Samsung produziert (noch) nette Geräte, die sehr beliebt bei den Anwendern sind. Und Samsung hat Erfolg – gerade ging die Meldung über 40 Millionen verkaufter Galaxy S4 durch’s Web und nach einer weiteren Meldung verbuchte der Hersteller gerade einen Rekordgewinn von 5,6 Milliarden Euro im 3. Q. 2013. Andererseits hat es für mich langsam den Eindruck, dass Samsungs Geschäftsmethoden sich zum “geht gar nicht” entwickeln. Vielleicht mal Zeit, unter dem Thema “don’t be evil”, einen kleinen Blick auf die Details zu werfen und Fragen zu stellen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass sich Samsungs Geschäftsmodell zunehmend zum “blöder Kunde: Kauf endlich, oder mach dich vom Acker” entwickelt und der Konzern neben attraktiven Produkten durch Maßnahmen zur Kundengängelung auffällt.
Samsung, ihr habt schon länger ein Problem
Bei großen Konzernen kann immer mal was schief laufen – von daher sollte man nicht alles auf die “Goldwage” legen. Aber irgendwann ist Samsung bereits als Anbieter von Windows-Systemen (Ultrabooks, Notbooks) hier auf meinem Radar aufgetaucht. Da gab es die Geräteserie mit UEFI, welche u.U. bereits durch die Installation eines Linux-Systems gebrickt wurden. Hier wird bestätigt, dass ein Bug in der UEFI-Implementierung für dieses Verhalten verantwortlich sei. Gut, kann passieren, beim nächsten Mal machen wir es halt besser – und den Betroffenen könnte man ja im Rahmen der Kulanz einen großzügigen Ersatz leisten …
Als sich Käufer von Samsung-Geräten per E-Mail und im Blog meldeten, weil sie durch Umpartitionierung ihre System gebrickt hatten, habe ich etwas genauer hingeschaut. Anscheinend wird die Partitionierungsstruktur so aufgebaut, dass der Anwender da nichts mehr ändern soll. Ich habe seinerzeit (quasi aus gegebenem Anlass) die nachfolgend verlinkte Artikelreihe verfasst.
a1: Windows 8 UEFI-/GPT-Partitionierung enträtselt – Teil I
a2: Windows 8 auf UEFI-/GPT-Hardware – Teil II
a3: Windows 8 UEFI-/OEM-Partitionierung – Teil III
Ich hatte auch noch die Hoffnung, dass es eine technische Erklärung und einen Workaround geben könnte, um den Leuten aus der Patche zu helfen. Eine Nachfrage meinerseits beim Samsung-Pressedienst verlief im Sande – wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn sich da die Samsung-Technik mit ein paar Infos “das geht, das muss man sein lassen” committed hätte. Seinerzeit ist der Artikel Hallo Samsung, wir haben ein Problem … entstanden, der in meinen Augen auch heute noch Gültigkeit hat.
Samsung Galaxy S3/S4: Nicht alles eitel Freude
Zweite Baustelle, die ich aus den Augenwinkeln verfolge, ist das Erfolgsmodell Galaxy S4. Das Teil ist beliebt, 40 Millionen verkaufter Geräte sprechen eine deutliche Sprache. Im Blog habe ich eine kleine Artikelreihe veröffentlicht, weil mir die Telekom (nicht Samsung) beim Verkaufsstart ein Galaxy S4 für 10 Tage bereitstellt. Kein wirklich schlechtes Gerät, aber auch nichts, was, angesichts des Preises von 600 Euro, begehrliche Träume weckte. Und von Samsungs TouchWizSense war ich eher genervt – ist aber eine persönliche Geschmacksfrage und sollte nicht zu hoch bewertet werden.
Als aber immer öfters Anwender in Microsofts Windows-Foren aufschlugen, und sich lauthals beschwerten, dass die Windows-Aktivierung ständig verloren ginge, habe ich mit Recherche begonnen. Die Ursache war in vielen Fällen die Samsung Synchronisierungssoftware KIES bzw. der erforderliche ADB-Treiber. Ich habe es in diesem Artikel adressiert (betrifft Galaxy S3/S4 und wohl auch Note 2/3).
Und dass die PC-Anbindung eines Galaxy S4 zum Hürdenlauf werden kann, wenn man kein KIES mag, ist Samsung Galaxy S4 und die PC-Anbindung – Teil 1 thematisiert. Der Artikel steht nach Monaten immer noch in den Top 10 der am häufigsten abgerufenen Themen – scheint also viele Leute zu tangieren.
Dass manche Besitzer eine Galaxy S4 (beim S3 trifft es wohl seltener zu) nicht lange Freude am Gerät haben, sondern plötzlich einen Display-Riss bemerken, ist ein weiterer Fleck auf der Weste Samsungs. Ich hatte es im Artikel Samsung Galaxy S4: Display-Risse als Problem? angesprochen. Das war der Punkt, wo bei mir der Entschluss fiel, keine weiteren Samsung-Geräte zu erwerben (momentan gibt es nur einen älteren Samsung-Fernseher, der es aber tut). Denn eigentlich stand ein Galaxy S3 oder Galaxy S4 auf dem Radar, da ich ein Gerät für Miracast-Tests haben wollte (nebenbei bemerkt: Ist jetzt ein Nexus 4 als Testgerät geworden, wo es zwar auch Wehmutstropfen wie fehlender microSD-Slot oder nicht wechselbares Akku gibt – aber ich habe ein Stock-Android).
Region-Lock bei Galaxy-Phones – jetzt wird’s ekelig
Was mir dann vor einigen Wochen dann aber etwas die Sprache verschlagen hat, ist der Umstand, dass Samsung seine populäre Samsung Galaxy-Gerätereihe wohl mit einem Region-SIM-Lock ausstattet. Solche Geräte können nur mit SIM-Karten betrieben werden, die in der gleichen Region wie das Gerät gekauft wurden. Ein in Europa erworbenes Samsung Galaxy S3, S4, Note 3 funktioniert also nur mit einer SIM-Karte europäischer Anbieter. Nur mal langsam zum Mitschreiben: Du drückst mehrere hundert Euro für ein Smartphone ab, aber der Hersteller bestimmt, mit welchen SIM-Karten Du telefonieren darfst.
Betrifft nach meinen momentanen Kenntnissen nicht nur Geräte, die nach Juli 2013 gefertigt wurden und mit einem entsprechenden Aufkleber versehen sind. Nach momentanem Informationsstand kann auch schon ein Firmware-Update diesen Region-Lock auf das Gerät aufspielen. Da bekommt das kürzlich gemeldete Firmware-Update auf Android 4.3 plötzlich eine bittere Note (ob da ein Region-Lock drin ist, kann ich nicht sagen). Nachfolgend einige Beiträge zum Thema aus meinem Blog:
b1: Samsung Galaxy Note 3: Mit EU-SIMLock im Anflug …
b2: Neues vom Samsung Region-SIM-Lock
b3: Verhindert Samsungs Region-SIM-Lock doch Auslandseinsatz?
b4: Neue Info vom Samsung Region-Lock
Jetzt wird’s schmutzig
Dass ein harter Wettbewerb unter den Geräteherstellern herrscht, lässt sich nachvollziehen. Und es wird mit harten Bandagen gekämpft. Samsung scheint aber so langsam das Gespür abhanden zu kommen, was geht (nicht nur auf Kundenseite). Gemäß dieser Meldung bei heise.de ist Samsung in Taiwan zu einer Strafe von 250.000 Euro wegen einer Schmähkampagne gegen den Mitbewerber HTC verurteilt worden.
Die von der taiwanesischen Handelskommission ausgesprochene Strafe wegen wettbewerbswidrigem Verhaltens wird Samsung locker aus der Porto-Kasse bezahlen. In meinen Augen wirkt der Image-Schaden aber schwerer.
Ich erinnere mich noch an die Verfahren Apples gegen Samsung wegen kopiertem Design, wo die heimlichen Sympathien bei den meisten Leuten wohl auf der Seite Samsungs lagen. Im Nachgang möglicherweise ein Fehler – zumindest, wenn ich mir die obigen Infoschnipsel so ansehe, ist der Hersteller wohl in die gleiche Kategorie wie Apple oder teilweise Microsoft (die zur Jahrtausendwende wegen unfairer Wettbewerbspraktiken mehr oder weniger durch die US-Kartellbehörden zerschlagen wurden) anzusiedeln.
ID-Chips für Smartphone-Zubehör – der Kunde im goldenen Käfig
Ihr erinnert euch noch an das Thema Druckertinte, welches sogar Gegenstand von EU-Wettbewerbsuntersuchungen ist. Man gibt einen Tintenstrahldrucker zu Dumpingpreisen ab und holt sich ein Vielfaches des Preises über den Verkauf von Druckertinte wieder rein. Druckertinte ist wertvoller als Gold und Tintenpatronen von Drittanbietern werden wirksam durch ID-Chips blockiert.
Bei Recherchen bin ich bereits auf diesen Artikel aus 2012 gestoßen. Trotz universeller microUSB-Schnittstelle wird bei Verwendung fremder Ladegeräte der Ladestrom auf 350 mA begrenzt – während Samsung Ladegerät mit 800 mA laden können. In den Kommentaren wird zwar der technische Hintergrund erklärt. Ich frage mich aber, warum dann nicht die maximal per USB-Schnittstelle zulässigen 500 mA Ladestrom vom Netzteil (was dieses liefern könnte) abgerufen wird. Ich kann mir nicht helfen, das “riecht” mir doch etwas nach Apple, die solche Schikanen gezielt in ihre Peripherie einbauen. Bastler finden übrigens einige technische Hintergründe sowie eine Universallösung in diesem Beitrag.
Aber das ist nur ein Nebenkriegsschauplatz (trotzdem ärgerlich – stellt euch vor, ihr tankt euer Auto der Marke xyz – und bei Aral läuft die maximale Durchlaufmenge an Kraftstoff durch den Schlauch, aber bei Shell, Esso oder No-Name-Tankstellen wird der Durchfluss künstlich begrenzt). Unvorstellbar? Bei Unterhaltungselektronik offenbar an der Tagesordnung.
Aber das Ganze kann noch ekeliger für Kunden werden. Ich habe es die Tage (war auf Urlaub) nur am Rand mitgekommen. Hier einmal drei willkürlich herausgegriffene Meldungen.
c1: Samsung baut ID-Chips in Smartphone-Zubehör ein
c2: Samsung kontrolliert in Zukunft autorisiertes Zubehör per ID-Chip
c3: Bericht: Samsung baut ID-Chips in Smartphone-Zubehör ein
Es ist bisher zwar nur ein Gerücht, welches auf das koreanische Portal ETNews zurückgeht. Aber Samsung will ID-Chips in seine Zubehörteile für Smartphones und Tablet PCs einbauen. Dies kann dann sehr leicht dazu missbraucht werden, Zubehör des Mitbewerbs funktional einzuschränken oder zu deaktivieren.
Meine Meinung
Samsung war mal ein Unternehmen, für dessen Produkte ich mich interessiert habe und für welches ich eine gewisse “Grundsympathie” hegte. Mit Bedauern habe ich seinerzeit die Prozessvolten in den weltweit betriebenen Verfahren Apple gegen Samsung beobachtet. Zwischenzeitlich hat sich das Bild (auch wegen der oben thematisierten Sachverhalte) doch deutlich gewandelt. Aus dem wohlwollenden Interesse an Samsung und deren Produkten ist bei mir ein eindeutig ein “geht gar nicht” und “einen Bogen drum machen” geworden. Habe ich früher noch mit Spannung auf neue Presseberichte seitens Samsung gewartet, lasse ich diese zwischenzeitlich häufig unter den Tisch fallen. Die Qualität der Texte war eh so, dass ich erst noch kräftig recherchieren musste, um die Fakten beisammen zu haben. Testgeräte, um selbst etwas zu eruieren, gab es seitens Samsung eh nicht. Und im Nachgang stieß man dann auf die “dunkle Seite” der Geschickte wie gesprungene Displays, Region-Lock und mehr.
Ich weiß nicht, wie ihr das seht. Aber für mich sind Samsung-Geräte zwischenzeitlich ein “no go” beim Kauf. Der Wettbewerb (speziell Apple) ist zwar auch nicht (viel) besser – aber mit Samsung hatte man immerhin einen Hersteller, der Android-Geräte mit Wechselakku und microSD-Kartenleser bereitstellte. Persönlich haben mich (neben dem Preis) die Samsung-Bedienoberflächen-Aufsätze zu Android zwar irgendwie vom schnellen Kauf der Geräte abgehalten. Aber da hätte man ja eine alternative Android-Version aufspielen können – und Varianten mit Googles Stock-Android gab es ja auch vom Galaxy S4. Wenn Samsung jetzt noch auf Tizen (siehe hier und hier) als Betriebssystem umschwenkt, bin ich mal sehr gespannt, ob das nicht der Anfang vom Niedergang darstellt. Oder sehe ich das mal alles wieder zu verkniffen oder ganz falsch?
Um direkt deine letzte Frage zu beantworten – du siehst das wohl richtig. Ich war auch bis vor einiger Zeit dem Konzern Samsung recht gewogen, hatte in den letzten Jahren etliche Android-Geräte dieser Firma gekauft. Doch das letzte halbe Jahr hat das Unternehmen bei mir alle Sympathie verspielt. Wegen der Gängelung der Kunden hab ich mir nie ein Apple-Gerät gekauft, da werde ich garantiert nicht zulassen, dass mich ein Hersteller im Android-Bereich so gängelt, wie Samsung das nun tut.
Samsung tut sich mit dieser Unternehmenspolitik selber keinen Gefallen. Sie scheinen auch nicht zu wissen, wie schnell ein Hype wieder vorbeigehen kann – und sie haben auch keine „Jünger“ wie Apple.
Eigentlich sollte zu Weihnachten das Note 10.1 2014 unter meinem virtuellen Tannenbaum liegen. Das hat sich nach den letzten Meldungen jedoch für mich erledigt, hab mir stattdessen ein Nexus 7 2013 gekauft. Der Verzicht auf das neue Note 10.1 wurde mir durch einige Testberichte sogar noch ziemlich leicht gemacht, da das Gerät trotz sehr guter Hardware oft ins Stocken kommt. Mein neues Nexus 7 läuft dagegen so flüssig wie keins meiner vorherigen Tablets, von denen ich eigentlich dachte, dass sie schon flüssig laufen. So kann man sich irren.
Ach ja – eine Sache bedenkt Samsung auch nicht. Wenn technikbegeisterte Leute Ihre Geräte nicht mehr kaufen, dann bricht ihnen auch ein Teil der „normalen“ Kundschaft weg. Ich z.B. werde oft gefragt, welches Smartphone oder Tablet momentan gut ist. wenn ich dann keine Geräte mehr von Samsung kaufe, tun es viele meiner Freunde und Bekannten auch nicht mehr. Sie schätzen mein Wissen und vertrauen darauf, dass ich gut informiert bin. Tschüss Samsung
@Erwin: Danke für die Rückmeldung – speziell zum Nexus 7 2013 – ich liebäugele auch mit diesem Gerät, weil ich eine Hardware, die Stock-Android und Miracast kann, brauche.
Andere Hersteller haben auch schöne Geräte ;-)
Ich besitze von Samsung eine Galaxy S2 und war bis vor kurzem stets zufrieden damit. Aber die Meldungen der letzten Wochen und das kürzlich aufgetretene Problem sowie dieser Forenthread haben mich dazu bewogen, mein nächstes Telefon ein Oppo werden zu lassen.
Ich kann mein Telefon nicht mehr per USB laden. Der Samsung Support behauptet es sei ein Wasserschaden. Dabei kam das Gerät nie nie mit Wasser in Kontakt. Da die Garantie ohnehin abgelaufen ist, habe ich ein anderes USB Modul (orig. Bauteil) bestellt. Das Problem besteht weiterhin. Damit bin ich nicht allein. Sowohl im obigen Sammelbeitrag als auch in diversen englischsprachigen Foren besteht dieses Problem. Zusammen mit dem Thema ID-Chips und dem Regionlock hat sich das für mich erledigt. Ein schönes Oppo R819. DualSim und voller Cyanogenmod Support :-)
@Christian: Danke für das Feedback. Beim Ordern des Oppo ein kleiner Tipp: Achte darauf, dass der Versender in der EU sitzt. Ich habe gerade eine Odyssee hinsichtlich einer Bestellung hinter mir (war nur ein Miracast-Adapter für 35 Euro), wo der „Strohmann“ zwar in Polen beheimatet war – aber die Lieferung aus Hongkong kam. Dauerte zwei Monate, bis sich der Zoll gemeldet hat – ich durfte Einfuhrumsatzsteuer (< 10 Euro) zahlen und zum Zoll pilgern. Da sage ich: Nein danke. PS: Den Tag habe ich korrigiert.
Uuups! Habe wohl vergessen das a-Tag zu schließen. Entschuldigung hierfür!
Das erinnert an meine Aktion mit meinem Antlion Modmic Mikrofon. 6 Wochen darauf gewartet. Nach vielen Telefonaten mit dem Hersteller in den USA und dem Zoll kam letzendlich heraus, dass das Mikrofon beim deutschen Zoll liegt – zu deren Überraschung?! Beim Abholen vom Zoll meinte der Beamte grinsend: „Hätte der Absender die Rechnung AUSSEN angebracht anstatt in das Päckchen zu legen, dann hätten wir beim Betrag von 32 Euro ein Auge zugedrückt. Aber so waren wir gezwungen das Päckchen zu öffnen. Es werden also Steuern fällig.“
PS: vielen Dank für die Korrektur!