Microsoft kauft LinkedIn …

Es gibt Tage, da denkste “lasse es einfach regnen” – so ein Tag ist heute mal wieder. Draußen regnet es in Strömen – und Microsoft hat bekannt gegeben, dass man das Business-/Karrierenetzwerk LinkedIn mal kurz aufgekauft habe – Vollzug bis Ende des Jahres.

Scheinbar hat Nadella die Portokasse ein wenig geleert, der Deal soll sagenhafte 26,2 Milliarden US $ gekostet haben. Dies geht aus dieser Pressemitteilung von Microsoft hervor. Das Ganze soll bis Ende 2016 über die Bühne gehen – und LinkedIn soll laut Pressemitteilung selbständig bleiben …

LinkedIn hat wohl etwas mehr als 400 Millionen Nutzer (in Deutschland schätzt man so 8 Millionen) und fokussiert auf geschäftliche Anwender (wie Konkurrent Xing). Bei Interesse lassen sich hier und hier die gigantischen Erwartungen der Unternehmen Microsoft und LinkedIn nachlesen. Gönnen wir es ihnen.

Besser ist aber ein Blick auf die Aktien und auf das, was rechts und links der Pressemitteilung im “Staub” auftaucht. Interessant ist zum Beispiel, dass die Aktien des Konkurrenten Xing um 11 % stiegen – von Microsoft fielen sie nach der Ankündigung um 2,8 % auf 50 $.

Und ein Blick in Google Finance auf den Kurs der LinkedIn-Aktie offenbart auch interessante Einsichten.

(Quelle)

Noch ein wenig Senf von meiner Seite dazu. Bei der Übernahme von Skype durch Microsoft meinten Viele “die kriegen Skype kaputt”. Ich behaupte mal: Die haben es bei Skype geschafft. Skype-Konten, deren Guthaben nach 180 Tagen geblockt wird und Du das dann im Browser wieder freischalten musst; alle paar Tage eine neue Bedienoberfläche für Skype – das nervt einfach nur noch  … 

Nun zum Thema Social Networks bei Microsoft. Erinnert sich noch jemand an Socl? Oder könnt ihr etwas mit Yammer anfangen? Als MVP habe ich sogar ein Yammer-Konto bekommen, fragt mich aber nicht, wann ich zuletzt da angemeldet war. Yammer wurde übrigens vor ca. 4 Jahren für 1,2 Milliarden von Microsoft gekauft. Und nun ist ein neues soziales Netzwerk bei Microsoft im Portfolio. Preisfrage: Was wohl zuerst stirbt – Socl oder Yammer?

Und zu LinkedIn fallen mir noch ein paar Infoschnipsel ein: Ich habe ja immer mal wieder Einladungen für dieses Netzwerk bekommen, da aber einen Bogen drum gemacht. Irgendwann hatte ich den Beitrag Nutzer verklagen LinkedIn wegen Nutzung ihrer Kontaktdaten im Blog. War mir schon damals suspekt – und daher bin ich vom aktuellen Datenleak mit 117 Millionen Passwörtern, das ich im Blog-Post Sicherheitsinfos zum 6. Juni 2016 thematisiert habe, verschont geblieben. Von daher fand ich den Tweet hier ganz amüsant – der bringt es auf den Punkt.

Als Highlight habe ich gerade auch gelernt, dass man nun auch die Möglichkeit haben werde, LinkedIn auch in Office einzubinden, um der Welt mitzuteilen, an was man gerade arbeitet.

“LinkedIn will also be able to plug into Office to detect the kind of project you’re working on, which the social network will then use to surface relevant articles to infuse into your LinkedIn news feed.”

Auf Twitter geht es jetzt mit Lästereien ab – von “Wird LinkedIn jetzt «geskyped»?” bis zum neuen Profilbild für LinkedIn ist alles dabei. Gibt noch Tweets hier und hier, die ebenfalls lästernde (aber nicht ganz ernst gemeinte) Gedanken äußern.

Dass Advertising (Werbung) und “Data” der Schlüssel zum Deal sind, arbeitet Mary Foley bei ZDNet.com heraus. Nachtrag: Auch Spiegel Online hat den Artikel Das erhofft sich Microsoft von LinkedIn gebracht. 

Ach ja, igendwie holt mich das Ganze doch wieder ein. video2brain mit seinen Videoschulungen wurde vor einiger Zeit (über den Umweg Lynda.com) durch LinkedIn übernommen, die jetzt zu Microsoft gehören sollen. Gerade bekam ich einen “Vertrag” auf den Tisch, in dem Altverträge auf die neuen LinkedIn-Konditionen umgestellt werden sollen – und mir wurde eine 1 Jahres-Premium-Mitgliedschaft bei LinkedIn angedient. Da ich keine Videotrainings mehr mache, habe ich auf die Vertragsunterzeichnung (aus internen Gründen) und die Premium-Mitgliedschaft verzichtet – hatte ich wohl den richtigen Riecher.

Um keine Fehlinterpretationen aufkommen zu lassen. Mit der obigen Bemerkung habe ich nichts über die Qualität der video2brain-Trainings-Videos gesagt – die Mannschaft in Graz macht imho einen guten Job. Aber die von Gerhard Koren gegründete Firma wird nun zum Spielball der Investoren. Nach dem Verkauf von vide2brain an Lynda.com wurden die durch LinkeIn für 1,5 Milliarden US $ übernommen, um jetzt bei Microsoft zu landen. Ob das mal gut geht? Ich bin durch Pearson/Markt+Technik, Microsoft Press und O’Reilly gebranntes Kind.

Und der folgende Tweet hat mir quasi die Worte aus dem Mund genommen:

Kurz gerechnet gibt Microsoft pro Benutzer 65 $ aus – wie die das wohl reinholen wollen? Mal schauen und abwarten, wie die ‘Winner’ das Ganze die kommenden Jahren pushen und Facebook in die Ecke drängen.

Nachtrag: In diesem ZDNet.com-Beitrag habe ich einige Zahlen gefunden. Umsatz bei LinkedIn ist knapp 3 Milliarden US $, der Gewinn liegt bei 166 Millionen Dollar. Zudem kommen 9.200 zusätzliche Mitarbeiter auf die Microsoft Lohnliste. Man muss also strategische Ziele mit dem Kauf verfolgen.

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9 Antworten zu Microsoft kauft LinkedIn …

  1. Ralf sagt:

    Habe gerade gelesen, dass der Kaufpreis pro Aktie rund 50 Prozent über dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag gelegen haben soll. Da muss man aber schon sehr hohe Erwartungen haben.

    Microsoft ist ja eigentlich auch damit groß geworden, dass man andere Geschäftsideen aufgekauft hat. Aber ob es sich rechnet, Firmen aufzukaufen, die bereits groß sind und einen imensen Kaufbetrag erfordern? Balmer hat sich mit Nokia auch verschluckt. Schade ist es immer um die aufgekauften Firmen (aus Kundensicht). Gelingt der Kauf, muss man als Kunde die Microsoft-Firmenideologie ertragen, schlägt er fehl, ist wieder ein zukunftsträchtiges Produkt vom Markt verschwunden.

    Aber notfalls gibt es wieder eine Kündigungswelle im Stammgeschäft, da scheint man ja keine so richtige Zukunft mehr zu sehen …

  2. masterX244 sagt:

    S/linedin/linkedin/
    Tippo in der überschrift und einmal im text

  3. Nils sagt:

    Skype ist aber eher ein schlechtes Beispiel für eine Übernahme, die nicht funktioniert hat. Weil Skype for Business läuft mal richtig gut für Microsoft….

    • ldlx sagt:

      Skype for Business ist das umgelabelte „Lync“. Kann zwar ähnliche Funktionen, ist aber nicht Skype.

    • ldlx sagt:

      Noch was vergessen… hab die Tage gelesen, dass Skype bis zur Übernahme durch MS mal Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hatte… danach fiel das weg und anschließend wurden auch verschickte Links durch MS-Server „überprüft“.

  4. Herr IngoW sagt:

    …hier hat es die Nacht nach vier Wochen mal wieder geregnet.
    Was die mit dem kauf bezwecken, wer weiß, wir werden sehen.

    • Tim sagt:

      Passt jedenfalls zu den Aussagen, das man sich verstärkt auf Unternehmenskunden konzentrieren will. Die Aussage war ja erst neulich wieder zum Thema Windows Phone zu lesen.

      Der Stinknormale Endkunde ist für MS doch nur noch Beta Tester, aber merkt es nicht.

  5. Aua, bei reddit.com gibt es einen „bitterbösen“ Schwerz eines Nutzers, der sich als „Betatester“ von Microsoft LinkedIn ausgibt und einen Screenshot veröffentlicht hat.

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