Erfahrungen mit SMA Wechselrichtern (SunnyBoy 4000 und 200) und anderen Solarkomponenten

Hier im Blog habe ich ja häufiger über Wechselrichter chinesischer Anbieter wie Deye und die damit verbundenen Probleme berichtet. Ein Blog-Leser hat sich bei mir gemeldet und seine Erfahrungen mit Wechselrichtern (Sunny Boy 4000 und 200) des deutschen Herstellers SMA berichtet. Der Leser betreibt eine Reihe weiterer Komponenten und bastelt viel. Ich fand seine Erfahrungen so interessant, dass ich diese als Beitrag mal aufbereitet habe.

Eine Leserrückmeldung zum Deye-Gate

Mein Blog-Beitrag Deye-Wechselrichter arbeitet nach Firmware-Update nicht mehr (19. Dez. 2024) zu Problemen mit Deye-Wechselrichtern im Dezember 2024 bewog Blog-Leser Matthias K. eine Mail zu schreiben (danke dafür).

SMA WR SunnyBoy 4000 und 2000

Der Leser outete sich als „Bastler“, der seit 2011 eine Photovoltaik auf dem Dach montiert hat. Dabei kommen ältere Wechselrichter-Modelle (SunnyBoy 4000 und 2000) des hessischen Herstellers SMA zum Einsatz.

Solar Boy 4000 von SMA

Matthias schrieb, dass die Anbindung der Wechselrichter (WR) an einen Solarlog 500 Datenlogger per RS485 Bus erfolgt.

Den Anschluss des Datenbusses und einen Großteil der Leitungsverlegung, Kabelkanäle, Potentialausgleich etc. hat der Leser selbst durchgeführt (er arbeitet seit 1994 in der IT, ist aber ausgebildeter Energieanlagenelektroniker, den es via Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker in den Bereich Mainframe/Operating und weiter in die Entwicklung / Administration / Softwareverteilung verschlagen hat.)

Die beiden oben erwähnten SMA-Wechselrichter funktionieren völlig unauffällig und  seien robust. Ein Bekannter hatte die Vorgänger von 2007 – 2023 im Einsatz. Ähnliches wurde mir auch vom Montagepersonal meines Solateurs berichtet, die SMA-Wechselrichter seit Jahrzehnten verwenden.

Mogelpackung Solarlog  500

Der Solarlog 500 habe sich als „Mogelpackung“ herausgestellt, schrieb der Leser. Der Datenlogger sei nach nach 5 Jahren regelmäßig und reproduzierbar ausgestiegen, und zwar in der Samstag-Nacht, bei der Datenübertragung und dem Backup der Konfiguration in die Solarlog-Cloud.

Der Workaround, um den Logger wieder zum Laufen zu bringen, war ein ‚Reset‘ per 230V~ Stecker. Der Leser hatte kein gutes Gefühl dabei, ziehen des Netzsteckers sollte immer die letzte Option sein, wenn gar nichts mehr hilft.

SD-Karte aus Problem

Durch Suchen im Internet fand der Leser heraus, dass im Datenlogger eine SD Karte verbaut ist. Das sei genau die Schwachstelle, die für das Ableben vieler RaspBerry Pi -Geräte verantwortlich ist, merkt der Leser an. Wer mit Raspberry Pi-Geräten bastelt, kenne das Problem:

ramlog, nodiratime, swapping, logrotate, dann die fertige Installation als .iso speichern, eine Backup-Karte anfertigen und die SD’s alle 2-3 Jahre durchwechseln (Backup SD rein, gebrauchte SD raus, formatieren, das .iso Image wieder drauf schreiben und als neue Backup SD einlagern).

Dummerweise passt in den Solarlog 500 nicht jede x-beliebige SD Karte. Es müsse eine speziell ‚gebrandete‘ SD-Karte sein, die dann eine ‚Kleinigkeit‘ mehr kostet, gibt der Leser seine Erfahrung weiter.

Datenstrom des Loggers analysiert

Der Leser hat dann noch den Datenstrom des Loggers zum Web-Frontend per Wireshark analysiert und das Ergebnis dann ein C# Programm angezapft. Diese Lösung diente ihm von 2012 – 2022 zum Schalten von Installationsrelais. Die RS 232 Ports DTS und DTR können auf einem PC oder Notebook noch binär aus C# heraus angesprochen werden, schrieb der Leser. Allerdings müsse es ein ‚echter‘ RS232 Connector sein, Serial2USB geht nicht. Inzwischen bekommt man ja kaum noch Rechner mit serieller Schnittstelle.

Er hat in seinem Fall ein IBM A22e-Notebook, das unter XP bis 2017 in Betrieb war,  verwendet. Danach stieg er auf ein Lenovo T500 mit Windows 7 um, was immer noch, allerdings unter Linux Mint, läuft und andere Aufgaben hat. Der damals verwendete Wäschetrockner sei noch so ‚unsmart‘ gewesen, dass er per Netzstecker aktiviert werden konnte.

Reports abschalten hilft

Der Leser gab dann noch eine Kuriosität zum Besten: Knipst man dem Solarlog 500 das Generieren von Reports, das Speichern von Daten und die Verbindung zu seinen Servern ab, läuft das Geräte 24-Stunden und 7 Tage die Woche ohne Probleme.

Der Solarlog 500 mag es aber nicht, wenn eine Kommunikation „im Dunkeln (Standby) “ versucht wird. Der Leser schrieb, dass sseine Programme dasberücksichtigen, und keine Abfragen nach Eintritt der Dämmerung schicken.

Reinfall Varta PulseNeo-Speicher

2021 kam beim Leser ein Varta PulseNeo Speicher dazu. Dieser könne laut Hersteller IP- Installationsrelais (Shelly, Rutenbeck) schalten, schrieb der Leser. Seine Erfahrungen auf den Punkt gebracht: Die vollmundig propagierte Ansteuerung taugt nichts!

Immer wieder gehe die Konfiguration verloren, Relais und Schaltbedingungen verschwinden auf Nimmerwiedersehen, schrieb der Leser. Er meint, dass sich dies mit den Erfahrungen des Elektrohauses, von dem er den Varta-Speicher bezogen habe, deckt.

Hier gelte, dass Foren (OpenWR) weiter helfen. Der Varta-Speicher hat eine modbus/tcp -Schnittstelle. Kennt man die Register, könne man die Daten (Ladestatus, Stromfluss rein/raus, Netzfrequenz, Blindleistung, AC-Leistung, etc. ohne Smartmeter) abfragen und nutzen, schrieb der Leser.

Der Speicher ist wegen der Gewährleistung und Haftungsfrage an die Varta Cloud angebunden. Wie schrieb der Leser: „Details zur Varta Cloud schenke ich mir, seit dem Ransomware Befall im Frühjahr sind die Daten von 2021 – Februar d.J. weg, da wird auch nichts wieder hergestellt, das BlaBla ist seit Monaten unverändert.“ Über diesen Fall hatte ich im Blog in zwei Beiträgen berichtet (siehe Links am Artikelende).

Der Leser zieht alle Telemetrie Daten selbst ab und legt diese auf einem NAS ab. Die neu aufgesetzte Varta-Cloud wirkt auf den Leser „dädschig und nemme scheee“ (wohl irgendwo zum Abwinken).

Wärmepumpe von Stiebel-Eltron

Im Dezember 2023 kam eine Wärmepumpe von Stiebel-Eltron zum Haushalt des Lesers dazu. Auch hier findet sich ein modbus/tcp und selbst basteln war abgesagt. Die Wärmepumpe ist ebenfalls an die Cloud des Herstellers angebunden, wegen der Gewährleistung.

Die PV-Steuerung (Verbraucher schalten bei Stromüberschuss, forcierter Modus der Wärmepumpe bei entsprechender Leistung, etc.) erledigt beim Leser ein Raspberry Pi, auf dem einige Programme in Python und Shell Scripte laufen. Ein paar Grafiken werden per gnuplot erstellt und das Logging der smarten Infrastruktur übernimmt der Raspberry Pi mit.

Viel eigene Entwicklung

Die obigen Ausführungen ergeben ein Bild, dass der Leser viel auf eigene Entwicklungen setzt, weil die Hersteller diverser Komponenten es nicht gebacken kriegen, geräteübergreifend zu agieren.

Beim Elektrohaus, bei dem der Leser die Komponenten bezieht, werde ebenfalls auf eigene Entwicklung gesetzt ( µController Silicon Labs, EFM32 Gecko Starter Kit). Die Leute im Elektrohaus hatten irgendwann von den Herstellern, dem smarten Flickenteppich, Ticket und Mail schreiben, und so weiter die Nase voll und stellten lieber einen Mitarbeiter / Entwickler für ihr ‚Sonnenkraftwerk‘ ein.

Ein Mikrocomputer wie der Raspi sei wegen der SD-Karten Dauerbaustelle keine Option. Das tauge als Individuallösung für Bastler, sei aber nichts für die Allgemeinheit, merkt der Leser an. Denn eine Firma könnte sonst glatt noch einen zweiten Mitarbeiter zum SD-Karten-Management und Tauschen bei den Kunden einstellen.

Und es gibt einen Deye Wechselrichter

Einen Deye 600G3 Wechselrichter habe man auch (noch) im Einsatz, schrieb der Leser. Der WR arbeitet aber in einer anderen Immobilie, wo auf einer Garage einige Solarzellen Strom erzeugen. Dort wollte der Leser nicht basteln und auch mal vergleichen, was eine Standardlösung taugt.

Das Fazit: Reingefallen! Wer billig kauft, kauft selten günstig und oft auch ein zweites Mal. Der Leser musste, wie viele andere auch, feststellen, dass auf ‚magische‘ Weise FW-Updates installiert werden. Ist das WLAN-Signal stark genug, geht das mit den Updates los. Als im Juli 2024 ein Repeater im Haus dazu kam, aktualisierte der Deye 600G3 Wechselrichter prompt seine FW auf den neuen Stand im August.

Auf die Trennrelais Nachrüstung beim Deye WR mit erzwungenem FW-Update hat der Leser verzichtet. Denn die Inbetriebnahme war im Mai 2023, also noch bevor der Schwindel mit dem Trennrelais aufgeflogen ist. Die Nachrüstpflicht gilt seines Wissens nur für die Errichtung von Neuanlagen nach Juli 2023, merkte der Leser an.

Sein weiteres Fazit: Sind die Deye 600G3 Wechselrichter im Internet sichtbar, ist die Büchse der Pandora offen, dann wisse man man nicht, ob dieser am nächsten Tag noch funktioniert.

Der Leser schloss seine Mail mit „Wir lassen das jetzt noch bis ins Frühjahr weiter laufen, ein 800 W Nachfolger von AP Systems ist bestellt. Dessen Anbindung ans Intranet ist m.E. besser gelöst (ECU-B, Kommunikation zum Wechselrichter per Funk/ZigBee).“

Spannende Erfahrungen, die jemand da gesammelt hat und irgendwie auch abtörnend. Die Hersteller hinterlassen auch hier eine Dauerbaustelle, die man nur als Bastler in den Griff bekommt. Nicht so ermutigend, und es wird meiner Beobachtung nach nicht besser.

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9 Antworten zu Erfahrungen mit SMA Wechselrichtern (SunnyBoy 4000 und 200) und anderen Solarkomponenten

  1. Wolfgang sagt:

    Ich frage mich, warum Kollegen so schlampige Software produzieren.
    Ja klar, der Auftraggeber sagt, wo es langgeht und die Miete will bezahlt sein. Aber man kann doch gelegentlich mal einen Blick in die Stellenanzeigen werfen.

    Mein Respekt für Programmierer, die solch scheddrige Arbeit abliefern, hält sich in Grenzen.

  2. Ekkehard_F sagt:

    Eine Anmerkung zu Raspberry Pi und SD-Karte: Die muß man ja nicht nutzen. Mindestens seit dem Pi 2 können die auch von USB booten, also packt man eine USB-SSD (oder früher 2,5″ USB Festplatte) dran und gut ist.
    Der SMA Wechselrichter hier (Sunny Boy 10kW) läuft seit 2013, und seit Ende 2023 wurde die Anlage mit Victron- und Pylontech-Komponenten um einen Speicher und mehr Erzeugungskapazität erweitert. Die Daten vom SMA werden von jeher mit dem PC per Bluetooth ausgelesen, bei Victron läuft zur Visualisierung deren Cloud. Gesteuert wird aber alles lokal.

  3. Luzifer sagt:

    Hier laufen auch SMA Sunny Boy Wechselrichter, als Batteriespeicher Anker Solix, alles nur lokal ohne Cloud. Problemlos seit Jahren.
    Hauptversorgung ist allerdings ein Stirling BHKW mit Kraftwärmekopplung und Vorrangschaltung, unterstützt durch Solarstrom und Solarthermie.

    Bei 10.000KWh/anno Eigenbedarf zu 80% autark. 100% wären möglich aber aufgrund von gesetzlichen Regelungen “ Erschlossene Gebiete müssen einen Hausanschluß haben“ eben nicht zu 100%. Ausnahmen nur auf abgelegenen Höfen als Inselsystem, könnte man evtl. auch Klagen, ist aber den Ärger und Aufwand nicht wert.
    Wer auf ordenliche Hersteller wert legt, hat auch kein Probleme!
    Wer billig kauft kauft eben zweimal!

    Das ist doch mit einer der Hauptgründe das dieser Blog so gut läuft: Otto Dumpfbacke möchte all den Luxus, aber nix dafür löhnen. entsprechende Probleme eben inklusive und dann wird in Foren rumgeweint und nach Nannystaat geschrien.

    • David sagt:

      „Wer auf ordentliche Hersteller wert legt, hat auch keine Probleme!“
      Falsch! Schau mal in die Photovoltaik-Foren rein – da gibt es bei allen – wirklich allen – „ordentlichen“ Herstellern Probleme, vorwiegend, wenn es um die Cloud geht.

      • Anonym sagt:

        man gibt die Hoheit über seine Geräte ab. Der Hersteller übernimmt. Und: man ist an diesen einen Hersteller gebunden.

        Und dann stellt sich die Frage, warum hat man das gekauft?

      • Luzifer sagt:

        deswegen geht man auch nicht in die Cloud… Geräte welche nur Cloud only bieten kommen mir nicht ins Haus!
        Beachtet man dies kann man bei ordentlichen Herstellern recht sorglos sein!

        Nur Id**** geben ihreDaten in die Cloud! Nicht meine Hardware, nicht unter meiner Kontrolle, nicht mehr meins!

  4. David sagt:

    SD-Karten: die Probleme sind bekannt, schon recht lange. Bei Autos (nicht nur E-Autos), bei Geräten mit Aufzeichnung und bei Wechselrichtern oder Geräten mit Cloud-Anbindung (die SD ist hier Zwischenspeicher). Das eigentliche Problem ist, dass eine SD-Karte NUR Speicher ist. Alle anderen Funktionen wie Sicherheit muß der Controller übernehmen. Und hier wird gespart. Deshalb haben Profi-Geräte noch immer die alte CF-Karte, die auch einen Controller enthält.

    Cloud-Nutzung: hier zeichnet sich ein neues oder weiteres Problem ab: man gibt die Hoheit über seine Geräte ab. Der Hersteller übernimmt. Und: man ist an diesen einen Hersteller gebunden.
    Das trifft vor allem auf Otto-Normalnutzer zu, der keine „Bastellösungen“ bereitstellen kann.

    • Luzifer sagt:

      Wer klug wählt, braucht auch keine Bastellösung! Nur gibts das eben nicht für nen Appel und nen Ei und damit sind nunmal alle GeizistGeil Primaten raus.

  5. ChrisR sagt:

    Dieses absurde Theater mit der SD-KArte haben wir auch. Wie lächerlich ist das eigentlich, dass man eine spezielle SD-Karte braucht, wo normalerweise jede x-beliebige SD-Karte (zumindest von den üblichen Herstellern) in jeder Kamera, Notebook, Cardreader usw. problemlos funktioniert. Und hätte man gleich eine größere hineingetan statt 2 MB (wird ja noch finanziell tragbar sein bei so einem überteuerten Solarlog), dann würde sie ohnehin länger leben.
    Und apropos SMA: der erste Wechselrichter war nach knapp 4 Jahren hin (ausgebrannt, alles schwarz im Metallkasten drinnen), der zweite ging paar Wochen, der dritte konnte jeden Monat an paar Tagen nicht starten und erst der vierte geht jetzt schon bald 10 Jahre. Ist alles unter die 5 Jahresgarantie gefallen, aber wir mußten dem Anlagenbauer mit gerichtlichen Schritten drohen, damit wir endlich ein funktionsfähiges Gerät hatten (als ob das unser Problem wäre, er hat die ganze Anlage gebaut und wollte sich dann vor der Garantieabwicklung drücken).
    Die Anlage bringt im Jahr ca 14 MWh, an wirklich sonnigen Sommertagen bis zu 80 kWh.

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