Interview: VMware-Übernahme durch Broadcom, was sind die Folgen?

[English]Seit der Übernahme von VMware durch Broadcom ist einiges im Markt der Hyperconverged Infrastruktur in Bewegung geraten. Nach der Übernahme wurden die Partner gekündigt und die Lizenzkonditionen für VMware-Produkte geändert, was effektiv die Preise erhöhte. Seitdem sind Kunden auf der Suche nach Alternativen. Ich konnte ein Interview mit Tobias Pföhler von StorMagic führen, wie sich das Ganze auswirkt. 

VMware-Übernahme als GAU für Kunden

Ich habe hier im Blog ja bereits einiges zu den Verwerfungen geschrieben, die nach der Übernahme von VMware durch Broadcom am Markt zu beobachten waren (siehe Links am Artikelende). Nach der Übernahme wurden die Lizenzkonditionen für VMware-Produkte geändert, es sind nur noch Cloud-Abonnements möglich (siehe Broadcom beerdigt VMware-Produkte mit Perpetual-Lizenzen – Ende des kostenlosen ESXi-Servers?).

Am Ende das Tages standen massive Preiserhöhungen für Virtualisierungskunden im Raum – ich hatte einen Fall im Blog-Beitrag Der Fluch der neuen Broadcom/VMware VCF-Lizenzierung in der Praxis aufgegriffen. Beobachter reiben sich seit Ende 2023 verwundert die Augen und beobachten, wie Broadcom die Kunden von jetzt auf gleich wie eine Zitrone auspresst und langjähriger Partner feuert (siehe Überraschung: Allen VMware-Partnern von Broadcom für 2024 gekündigt) und das, was mal VMware ausmachte, gefühlt gegen die Wand fährt.

Meinen Beobachtungen nach sind seitdem viele Kunden aktiv auf der Suche nach Alternativen für ihre Virtualisierungsinfrastruktur, bevor die VMware-Lizenzen auslaufen. Der Wettbewerb bringt sind in Stellung Stellung. Zum Thema Wechsel hatte ich bereits was im Blog-Beitrag Analysen: VMware agiert bei Lizenzen geplant; Wechsel zu Alternativen ein Problem geschrieben.

Hintergrundgespräch zu Implikationen der Übernahme

Die Übernahme von VMware durch Broadcom hat Bewegung in den Markt von Hyperconverged Infrastruktur gebracht. Es stellen sich viele Fragen wie: Welche Anwendungsfälle und Branchen sind betroffen? Was sind die Folgen von der Übernahme von VMware durch Broadcom für Kunden? Welche Alternativen haben VMware-Kunden nun? Gibt es neue Technologien, die verfügbar sind?

Und es gibt noch OEMs wie Dell, Lenovo oder HPE, die weiterhin Hyperconverged-Systeme mit dem vorinstallierten VMware-Stack verkaufen. Dort hat Broadcom gerade einen neuen Betrag mit den genannten OEMs abgeschlossen (siehe VMware by Broadcom: Kommando zurück, Dell ist wieder drin). Welche Rolle spielen OEMs wie Dell, Lenovo oder HPE?

Zu diesem Themenkomplex hatte ich Gelegenheit zu einem Hintergrundgespräch mit Tobias Pföhler von StorMagic, ein Anbieter, der hyperkonvergente Speicher anbietet. Ich habe das Ganze in Form des nachfolgenden Interviews aufbereitet.

Was sind die Folgen von der Übernahme von VMware durch Broadcom für Kunden?

Broadcom hat nach der Übernahme das Lizenzmodell für VMware-Produkte geändert und dadurch effektiv die Preise erhöht. Zudem wir es zukünftig keine Kauflizenzen (Perpetual) sondern nur noch Mietlizenzen (Subscription) geben. Das stößt bei Kunden nicht auf Wohlwollen und hat darüber hinaus Zweifel am künftigen Support durch VMware und geweckt und Fragen hinsichtlich Investitionen in die zukünftige Entwicklung der Produkte aufgeworfen. Viele Kunden suchen seitdem aktiv nach Alternativen für ihre Edge-Daten- und KMU-Anwendungsfälle.

Welche Anwendungsfälle und Branchen sind betroffen?

Generell betrifft dies alle Branchen und Unternehmensgrößen, doch speziell viele KMUs. Und im Bereich Edge-Computing insbesondere die, die mit hyperkonvergenten Systemen kleinere Zweigstellen abdecken. Dieser Markt ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und es gibt entsprechend sehr viele aktive Systeme im Markt.

GB: Das ist auch das Bild, was sich aus zahlreichen Lesermeldungen und Rückmeldungen für mich ergibt.

Welche Alternativen haben VMware-Kunden nun?

Die Kunden haben im Grunde drei Möglichkeiten. Sie können in den sauren Apfel beißen, bei VMware bleiben, sich dem neuen Lizenzmodell anpassen und weiterhin die neuen höheren Preise zahlen. Alternativ können sie zu einem anderen proprietären HCI-Anbieter mit einem integrierten Stack wechseln. Das kann etwas günstiger sein.

Drittens, und das ist in meinen Augen ein No-Brainer, können die Kunden die Gelegenheit ergreifen und zu einer speziell entwickelten Software-definierten Lösung wechseln. Diese kann direkt auf neuen oder vorhandenen Servern installiert werden und umfasst einen KVM-basierten Hypervisor, ein fortschrittliches virtuelles Netzwerk und eine Speichersoftwareschicht.

Eine solche Software-definierte HCI-Lösung kann den Betrieb vereinfachen und Hochverfügbarkeit für Edge- und SMB-Umgebungen mit nur zwei Servern bieten – und dabei bis zu 62 Prozent im Vergleich zu Broadcom/VMware sparen.

Wie positionieren sich Wettbewerber am Markt, um VMware Marktanteile streitig zu machen?

Für Konkurrenten von VMware ist dies eine erstklassige Gelegenheit, Kunden zu gewinnen, die Alternativen für ihre End-Of-Life-Systeme suchen, auf denen früher VMware lief. Analysten und Marktbeobachter sehen bereits einen deutlichen Anstieg nach solchen Speicher- und Rechenarchitekturen. Und genau aus diesem Grund hat StorMagic jüngst SvHCI vorgestellt.

GB: Ich verlinke mal zur SvHCI-Seite, wo sich Interessenten über diese Lösung von StorMagic  informieren können.

Welche neuen Technologien sind verfügbar?

Eine vielversprechende Option ist ein Software-definiertes Produkt, das direkt auf neuen oder vorhandenen Servern installiert werden kann. Diese muss alle Bestandteile mitbringen: einen Hypervisor, fortschrittliche virtuelle Netzwerke und eine Speichersoftware. Im Direktvergleich zwischen VMware und StorMagic können Kunden Allein bei der Software bis zu 62 Prozent Lizenzkosten einsparen.

Welche Rolle spielen OEMs wie Dell, Lenovo oder HPE?

GB: Ich hatte ja im Blog thematisiert, dass die oben genannten OEMs ein Abkommen mit Broadcom abgeschlossen habe und weiterhin Hyperconverged-Systeme mit dem vorinstallierten VMware-Stack verkaufen dürfen. Daher hatte ich Herrn Pföhler um eine Einschätzung gebeten, wie er deren Angebot sieht.

Die drei führenden Server-OEMs Dell, Lenovo und HPE haben erst kürzlich ihre zuvor ausgelaufenen Verträge mit VMware verlängert, um weiterhin hyperkonvergente Systeme und Server mit vorinstalliertem VMware-Stack verkaufen zu können. Dies scheint ein notwendiger Schritt für die OEMs zu sein, da sie keine eigenen Hypervisoren haben und auf VMware angewiesen sind, um ihre HCI-Lösungen mit VMware zu bündeln.

Alternativen im Markt bieten hier nicht nur weitere Optionen für Kunden, sondern auch für Hardware-Partner, die mit einem günstigerem Software-Stack niedrigere Paketpreise anbieten könnten. Entsprechende Partnerschaften zwischen StorMagic mit HPE und Lenovo gibt es bereits.

Wie ist der Status bei Euch?

Aktuell gibt es ja nach dem Umzug des VMware Kundenportals zu Broadcom viel Ärger um verlorene VMware-Lizenzen (siehe Hat die User Portal-Migration von VMware zu Broadcom bei euch geklappt?). Das dürfte den Drang „bloß weg von VMware by Broadcom“ befördern. Aus diversen Blog-Beiträgen und obigem Interview deutet sich an, dass VMware by Broadcom nicht „alternativlos“ ist, sondern dass sich am Markt einige Mitbewerber bzw. alternative Lösungen etablieren.

Damit möchte ich das Thema mit der Frage abschließen, wie der Status bei der Leserschaft ist? Ist bei Euch der Wechsel zu Alternative geplant, und falls ja, zu welchen Produkten? Gibt es bereits Migrationsprojekte oder ist der Wechsel sogar schon abgeschlossen?

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8 Antworten zu Interview: VMware-Übernahme durch Broadcom, was sind die Folgen?

  1. rpr sagt:

    Die Folgen sind schlecht bewertbar und werden sich erst im Jahren andeuten.
    Niemand kann sagen wie viele Oracle Installationen abgelöst bzw. neue Projekte mit Alternativen umgesetzt wurden.
    Bei den ganzen Diskussionen gibt es immer einen grundlegenden Gedankenfehler.
    Der einige Maßstab für Erfolg ist wie viel Gewinn gemacht wird. Woher der kommt ist völlig egal. Niemand ist stolz darauf wie häufig sein Produkt einsetzt wird und welchen Ruf es hat. Daherw ist es egal ob Vmware den Bach runter geht oder nicht solange man ausreichend lange Geld dabei verdient.
    Das sind Werte von gestern und sowas von old-school. Ist leider so und auch ich habe das noch anderes gelernt.

  2. 1ST1 sagt:

    Ich hatte jetzt anderes erwartet als Werbung für ein Produkt, das bisher nicht als bekannter Nachfolger für VSphere im Fokus stand.

    Zur Abschlussfrage: Wir sind schon vor 4 Jahren von VMWare weg, abgelöst durch HyperV und Open-Stack. War schon damals deutlich günstiger, gerade der Teil „Windows Enterprise Server und Gast-Lizenzen“ ist ein riesen Einsparpotential.

    • AlCiD sagt:

      Es bleibt abzuwarten, wie sich Hyper-V in Zukunft entwickelt, auch und vor allem preislich, aber auch lizenztechnisch.
      MS ist da sicherlich eine Wundertüte.

    • T Sommer sagt:

      Ging mir genau so – hat aber auch den Vorteil, nach einem kurzen Blick auf die verlinkte Seite, das ich mich damit nicht weiter belasten muss.

  3. Johannes sagt:

    Aktuell stehen Proxmox und Nuantix zur Auswahl, ich hoffe aber aktuell noch auf die versprochenen Sicherheitsupdate trotz fehlendem Supportvertrag, dann ließe sich das Ganze ggf. bis zum EOL 2027 verschieben. So ad hoc Aktionen mag ich nicht.

    • rpr sagt:

      Proxmox ist sicher die Wahl für alle „kleinen“Installation ohne high-end VM Management; idealerweise in Kombination mit ein oder zwei Mitarbeitern die Linux grob bis gut kennen.
      Das meiste was lokal läuft und nicht in andere Standorte gesyncht werden muss sollte abbildbar sein.
      Gruß

  4. TBR sagt:

    Bleiben vorerst bei VMWare. Es ist immer noch ein Top-Produkt.

    • rpr sagt:

      Wenn du es bezahlen kannst und willst alles gut.
      Noch läuft die Software ja ordentlich aber ich würde sehr genau beobachten wie sich Qualität und Service entwickeln.
      Gruß

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