3D-Druck: Hype und Gesundheitsriskio im gleichen Bett …

Das Thema 3D-Druck löst momentan ja leuchtende Augen bei vielen Anwendern – auch im Heimbereich – aus. Und in der Presse taucht das Thema zyklisch, quasi wie Fallobst, immer wieder auf. Zeit, mal einen Blick auf Risiken und Nebenwirkungen zu werfen.

Dass das Thema 3D-Druck in der breiteren Masse ankommt, davon kann man ausgehen. Da ist es die per 3D-Druck erstellte Schusswaffe, die durch die Nachrichtengazetten gereicht wird. Exemplarisch sei auf diesen Artikel Eine Waffe aus dem 3D-Drucker der Wirtschafts Woche hingewiesen. Oder da ist der Bastler, der ein nicht mehr vorhandenes Ersatzteil selbst druckt (für die Frage, wie er denn an das 3D-Modell herangekommen ist, bleibt in den Zeitungsartikeln keine Zeit). Die ersten wirklichen Verwerfungen deuten sich auch schon an – wie heise.de berichtet, konnten Studenten das Sicherheitssystem eines Schlossherstellers knacken. Ein Foto aus einem 2D-Scan eines Sicherheitsschlüssels reichte, um Duplikate der Schlüssel per 3D-Drucker herzustellen. Ach noch was: Vorige Woche hat die Maker Faire in Hannover mit über 4.000 Besuchern stattgefunden (siehe Spiegel Online-Bericht).

Im Prototypenbau ist 3D-Druck längst angekommen. Bei Losgrößen von wenigen Stücken lässt sich ein Prototyp oft kostengünstiger als mit konventionellen Verfahren herstellen. Etwas populärwissenschaftlicher hat es das Handesblatt in diesem Artikel in Form einer Fotostrecke aufbereitet. Die Seite enthält weitere, zum Thema passende Artikel. Etwas detaillierter, aus Sicht eines Ingenieurs, geht die Webseite ingenieur.de in diesem Artikel an das Thema heran. Ich hatte den Artikel in den vdi nachrichten gelesen und bin dann auf die verlinkte Online-Stelle gestoßen.

Und dann gab es da noch die Meldung, dass das kommende Windows 8.1 nativ 3D-Drucker unterstützen werde (hier z.B. bei heise.de nachlesbar, oder hier ein Video von channel 9).  Ach ja, Versender Pearl bietet nun einen bezahlbaren 3D-Drucker für den Heimanwender an. Die Redaktion von heise.de hat hier einen Artikel zum Thema gebracht.


(Quelle: Pearl)

Mit anderen Worten, das Thema ist massentauglich, Du und ich, wir stellen uns so ein Ding in’s Wohnzimmer und drucken 3D, was die Kanne hergibt. Vom Plastik-Dildo bis zum Kotflügel für den gestern geschrotteten, fahrbaren Aufsatz. Schöne neue Welt …

War da noch was?

Ach ja, ich weiß, ich bin ein Pisskittel – aber ihr erinnert euch noch an das Thema Tonerstaub im Büro? Nein? Dann befragt doch mal eine Suchmaschine eures Vertrauens nach gesundheitsrisiko laserdrucker – gibt es so einiges zum Lesen. Und nun wollt ihr euch einen Partikeldrucker (nichts anderes ist ja ein 3D-Drucker) in die heimischen vier Wände holen? Quasi eine Emissionsquelle schädlicher oder giftiger Stoffe aller erster Güte?

In der Produktion stehen die 3D-Drucker in der Regel in Labors und können mit Abluftsystemen so eingerüstet werden, dass die MAK-Werte für Schadstoffe eingehalten werden. Aber im heimischen Bereich emittiert das 3D-Gerät fleißig vor sich hin. Dann heißt es nicht nur “mein 3D-Drucker stinkt”, sondern es können sich echte Gesundheitsrisiken ergeben.

Darauf macht eine neue Studie Ultrafine particle emissions from desktop 3D printers (Kurzfassung bei The Verge) aufmerksam. Ein Team um Brent Stephens hat insgesamt fünf 3D-Drucker auf ihre Partikelemissionen untersucht. Die Modelle verwenden ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) oder Polymere zur Herstellung der Objekte und wurden als “high emitters” im Bereich ultrafeiner Partikel identifiziert. Gerade diese Partikel sind es, die langfristige Gesundheitsrisiken ergeben, da die Partikel in die Lungenbläschen sowie den Blutkreislauf eindringen und nicht durch die Zilien (Lungenhärchen) herausgefiltert werden. Dadurch können Lungenkrebs oder andere Erkrankungen wie Schlaganfall, oder Asthma ausgelöst werden. Wer also vorhat, so ein Teil anzuschaffen, sollte auf eine geeignete und gut belüftete Unterbringungsmöglichkeit achten, die außerhalb der Büro- und Wohnräume liegt.

Und dass man keine 3D-Objekte druckt, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (Stichwort: Das eigene Essbesteck), versteht sich eigentlich selbstredend.

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3 Antworten zu 3D-Druck: Hype und Gesundheitsriskio im gleichen Bett …

  1. Günter Born sagt:

    Nachtrag: Laut diesem Artikel werden die Umsätze mit 3D-Druckern in 2014 explodieren, da dann die Schlüsselpatente auslaufen. Dann wird der obige Beitrag wohl noch aktueller – und Anwender dieser Technologie tun gut daran, sich über die Minimierung der MAK-Feinpartikelbelastung Gedanken zu machen.

    • Günter Born sagt:

      War nix mit „Umsätze mit 3D-Druckern werden in 2014 explorieren“. Wir haben 2017, und die Bitkom macht eine Umfrage. Fazit: Die Dinger sind noch zu Teuer für den Heimanwender, der doch nur eigene Löffel und Essbestecke oder Waffenteile drucken will.

  2. Tim sagt:

    „Ach ja, ich weiß, ich bin ein Pisskittel“

    Kann man soooo nicht sagen ;D

    Ich frag mich bei der privaten Plastikdruckerei immer noch, wie sich das mit den angeblich versiegendem Öl verträgt. Irgendwie muss das Zeugs ja auch hergestellt sein, mit dem man dann „druckt“… Oder ist Öl nun doch wieder kein Problem mehr? 3D Druck ist ja nun auch wieder ein Ding was verbrauchstechnisch nun noch dazu kommen würde, obwohl wir ja eh schon übertreiben…

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