Heute noch ein Beitrag aus der Praxis, der sich mit dem Problem befasst, dass externe Festplatten ‘plötzlich’ unter Windows 7 (32 Bit) nicht mehr richtig eingebunden wurden. Als Ursache kristallisierte sich der Avira-Virenscanner heraus.
Der Beitrag entstand aus der Diskussion mit einem Blog-Leser, der mir von massiven Problemen mit externen Festplatten berichtete. Ich habe es mal im Blog-Beitrag aufbereitet, um die Vorgehensweise und Überlegungen für ähnliche Fälle aufzuzeigen.
Das Fehlerbild mit externen Festplatten
Benutzer J. W. meldete sich bei mir per Mail, weil er eine Lösung für sein Problem suchte, aber im Blog keinen betreffenden Hinweis fand. Ich gebe zwar keinen individuellen Support, aber wenn mir spontan zu einem Fehlerbild etwas einfällt, erhält der Einsender einer Frage entsprechende Hinweise. Soviel als Vorbemerkung. Der Benutzer skizzierte mir folgendes Fehlerbild:
Ich habe einen Desktop mit WIN 7 32 Bit mit allen Updates. Extern habe ich in einem Laufwerksgehäuse zwei getrennte FP eingebaut, auf denen ich meine Datensicherung vornehme.
Dazu schalte ich immer das Gehäuse (mit externer Stromversorgung) separat an, sodann kommt der Ton von WIN, dass am USB-Anschluss etwas angeschlossen ist, daraufhin kommt das Fenster „Automatische Auswahl“, bei dem ich eine Auswahl von automatischen Optionen (u.a. Ordner öffnen) vornehmen kann. In der Computerübersicht werden mir dann auch die unterteilten Festplatten mit den zugeordneten Namen und Laufwerksbuchstaben angezeigt.
Er schrieb mir, dass das bisher immer gut geklappt habe. Nachdem er 10 Tage nicht am PC war, sollte eine erneute Sicherung erfolgen. Plötzlich ergab sich folgendes Fehlerbild (die Texte in [..] wurden von mir zum besseren Verständnis eingefügt).
Wenn ich nunmehr die externen Festplatten anschalte, werden diese im Explorer [manchmal] alle angezeigt. Dann [gibt es den Fall, dass wiederum] keine [Festplatte] oder [diese] nur teilweise [im Explorer auftauchen].
Ich konnte auch feststellen, dass die Festplatten zunächst alle angezeigt wurden, um dann kurz darauf teilweise wieder alle zu verschwinden. Ein Zugriff ist nicht möglich. Und immer wieder sind es andere Festplatten, die nicht sichtbar werden.
Es scheint so, als ob WIN die Festplatten findet und diese hochfährt, jedoch durch irgendetwas gehindert wird, den Zugriff weiterhin zu erlauben.
Der Benutzer schrieb, dass er im Geräte-Manager folgende Informationen findet:
- Unter Laufwerke werden die beiden Festplatten erkannt, und es wird auch angezeigt, dass diese funktionieren.
- Unter Speichervolumes ist bei den betreffenden Festplatten eine Fehlermeldung zu finden, die lautet „Dieses Gerät funktioniert nicht ordnungsgemäß, da die Firmware des Geräts die erforderlichen Ressourcen nicht zur Verfügung stellt. (Code 29)“.
Wird versucht, zu aktualisieren, erscheint, laut dem Benutzer, die Mitteilung, dass alle Treiber vorhanden sind. In der Datenträgerverwaltung tauchen je nach Versuch folgende Infos auf:
Die Zuweisung von (neuen) Laufwerksbuchstaben ist, laut dem Betroffenen, nicht möglich. Es erscheint die Meldung, dass das Snap-In zur Datenträgerverwaltung nicht installiert sei.
Der Benutzer hat dann die externen Festplatten an ein Notebook (identische SW mit WIN 7 (32 Bit) mit allen Updates, identisches Avira) angeschlossen. Dort fahren alle Festplatten hoch und werden auch dauerhaft angezeigt. Im Gegencheck wurde eine ältere externe Festplatte an den Desktop angeschlossen. Das Ergebnis war wieder, dass es sporadische Probleme, wie vorstehend beschrieben, gab. Auch diese Festplatte funktionierte am Laptop ohne Probleme.
Der Benutzer schrieb mir noch, dass in den Avira-Antivirus-Einstellungen die Optionen so gewählt wurden, dass die Festplatten zugelassen sind. Weiterhin wurde angegeben, dass der „WIN Defender Antivirus KB 915597 (Definition 1.271.442.0)“ wegen Fehler-Code 80070666 nicht, gleich installiert wurde. Und danach sei sofort das Update „WIN Defender Antivirus KB 915597 (Definition 1.271.645.0)“ gekommen. Auf den Notebook sei die Defender-Version 1.269.1075.0 und dann die Version 1.271.645.0 vorhanden. Unter beiden Versionen funktionierten das Hochfahren der Festplatte und die dauerhafte Anzeige im Explorer. Die Defender-Version 1.271.442.0 wurden am Laptop gar nicht angeboten.
Der Nutzer vermutete den Windows-Defender als Ursache und schrieb mir, dass USB-Sticks ohne weitere Probleme funktionierten.
Eine vage Idee
An dieser Stelle ist natürlich guter Rat teuer. Meist verlasse ich mich auf mein Bauchgefühl, wenn ich einen solchen Text überfliege. Und dieses Bauchgefühl deutete auf zwei Problemstellen, so dass ich dem Nutzer folgende Hinweise gab.
- Momentan kann ich mir keinen Reim darauf machen (mein erster Tipp wäre ein Problem mit der Stromversorgung, aber die weiteren Symptome deuten auf SW hin).
- Avira als Übeltäter lässt sich ausschließen? Falls mir noch was einfällt, melde ich mich nochmals.
Im Blog-Beitrag USB-Festplatte wird nicht erkannt vom Mai 2011 hatte ich einige Hinweise auf Troubleshooting gegeben, die sich auf Stromversorgung und USB-Treiber beziehen. Aber mir ging das Stichwort Antivirus-Software von einem Drittanbieter nicht aus dem Sinn – auch wenn es unter Windows 7 deutlich weniger Probleme als unter neueren Windows-Systemen geben sollte.
An dieser Stelle mein Hinweis auf den Artikel (Windows 10: Systemwiederherstellung Fehler 0xC000000D). Dieser zeigt, dass Dateisystemfilter, die von Drittanwendungen in Windows eingehängt werden, unterschiedliche Probleme verursachen können. Da ist es durchaus erklärbar, das USB-Sticks laufen, während eine Festplatte Ärger macht.
Weitere Feldforschungen
Der Benutzer hielt mich per Mail über seine weiteren Diagnoseschritte auf dem Laufenden. Eine Überprüfung der Systemdateien mit dem Befehl sfc /scannow (siehe System auf beschädigte Systemdateien prüfen) brachte keinen Befund. Das ist eine Prüfung, die ich vorsorglich immer vorschlage, um ein beschädigtes System als Ursache auszuschließen.
Ein Blick in die Ereignisanzeige brachte zwar Einträge, die aber nicht mit dem Anschluss der Festplatten korrelierten. Auch den Defender bzw. fehlerhafte Installation der Eingangs beschriebenen Defender Definition1.271.442.0 ließ sich als Ursache des Problems bald von Seiten des Benutzers ausschließen. In einer weiteren Mail kam dann eine Präzisierung:
Hier der neueste (positive) Zwischenstand. Nachdem in der Ergebnisanzeige immer nur ein Fehler (BitLocker Driver), der zum USB-Stick (128 GB) gehört, gestanden ist und zu den anderen externen Festplatten nichts, hat sich mir der Verdacht aufgedrängt, dass die Ursache evtl. bei einer anderen SW zu suchen ist. Ich habe dabei an Ihre Frage „Avira?” gedacht.
Und ich denke mal, dass ich die Lösung für mein Problem gefunden habe. Ich muss dies jetzt aber erst mehrmals am heutigen Tag/ Abend weitergehend testen um tatsächlich Entwarnung geben zu können.
Nur so viel vorab: AVIRA könnte tatsächlich der Übertäter sein.
Der Nutzer schrieb, dass er vom Ergebnis weiterer Tests berichten werde.
Fehler gefunden – Problem behoben
Und dann kam eine weitere Mail, wo der Benutzer die Fehlerursache (und mein Bauchgefühl) bestätigte. Er schrieb dazu:
Hallo Günter,
letztendlich etwas Banales, wobei es dem Grunde nach nicht so sein dürfte.
Mein Problem dürfte b.a.w. gelöst sein. Der Bug wurde durch AVIRA Pro ausgelöst.
In den weiteren Erläuterungen hat der Benutzer dann die Details offen gelegt. In den Einstellungen des Avira Antivirus Pro gibt es ein Menüpunkt Geräteschutz.
Wird dieser aktiviert, fragt Avira bei jedem neuen USB Gerät nach, ob der Zugriff erlaubt werden soll (folgender Screenshot).
Dies kann in den Optionen dann auch so eingestellt werden, dass dies dauerhaft der Fall ist. Danach wird das Gerät in einer sog. „Whitelist“ geführt.
Dadurch muss nicht bei jedem Einstecken eines USB-Geräts die Meldung erneut abgegeben werden. So hatte der Blog-Leser das auch bei sich konfiguriert. Alle Festplatten waren dort vermerkt. Der Blog-Leser schreibt dazu:
Jetzt habe ich dort alle FB gelöscht und den Geräteschutz deaktiviert. So dann die externen USB-FP hochgefahren und siehe da, alle Partitionen wurde angezeigt und zwar dauerhaft. Auch in der Datenträgerverwaltung waren diese jetzt richtig erkennbar und man hätte sogar einen neuen Laufwerksbuchstaben vergeben können.
Dies alles habe ich heute mehrmals getestet und immer dann, wenn der Geräteschutz aktiviert war, kam es zu dem grundlegenden Problem, dass je nach Wille von Avira nach dem Hochfahren mal alle FP oder nur teilweise welche unsichtbar geworden sind.
Und auch den USB-Stick mit 125 GB konnte ich jetzt wieder gangbar machen. Habe ihn via Programm neu formatiert und dann konnte ich in der Datenträgerverwaltung einen neuen Laufwerksbuchstaben vergeben. Er war wieder vollständig sichtbar.
Der Blog-Leser merkt dazu an: Jetzt zumindest läuft die Sache wieder rund und das Problem wäre gelöst. Er rätselte aber, warum es aber beim Laptop (ebenso WIN 7 und identisches Avira mit denselben Einstellungen beim Geräteschutz) funktionierte. Er schrieb mir ergänzend dazu:
Die Einstellungen zum Geräteschutz sind nicht neu und nicht erst jetzt bei Avira dazugekommen. Bevor ich am 25.06. in Urlaub ging war der Geräteschutz ebenso aktiviert und die besagten Festplatten ebenso auf der Whitelist eingetragen. Damals gab es keine Probleme. Diese sind erst jetzt nach dem Urlaub – und nachdem Avira geupdatet wurde – aufgetreten. Und auf meinem Laptop, auf dem dasselbe WIN 7 mit allen Updates und auch Avira mit allen Updates und dem aktivierten Geräteschutz installiert ist, gab es diesen Bug nicht.
Abschließende Bemerkungen
Ich habe den Blog-Beitrag etwas ausführlicher angelegt, um Mitlesern zu zeigen, dass der Teufel mitunter im Detail steckt. Es soll auch kein Artikel gegen AVIRA AV-Lösungen sein, unter Windows 7 machen die durchaus Sinn. Es zeigt sich aber, dass die Kombination Windows Update in Verbindung mit Software-Updates von Drittanwendungen sowie möglichen Konfigurationsfehlern recht ‘toxisch’ werden kann. Die Ratschläge in den Microsoft Answers-Foren, doch erst einmal eine Fremd-Antivirus-Lösung durch Deinstallation als Fehlerursache auszuschließen, stoßen oft auf wütende Proteste, sind aber nicht von der Hand zu weisen. Also: Bei unerklärlichen Windows-Problemen die Systemdateien auf Beschädigungen prüfen und Fremd-AV-Software als Ursache ausschließen, ist oft die halbe Miete.
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Ja, es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit am AVIRA Geräteschutz. Seit 15.0.36.xxx sind auch hier erneut Laufwerke, nach Neustart, verschwunden.
Ich verwende hier für einen Rechner(Win7 Client als reiner Datenserver) eine Avira „Free Version“ mit nur aktivierten lokalem Echtzeitschutz.
Zum Anfang der Geräteschutz Option wurde dieser Rechner von Avira mit einigen Testversionen versehen – natürlich ohne Bemerkung zum Geräteschutz. In weiteren Testversionen auch ohne Zugriff auf die Einstellungs-Optionen.
Das führte bei dem Rechner, mit 8 externen USB-Laufwerken, über mehrere Monate bei jedem Neustart zu diesen massiven Problemen.
– diverse Laufwerke waren nicht verfügbar.
– Laufwerke verfügbar aber die NTFS-Partitionen konnte Windows nicht einbinden.
Es war nur zu beheben durch auswerfen des Laufwerks und neu anstecken(wiederholt). Das war schon Recht abenteuerlich aber da ich das Problem schnell erkannt hatte zu bewältigen.
——————————————
Auch schon erlebt:
– defektes externes Netzteil, Hub funktioniert noch aber die Laufwerke benötigen Minimum 500 mA und werden dann natürlich nicht alle gestartet.
– defektes altes Netzteil(mit Spule) bei die die Ausgangsspannung nicht mehr erreicht wird, auch hier funktionierte der Hub und die Laufwerke nicht.
Durch den Ersatz alter „Stecker Netzteile“/“externer Netzteile im Haushalt, kann man Energie sparen und auch zum Geräteschutz beitragen.
…kurz oberflächlich angerissen.
Schaltnetzteil (Stecker Netzteil)
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+ klein
+ geringe Leerlaufverluste (bleibt ohne Last spürbar kühl)
+ integrierter Überspannungsschutz (EinAusgang)
– statistisch höhere Ausfallwahrscheinlichkeit (Anzahl Bauteile)
Trafonetzteil (Stecker Netzteil – konventionell)
——————————————————-
– groß
– hohe Leerlaufverluste (wird ohne Last spürbar warm)
+ lange Lebensdauer
Kann mich noch sehr gut an Filtertreiber von NERO Burning ROM erinnern, die auf manchen Systemen immer wieder für irreführende Fehlerbilder führten.
Auch ein guter Kandidat: Der FritzBox-Treiber für den USB-Fernanschluss.
Nach dessen Installation (Win7-64) meldeten sich bei mir angeschlossene USB-Festplatten im Halbminutentakt ab und wieder an. Das Treiber-Deinstallationsprogramm tat nicht, was es sollte, ich musste den (zum Glück erkennbar benannten) Treiber manuell aus dem Gerätemanager entfernen.
Ja, man muss da schon etwas genauer hinschauen.
Hatte noch kurze Zeit vor Umstellung auf Win 10 (2016) bei einem Gerät mit Windows 7 Probleme mit der Funktion einer neuen externen Platte. Bei anderen Geräten funktionierte diese aber. Genutzt wurde überall zusammen sehr zufrieden seit Windows 98 ein externes Systemutility und eine externe Sicherheitssoftware.
Das Problem tauchte auf nachdem das Systemutility wesentliche Änderungen erfuhr.
Schlussendlich wurde schlicht die Option gewählt, auf den Geräten das Systemutility auszutauschen und alles harmonierte wieder miteinander.
Hinweis:
Wenn auf einem Laufwerk (Festplatte, USB-Stick, CD/DVD) eine autorun.inf vorhanden ist, kommt es durch Avira ebenfalls zu _ungewohntem_ Verhalten, da die autorun.inf blockiert wird.
Auch mit einem Texteditor kommt man da nicht mehr heran.
Hier ein Link zu einer Avira-Seite:
https://answers.avira.com/de/question/wie-aktiviere-deaktiviere-ich-die-autorunfunktion-10215
Weiß nicht, ob und wie ausführlich das bei Avira protokolliert wird, aber eigentlich müsste es doch im Log der AV-Software entsprechende Ereignis-Einträge geben, wenn etwas geblockt wird. (Was und wie detailliert geloggt wird, müsste/sollte irgendwo bei den Optionen einzustellen sein.) – Vielleicht könnte man dort die Sache verifizieren?
Ich erinnere mich aber nur noch vage, denn ich bin vor Jahren wegen des Ärgers mit dem zwangsinstallierten Avira-Launcher zu einem anderen Anbieter gewechselt.
Ich möchte mich für den Beitrag herzlich bedanken. Avira Pro hat mich mit seinem Geräteschutz bei zwei externen USB-Festplatten (die doch der Datensicherung dienen sollten!) auf zwei Win7-Rechnern blockiert. Dank Ihrer Recherche und der Veröffentlichung hier blieb ich vor weiterem Unheil verschont (bei anderen Ratgebern wurde mir schon zu Datenrettungsmaßnahmen und Windows-Neuinstallation) geraten!
Bei mir bestand das Problem aktuell im Mai 2023 unter Windows 10: 2 externe Festplatten sowie USB-Sticks konnten nur im heruntergefahrenen Zustand „ausgeworfen“ werden.
Lösung (m.E. bis jetzt erfolgreich): Deinstallation von Avira (obwohl von lockhunter „system“ als blockierender Prozess angezeigt wurde).
Vielen Dank!