[English]Heute ist ein denkwürdiger Tag für manche (älteren) Computer-Enthusiasten. Denn der 8-Bit-Computer Sinclair ZX Spectrum ist vor genau 40 Jahren erschienen, und hat manchen Mitbürger zum „Computer-Freak“ werden lassen. Nachfolgend ein kurzer Abriss in das Jahr 1982 und die Folgejahre.
Es war der 23. April 1982, als der Sinclair ZX Spectrum 16/48k als Heimcomputer vorgestellt wurde. Damals habe ich beruflich Mikroprozessor-Systeme mit dem Intel 8085-Prozessor für die Chemie-Industrie, zum Messen, Steuern und Regeln, programmiert. War eine heiße Zeit, in der ich in Assembler, Fortan und PL/M sehr Hardware-nah programmiert und viel gelernt habe. Aber ich bekam seinerzeit die damaligen Entwicklungen im Bereich der Heimcomputer zumindest am Rande aus Heimcomputer-Zeitschriften grob mit. Für mehr reichte meine Zeit damals nicht.
Das Gerät
Der Sinclair ZX Spectrum kam wohl in Großbritannien zum Preis von 125 £ bzw. 175 £ auf den Markt und war der Nachfolger des Sinclair ZX81. Als Prozessor wurde ein Zilog Z80 (Z80A mit 3,5 MHz) verwendet. Der Rechner verfügte über 16 oder 48 KB Arbeitsspeicher und 16 KB Festwertspeicher (ROM). Die 16 KB-Versionen konnten durch Zusatz-RAM später auf 48 KB erweitert werden. Das Gerät verfügte über eine Grafikausgabe von 256 × 192 Pixel in 15 Farben. Als Datenspeicher wird ein handelsüblicher Kassettenrekorder angeschlossen. Über einen Steckplatz können Hardwareerweiterungen angeschlossen werden.
Sinclair ZX Spectrum, Bill Bertram CC BY-SA 2.5
Das Gerät war, wie dessen Vorgänger, auf billig getrimmt – kompaktes Gehäuse, Gummi-Tastatur und TV-Gerät sowie Kassettenrecorder zur Speicherung mussten selbst beigestellt werden. Bei den RAM-Bausteinen wurden in der Version mit 48 KByte defekte Speicher verwendet, bei denen dann die defekten Speicherbänke ausgeblendet wurden, weiß die Wikipedia. Die Bildschirmausgabe, die Soundausgabe und die Verbindung zum Kassettenrekorder als Speicher erfolgte durch einen speziellen ULA-Baustein. Zur Grafikausgabe schreibt die Wikipedia:
Die Grafikauflösung beträgt 256 × 192 Bildpunkte (Pixel). Für die Farbdarstellung werden jeweils 8 × 8 Pixel in Blöcke zusammengefasst, so dass effektiv nur ein Farbraster von 32 × 24 Blöcken zur Verfügung steht. In jedem Block kann die Vorder- und Hintergrundfarbe aus 8 Farben ausgewählt werden. Zusätzlich können die Farben eines Blocks aufgehellt oder blinkend geschaltet werden. Die Rahmenfarbe kann separat aus 8 Farben ausgewählt werden. Als Ausgabegerät wird gewöhnlicherweise ein Fernsehgerät über den Antenneneingang angeschlossen. Am Erweiterungsanschluss liegt auch ein Basisband-Videosignal an und konnte mit externer Hardware entnommen und verstärkt werden.
Der ZX Spectrum hatte einen kleinen Lautsprecher für Tonausgaben. Ein 16 KByte-ROM enthielt einen BASIC-Interpreter, so dass die Leute sofort programmieren konnten. Das führte dazu, dass später nicht nur Spiele, sondern auch Textverarbeitung, Datenbanken, diverse Programmiersprachen, Assembler und Debugger erhältlich waren. Die Zeitschriften für Heimcomputer (z.B. MC) druckten die Listings seinerzeit ab, so dass man den Programmcode selbst über die Gummi-Tasten eintippen konnte. Die Wikipedia hält noch einige weitere Details bereit – so gab es z.B. wohl auch Pascal für das Gerät.
Ich Besitzloser …
Ich gestehe, obwohl ich doch schon etwas älter bin, gehöre ich nicht zur Generation der Sinclair ZX Spectrum-Besitzer. Hatte zwar damit geliebäugelt, war mir aber zu viel Geld für ein Gerät, mit dem man nicht so viel anfangen konnte.
Ich war (an das Jahr kann ich mich nicht mehr genau erinnern) in den Besitz eines Vorgängermodells, des ZX 81, gelangt, und holte mir die tägliche Frustpackung beim Speichern und späteren vergeblichen Versuch des Wiedereinlesens vom Kassettenrecorder ab.
Sinclair ZX-81 mit Selbstbau-Netzteil, Quelle: Eigene Aufnahme
Immerhin veranlasste mich das Teil zu spontanen Hardware-Basteleien – das obige Foto zeigt das Selbstbau-Netzteil für das Gerät. Und eine 8 KByte-RAM-Huckepack-Lösung hatte ich mir auch gebastelt (siehe folgendes Foto).
Eigenbau 8 KByte RAM-Erweiterung ZX-81, Quelle: Eigene Aufnahme
Ich habe nach dem ZX 81 die diversen Sinclair-Rechner, aber auch die Ataris, Commodores etc. ausgelassen. Denn seit ca. 1984 hatte ich beruflich mit MS-DOS-PCs zu tun. Alle genannten Geräte hatten für mich den Nachteil, „Spiel-Computer“ zu sein, mit denen ich beruflich nicht weiter kam.
So habe ich mir, als die Geräte erschwinglich wurden, so 1987 einen Amstrad PC mit MS-DOS und 20 MByte Festplatte gekauft (die Diskettenversion, die es früher etwas günstiger gab, war mir auch zu mickrig). Der Amstrad PC war ein erster richtiger Computer, mit dem ich auch schon schon mal Software, die ich beruflich für meinen Arbeitgeber in dBase II entwickelte, zuhause testen und ergänzen konnte.
Der Amstrad PC brachte mich dann auf Abwege, denn mit meinen Experimenten und Erfahrungen mit dem ZX 81, die ich in nachfolgenden Artikeln schon mal hier im Blog skizzierte habe, konnte ich plötzlich etwas Geld verdienen.
Zum Hintergrund: Ich hatte seinerzeit am ZX 81 „just for fun“ einen Disassembler in Basic geschrieben, das Projekt aber später eingestellt (machte keinen Spaß, da der Speicher immer zu knapp war und das Sichern sowie das Wiedereinlesen des Programmcodes per Kassettenrecorder zur Tortur und Zitterpartie ausartete).
Irgendwann wollte ich Pascal richtig lernen (an der Fernuni Hagen hatte ich einen Pascal-Kurs absolviert, der aber – mangels Rechnern – vor allem als Trockenübung abgelaufen war). Daher lieh ich mir über einen Feiertag mit langem Wochenende einen IBM-PC und organisierte einen Turbo-Pascal-Compiler. Dann portierte ich den 8080-Disassembler von Basic nach Pascal, was im Rahmen eines Wochenende-Projekts erfolgte. Danach konnte ich mit Turbo Pascal umgehen.
Als ich dann später den Amstrad PC hatte, reifte der Gedanke, das Ganze in einen Artikel zu kleiden und an eine Zeitschrift verkaufen. Damals entstand auch das erste Computerbuch zu Basic, weil ich den Kauf des Amstrad PC damit kompensieren wollte. Jedenfalls hatte ich bezüglich „der Schreibe“ plötzlich Blut geleckt.
Und weil ich damals schnell reich und berühmt werden wollte, schloss sich das nächste, das übernächste, das über-übernächste Buch an. Ein Turbo-Pascal-Titel findet sich auch darunter. Waren wilde Zeiten, damals – heute haben wir Cloud, und die Leute wissen nicht mehr, wie Computer „geht“. Reich und berühmt, bin ich nie geworden, alle hochfliegenden Träume sind an der Wirklichkeit zerschellt.
Heute blicke ich mit Schrecken auf diese Zeit zurück, denn ich stelle fest: Mann, das war alles vor 40 Jahren, als wir mit dieser Technik gestartet sind. So langsam komme ich in die Situation, in der Opa seinen Enkeln von den Erlebnissen im Kartoffelkrieg Anno dazumal erzählen kann.
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Während meine Eltern in der Stadt bummelten verbrachte ich Stunden im Hertie und Kaufhof vor solchen Kisten bis ich später den C64 gekauft bekam. Startschuss für die viel spätere Programmiertätigkeit.
Vor dem C64 verbrachte ich daheim Zeit mit Kosmos Elektronikkästen. So ging es bestimmt vielen in den 70/80er.
Ich war in den 70ern eher auf dem Phillips Elektronik Baukasten unterwegs https://www.borncity.com/blog/2016/01/24/lego-wenn-die-malware-im-kinderzimmer-sitzt/
Lieber Günter, wenn du schon nicht reich geworden bist, aber eine kleine Berühmtheit bist du für uns schon!
Der Commodore C64 wurde im Januar 40.
Ich würde nicht sagen, daß die Geräte mit ZX80 (bzw.in der DDR U880) reine Heim- und Spielgeräte waren.
Immerhin konnte man CP/M darauf portieren und hatte dann auch professionellere Umgebungen wie Turbo-Pascal oder dBase (aka. ReDaBas) zur Verfügung.
Ich habe so manche Semesterarbeit auf einem solchen Geräte geschrieben 😄
Schöne Zeit
Vorsicht, was da unter ZX80 läuft und in der DDR der U880 genutzt wurde, ist etwas anderes als der Sinclair ZX80/ZX81 und ZX Spectrum.
Kleiner Nachtrag: The Register hat die noch lebenden Personen, die an der Entwicklung des ZX Spectrum beteiligt waren, getroffen und einen Artikel darüber verfasst.