Windows 11: Recall soll eine 2. Chance bekommen, kommt im Oktober 2024 als Preview für Insider

Windows[English]Microsoft gibt seine AI-Funktion „Recall“ in Windows noch nicht auf. Nach einem regelrechten PR-Desaster bei Ankündigung dieser Funktion im Mai 2024 wurde das Ganze zwar eingestampft und Microsoft wollte nachdenken. In einem Update vom 21. August 2024 hat Microsoft nun mitgeteilt, dass man Recall für Copilot+ PCs ab Oktober 2024 für Windows Insider erneut als Preview verfügbar machen werde. Details soll es aber erst im Oktober 2024 geben, wenn die betreffende Funktion im Windows Insider Programm (WIP) – vermutlich für Windows 11 – bereitgestellt wird.

Was ist Recall?

Zum 20. Mai 2024 hatte Microsoft das Konzept „Copilot+PC“ vorgestellt. Es handelt sich um PCs, deren Hardware mit AI-Support und Copilot ausgestattet ist. Eine spezielle Funktion dieser Windows 11-PCs sollte die Funktion „Recall“ sein. Die Recall-Funktion soll es Windows ermöglichen, ständig Screenshots vom Bildschirm des Benutzers zu machen und ein generatives KI-Modell zu verwenden, um die Daten zu verarbeiten und sie durchsuchbar zu machen.

Das Versprechen Microsofts war, dass der Nutzer dann nur ein Stichwort eintippen muss, um herauszufinden, wenn er wohl was gemacht hat oder wo die Dokumente mit diesem Stichwort auf seinem Rechner zu finden sind. Aber mit Recall wird „eine Wanze“ in Windows implementiert, die alles, was der Benutzer unternimmt, präzise aufzeichnet und das dann noch durchsuchbar wird. „Oh, Du hast am xxx für 13 Minuten mit dem Rotlichtangebot auf xyz gechattet und das Ganze mit der Kreditkarte xyz bezahlt? Ups, ich sehe gerade, Du nutzt zwar Tor, aber die am xxx besuchte Webseite abc ist aber ganz und gar nicht das, was wir da so sehen wollen.“ Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Der mal als „persönlicher PC“ gestartete Rechner weist dann nichts persönliches mehr auf – Jeder wird transparent – ein Alptraum für jeden Nutzer, der nicht blauäugig mit dem „mir doch egal, ich hab nichts zu verbergen“ Hut herum läuft.

Das PR- und Sicherheitsdesaster

Microsofts Chef, Satya Nadella, versprach zwar, dass das alles für den Nutzer sicher sei. In einem Interview, wo er die AI-PCs vorstellte und nach den Bedenken der Menschen bezüglich dieser Recall- Funktion gefragt wurde: „Man muss zwei Dinge zusammenbringen. Das ist mein Computer, das ist mein Recall, und das wird alles lokal gemacht. Das ist also das Versprechen. Das ist einer der Gründe, warum Recall wie eine magische Sache funktioniert, denn ich kann darauf vertrauen, dass es auf meinem Computer ist.“

Benutzer sollten die Funktion Recall auch davon abhalten können, Screenshots zu machen, falls sie um ihre Privatsphäre besorgt sind oder die Funktion nicht nutzen wollen. Der „Move“ ging aber ziemlich nach hinten los; Sicherheitsforscher liefen Sturm gegen die „in Windows eingebaute Wanze“. Sicherheitsforscher Kevin Beaumont zerriss das Konzept von Recall in einer Reihe Tweets als das dümmste, was es jemals gegeben habe. Dann mit Recall sollen ja alle Aktivitäten des Benutzers aufgezeichnet und in einer (lokalen) Datenbank durchsuchbar abgelegt werden.

Das ist eine Steilvorlage für Angreifer, die in dieser Datenbank nach sensitiven Daten wie Passwörter, Konteninformationen, Nutzernamen, E-Mail-Adressen etc. suchen. Sicherheitsforscher konnten zeigen, wie einfach sich solche Informationen aus der Datenbank extrahieren lassen. Ich habe in diversen Blog-Beiträgen über diese Problematik berichtet (siehe Links am Artikelende).

Zurückgezogen und neue Ankündigung

Auf Grund der vernichtenden Kritik entschloss Microsoft sich dann, die Funktion Recall nicht auszuliefern, sondern nochmals über das Thema nachzudenken. Ich hatte im Beitrag Windows 11 „Copilot+PC“ kommt (vorerst) ohne Recall darüber berichtet. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, es war klar, dass Recall irgendwann zurück kommt.

Im Beitrag Update on the Recall preview feature for Copilot+ PCs vom 7. Juni 2024 gibt es nun eine Aktualisierung vom 21. August 2024. Dort schwurbelt Microsoft weiter vom Ziel, seinen Kunden ein vertrauenswürdiges und sicheres Recall (Preview) Erlebnis auf Copilot+ PCs zu bieten. Daher teilt man den (hoffentlich freudig erregten) Benutzern mit, dass Recall ab Oktober für Windows Insider verfügbar sein werde.

Man verweist auf eine Mitteilung vom 13. Juni 2024, wo bereits bekannt wurde, dass die Recall-Veröffentlichung angepasst worden sei, und Microsoft „die wertvolle Expertise der Windows Insider-Community zu nutzen möchte“, bevor Recall für alle Nutzer Copilot+ PCs verfügbar gemacht werde. Die „wertvolle Expertise der Windows Insider-Community“ kann man – bildlich gesprochen – zwar in der Pfeife rauchen. Denn gemeldete Bugs der Insider Preview sind oft genug in die finale Version von Windows gerutscht. Andererseits wurden von den Insidern oft gravierende Klopper übersehen.

Aber im Sinne von „weißer Salbe“ hebt man die  „wertvolle Expertise der Windows Insider-Community“ halt hervor – wenn es oft genug wiederholt wird, glauben es die Leute. Lange Rede kurzer Sinn: Microsoft sagt „Sicherheit hat für uns weiterhin oberste Priorität. Sobald Recall im Oktober 2024 für Windows Insider verfügbar ist,“ will man einen Blog mit weiteren Details veröffentlichen.

Schätze mal, das Thema Recall wird uns auch weiterhin nicht ausgehen. Dieses Recall soll zwar nur auf „Copilot+PC-Systemen mit Windows 11 für Insider kommen. Aber langfristiges Ziel ist es, jeden Windows-Nutzer in dieses Korsett zu zwingen. Ich bin dann mal gespannt auf die Implementierung und das Echo aus dem Kreis der Sicherheitsforscher. Es mag zwar sein, dass Microsoft glaubt, dass „Sicherheit oberste Priorität habe“ – das, was da tagtäglich abgeliefert wird, spricht eine andere Sprache, da kommt Marketing vor sinnvollen und sicheren Funktionen – so jedenfalls mein Eindruck.

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26 Antworten zu Windows 11: Recall soll eine 2. Chance bekommen, kommt im Oktober 2024 als Preview für Insider

  1. Pau1 sagt:

    wie passt denn die lokale Speicherung mit „alles in die Cloud“ zusammen?

    Naja, würde man Recall nur in der Cloud machen, wüsste man nicht alles was der User sonst so macht.

    Was für ein größerwahnsinniger Plan.

    Aber es das was Bil Gates schon in den 80er postuliert hat.

    • Tomas Jakobs sagt:

      so? was hat er denn postuliert? „A computer on every desk“? Ende der 90er längst erreicht. Seitdem verharrt Microsoft auf dem gleichen Stand und verbrennt Kohle.

      Seit 17 Jahren, ab 2007 genau, habe ich für mich beschlossen „microsoftfrei“ zu sein. Anfangs noch Mac und Linux, heute nur noch Linux. Ich habe den Microsoft Schmus schon auf der Arbeit, das will ich nicht auch noch um mich privat herum haben.

      Musste ich in den 17 Jahren etwas wesentlich Neues lernen? Nicht wirklich! Es war und ist der gleiche Rotz! Dinge kamen und verschwanden wieder (XBox, Live, Zune, Reader, CodePlex, Azure, Silverlight, Expression Studio, EdgeHTML, Nokia, Windows Mobile und Embedded Automotive, Bing, Cortana, 3D zeugs, Kinect, Hololens, ARM, KI?)

      Solange sich ein Windows mit „NT“ im Versionsstring meldet, ich Druckertreiber in einem ranzigen Win98 Mäusekino ohne Suchfunktion mir geduldig erscrollen muss, ganze ADs mit einer vergammelten Win2000 MMC Optik und Haptik verwalten muss und GPOs auf einem DC mit nur einem Kern ausgewertet und die Powershell weiterhin so bescheiden ist, dass ich auf richtige Programmiersprachen ausweichen muss. Brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Microsoft schafft es im Jahr 2024 ja noch nicht einmal mit Unicode umzugehen und seine EULA abrufbar im Netz zu machen.

      https://blog.jakobs.systems/blog/20240820-secure-boot-suendenfall/

      Weißt Du was ich denke, bei Microsoft läuft im C-Level eine heimliche Wette: „Was für Schmerzen können wir uns ausdenken, die alle anderen auch noch mitmachen?“ Und dann kam Recall um die Ecke… die nächste Kuh, die durchs Dorf getrieben wird. Und die nächste Generation von Ahnungslosen werden es schlucken und weiterhin Microsoft Schrott nutzen…

      (Sorry musste gerade Dampf ablassen)

  2. KT sagt:

    Windows macht ja schon jetzt so viel Müll auf dem Rechner. Ständig Aktivität auf der Festplatte und im Prozessor, wo man sich fragt, was das alles denn soll. Über den Umweg des für die ganzen Prozesse auf den Millionen PCs und Servern weltweit notwendigen Energiebedarfs und des durchs Datensammeln und ständigen Updaten verursachten Traffics dürfte Microsoft inzwischen einer der top 10 am meisten sinnloses CO2 verursachenden Konzerne auf diesen Planeten sein. Wobei hier nur die scheinbar sinnfreien und die durch unterlassenes Optimieren aufgeblähten Prozesse und die Prozesse fürs Datensammeln gemeint sind und nicht der Leistungsbedarf für den eigentliche Sinn und Zweck der Anwendungen.

  3. Mira Bellenbaum sagt:

    Wofür sollte Recall noch mal gut sein?

  4. Luzifer sagt:

    die wollen nun mal an deine Daten, da lässt man sich doch nicht von ein bisschen Shitstorm abhalten… hat ja mit TPM auch geklappt ein Dutzend mal musste das verschoben, umbenannt (weil verbrannt) werden, dann etwas Geschwurbel von Sicherheit und die dumbe Masse hats geschluckt…

    Funktioniert hier ganz sicher auch… wird auch noch mehrere Anläufe brauchen aber sicher nicht so viele wie TPM, da die Massenverdummung ja bereits weit fortgeschritten ist.

    • Blackii sagt:

      Moin,

      ich würde mich freuen, wenn Kommentare mit dieser Wortwahl hier im Blog nicht verwendet werden. Für mich ist der Ort ein Austauschort u.a. für Administratoren. Klar kann man seine Meinung dazu abgeben, aber die Worte passen meiner Meinung nach nicht hier her.
      Vielen Dank und

      MfG,
      Blackii

    • Avigdor sagt:

      Im November lasse ich mich wieder Impfen.
      TPM kann im übrigen weder schnüffeln noch als DRM verwendet werden.
      TPM speichert einfach nur Keys und kann hashes von Boot-Dateien mit erwarteten Hashes vergleichen.

      da die Massenverdummung ja bereits weit fortgeschritten ist

      Wäre ich mal vorsichtig pauschal andere so zu bezeichnen.

  5. GüntherW sagt:

    Wenn Windows die KI mit irgendwelchen sinnvollen und lange notwendigen Funktionen koppeln bzw. zusammen ankündigen würde, dann würde man die ganze Sache evtl. auch positiver aufnehmen… Ich verstehe nicht mal das Vorgehen.

    Ich kann nur die schlecht nutzbare Suchfunktion vom Explorer erwähnen… Warum man hier nichts baut, es evtl. auch gleich mit KI koppelt. Das finde ich

    • Pau1 sagt:

      gute Frage.
      könnte die Antwort darin liegen, wer der Auftraggeber ist und welche Interessen der hat?
      fängt mit N an und endet auf A, dazwischen kein B.

      Ich weiß dass es in den USA legal und üblich ist, den Mitarbeitern Schnüffelsoftware inkl Screenshots unterzuschieben.
      Und wenn diese Software hier in Deutschland verkauft werden soll, fallen die aus allen Wolken, das ihre Software hier illegal sei.
      In sofern wird man sich bei Recall keine Gedanken gemacht haben. Menschenwürde schert Microsoft ja auch nicht.

  6. Red++ sagt:

    Wenn Microsoft Clever wäre, wäre Recall nur ein Features was man sich, über den Microsoft Store nach installieren könnte und das Problem wäre keines. Wer es nicht haben möchte, installiert es sich eben erst gar nicht.

    Ich brauche es jedenfalls nicht, mich interessiert es auch nicht, was ich letzten Monat an meinem PC gemacht habe, ich weiß es nämlich noch und Falls ich an Dement oder Alzheimer erkranke, wird es mich auch nicht mehr interessieren, weil ich es eh wieder vergesse.

    Microsoft will da irgendwas mit allen Mitteln in sein System hineinbekommen, was niemanden zu interessieren scheint, ausgenommen, von Arbeitgebern und Wahrscheinlich Microsoft selbst sonst lege ihnen nicht so viel daran.

    • Anonymous sagt:

      Das ist doch kein Feature für Dich… das ist ein Feature für Microsoft.

      Nein, wirklich! Und daher ist es schlecht für Microsoft, wenn Du es nicht installierst, schließlich wollen Sie Alle Deine Daten (ADD!). Von allen! Daher wird es früher oder später ausgerollt. Vielleicht mit Opt-Out, aber wer macht das schon – auf jeden Fall nicht die breite Masse…

      • Starmanager sagt:

        Wer den Defender aktiv hat ist eh schon gescannt. Alles was MS nicht erkennt tun sie heimlich nach Hause senden und kontrollieren. Also gibt es kaum noch Geheimnisse. Kein Wunder dass alle gegen Kaspersky sind… Machen alle das Gleiche…

        • Red++ sagt:

          Das Klingt für mich alles sehr nach kruden Verschwörungstheorien, wenn da Tatsächlich etwas dran wäre, wüsste Microsoft, in welchen Gefilden ich mich aufhalte und würde meinen Key einfach sperren, Euch allen den Key sperren!

          Aber es stimmt schon, die KI braucht Futter und deren Wissensdurst muss befriedigt werden, egal ob das die Cloud ist oder durch irgendwelche Medien und da die KI mittlerweile recht gut Texte aus Bildern entziffern kann, ist das ja auch sehr Praktisch.

          • Anonymous sagt:

            Es geht nicht um Keys sperren, ganz im Gegenteil.

            Man will dort möglichst uneingeschränkt an alle Deine Daten, die sind viel wertvoller als Deine Gefilde oder irgendwelche Keys.

            Hauptsache die Software wird verwendet und schickt alles nach Hause.

            Verschwörung ist da nirgends zu sehen.

  7. Gustav sagt:

    Na für *irgend eine* Produktankündigung innerhalb des 1. Jahres, in dem Microsoft die ganzen Milliarden in OpenAI und andere KI-Anbieter sowie teure Hardware investiert hat, muss KI ja gut sein. Schließlich sollen die Aktionäre nicht das Gefühl bekommen, die Firmenleitung hat neben Geld Scheffeln in der Gegenwart keine weiteren Ziele.

    Wegen der Zukunft brauchen wir was!

  8. Anonymous sagt:

    User werden Recall in Windows 11 nicht deinstallieren können

    Ein Windows-11-Update hat den Eindruck erweckt, dass User Recall in der Systemsteuerung hätten abstellen können. Das war aber nur ein Bug.

    Quelle: https://www.golem.de/news/desktop-screenshots-user-werden-recall-in-windows-11-nicht-deinstallieren-koennen-2409-188650.html

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