?

Ketzerische Abschlussbemerkung: Wenn die OpenSource-Fritzen sich nicht ständig selbst im Wege stehen würden, könnte die Zukunft für Linux, OpenOffice.org/LibreOffice & Co. so richtig golden aussehen. So, und nun schalten wir das Licht wieder aus – damit alles beim Alten bleibt …

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