[English]Ich weiß ad-hoc nicht, ob es eine gute oder eher schlechte Nachricht ist. Laut aktuellen Berichten wird die EU-Kommission Microsofts Suchmaschine Bing und den Edge-Browser nicht unter die Produkte bzw. Dienste einstufen, die dem Digital Markets Act (DMA) der EU unterliegen. Das hat formale Gründe, die Marktbedeutung der beiden genannten Microsoft Produkte bzw. Dienste ist einfach zu gering, um unter diese Einstufung zu fallen.
EU Digital Markets Act (DMA)
Das Gesetz über Digitale Märkte (Englisch Digital Markets Act, DMA) soll sicherstellen, dass es auf größeren Online-Plattformen sicher und fair zugeht. Dazu werden große Online-Plattformen, die bestimmte Kriterien erfüllen, als Gatekeeper eingestuft. Details lassen sich auf dieser Seite (und hier) der EU nachlesen.
Gatekeeper; Quelle: EU-Kommission
Im Rahmen des DMA hat die Europäische Kommission 22 digitale Plattformen als „Gatekeeper“ benannt, da diese eine wichtige Schnittstelle zwischen Unternehmen und Verbrauchern in Bezug auf zentrale Plattformdienste darstellen (siehe Artikellinks am Beitragsende). Microsoft gehört zu diesen Gatekeepern.
Entscheidung zeichnete sich ab
Im Artikel EU-Kommission benennt 22 Plattformen als Gatekeeper unter dem Digital Markets Act hatte ich erwähnt, dass die EU-Kommission vier Marktuntersuchungen eingeleitet hat, um die Argumente von Microsoft und Apple weiter zu prüfen. Die Unternehmen argumentierten, dass einige ihrer Kernplattformdienste trotz Erreichen der Schwellenwerte nicht als Gateways eingestuft werden können. Bei Microsoft ging es um die Suchmaschine Bing, den Edge-Browser und das Microsoft Werbenetzwerk. Die Untersuchung sollte innerhalb von höchstens 5 Monaten abgeschlossen sein.
Nun berichtet Reuters, unter Bezug auf einen Bericht von Bloomberg (Paywall), dass die Suchmaschine Bing, der Browser Edge und die Werbedienste von Microsoft wahrscheinlich nicht in den Geltungsbereich des europäischen Digital Markets Act (DMA) fallen. Die europäischen Aufsichtsbehörden kamen, laut Insidern, zum Schluss, dass die Produkte nicht marktbeherrschend genug sind, um als Teil einer fünfmonatigen Untersuchung des Marktes, die im Februar enden soll, unter dem DMA reguliert zu werden. Der Microsoft Edge hatte laut statcounter.com im Dezember 2023 einen Marktanteil von 4,97 %, und Bing lag auf Statcounter bei 3,38 % Marktanteil.
Gut oder schlecht?
Als erstes ist das, sofern sich die Einstufung zum DSA bewahrheiten sollte, eine Klatsche für Microsoft. Die preisen Bing und den Edge-Browser nach Drückerkolonnenmanier ja an allen Ecken unter Windows wie Sauerbier an. Und trotzdem kommen die Produkte auf keinen grünen Zweig. Hier im Blog hatte ich ja mehrfach über diese Fälle berichtet, die Leute den Edge oder Bing unterzujubeln. Ich versuche in meinem Umfeld Bing- und Edge-frei zu arbeiten. Insofern ist diese Einstufung der EU-Kommission erst einmal „nicht gut für Microsoft“, denn man hat denen „den Kittel angehoben“, und nun kann alle Welt sehen „da drunter ist der Scheinriese nackt“.
Kommen wir zum zweiten Aspekt der Angelegenheit: Die Situation für Windows Nutzer. Ich formuliere es mal so: Wenn Microsoft bei Bing und Edge mit Leistung punkten würde, und niemand an diesen Produkten wegen überragender Vorteile vorbei käme, könnte man da nonchalant drüber weg sehen. Die Zahl der Nutzer würde sich erhöhen, bis die irgendwann Relevanz erhalten, um doch unter den DSA zu fallen und reguliert zu werden.
So steht – in meinen Augen – leider zu befürchten, dass Microsoft zukünftig noch aggressiver sein Bing und den Edge-Browser in Windows bewirbt. Dabei hatte ich gerade im Blog-Beitrag Windows 10/11: Änderungen (Bing, Edge deinstallierbar) auf Druck des europäischen Digital Markets Act erwähnt, dass Microsoft sein Windows für Europa so umbaut, dass sich Bing und Edge deinstallieren lassen. Ich befürchte, dass mittelfristig dann die unendliche Gängelei in Richtung Bing und Edge wiederkommt.
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„Ich befürchte, dass mittelfristig dann die unendliche Gängelei in Richtung Bing und Edge wiederkommt.“
Lösungen im Privatumfeld können Firefox/Safari unter MacOS oder GNU/Linux sein.
Nach den Datenübergriffigkeiten der letzten Jahre bin ich Microsoft schlichtweg leid.
Dann geht vielleicht das eine oder andere nicht mehr so schick wie vorher – aber ich bin diese kontinuierliche Gängelei los.
Das reicht leider nur so halb, wenn man unter Windows unterwegs ist.
Edge und Bing laufen auch bei Windows 10 ständig im Hintergrund und MS macht es einem auch nicht gerade einfach, die beiden Programme am Starten zu behindern. Die nervenst schonende Method ist da tatsächlich hinzugehen und in der Firewall ( – auch die Windows-Firewall macht das!) beide Programme für alles zu sperren.
Ich habe habe (noch) eine Drittanbieter-Firewall, die macht es mir in den belangen etwas einfacher, vor allem zu prüfen, ob die Kommunikation wirklich „erfolgreich“ fehlschlägt.
https://9to5mac.com/2024/01/24/whatsapp-third-party-chats-eu-imessage/