Moderne Autos sind inzwischen mit Elektronik und Software voll gestopft, die den Fahrer oder die Fahrerin beim Autofahren unterstützen sollen. Allerdings gewinne ich mehr und mehr den Eindruck, dass was schief läuft. Da will ein Innovateur „die Knöpfe am Auto“ weg rationalisieren und durch Spracheingabe ersetzen. Und Käufer von Fisker-Fahrzeugen schauen nach einer Insolvenz in die Röhre, weil Cloud-Funktionen abgeschaltet werden. Auch die eCall-Funktion könnte für Ärger sorgen.
Fisker-Insolvenz wird (fast) zum Desaster
Ich hatte mich ja schon mal im Artikel Software: Unser Grab als PKW-Besitzer der Zukunft? kritisch über einige Gesichtspunkte in der automobilen Entwicklung geäußert. Immer mehr Funktionen werden an die Cloud der PKW-Hersteller angebunden. Für Käufer der Fahrzeuge der Marke Fisker wurde das jetzt (fast) zum Desaster.
Fisker ist ein ein US-amerikanischer Hersteller von Elektrofahrzeugen, der 2016 von Henrik Fisker gegründet wurde und seinen Sitz in Los Angeles hatte. Die Fisker Inc. war die Neueinführung der Marke Fisker, die zuvor als Fisker Automotive (2007 ebenfalls von Henrik Fisker gegründet) bekannt war und den Fisker Karma produzierte.
Das Unternehmen entwickelte das Elektro-SUV Fisker Ocean, das seit Mai 2023 ausgeliefert wurde, schreibt die Wikipedia. Seit Dezember 2023 steckte das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten und meldete im Juni 2024 Gläubigerschutz nach Chapter 11 an.
Käufer der Fahrzeuge, die Zusatzfunktionen gebucht hatten, laufen nun Gefahr, diese zu verlieren. Im Sommer 2024 gab es im deutschen Fisker Ocean-Forum bereits Diskussionen, dass die App nicht mehr auf Fisker-Features zugreifen könne.
Ende Oktober / Anfang November 2024 sind mir dann erste Berichte untergekommen, dass Besitzer der Fisker-Fahrzeuge demnächst mit langen Gesichtern herumsitzen könnten, weil Funktionen in der Cloud durch die Insolvenz abgeschaltet werden könnten.
Chip machte hier mit der Info auf, dass der Autobauer insolvent sei und viele Fahrzeug-Funktionen nicht mehr verfügbar seien. Bei eFahrer hieß es die Tage aber, dass es wieder Fisker-Fahrzeuge zu kaufen gebe (es werden aber nur 30 Fahrzeuge gebaut).
Ende Oktober 2024 ist dieser Artikel mit interessanten Informationen rund um das Thema Software Defined Vehicles (SDV) erschienen. Dort findet sich zwar die Botschaft, dass Fahrzeuge von Fisker vorerst kein teurer Schrott durch die Cloud-Abschaltung werden. Man hat eine Lösung gefunden. Die Episode zeigt aber, auf wackeligem Pflaster Käufer von Autos inzwischen unterwegs sind.
Idee „Weg mit den Knöpfen“, hin zur Sprachsteuerung?
In den USA gibt es
Deren Chef der Software-Entwicklung, Wassym Bensaid, hält diskrete Bedienelemente im Auto für eine „Anomalie“, und will die Bedienung des Fahrzeugs zukünftig per Sprachsteuerung handhaben.Entsprechende Äußerungen sind auf der Techcrunch Disrupt gefallen. Golem hat dies im Artikel Physische Knöpfe im Auto „sind Bug, kein Feature“ aufgegriffen und die Pläne beschrieben. Vielleicht bin ich langsam zu alt für den Mist, aber Sprachsteuerung für die Bedienung des Fahrzeugs ist das Letzte, was ich mir vorstellen kann. Drei Personen im Fahrzeug, die dann „Fenster hinten rechts runter“, „Fenster hinten rechts hoch“ plärren und der Junior im Font meint „Blink doch mal rechts“, und die Sprachsteuerung nimmt das für bare Münze. Halte ich für eine absolute Fehlentwicklung.
In Europa hat man da glücklicherweise einen Riegel vorgeschoben. Dass die allgegenwärtige Touchbedienung in Fahrzeugen ein Risiko darstellt (siehe auch VW ID.4: Sind Bedienelemente am Lenkrad an Unfällen schuld?), hat man in Europa auch bei den Behörden erkannt. Im Beitrag Automobile IT-Fehlentwicklungen: Touchbedienung als Risiko; Datenerfassung als Falle für Besitzer hatte ich im März 2024 über das Risiko Touchbedienung berichtet. Das lässt sich auch auf eine Sprachsteuerung projizieren.
Die EU-Behörden habe jedenfalls reagiert. Autohersteller müssen Knöpfe und dedizierte Bedienelemente zurückbringen, um in Europa gute Sicherheitsnoten für ihre Fahrzeuge zu bekommen. Hintergrund ist das New Car Assessment Program (NCAP). Dieses soll Automobilkäufern und Kraftfahrzeugherstellern eine realistische und unabhängige Beurteilung der Sicherheitsmerkmale einiger der meistverkauften Fahrzeuge geben und führt hierzu auch standardisierte Crashtests von Automobilen durch. Ab dem Jahr 2026 werden Fahrzeugen im Euro-Raum NCAP-Punkte abgezogen, wenn einige Kontrollelemente nicht physisch sind.
eCall als technische Hypothek
Abschließend möchte ich noch ein Thema aufgreifen, welches Besitzer neuerer Fahrzeuge in Zukunft ärgern dürfte. Es geht um das in Fahrzeugen seit 2018 vorgeschriebene eCall-Notruf-System. Der ADAC hat in diesem Artikel einige Details dazu zusammen gefasst.
eCall wird mittelfristig bei Besitzern älter Fahrzeuge Ärger bereiten, wenn das 2G-Mobilfunknetz so ab 2028 – 2030 abgeschaltet wird (siehe Abschaltung des 2G-Mobilfunknetzes durch Vodafone (2030) und Telekom (2028)). Sofern dies auch für eCall durchgesetzt wird, gibt es ein Problem mit Altfahrzeugen, die nur ein 2G-Modem besitzen. Aktuell habe ich noch keine Information gefunden, wie das Problem gelöst werden soll, und wie dies mit der Betriebserlaubnis ausschaut.
Nicht ganz so weit entfernt ist ein anderes eCall-Thema: Die dort vorgeschriebenen Batterien, die in ersten Fahrzeugen ihren Geist aufgeben oder auf Herstelleranweisung gewechselt werden müssen. Da deutet sich Ärger an, wenn ein 20 Euro-Teil beim Wechsel mit 170 Euro auf der Rechnung auftaucht. Focus Online hat aktuell das Thema in diesem Artikel aufgegriffen. Die Episoden zeigen, dass die frühere Option, ein Fahrzeug über 20 und mehr Jahre zu fahren, passe ist und die PKW-Besitzer mit den neuesten technischen Schlenkern beliebig traktiert werden. Oder wie seht ihr das?
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