Wer wirklich flexibel im Hinblick auf eine Windows To Go-Installation aus Windows 8.x sein will und die in Teil 1 behandelten Basics beherrscht, verzichtet auf den in Teil 2 vorgestellten Assistenten. Mit ein paar Handgriffen lassen sich Windows 8 Core und Pro als To Go-Installation erstellen – und das funktioniert auch mit Windows 8.1 Preview. Wie das funktioniert, beschreibe ich hier.
Vorbereitungsarbeiten beim Ansatz “a la mano”
Um eine USB-Festplatte oder einen geeigneten USB-Stick mit einer Windows To Go-Installation zu versehen, sind einige Vorbereitungen erforderlich. Vor allem ist das Zielmedium zu partitionieren.
1. Stellen Sie sicher, dass Sie Zugriff auf das Installationsmedium (Windows 8 Setup-DVD, ISO-Datei mit den Windows 8.0 oder 8.1-Installationsdateien mounten etc.) haben.
Wichtig: Es darf kein Installationsdatenträger aus einer Windows 8.0 Pro Upgrade-Version sein, da diese im Ordner sources keine install.wim sondern eine install.esd enthält, die sich leider nicht verwenden lässt!
2. Ist das Quellmedium geladen, merken Sie sich dessen Laufwerksbuchstaben, da dieser in späteren Schritte gebraucht wird.
3. Verbinden Sie den USB-Stick mit dem Windows 8-Rechner und führen Sie die nachfolgend beschriebenen Schritte zur Partitionierung aus.
Der Windows To Go-Datenträger muss zwei Partitionen enthalten: Eine 350 MByte große FAT32-Partition und eine NTFS-Partition, die die restliche Kapazität oder mindestens die Mindestspeichergröße für das verwendete Windows 8.x aufweist. Ich verwende meist 29 bis 40 GByte, je nach Medium. Der folgende Screenshot zeigt die Partitionierung eines USB 3.0-Sticks mit Windows To Go.
Sie können diese Schritte in der Windows Datenträgerverwaltung durchführen. Achten Sie beim Erstellen der ersten Partition darauf, dass beim Formatieren wirklich FAT32 gewählt wird (der Formatierungsassistent verwendet die Voreinstellung “FAT” oder “NTFS”).
Wichtig ist auch, dass Sie die erste Partition nach dem Erstellen in der Datenträgerverwaltung mit einem rechten Mausklick anwählen und dann per Kontextmenü auf “Aktiv” setzen. Andernfalls kann Windows To Go später nicht booten.
Tipp: Sofern Sie einen USB-Stick wiederverwenden, der bereits ein Windows To Go enthält, brauchen Sie die FAT32-Partition und die NTFS-Partition nicht neu anzulegen. Formatieren Sie aber das zur Aufnahme der Windows To Go-Dateien vorgesehene logische NTFS-Laufwerk. Wenn ich diesen Schritt weggelassen habe, gab es immer mal wieder Probleme mit den neu aufgesetzten Windows To Go-Installationen, die dann nicht richtig starten wollten.
Wer sich gut auskennt, kann die Partitionierung, das Aktiv-setzen der FAT32-Partition und das Formatieren auch in einer administrativen Eingabeaufforderung mittels des Befehls diskpart durchführen (siehe hier). Egal, auf welche Art Sie den Datenträger partitionieren, kontrollieren Sie im Anschluss, ob sich sowohl die FAT32- als auch die NTFS-Partition des Zielmediums im Explorer als logische Laufwerke öffnen lassen. Merken Sie sich erneut die beiden Laufwerksbuchstaben der betreffenden Partitionen.
Windows To Go auf das Zielmedium schreiben und bootfähig machen
Nach den obigen Vorbereitungen rufen Sie unter Windows 8.x eine administrative Eingabeaufforderung auf. Dies kann z.B. über den Befehl Eingabeaufforderung (Administrator) des Schnellzugriffmenüs erfolgen. Weitere Möglichkeiten sind in diesem Blog-Beitrag beschrieben. In Windows 8.1 wird nur die PowerShell-Konsole angeboten – falls Sie damit Probleme haben, geben Sie auf der Startseite cmd ein, wählen den Treffer mit der rechten Maustaste an und wählen im Kontextmenü Als Administrator ausführen. Geben Sie den folgenden Befehl in das Fenster der administrativen Eingabeaufforderung ein
DISM /apply-image /imagefile:I:\sources\install.wim /index:1 /applydir:j:\
und schließen Sie diesen über die Eingabetaste ab.
- Der obige Befehl verwendet Laufwerk I:\ als Quellmedium mit den Windows 8-Setup-Dateien. In dessen Ordner sources muss sich die Datei install.wim finden.
- Das USB-Zielmedium mit der NTFS-Partition zur Aufnahme der Windows To Go-Installation befindet sich in obiger Anweisung im logischen Laufwerk J:\.
Sofern Sie andere Laufwerke oder einen anderen Pfad bzw. Namen zur WIM-Datei verwenden, passen Sie die betreffenden Parameter an. Der Parameter /index:1 besagt, dass das erste Installationsabbild in den unter /applydir angegebenen Speicherort zu übertragen ist. Dies sollte bei den meisten WIM-Dateien funktionieren (gibt es Fehlermeldungen, variieren Sie die Ziffer auf 2).
Bei korrekt angegebenem Befehl beginnt der DISM-Befehl, die Windows-Dateien auf die Zielpartition zu übertragen (siehe obiger Screenshot). Dieser Vorgang kann, je nach Geschwindigkeit des Zielmediums, durchaus eine Viertel-Stunde und länger betragen. Der Fortschritt wird aber im Fenster der Eingabeaufforderung angezeigt.
Die Boot-Partition einrichten
Nun sind noch die Boot-Dateien auf der (neu partitionierten) 350-MByte-FAT32-Partition anzulegen. Geben Sie im Fenster der administrativen Eingabeaufforderung folgenden Befehl ein.
bcdboot E:\windows /f All /s J:
Der obige Befehl gibt an, dass das logische Laufwerk E: die Windows To Go-Installation aufweist, während das Laufwerk J: zur 350-MByte-FAT32-Partition gehört, auf die nun die Bootdateien zu schreiben sind. Falls bei Ihnen andere Laufwerksbuchstaben verwendet werden, passen Sie die Parameter an. Die Option /f All weist den Befehl bcdboot an, auch einen EFI-Bootsektor auf die Partition zu schreiben.
Die beiden obigen Schritte sind zwingend unter Windows 8.x durchzuführen. In Windows 7 ist kein DISM dabei. Man könnte zwar imagex aus dem Windows ADK einsetzen. Aber der Befehl bcdboot kennt auch den obigen Parameter /f nicht. Da Windows 8 bereits seit einiger Zeit auf dem Markt ist, verzichte ich auf die Beschreibung dieser Schritte. In diesem älteren Artikel verwende ich imageX zum Erzeugen einer To Go-Version.
Testen ist nun angesagt …
Wurden die obigen Schritte erfolgreich ausgeführt, werfen Sie den USB-Datenträger über Hardware sicher entfernen aus und testen, ob Windows To Go gebootet werden kann. Klappt das Booten, richten Sie das auf Windows 8 / Pro basierende Abbild wie gewohnt ein. Beim Einrichten der von Windows 8 Pro abgeleiteten To Go-Variante erscheint eine Abfrage des Produkt-Keys. Diese kann aber übersprungen werden. Das so installierte Windows To Go ist dann allerdings nicht aktiviert. Verwenden Sie ggf. einen passenden Windows 8 / Pro-Produktschlüssel zur Aktivierung. Das gleiche gilt auch für die Windows 8.1 Pro Preview.
Eine aus Windows 8 Enterprise erzeugte Windows To Go-Installation ist durch den Volumenlizenzkey universell auf verschiedenen Rechnern einsetzbar. Dies ist bei der aus Windows 8 Pro erzeugten To Go-Variante natürlich nicht gegeben. Windows To Go konfiguriert bei Verwendung auf einem neuen Rechner zwar die Geräte neu. Aber die Aktivierung geht verloren. Sofern Sie also Windows To Go über einen Schlüssel aktiviert haben, können Sie das neue USB-Medium nach der Aktivierung nur auf dem zugehörigen Rechner verwenden.
Um das Medium für Testzwecke an diversen Rechnern zu verwenden, verzichten Sie einfach auf die Aktivierung per Produktschlüssel. Sie können auch den in diesem Technet-Forentread genannten universellen Produktschlüssel verwenden (mit dem aber ebenfalls keine Aktivierung möglich ist).
Abschließende Tipps zu Windows To Go
Wer keine install.wim besitzt, kann sich diese über diverse Tricks aus seinem installierten System erstellen. Dort sind aber weitere Kniffe erforderlich, um die To Go-Installation zum Laufen zu bringen. Zum Zugriff auf Laufwerke, Windows Store oder den Ruhemodus gibt es weitere Kniffe. Ich habe dies in dem unter [4] genannten (kostenpflichtigen) Artikel in der Zeitschrift c’t beschrieben.
Zum Booten vom USB-Anschluss muss bei vielen Rechnern eine Funktionstaste gedrückt werden, um das BIOS- bzw. UEFI-Boot-Devices Auswahlmenü zu öffnen. Manchmal ist das die ESC-Taste, bei anderen Systemen wird F8, F11 oder eine ähnliche Taste verwendet (näheres steht in der Gerätedokumentation). Im Boot-Devices Auswahlmenü lässt sich dann der USB-Stick bzw. das USB-Medium zum Booten wählen. Dann sollte Windows To Go starten.
WeTab und andere Tablet PCs
Bei Tablet PCs ist es mitunter schwierig, eine Taste zur Auswahl des BIOS-Boot-Devices-Menü zu drücken. Manche Geräte booten daher automatisch vom USB-Port, wenn ein bootfähiges Medium erkannt wird. Details sollte das Gerätehandbuch verraten.
Ich habe hier ein WeTab Tablet PC, welches sich für Windows 8.x-Tests verwende und auch Windows 8.0 bzw. Windows 8.1 (Preview) als To Go-Version starte. Beim WeTab ist es so, dass von einem USB-Stick nur gebootet werden kann, wenn das Medium eine Folge sogenannter Magic Bytes aufweist (siehe diesen Artikel). Der Haken bei dieser Sache ist aber, dass Windows To Go durch das Schreiben dieser Magic Bytes beschädigt wird und nicht mehr bootet.
Um dieses ganze Gefrickel zu umgehen, empfehle ich die Installation des Plop-Bootmanagers über das Tool EasyBCD (man braucht die kostenlose Community-Edition, da die Plop-Installation in der kostenpflichtigen Fassung fehlt, wie ich zu meiner Überraschung festgestellt habe).
Die genaue Vorgehensweise beim Einrichten sowie das Booten per Plop habe ich im Blog-Beitrag USB-Boot erzwingen beschrieben. Beim WeTab wird der Fotosensor zur Auswahl der Booteinträge verwendet (kurz antippen verschiebt die Auswahl zum nächsten Menüeintrag, den Finger lange auf den Sensor drücken wählt den Menüeintrag aus).
Beim WeTab lauert allerdings noch eine dumme Falle, in die ich beim Testen der aus Windows 8.1 (Preview) abgeleiteten Windows To Go-Version (32 Bit, wegen der 1 GB RAM) erneut getappt bin. Nach Auswahl des USB-Anschlusses in Plop wurde der Bootmanager von Windows To Go nicht geladen, geschweige denn, das Betriebssystem gebootet. Es tat sich einfach nichts – das Tablet blieb hängen und musste über die Reset-Bohrung neu gebootet werden.
Der USB 3.0-Stick mit Windows To Go ließ sich aber auf meinem Medion Akoya 1210 Netbook einwandfrei über das BIOS-Bootmenü starten. Nach einer kurzen Recherche bin ich im WeTab-Forum (witzigerweise in einem eigenen Posting) fündig geworden. Sobald an einem USB-Port ein weiteres Gerät (z.B. USB-Tastatur oder –Maus) hängt, bootet Plop nicht mehr.
Achtet also bei Tablet PCs darauf, dass nur das USB-Medium mit Windows To Go angeschlossen ist. Ansonsten findet ihr in der nachfolgenden Linkliste “Ähnliche Artikel” weitere Blog-Beiträge, wie sich Windows 8 auf dem Wetab einrichten und anpassen lässt. Im Artikel Windows 8 (RTM) auf dem WeTab Tablet PC sind die grundsätzlichen Sachen zum Einrichten der Treiber beschrieben (gilt auch für Windows To Go).
Netbooks wie Medion Akoya Mini 1210
Netbooks besitzen standardmäßig eine Bildschirmauflösung von 1.024 x 600 Pixel, zu wenig, um App zu starten. In manchen Fällen gibt es aber Abhilfe, indem ein herstellerspezifischer Grafiktreiber installiert wird, der mit einem kleinen Hack auch höhere Auflösungen wie 1.24 x 768 Pixel zulässt.
Für den Medion Akoya Mini 1210 habe ich den betreffenden Ansatz im Artikel Windows 8 RTM auf dem Medion Akoya E1210 beschrieben. Das gilt auch für Windows To Go – wobei dort der Grafikkartentreiber (Mobile Intel 945 GM) wenige Minuten nach der Installation automatisch per Windows Update angeboten wurde. Nach dem Registrierungseingriff wurde beim Neustart (unter Windows 8.1) automatisch die passende Auflösung eingestellt, so dass Apps aufrufbar waren. Andernfalls meine Beiträge [g, h] in nachfolgender Linkliste durchgehen.
Problembär: Windows 8.1 Preview To Go und 3G-Verbindung
Was ich bei dem aus der Windows 8.1 Preview abgeleiteten Windows To Go weder auf dem WeTab noch auf dem Medion Akoya zum Laufen gebracht habe, ist eine 3G-Verbindung mit dem Huawei EM770W-Modem oder den Huawei Surfsticks E160 und E173. Die Mobile Partner-Software stürzt ab oder macht Probleme. Bei einer Clean Installation der Windows 8.1 Preview auf einem Acer Aspire 3000 konnte ich dann eine 3G-Verbindung mit dem Huawei Surfsticks E173 mit Tricks einrichten – aber dazu blogge ich getrennt, da es nichts mit Windows To Go zu tun hat.
Ich hoffe euch mit dieser Artikelreihe einige Hinweise an die Hand gegeben zu haben, um mit Windows To Go experimentieren zu können. Hier habe ich z.B. Windows 8.1 Preview sehr intensiv als To Go-Variante zum Testen im Einsatz.
Artikel:
i: Windows 8 als To Go-Installation – Basics – Teil 1
ii: Windows 8 als To Go-Installation – per Assistent – Teil 2
iii: Windows 8 als To Go-Installation – per Hand – Teil 3
Ãhnliche Artikel:
a: Windows 8 To Go und USB 3.0-Sticks – Teil I
b: Windows 8 To Go und USB 3.0-Sticks – Teil II
c: Dual-Boot für Windows 8 To Go
d: Windows 8 CP To Go im Eigenbau
e: Windows 8 To Go auf 16 GByte USB-Stick erstellen
f: Windows 8 to go “Developer Preview” selbst gemacht
g: Windows 8: Grafikauflösung beim MSI Wind U 100 – Teil 1
h: Windows 8: Metro-Apps beim MSI Wind U 100 anzeigen – Teil II
i: Windows 8 To Go-Probleme bei USB-Sticks – Teil I
j: Windows 8 To Go-Probleme bei USB-Sticks – Teil II
k: DualBoot Windows 8/MeeGo beim WeTab Tablet PC
l: WeTab-Tablet mit Windows 8 Teil I
m: WeTab-Tablet mit Windows 8 Teil II
n: Windows 8 CP auf dem WeTab Tablet PC
o: USB-Boot erzwingen
o1: Windows To Go-Arbeitsbereichs-Bug gelöst
p: Windows 8 (RTM) auf dem WeTab Tablet PC
p1: Windows 8 RTM auf dem Medion Akoya E1210
Links zu meinen Artikeln bei heise.de:
1: Windows 8 auf USB-Laufwerken installieren (Artikelauszug bei heise.de)
2: Netbook und Windows 8: Auflösung 1024×768 (Artikel bei heise.de)
3: Alten Rechner von USB booten (Artikel bei heise.de)
4: Zum Andocken: Windows 8 auf USB-Laufwerken installieren (kostenpflichtiger Artikel)
Hallo.
Hab mehrere Male versucht, einen USB-Stick zu Partitionieren und das Betriebssystem aufzuspielen. Der erhoffte Erfolg blieb leider aus. Trotz modifiziertem Hitachi Treiber klappte das Booten einfach nicht.
Den Durchbruch erlangte ich endlich, indem ich den USB-Stick nur nach NTFS formatierte und keine zusätzliche Partition in FAT32 erstellte.
Danach spielte ich mit DISM die Imagedatei auf und wies den Boot-Befehl mit gleich lautenden Laufwerksbuchstaben an, direkt von der Systempartition zu starten.
Und siehe da, es funktioniert und lässt sich mit jedem beliebigen USB-Stick durchführen, egal ob USB 2.0 oder 3.0, egal ob als Laufwerk, oder Wechseldatenträger erkannt.
Einzig die Geschwindigkeit setzt hier Grenzen im Ablauf der Systemverarbeitung.
Ich bedanke mich für Ihre sehr hilfreichen Beiträge.