Rabiate Methoden beim schwedischen Möbelgiganten Ikea, wenn die Vorwürfe stimmen. Ikea hat in Frankreich seine Mitarbeiter ausspioniert und sich das Ganze mehrere Hunderttausend Euro kosten lassen. Jetzt ist die gesamte Sache vor Gericht gelandet, um dort geklärt zu werden. Ergänzung: Im Juni 2021 wurden Ikea und auch Manager verurteilt.
Mir ging die die Datenaffäre beim Modekonzern H&M durch den Kopf, als ich die Ikea-Meldung las. H&M hat das Ganze einen Bußgeldbescheid in Höhe von 35 Millionen Euro wegen Mitarbeiterbespitzelung eingebracht. Und auch Notebooksbilliger sitzt auf einem Bußgeldbescheid in Höhe von 10,4 Millionen Euro wegen Mitarbeiterbespitzelung. Das ganze ist in Blog-Beiträgen, die am Ende des Artikels verlinkt sind, beschrieben.
Die Kollegen von Golem berichten in diesem Beitrag jetzt von einem ähnliche Fall in Frankreich, der den Möbelkonzern Ikea betrifft. Hintergrund ist, dass der Sicherheitsdienst von Ikea in Frankreich bereits 2003 ein privates Sicherheitsunternehmen beauftragt hatte, vertrauliche Daten über angestelltes Personal und neue Bewerber zu beschaffen und vorzulegen.
Die Informationen umfassten auch Angaben über mögliche Vorstrafen oder Kontoauszüge. Diese Informationen über Vorstrafen sollen von vier Polizisten übermittelt worden sein, wie diese Seite schreibt. Dort wird der Fall eines Mitarbeiters zitiert, der trotz des mickrigen Gehalts, was Ikea gezahlt hat, einen Luxus-Schlitten fuhr. Das ärgert die Chefs, wodurch die sich über Vorstrafen informieren ließen.
Das Krönchen war, dass das Unternehmen auch gleichwertige Informationen über Kunden sammeln wollte, die Zoff mit Ikea hatten und einen Rechtsstreit vom Zaun gebrochen haben. Solch „valide“ Informationen ließ sich Ikea dann etwas kosten, es wird von einem Jahresetat von 530.000 bis 630.000 Euro für derartige Nachforschungen berichtet. Hinzu kamen jährlich mehrere 100.000 Euro Provision an Privatdetektive, die ebenfalls vertrauliche Informationen einsammelten.
Aufgeflogen ist die Sache, als das französische Blatt Canard Enchaîné 2012 über eine systematische Bespitzelung bei Ikea in Frankreich berichtete (ich habe hier noch einen Artikel gefunden). Eine französische Gewerkschaft hat dann Strafanzeige erstattet. Diese Woche (22.3.2021) begann der Prozess gegen Ikea Frankreich sowie ehemaliger Manager vor dem Strafgericht von Versailles. Den Angeklagten um die beiden früheren Vorstandsvorsitzenden, den ehemaligen Leiter der Abteilung für Risikenmanagement sowie den Finanzvorstand und Filial-Manager, und auch den vier angeklagten Polizisten, drohen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren.
Ikea bestreitet die Vorwürfe und sprach nach Bekanntwerden von „unethischem Verhalten, das nicht den Richtlinien von Ikea entsprochen habe“. Auf den Konzern könnte eine Geldstrafe von bis zu 3,75 Millionen Euro zukommen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen.
Urteile sind ergangen
Ergänzung: Die Staatsanwaltschaft hatte 2 Millionen Euro Strafe für Ikea gefordert. Im Juni 2021 wurden Ikea und auch Manager verurteilt.
- Ein Gericht in Versailles sprach den schwedischen Möbelkonzern am Dienstag, den 15. Juni 2021, schuldig, hunderte Mitarbeiter über Jahre ausspioniert zu haben. Ikea Frankreich wurde zu einer Geldbuße von 1 Million Euro verurteilt
- Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Ikea Frankreich, Jean-Louis Baillot, der die Anweisungen erteilt haben soll, wurde zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro und zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
- Ein weiterer früherer Verantwortlicher erhielt 18 Monate auf Bewährung und eine Geldstrafe von 10.000 Euro.
Insgesamt gab es 13 Angeklagte, von denen einige freigesprochen wurden. Andere Angeklagte erhielten ebenfalls Strafen, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Für mehrere Zivilklagen von Gewerkschaften und 74 Angestellten stehen die Urteile noch aus. Quellen: Tagesschau, FAZ, SPON
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Wenn die zu erwartende Höchststrafe ein Taschengeld für den Konzern ist….
Ja, schon komisch. „Nur“ 3,75 Mio. € ? Zahlen die aus der Portokasse.
Da stimmt doch was nicht …
Das ist nicht nur bei IKEA so, es zieht sich durch die gesamte, dekadente Gesellschaft. Ähnliche Stories von Mißgunst und Neid könnte ich auch aus der Firma erzählen, in der ich arbeite. Es wird im IKEA-Prozess auch nichts geschehen. Im schlimmsten Fall verlieren die Verantwortlichen ihren Posten bei voller Pension.
Habe ich leider auch schon im Mittelstand erlebt. Software die auf dem Rechnern der Angestellten installiert wurde die dann jede Minute einen Screenshot gemacht hat. Die Screenshots wurden in die Cloud hochgeladen. Der Admin vor mir hat das auch mitgetragen und mir daher auch eine Lüge wegen der Virenscannerausnahme aufgetischt. Ich habe das dann erst davon erfahren als die Software gekündigt werden musste. Ich habe mich dann dazu entschlossen Nägel mit Köpfen zu machen und habe mein Arbeitsverhältnis dann auch gleich gekündigt :)