Ich fasse mal zwei Meldungen bzw. Informationen, die mir die Tage untergekommen sind, zu einem Sammelbeitrag zusammen. Die Verbraucherzentralen stellen eine Zunahme der Beschwerden von Verbraucherinnen und Verbrauchern fest, die sich über ungewollt aufgedrängte Verträge beschweren. Parallel dazu hat mich ein IT-Dienstleister informiert, dass Kunden von 1&1/IONOS bei möglicherweise von einem Callcenter „aufgeschwatzten“ Tarifumstellungen falsch beraten wurden und ihre Webseite verloren haben.
Steigende Beschwerden über „aufgedrängte“ Verträge
Es war wohl eine Meldung der Verbraucherzentralen, die per dpa verteilt wurde und vor einigen Tagen durch die Medien ging – heise hat es z.B. in diesem Artikel aufgegriffen. Laut Meldung gingen bei den Verbraucherzentralen in Deutschland im Jahr 2024 mehr als 295.000 Beschwerden über Verträge ein. Das sind 17.000 Beschwerden mehr als 2023, und jede achte dieser Beschwerden habe sich auf aufgedrängte Verträge bezogen, heißt es von den Verbraucherzentralen. Das sei ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent.
Mehr als 37.000 Beschwerden, die die Verbraucherzentralen erreichten, beziehen sich auf abgeschlossene Verträge, die „bei näherem Überlegen wohl so nicht abgeschlossen worden wären“, heißt es. Gut jede vierte dieser Beschwerde habe sich auf einen telefonisch untergeschobenen Vertrag (26 Prozent) bezogen. Teils wissen die Leute nicht mal, dass sie einen Vertrag geschlossen haben. Beispielsweise war im Telefonat von Probeabos die Rede. Oder es blieben Vertragsbedingungen unklar, die bei Licht betrachtet den Vertragsabschluss verhindert hätten.
Die Verbraucherzentrale hat sich diesbezüglich in dieser Mitteilung mit dem Koalitionsvertrag 2025 befasst. Vom Gesetzgeber wird endlich ein Schutz vor untergeschobenen Verträgen gefordert. Telefonisch aufgedrängte Verträge sollen künftig nur noch gültig sein, wenn sie schriftlich bestätigt werden.
Diese Forderung stellen die Verbraucherzentralen seit Langem – und wollen, dass dies nun umgesetzt werden soll. Sie beziehen sich wohl auf den Koalitionsvertrag 2025, wo es heißt: „Wir schützen Verbraucherinnen und Verbraucher umfassend und führen deshalb eine allgemeine Bestätigungslösung für telefonisch angebahnte Dauerschuldverhältnisse ein.“
Webseite beim IONOS-Tarifwechsel verloren
Mir ist die Tage ein Leserhinweis zugegangen, dass im IONOS-Umfeld wohl ein „Callcenter wildert“ und Kunden zu einem Tarifwechsel überredet. Triggerte einerseits eigene Erinnerungen und hat mich bewogen, das Thema kurz im Blog aufzugreifen.
Mein DSL-Altvertrag mit 1&1
Ich bin ja schon seit über 20 Jahren Kunde eines DSL-Anschlusses, der von 1&1 über die Telekom-Infrastruktur bereitgestellt wird. In diesem DSL-Vertrag ist auch eine .de-Domain enthalten, so dass ich einerseits mehrere E-Mail-Postfächer, aber auch eine Webseite betreiben kann.
Die Domain borncity.de wird inzwischen zwar per redirect auf borncity.com umgeleitet, und ich habe die Inhalte der früheren Webseite offline genommen. Hintergrund ist, dass ich dort keine SSL-Zertifikate einbinden kann und die Webseite ist nur über http erreichbar. In modernen Browsern würde der Besucher eine Warnung vor „unsicheren Inhalten“ bekommen. Das möchte ich nicht, so dass ich die viele Jahre über http erreichbare Homepage mit dem WSH-Bazaar, Hinweise auf meine Bücher und weiteren Inhalten nicht weiter betreibe. Durch meine Blogs auf Borncity habe ich die Möglichkeit, IT-Themen und solche Inhalte anders bereitzustellen.
Aber ich erinnere mich, dass sowohl die Deutsche Telekom als auch 1&1 immer wieder über die Jahre dran waren, mich zu einem Vertrags- oder Tarifwechsel per Telefon zu überreden. Die Mitarbeiter der Deutsche Telekom waren im Zuge der ISDN-Abschaltung unheimlich wild, mir einen „allumfassenden DSL-Vertrag“ aufzuschwatzen. Der seit doch „viel billiger“ als DSL und ISDN parallel.
Hintergrund: Ich habe mir bis zum Schluss ISDN für Telefonie (bei der Deutsche Telekom) und DSL für Internet (bei 1&1) geleistet, bevor ich auf IP-Telefonie per DSL umgestiegen bin. In fast zwei Jahrzehnten gab es einen einzigen ISDN-Ausfall, der durch einen Reset bei der Telekom binnen kurzer Zeit behoben werden konnte. Seit ich auf IP-Telefonie per DSL hänge, sind die Festnetz-Telefone tot, wenn DSL muckt (das kommt jedes Jahr immer wieder mehrfach vor). Dann muss ein Handy als Notfall herhalten.
Jedenfalls war das Thema „Vertrags- oder Tarif-Wechsel“ am Telefon immer sehr schnell beendet, wenn ich auf das Thema „im DSL-Vertrag von 1&1 inkludierte .de-Domain mit Webspace und Mail-Konten“ zu sprechen kam. Daher bin ich auch bisher nicht zu IONOS gewechselt.
Lesermeldung zu verlorenen Homepages
Die Tage erreichte mich eine private Nachricht eines IT-Dienstleisters auf Facebook. Dieser schrieb, dass er „jetzt bereits mehre Kunden von IONOS hatte, die durch Telefonanrufe einen neuen Tarif aufgeschwatzt bekommen haben“. Meist wurde den Kunden der Homepage-Baukasten aufgedrängt, schrieb der Blog-Leser. Dadurch haben die Kunden ihre Webseite verloren.
Der IT-Dienstleister merkt an, dass es, soweit er das mitbekommen hat, es wohl ein Callcenter ist, welches Bestandskunden von IONOS kontaktiert und für Tarifwechsel wirbt. Bei diesen Telefonaten wurden die Kunden wohl nicht richtig beraten, oder denen war das „Kleingedruckte“ samt Implikationen nicht klar.
Ein Tarifwechsel ist per Telefon schnell eingeleitet und noch fixer dann per Mail bestätigt. Schon schnappt die „persönliche Falle für den Kunden“ zu. Er hat dann vielleicht einen „vorteilhafteren Tarif“ (und einen Homepage-Baukasten), geht aber ggf. seiner alten Webseite (und/oder seinen E-Mail-Konten) verlustig, wenn beim Wechsel das Thema Domain-Umzug nicht beachtet wurde.
Der IT-Dienstleister schrieb: „ist das vielleicht einen Blog-Beitrag wert? Mich würde interessieren ob das mehrere Kunden bzw. Blog-Leser betrifft?“ Diese Frage gebe ich damit an die Leserschaft weiter.
Ehrliche Meinung?
Diese Bündelung von Diensten zu einem „Verkaufsprodukt“ ist totaler Mist und eigentlich immer nur nachteilig für den Kunden. Was haben Domain und Webspace mit einem Internetzugang zu tun? Warum benutzt man eine E-Mail-Adresse von einem ISP, die man gar nicht mehr oder nur zu unverschämten Kosten weiterverwenden kann, sobald zu einem anderen ISP gewechselt wurde?
Solche Pakete mögen im ersten Moment wie ein günstiges Gesamtprodukt wirken, sind aber in aller Regel viel zu unflexibel und erschweren nur Kündigung bzw. Providerwechsel.
Dazu kommt noch, dass ISPs oftmals grottenschlechte Anbieter für Domains und Webspace sindda fehlt einfach Erfahrung und der Ansporn, in diesem Bereich ein wirklich gutes Produkt bereit zu stellen.
Ich finde bereits die Koppelung von Internetzugang und Telefonie bekloppt, dies ist spätestens seit VoIP technisch keinesfalls mehr nötig. Es hat sich aber tief ins Konsumverständnis aller eingegraben, dass beides zusammen „aus einer Leitung kommt“ – mit allen daraus resultierenden Nachteilen.
Würden die Provider Internet und Telefonie strikt trennen, hätten sie irgendwann das Problem, den Service „Telefon“ nicht mehr refinanzieren zu können, weil die Nachfrage einfach sinkt.
Als GFI Software im Jahr 2017 das Unternehmen Kerio Technologies übernahm, wurden die Kerio-Produkte in „GFI-Paketen“ gebündelt. Der Kunde erwarb dann Produkte, die er selbst gar nicht benötigt.
So ist das heute auch bei Microsoft und Co. der Fall. Man erwirbt mit einem Abonnement eine Vielzahl von Anwendungen / Diensten, die man zum Großteil gar nicht nutzt. Deshalb kommen die Hersteller mit ihrer „All in one“-Lösung daher, weil „bessere Benutzererfahrung“, „Innovationen“ und so. ;)
Mein Eindruck ist, dass die Themen „Verlässlichkeit“ (Anbieter) und „Zuverlässigkeit“ (Produkte / Dienste) bei einigen Herstellern keine Verkaufsargumente mehr sind / sein sollen.
wir waren bei domain discount 24.
dort wurde der Tarif von unserer seite „aufgewertet“ von 100 GB inklusivvolumen für Mailspeicher und Homepage speicher auf unbegrenzt mit fair use policy.
Idee war: es wird schon ein gutes Stück mehr als 100 GB enthalten sein.
es stellte sich heraus: es war mit der fair use policy nicht der Speicher, sondern das monatliche Übertragungsvolumen gemeint. Die genaue Höhe wurde verschwiegen. Fakt war aber: nach 150 GB Übertragung wurde das Paket abgeschaltet.
eingehende emails kamen nicht am. Webseite nicht erreichbar, ausgehende emails konnten nicht versendet werden.
wir fragten nach einer Lösung, damit nicht immer 3 Tage vor Monatsende der Supergau eintraf. Antwort: es gibt keine. es gibt kein grösseres Paket, und auch kein weg zurück.
Lösung: Wechsel zu all-inkl.com
Die FRage ist doch, wurde genaue Höhe wirklich nicht kommuniziert? oder hat man mal üblicherweise das Kleindgedruckte im Vertrag/AGB nicht gelesen?
Ich unterzeichne grundsätzlich keinen Vertrag wo das nicht geschehen ist und ohh Wunder: Bin damit noch nie auf die Nase gefallen!
Das man vieles nur gebundelt kriegt, naja was ich davon nicht brauch nutz ich dann halt nicht, den billiger wirds auch ohne nicht!
Guten Morgen,
die Überschrift klingt, als sei die Domäne weg, also das die jetzt jemand anderes hat?
Im Text klingt es so, als seinen nur die Inhalte gelöscht und können nur per Baukasten neu erstellt werden.
Was ist es denn jetzt?
Die oben beschriebene Kombination aus T-ISDN und 1&1-DSL hatte ich auch viele Jahre und zum Ende hin viel zu teuer. Nur löste ich selbst den Anruf eines, wie sich später herausstellte „marodierenen“ Callcenters aus, durch Kündigung meinerseits. Da ich damals noch eigentlich sehr zufrieden mit dem Produkt war, war ich offen für die Vorschläge. Die neuen Tarifinhalte ließen sich allerdings an meinem Anschluss gar nicht realisieren, was zu einem letztendlich von der hiesigen Verbraucherzentrale gelösten Problem wurde. Und da ich nicht nachtragend bin, kommt mir seither nix mehr von 1&1 ins Haus, selbst, wenn sie mir das Produkt schenken und noch 100€ drauflegen. ;-)
Ich trenne seit vielen Jahren die Dienste bei Kunden. Also Internet, Mail, Domain, Hosting. Kostet minimal mehr, dafür kann man leicht wechseln.
Dem kann ich nur zustimmen und ich mache das genauso! Insbesondere die Telekom ist bis heute nicht Willens, einen Internetvertrag ohne inkludierten Telefon-Vertrag anzubieten – daher absolutes NoGo im Businessbereich. Es gibt ja meistens genügend Alternativen…