Meta stellt AI-Trainingspläne für Facebook in Europa zurück

Kurzer Nachtrag zu den Plänen des US-Konzerns Meta, die Daten von Facebook- und Instagram-Konten zum Trainieren der eigenen KI-Lösung zu verwenden. Nach zahlreichen Beschwerden von Nutzern und Nutzerinnen und Gesprächen mit der irischen Datenschutzbehörde ist das Vorhaben bis zur Klärung erst einmal zurückgestellt.

Worum geht es genau?

Meta (Facebook) entwickelt eine Generative AI / LLM und benötigt dazu Trainingsdaten. Dazu sollen u.a. Daten aus Instagram- und Facebook-Nutzerkonten herangezogen werden. Das würde Bilder und Videos, die auf den betreffenden Plattformen hochgeladen wurden, betreffen. Meta hatte dazu Ende Mai Benachrichtigungen an die Nutzer geschickt, die das erklären. Und es gab eine Opt-Out-Möglichkeit, die aber kompliziert und fehleranfällig war. Daher hatte ich eine Beschwerde bei der Hamburger Datenschutzbehörde eingereicht und auch die Datenschutzorganisation noyb informiert (siehe Meta und der Widerspruch gegen Datennutzung für KI in Facebook). Nun gibt es Neuigkeiten.

Meta hält das Vorhaben für EU-Nutzer an

Ich hatte es die Tage bereits auf X bei noyb gesehen: Meta stoppt (vorerst die) KI-Pläne in der EU. Meta hat sich letzten Freitag (14.6.2024) als Reaktion auf 11 Beschwerden von noyb gegenüber der irischen Datenschutzbehörde verpflichtet, keine EU/EWR-Nutzerdaten für undefinierte „Techniken der künstlichen Intelligenz“ zu verarbeiten.

Das ist eine Abkehr von der Meta-Argumentation „man habe ein „berechtigtes Interesse“ daran“. Offenbar hat die irische Datenschutzbehörde DPC, die zunächst die Einführung von Meta AI in der EU/EWR genehmigt hatte, einen Rückzieher gemacht zu haben. Denn andere EU-Datenschutzbehörden scheinen in den letzten Tagen von der Zustimmung abgerückt zu sein, was auch die irische DPC zur Kursänderung zwang. Das scheint die irische Behörde zu einer Kehrtwende bei ihren Empfehlung an Meta veranlasst zu haben, schreibt noyb. Die DPC gab nun bekannt:

„Die DPC begrüßt die Entscheidung von Meta, ihre Pläne zum Training ihres großen Sprachmodells mit öffentlichen Inhalten, die von Erwachsenen auf Facebook und Instagram in der EU/EWR geteilt werden, zu stoppen. Diese Entscheidung wurde nach intensiven Gesprächen zwischen der DPC und Meta getroffen. Die Datenschutzbehörde wird in Zusammenarbeit mit den anderen EU-Datenschutzbehörden weiterhin mit Meta in dieser Angelegenheit zusammenarbeiten.“

Max Schrems, Vorsitzender von noyb. sagt dazu: „Wir begrüßen diese Entwicklung, werden sie aber genau beobachten. Bislang gibt es keine offizielle Änderung der Meta-Datenschutzbestimmungen, die diese Verpflichtung rechtsverbindlich machen würde. Die von uns eingereichten Beschwerden sind noch nicht abgeschlossen und müssen nun entschieden werden.“

Antwort des Hamburger Datenschutzbeauftragten

Ich hatte neben meinem Blog-Beitrag eine Beschwerde bei der Hamburger Datenschutzbehörde eingereicht und auch die Datenschutzorganisation noyb informiert. Von Hamburgs Datenschutzbeauftragter habe ich zum 18. Juni 2024 eine Antwort bekommen. Hier deren Inhalt:

wir haben Ihre Nachricht am 04.06.2024 erhalten. Ihr Vorgang wird hier unter dem Aktenzeichen E3/01.01-xxx/2024 bearbeitet. Bitte geben Sie dieses Aktenzeichen bei jedem Schriftwechsel mit unserer Behörde an.

Ihre Beschwerde richtet sich gegen die Plattform Facebook, die von der Meta Platforms Irland Ltd. betrieben wird. Seit Geltung der DSGVO ist die Irische Datenschutzbeauftragte (Irish Data Protection Commission, kurz IDPC, https://www.dataprotection.ie/) federführend für die Meta Platforms Irland Ltd. zuständig. Dementsprechend müsste Ihre Beschwerde von uns formal der IDPC zur Entscheidung vorgelegt werden.

Den Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit (HmbBfDI) haben in den letzten Tagen zahlreiche Anfragen und Beschwerden zu der von Meta geplanten Verarbeitung von personenbezogenen Daten für KI-Training erreicht. Auf unserer Homepage haben wir daher einen Beitrag veröffentlicht, in dem wir u.a. über die Widerspruchsmöglichkeit der Nutzenden von Facebook und Instagram informieren, siehe. Die IDPC ist über das Vorliegen dieser Beschwerden beim HmbBfDI informiert.

Unter anderem aufgrund der eingegangenen Beschwerden hat sich der HmbBfDI bereits mit der IDPC sowie mit weiteren europäischen Aufsichtsbehörden in Verbindung gesetzt, um den Umgang mit der von Meta geplanten Datenverarbeitung abzustimmen. In einer ersten Maßnahme hat die IDPC Meta aufgefordert, den Start der Datenverarbeitung zu verschieben. Dieser Aufforderung ist Meta nachgekommen,  siehe . Im Folgenden werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der von Meta geplanten Datenverarbeitung im Einzelnen geprüft und ggf. weitere Maßnahmen erwogen werden.

Vor diesem Hintergrund sehen wir derzeit von der Weiterleitung Ihrer Beschwerdeunterlagen ab. Sobald feststeht, unter welchen datenschutzrechtlichen Voraussetzungen Meta Nutzendendaten für KI-Training verwenden darf, werden wir Sie über den Fortgang Ihrer Beschwerde unterrichten. Selbstverständlich bleibt es Ihnen unbenommen, zwischenzeitlich auf den von Meta vorgesehenen Formularen gegen eine Verwendung Ihrer personenbezogenen Daten zum KI-Training vorsorglich Widerspruch einzulegen.

Damit die die Kuh vorerst für Benutzer und Benutzerinnen vom Eis. Mal schauen, wie die Geschichte final ausgeht.

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8 Antworten zu Meta stellt AI-Trainingspläne für Facebook in Europa zurück

  1. Hobbyperte sagt:

    Na eben “ zur Klärung erst einmal zurückgestellt“ bedeutet eben gerade nicht: „Die DPC begrüßt die Entscheidung von Meta, ihre Pläne (…), zu stoppen.“

    Was wird nun wohl passieren, das was immer passiert … die Lobby-Mühlen beginnen verstärkt zu mahlen, Gesetzte zu manipulieren, aufzuweichen … das kann „einige Zeit“ dauern, doch am Ende hat Europa die Wahl, sich entweder auf neue Technologien „irgendwie“ Einzulassen oder noch weiter den Anschluss zu verlieren. Schwer zu sagen welche Option die Bessere wäre.
    In der Frage „Mal schauen, wie die Geschichte final ausgeht.“ ist aktuell wohl an die Gen-Food -Debatte zu Erinnern. Lange haben wir uns gewunden und gesträubt und jetzt sieht es ganz so aus, das die EU diese Technik doch zulassen wird. Es würde sonst auch schwierig werden mit dem internationalen Getreidehandel usw. Wie will man sich denn gegen etwas wehren, das alle anderen bereits nutzen? Dahingestellt ob es eine „gute“ oder eine „schlechte“ Technik ist.

    Und mal theoretisch angenommen China würde schon Morgen die weltbeste (und einzig wirklich gut funktionierende, sichere) Technologie zb. für selbst fahrende Auto/LKW entwickelt haben, diese aber nur in Verbindung mit entsprechenden Fahrzeugen Exportieren und diese würden zusätzlich in der EU verbotene Technologien wie zb. zur Überwachung der Fahrzeuginsassen (nicht nur der Fahrer) untrennbar, fest integriert haben. Und angenommen die Technik für autonomes Fahren wäre der Entwicklung der übrigen Länder so meilenweit voraus, das es wirklich schwer fiele darauf zu verzichten … wie fällt die Entscheidung am Ende aus? Es würde hin und her, vor und zurück lamentiert, um am Ende zu sagen das es das Risko wert sei … *ziemlich sicher bin* … die Aussicht auf mehr Profit (einsparen von Taxi- / LKW-Fahrern) wäre für „die Wirtschaft“ einfach zu verlockend…

    • janil sagt:

      Es wird dem Markt untergeordnet werden und wenn es Geld bringt, wird es auch kommen.
      Finde den Rückzug von Meta trotzdem gut.
      Finde auch, dass Meta und Co sehr zu der Unruhe in der Welt beigetragen haben und eine Ausbremsung derselben, eventuell etwas zur Beruhigung des Ganzen beitragen kann.

    • 1ST1 sagt:

      Was autonomes Fahren angeht, darauf kann ich komplett verzichten. Wo bleibt denn da der Spaß!? Nur so in der Karre zu sitzen und nix machen zu können ist doch auch irgendwie dooooooof. Das ist schon als Beifahrer schlimm genug.

      • Phadda sagt:

        Tja und ich hasse aktives fahren, weil es einfach nervig ist und unproduktive Zeit bzw. keine Erholung ist :)

        • Luzifer sagt:

          naja wenn du mit ner Familienkutsche zur Arbeit fährst magst du recht haben… Wenn ich entspannt nach der Arbeit am Wochenende in meinen Challenger oder Charger steige ist das Entspannung und Fahrspass pur!

          @1ST1 naja also ne richtige Limousine und ne Gespielin, da kann der KI Chauffeur auch Spass machen ;-P

    • Sansor sagt:

      Es steht auch weiterhin jedem einzelnen frei solche Technologien nicht zu verwenden bzw. bewusst zu boykottieren – letzteres trifft auch mich bei Meta zu. Wenn alle Meta – oder auch anderen „unsauber“ agierenden Unternehmen und Diensten – den Rücken kehren würden, wäre dies bei weitem effektiver als jedes Gesetz. Aber solche „Unbequemlichkeiten“ wollen die wenigsten auf sich nehmen. Also habe solche Firmen die besten Chancen so weiter zu machen wie sie wollen.

      • Luzifer sagt:

        Das hat keider noch nie funktioniert, weil die Masse wie Lemminge sind und nicht versteht was sie überhaupt nutzen.
        Internet & Co. ist eben nicht nur für Politiker #Neuland

        • Sansor sagt:

          Tja, das ist leider wahr. Aber dieser Fall zeigt wieder mal, dass mein Boykott gegen Meta durchaus begründet ist. Und im Gegensatz zu einer weitläufigen Meinung, bin ich dadurch weder gestorben, noch in das soziale Abseits geraten.

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