Google+ – Kerle, Kerle, kein Konzept und keinen Plan …

Die Nacht hat Google ja das Layout seines Social Networks Google+ kräftig umgestellt. Die Redaktion bei heise.de titelt Google+ wird schicker und tiefer – manche sind begeistert! – aber das neue Layout separiert. Einfach meine 2 Senf …

Ich muss gestehen, ich bin (seit der Beta-Phase) begeisterter Anhänger von Google + und habe das Netzwerk immer als gute Infoquelle benutzt, wo ich auf einen Blick sehen konnte, was in den von mir zusammengestellten Streams los war. Als es mich gestern Abend kalt erwischt hat, dachte ich noch “ich glaube ich werde alt” – und es blitzte so was wie ein “hat Microsoft seine Finger im Spiel” deja vue-Erlebnis durch meinen Kopf. Eine Nacht drüber geschlafen, schon wandelt sich das Ganze in eine “welches Gras haben die da geraucht?” Frage. Es ist mir durchaus bewusst, dass Leute das neue Layout prickelnd finden – kann ich mit legen. Aber ich kann es mir nicht verkneifen, auf ein paar Punkt hinzuweisen, wo nachgebessert werden sollte.

Worum geht’s denn?

Nun, gerade heraus – wer Google + aufruft und sich anmeldet, wird (zumindest auf einem größeren Screen) mit dem nachfolgenden Layout begrüßt (das Layout richtet sich wohl nach benutztem Gerät und der Bildschirmgröße). Was mich (auf meinem 24 Zoll Screen) sofort angesprungen ist: Die klitzekleine Schrift in den Beiträgen (1) und das mehrspaltige Layout (2) – ich hatte sofort das Gefühl “da kannst Du nix mehr auf die Schnelle erfassen”.

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Je nach Bildbreite kommt der Stream in zwei oder drei Spalten daher (Facebook lässt grüßen). Alles kommt nett und animiert daher – am linken Rand des Streams findet sich noch ein Logo (3), welches mir mitteilt, wie viele neue Beiträge gerade eingetrudelt sind (brauche ich nicht, das nervt!) – dafür hat man aber die Seitenleiste zur Navigation entfernt (nur bloß nicht zu viel an Information anzeigen Zwinkerndes Smiley).

Zeigt man per Maus (oder dem Finger) auf den Link “Übersicht” (3), springt einem die Infoleiste temporär am linken Rand entgegen. Bewegt man sich weg, verschwindet die Infoleiste zum Abrufen diverser Funktionen wieder. Kommt bei Novizen besonders gut – “huch, jetzt hab ich’s kaputt gemacht” – und ich hatte mein deja vue, ärgere ich mich doch maßlos über den Abmeldelink bei WordPress, der auch über ein aufklappbares Menü zum Befehl “Abmelden” führt. Ich brauche auf Mobilgeräten meist drei oder vier Versuche, bis ich es so hinbekomme, dass das Popup-Menü geöffnet bleibt und ich den Abmelden-Befehl wählen kann. Nix für Leut’s mit nervösem Zeigefinger …

Lässt sich der Irrsinn noch steigern? Ja, lässt sich! Früher hatte ich in der linken Seitenleiste die Möglichkeit nach Kreisen zu filtern, um den Nachrichtenstream gezielt anzeigen zu lassen. Dachte erst, der ist verschwunden – kam erst irgendwann auf den Trichter, dass ich das Aufklapp-Menü Mehr (4) für die Navigation zu verwenden habe …

… ach ja, wo wir gerade schon mal dabei sind: Für mich alten Knacker ist es ja ganz witzig, dass man die Gehirnzellen am Denken hält. Trotzdem: Warum ich auf Mehr gehen darf, um unter Stream-Layout von mehrzeilig auf einzeilig umzustellen – aber unter Übersicht die Einstellungen finde, erschließt sich mir trotzdem nicht. Und gerade beim Schreiben dieser Zeilen getestet und mich mächtig geärgert. Trotz Maus brauchte ich drei Anläufe, um Einstellungen anzuwählen (weil die Seitenleiste mit den Icons sich mehrfach ausblendete – war mir gar nicht bewusst, dass ich so eine nervöse Maushand samt Mausfinger hätte – aber egal).

Dafür tauchte gestern eine richtig fette Hangout-Leiste am rechten Seitenrand auf. Offenbar war ich beim Klicken auf das kleine Icon (5) geraten – heute war nur das Icon vorhanden, ohne den Hinweis “Hangouts” – Gott sei Dank – jetzt weiß ich wenigstens, wie ich diese Leiste ausblenden kann.

GUI-Gau in Reinkultur …

Unter’m Strich: Ein einziger Informationsbrei, der mir animiert in die Browserseite gekippt wird. Ein GUI-Gau – so würde ich’s mal bezeichnen – ich glaube, so mancher Designer springt jetzt aus dem Fenster. Von einer intuitiven Benutzerführung (wie zu Beginn von Google+), die den roten Faden faden bietet und mir mit einem schnellen Scrollen des Streams eine Übersicht, was in meinen Kreisen so los ist, ermöglicht, ist das Ganze jetzt meilenweit entfernt (mit dem von mir einspaltig eingestellten Layout geht es halbwegs).

Dass jetzt dieses Google+ so richtig schnell geworden sei, kann ich dagegen nicht feststellen. Da animiert zwar was – aber ich darf 1 – 2 Sekunden warten, bis die Info dann da ist – dann muss ich mich mächtig konzentrieren, um die Texte bei diesem kleinen Schriftgrad halbwegs lesen zu können – mit schnell überfliegen ist da nix mehr.

Nee, so wird das nix. Dachte ja, ich bin der Einzige, dem das so geht (Stichwort “ich werde alt, sehe und höre nix mehr und produziere nur noch Mecker…”). Gehe ich in heise.de in’s Forum, springt mich das hier an, in meinem Google+ Kreisen tauchen auch einige Leute mit der Feststellung auf “Mir gefällt das überhaupt nicht” – oder “ich bin verwirrt, was ist das für ein Layout”. Viele Tipps zum Anpassen gibt es auch schon – und Blogger Kristian Köhntopp hat bei Google+ seine 3 x 15 Minutes of Google Hate abgelassen.

Beim Versuch, einen Beitrag in meinen Kreisen abzurufen, bin ich dann auf die Seite der betroffenen Person geraten und habe festgestellt, dass da das zweispaltige Layout für den Stream vorherrscht (während ich meinen Stream auf einspaltige Anzeige zurückgesetzt habe). Keine Option, um irgend etwas am Layout umzustellen. Und die Kommentare im folgenden Screenshot, wie “Holy Fuck +Google+”, transportieren auch eine deutliche Botschaft.

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Es mag einen tieferen Sinn für das alles geben – oder auf manchen Geräten besser klappen. Aber im Browser ist das alles nix. Nach etwas nachdenken und Recherche bin ich zum Schluss gekommen “höchstwahrscheinlich bin ich noch nicht zu alt – aber die Jungs auf dem Google-Campus sollten einfach mal ein paar Stunden raus an die frische Luft gehen – macht den Kopf klar – und vielleicht nochmals drüber nachdenken, wie man ein GUI-Design so implementiert, dass die Masse der Benutzer da halbwegs mit zurecht kommt”. Soll ja GUI-Designer geben, die ihren Job verstehen – und vielleicht auch mal ein paar Leute aus der Altersgruppe 50Plus zur Begutachtung heranziehen – es sei denn, die mag man bei Google + außen vor lassen …

Und noch was: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Kleine Motivation für euch Google-Entwickler: Fehler macht jeder – Coca Cola hat gezeigt, wie man’s ausbügelt – und von Microsoft behauptet man, die versuchen das jetzt auch. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt …

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2 Antworten zu Google+ – Kerle, Kerle, kein Konzept und keinen Plan …

  1. Günter Born sagt:

    Nachträge: Hier noch ein paar Gedanken zu Design-Entscheidungen. Und eine Betrachtung zu den Scroll-Optionen gibt es auch.

    Einen Fix für die mehrspaltigen „angesagte Beiträge“-Problematik gibt es hier. Und eine Liste mit Tastenkürzeln hat auch jemand zusammen geklöppelt.

    Die gesammelten Klopper gibt’s hier. Scheinbar ist das „etwas in die Hose gegangen“ und Google hat viel zu fixen.

    Mann, sind wir leidensfähig – früher gab es noch den Anspruch „Man bekommt eine Software, die kann man direkt benutzen“ – heute sind wir ein Stück weiter – Linux: darfst Du anpassen, Windows 8: musst Du anpassen, Google +: würde ich gerne anpassen, wenn ich nur wüsste wie …

    … ist zwischenzeitlich passiert – quick and dirthy – aber man kann Google + wieder benutzen.

    Und bei TheVerge gibt es noch einige Artikel (hier zu G+) zu ersten Updates diverser Sachen. Und hier hat Oliver Sperke noch ein paar Punkte aufgelistet, die in die Hose gegangen sind.

  2. Günter Born sagt:

    ZDNet.com hat jetzt zwei Artikel zum neuen Google + Layout publiziert. Im ersten Artikel [1] gibt’s eine Bildergallerie mit vorher / nachher Screenshots. Unter [2] findet sich eine Zusammenfassung von „love and hate“.

    1: http://www.zdnet.com/the-brighter-more-colorful-google-gallery_p3-7000015561/
    2: http://www.zdnet.com/love-and-hate-the-new-google-look-7000015560/

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