[English]Zoff zwischen VMware by Broadcom und der Siemens AG. Die beiden Parteien liegen bezüglich der Lizenzierung über Kreuz. Jetzt hat VMware die Firma Siemens wegen unlizenzierter Produkte verklagt.
Klage von VMware gegen Siemens
Es gibt eine neue Entwicklung in Sachen VMware by Broadcom und deren Kunde Siemens. Die VMware LLC hat zum 21. März 2025 vor einem District-Gericht im US-Bundesstaat Delaware Klage wegen „Copyright-Verletzung“ gegen die Siemens AG, die Siemens Corporation, die Siemens Industry Software, die Inc., Siemens Medical Solutions USA, Inc., die Siemens Mobility, Inc., die PETNET Solutions, Inc. und die Siemens Healthcare Diagnostics, Inc. eingereicht.
Unter dem Begriff „Copyright-Verletzung“ kann man vieles verstehen – aber die PDF-Fassung der Klage bringt Aufklärung. VMware wirft Siemens (USA) und deren Tochtergesellschaften vor, VMware Produkte ohne gültige Lizenzierung von den VMware-Servern heruntergeladen, verteilt und eingesetzt zu haben.
Die strittige Liste eingesetzter Produkte
Laut Klageschrift habe die Siemens AG selbst VMware am 9. September 2024 eine Liste mit eingesetzten VMware-Produkten zur Verfügung gestellt. Die Klageschrift spricht von „nicht lizenzierten Produkten“, was aber juristische Terminologie sein dürfte. Mein Verständnis ist, dass es um eine Verlängerung der Lizenzen ging, und Siemens dazu die in den Unternehmensteilen eingesetzten VMware-Produktinstallationen aufgelistet hat.
Lizenzverlängerung stand 2024 an
VMware und die Siemens AG hatten erstmalig am 28. November 2012 ein Master Software License and Service Agreement (MSLA) abgeschlossen. Diese MSLA wurde am 29. September 2021 geändert, und hatte eine Laufzeit von drei Jahren. Mit anderen Worten: Ende September 2024 lief das MSLA aus und musste verlängert werden. In diesem Fall dürften die neuen VMware-Konditionen mit drastischen Preiserhöhungen im Raum gestanden haben.
Siemens Forderung nach Support
Mit der Übermittlung der Liste verlangte die Siemens AG, laut Klageschrift, dass VMware eine Bestellung zur Erbringung von Wartungs- und Supportleistungen für die aufgelisteten Produkte (die technische Unterstützung sowie Software-Patches, Korrekturen, Updates und Upgrades umfassen und allgemein als „Support Services“ bezeichnet werden) akzeptiert.
Lizenznachweise fehlen
Bei der Überprüfung der Liste vom 9. September stellte VMware fest, dass dort eine große Anzahl von Produkten aufgeführt war, für die es keine Aufzeichnungen über den Erwerb einer Lizenz durch die Siemens AG gab.
VMware informierte die Siemens AG umgehend über diesen Sachverhalt. Aber selbst dann bestand die Siemens AG darauf, dass die Liste vom 9. September korrekt sei, und verlangte, dass VMware diese Auflistung akzeptierte.
Siemens droht rechtliche Schritte an
Weiterhin drohte die Siemens AG der VMware LLC wiederholt mit rechtlichen Schritten, falls VMware die Liste vom 9. September 2024 nicht akzeptiere und sich nicht bereit erkläre, Support Services für die darin aufgeführten Produkte zu erbringen.
Unter dieser Drohung und um eine mögliche Unterbrechung des Geschäftsbetriebs von Siemens zu vermeiden, erklärte sich VMware unter Protest bereit, Wartung und Support für die in der Liste aufgeführten Produkte zu erbringen, so die Klageschrift. VMware behielt sich jedoch seine Rechte vor – einschließlich des Rechts, Schadenersatz für die rechtswidrige Verwendung seiner Software durch Siemens zu verlangen.
Dumm gelaufen, neue Liste eingereicht
Irgendwann dämmerte den Siemens-Verantwortlichen, dass sie auf ein Problem zusteuern. Schließlich hatten sie VMware frei Haus die Information geliefert, mutmaßlich nicht lizenzierte Produkte eingesetzt zu haben.
Die Annahme setzt natürlich voraus, dass es wirklich Installationen gab, die nie lizenziert wurden. Eigentlich sollte das durch die Lizenzschlüssel unmöglich sein. Daher kann es durchaus sein, dass die VMware-Aufzeichnungen – auch durch den Umzug zu Broadcom und die Portalwechsel – unvollständig sind. Und es ist denkbar, dass eine fehlende Lizenzierung erst nachträglich entstand, weil plötzlich Mindest-CPU-Werte pro Instanz vorausgesetzt und angenommen wurden. Die Klageschrift gibt ja die Sichtweise von VMware LLC wieder.
Wochen später versuchte die Siemens AG, so die Klageschrift, nachdem das Unternehmen offensichtlich erkannt habe, dass die Liste vom 9. September die Verletzung der Rechte von VMware belegte, diese Liste zurückzuziehen. Man versuchte stattdessen eine neue Liste anzubieten, die besser mit VMwares Aufzeichnungen über die Lizenzen der Siemens AG übereinstimmte.
Da war das „Kind aber wohl bereits in den Brunnen gefallen“. Die Siemens AG hat VMware nie eine glaubwürdige Erklärung dafür geliefert, warum sie die Liste vom 9. September vorgelegt und auf deren Richtigkeit bestanden hat, VMware musste daher davon ausgehen, dass die Liste den tatsächlichen Einsatz von VMware-Produkten repräsentierte.
Konfrontation führt zur Klage
Man hätte die Diskrepanz geräuschlos klären und ggf. Produkte lizenzieren können. Aber die Siemens AG widersetzte sich laut Klageschrift den Bemühungen von VMware, die Anzahl der von ihr verwendeten Produkte durch ein Audit oder die Ausführung eines Skripts auf ihren Systemen unabhängig zu überprüfen – etwas, das andere, kooperativere und entgegenkommendere Kunden ohne Einwände ermöglichten, schreiben die VMware-Anwälte.
Bis zur Einreichung der Klage habe sich die Siemens AG geweigert, die Situation zu bereinigen, indem sie die nicht lizenzierte und rechtsverletzende Nutzung der urheberrechtlich geschützten Produkte von VMware anerkennt und versucht, die Angelegenheit zu klären. VMware hat aus seiner Sicht daher keine andere Wahl, als diese Klage zu erheben, um das Problem, das die Siemens AG zugegeben hat, zu lösen.
Gegenüber Golem, die berichteten, wollte sich die Siemens AG nicht äußern, gab aber an, dass dem Unternehmen noch keine Klage zugestellt worden sei. Bei heise heißt es, dass 1.400 Instanzen ohne Lizenz diskutiert werden.
PS: Die nächste Änderung für kleinere VMware-Kunden rollt an – siehe Nächster VMWare by Broadcom Lizenz-Hammer: Mindestens 72 Cores pro CPU erforderlich.
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Nächster VMWare by Broadcom Lizenz-Hammer: Mindestens 72 Cores pro CPU erforderlich
Naja das wäre schon dummgelaufen wenn man Broadcom frei haus die Lizensverletzungen dokumentiert hat…
„Die Annahme setzt natürlich voraus, dass es wirklich Installationen gab, die nie lizenziert wurden. Eigentlich sollte das durch die Lizenzschlüssel unmöglich sein.“
Das ist überhaupt nicht abwegig. Zum Beispiel lassen sich ESXis oder auch vCenter ohne Murren X-Fach mit demselben schlüssel aktivieren, solange unterschiedliche vcenter verwendet werden, was in einer solchen Firmengrösse eher der Normalfall sein wird.
Ich kanns verstehen, bei diesen unverhältnismässigen Preiserhöhung. Dann sollte man das aber nicht an die grosse Glocke hängen, sondern sich dann auch versuchen möglichst zu einigen.
Bei Microsoft sind solche Einigungen oftmals ganz fair, wäre vielleicht auch bei VMware möglich gewesen…
Ok, das wusste ich nicht, dass die Schlüssel mehrfach eingesetzt werden können.
VMware war eigentlich in seinen Lizenzbedingungen immer recht fair.
Eine Online-Aktivierung oder gar regelmäßige Lizenzprüfung gab es nie.
Da die administrativen Zugänge der Virtualisierungsinfrastruktur normalerweise in einem gut abgeschotteten Managementnetz tief im Inneren des RZ liegen, wäre das auch nicht wirklich praktikabel gewesen (macht Microsoft bei den Serverlizenzen ja auch nicht).
Die einzigen zwei Fälle, wo man den Online-Zugang brauchte die ich kenne waren
1. vom Hersteller gebundelte sogenannte ROK-Lizenzen. Diese sehen zwar aus wie ein Lizenzkey, sind aber eine Art „Gutschein“, mit dem man bei VMware den richtigen Lizenzkey generieren konnte. Hat VMware gemacht, um auch die Kunden von Dell, HPE, FSC usw. in seine Kondendatenbanken zu kriegen.
2. Technische Lizenzwechsel, etwa um einen 16-Sockel-Lizenzkey in zwei 8er für unterschiedliche Standorte zu tauschen oder zwei 1er zu einem 2er für einen Dual-Sockel-Setver zu kombinieren.
Sowie natürlich Up- und Downgrades im Rahmen des Supportvertrages.
In diesen Fällen ist im Portal jeweils ein neuer Key generiert worden, den alten mußte man vernichten.
Ich habe mal (kann aber keine zitierfähige Quelle bieten) gehört, daß Broadcom mehr Umsatz vor Gerichten erstreitet als sie im „normalen“ Verkauf machen.
Würde gut ins Bild passen.
Das zeigt eigentlich nur ein Mal mehr die Dummdreistigkeit deutscher Konzerne, weil sie es seit Jahrzehnten gewöhnt sind, in Deutschland und dann auch der EU mit den dämlichen Teenager-Strategien durchzukommen.
In die gleiche Kategorie fallen alle die deutschen Unternehmen, die versuch(t)en in den USA Fuß zu fassen und dort an die Börsen wollten und dann feststellten, dass die Transparenzpflichten dafür erheblich weiter gehen als im Wurschtel-Deutschland.
Oder Bayer, die sich Monsanto kauften, weil sie offenbar damit rechneten, dass sie das amerikanische Unternehmensstrafrecht so freundlich behandeln würde wie die deutschen Gerichte.
Oder die großen Korruptionsskandale in den 1990ern und Nuller-Jahren, die zeigten, wie hemmungslos deutsche Konzerne im Ausland geschmiert haben – und dafür international herbe Nackenschläge einstecken mussten… und die Strafen zuhause steuermindernd verwurstet haben.
So sehr Broadcom der Blitz beim Schei*en treffen möge, ich hab‘ auch mit Siemens hier nicht für 5 Cent Mitleid.
Zu Bayer kann ich nur meinen Gedanken beisteuern, als Werner Baumann den „Saatgut-Hersteller“ Monsanto kaufte, schoss mir „ist der vom Affen gebissen worden“ durch den Kopf. Hintergrund: Ich habe 12 Jahre bei einem der drei großen Chemiekonzerne gearbeitet und kannte durch Connections auch einige Kollegen in den Konkurrenzfirmen (wir Ingenieure saßen in Normengremien zusammen und haben kooperiert).
In einem Baby-Coaching-Kurs für angehende Führungskräfte schwärmte einer unserer Firmen-Vorturner von „Monsanto, die haben mit Roundup ein Killerprodukt, hätten wird das auch“ – und ich dachte „Junge, wer hat dir ins Hirn geschissen, wenn wir in der Firma dieses Produkt hätten, werden uns die Hosen so ausgezogen, dass wir bald nackt dastehen“. Habe mir seinerzeit ein einziges Mal auf die Zunge gebissen und das Maul gehalten – aber da hätte mir klar sein müssen, dass ich in der Zunft keine Zukunft habe (war lange bevor die ersten Klagen aufkamen, aber ich kannte halt viele Gerüchte über die Nebenwirkungen von Roundup).
Es kam, wie es kommen musste, das Unternehmen, in dem ich damals schon nicht mehr tätig war, wurde von einem Kaufmann als Vorstand an die Wand gefahren, Bayer wurde von Baumann (auch kein Chemiker) ruiniert und BASF krebst in Ludwigshafen auch rum) – und ich habe nie eine Bayer-Aktie im Portfolio gehalten. Aber mit dem MSCI werden wir durch Trumps geniale Wirtschaftspolitik auch gerupft. Von daher hält sich mein Mitleid mit Siemens (trifft die US-Ableger) und VMware (die von Broadcom gesteuert werden) in argen Grenzen. Beide genannten werden sich bestmöglich ruinieren und es wird immer noch Leute geben, die das als alternativlos hinstellen.
Dass die Monsanto Übernahme entspr. Folgen haben würde, war nicht nur betriebsnahen Personen oder Chemikern klar, es reichte einfaches Mitdenken.
Nachdenken? Schwierig bei manchen Betriebswirtschaftlern in den Vorstandsetagen – so meine damalige Erfahrung.
Daran hat sich heute leider in vielen Fällen nichts geändert.
so ein Audit würde ich auch verweigern (wollen) – die finden immer was, da sie (gerüchteweise) oft nur dann bezahlt werden, wenn sie was finden..
Zudem muss man dann tief die interne Struktur offenlegen, denn sonst kann da jemand mit „gibt es nicht doch noch ein paar verschwiegene Standorte/Teilnetze, die unsere Produkte einsetzen?“ kommen könnten. Ähnlich bei Skripten „weisen Sie nach, dass es keine abgeschotteten Netze bzw. (Application) Firewalls gibt, die die Ausführung des Skripts behindern“.
Aber vermutlich denke ich nur bösartig. (Und ja, in den Lizenzbedingungen stand vermutlich sowas mit Audit drin, wenn Siemens nicht als Großabnehmer Spezialverträge hatte)
So etwas steht bei vielen Herstellern (z.B. Oracle – die machen das dann auch) in den Verträgen drin.
An der Uni habe ich mal den Fall erlebt daß der RZ-Leiter sie mit den Worten „Ich bin hier nicht der Hausherr, das ist der Rektor!“ wieder wegtreten lassen hat. Ich weiß allerdings nicht, wie das dann ausgegangen ist.
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