In Teil 1 habe ich bereits einiges aufgezeigt, was ich so im Hinblick auf die Fehlerursache für einen Internetausfall unternommen und als Ursache gefunden habe. Im letzten Schritt stelle ich nun Maßnahmen vor, mit denen man die Internetverbindung testen und ggf. Fehlerursachen einkreisen kann.
Da ich den Supportkünsten von 1&1 nach den bisherigen Erfahrungen nicht so sonderlich traute und sich weder am Samstag noch am Sonntag viel tat, habe ich darüber nachgedacht, was man weiter testen und messen könnte. Um den Windows-Rechner als Ursache auszuschließen, hatte ich diverse Windows-Maschinen und auch Android-Geräte über WLAN für Tests eingesetzt. Nach meinem Dafürhalten konnte ein Fehler in der FRITZ!Box, in der Hausverkabelung und auch im Bereich DSL-Modem – DSL-Splitter – DSLAM der T-COM ausgeschlossen werden. Es mussten also weitere Messverfahren her.
Und wie testest Du einen partiell gestörten DSL-Anschluss?
Die Erreichbarkeit von Internetrechnern lässt sich durch den Befehl ping ip-Adresse in einer Eingabeaufforderung abfragen. Hier das Ergebnisfenster mit solchen ping-Abfragen des 1und1-SMTP-Servers.
Bei der ping-Abfrage gehen also bereits Pakete verloren – spricht für eine gestörte Verbindung zum SMTP-Server, die nicht im Bereich DSL-Modem/DSLAM der T-Com zu suchen ist.
Mit dem in der Eingabeaufforderung eingegebenen Befehl tracert ip-adresse lässt sich die Diagnose aller Verbindungsstücke vornehmen. Die Internetpakete laufen ja über verschiedene Rechner, bis sie den E-Mail- oder Webserver erreichen. Bei meinen tracert-Abfragen ergab sich dann folgendes Bild.
Die * in den einzelnen Tabellen interpretiere ich so, dass bestimmte Abfragen nicht in einem vorgegebenen Zeitfenster von 5 ms weitegeleitet werden. Hier zum Vergleich die tracert-Anzeige bei meinem funktionierenden DSL-Anschluss.
In der ersten Session sind die Pings zwischen den einzelnen Hops zwar unter aller Sau, aber es tauchen keine Sternchen auf. Bei der zweiten Messung ein paar Sekunden später war alles im grünen Bereich – das war die Situation, wie sie ca. eine Woche bei mir zu messen war. Hier deutete bereits vieles auf ein Problem “im Internet” hin – aber genauer konnte ich es nicht festmachen.
Ein besserer Test muss her
Nun hatte ich ja nicht Lust, ständig kryptische Befehle in der Eingabeaufforderung einzutippen, um die Erreichbarkeit von Webseiten zu überprüfen. Also musste ein anderer Test her. Meine Idee: einen DSL-Geschwindigkeitstest ausführen, wie er auf dieser Webseite angeboten wird.
Ich habe einiges probiert, bin am Schluss aber beim Zack –Breitband-Speedtest von AVM gelandet, der sich auf dieser Webseite abrufen lässt. Die Webseite funktioniert auch mit Flash (im Chrome-Browser direkt unterstützt) und zeigt neben Up- und Download-Raten auch die Ping-Zeit, den Jitter (Zeit zwischen Anfragen) und die Paketverluste an.
Den Test konnte ich recht einfach zu verschiedenen Zeiten und mit verschiedenen Geräten (Windows-Rechner, Android-Smartphone etc.) abrufen. Binnen drei Tagen wurden mir meist Download-Werte angezeigt, die in Ordnung waren. Die Ping-Zeiten schwankten dagegen von 230 ms bis zu 1,5 Sekunden – und der Upload wechselte zwischen 0 und 80 kbit/s. Hier mal ein paar Testergebnisse aus der Zwischenablage.
11:30:30,15.Dezember 2013:durchschnittliche Pingzeit: 987 ms ####### zu lang ####### 11:30:53,15.Dezember 2013:Download 1: 17888,19 kBit in 18,09 Sekunden -> 989 kBit/s 11:30:53,15.Dezember 2013:Downloadrate: 17,89 MBit in 18,09s -> 989 kBit/s 11:31:38,15.Dezember 2013:Uploadrate: 0,00 MBit in 0,00s -> - MBit/s - MBit/s #######Fehler ####### -------------------------------- 11:31:38,15.Dezember 2013:Fritzbox:Model,Firmware : FRITZ!Box Fon WLAN 7390 / 84.06.01 11:31:38,15.Dezember 2013:Ergebnis:Hops 12 11:31:38,15.Dezember 2013:Ergebnis:DL 989 kBit/s,UL - MBit/s,Ping-Zeit 987 ms,Jitter 876,4 ms ####### zu lang ####### 11:31:38,15.Dezember 2013:Ergebnis:DL 1,028 MBit/s,UL - MBit/s (zzgl. Protokolldaten) 11:31:38,15.Dezember 2013:Fritzbox:DL 1184 kBit/s ,UL 160 kBit/s (Aktuelle Datenrate der Leitung)
Zweite Messung:
11:32:56,15.Dezember 2013:durchschnittliche Pingzeit: 333 ms – MBit/s ####### zu lang #######
11:33:21,15.Dezember 2013:Download 1: 17888,19 kBit in 18,47 Sekunden -> 969 kBit/s
11:33:21,15.Dezember 2013:Downloadrate: 17,89 MBit in 18,47s -> 969 kBit/s
11:34:16,15.Dezember 2013:Uploadrate: 0,00 MBit in 0,00s -> – MBit/s #######Fehler #######
——————————–
11:34:16,15.Dezember 2013:Fritzbox:Model,Firmware : FRITZ!Box Fon WLAN 7390 / 84.06.01
11:34:16,15.Dezember 2013:Ergebnis:Hops 13
11:34:16,15.Dezember 2013:Ergebnis:DL 969 kBit/s,UL – MBit/s,Ping-Zeit 333 ms,Jitter 139,1 ms ####### zu lang #######
11:34:16,15.Dezember 2013:Ergebnis:DL 1,007 MBit/s,UL – MBit/s (zzgl. Protokolldaten)
11:34:16,15.Dezember 2013:Fritzbox:DL 1184 kBit/s ,UL 160 kBit/s (Aktuelle Datenrate der Leitung)
11:35:21,15.Dezember 2013:Ergebnis:Paketverlust – %
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Ein klares Indiz, dass da was faul in der Weiterleitung der vom DSLAM empfangen Daten sein musste.
Tipps: Ich hatte es bereits in Teil 1 erwähnt – eine gute Erläuterung der DSL-Technik samt DSLAM findet sich hier. Einfach mal über den Artikel lesen, um eine ungefähre Vorstellung zu haben, was zwischen eurem DSL-Modem (FRITZ!Box & Co.) und der Infrastruktur der T-COM zur Bereitstellung des Internet an Komponenten dazwischen steht. Und in diesem Artikel finden sich noch einige Erklärungen, was beim Zack-Speed-Test gemacht wird und was die Anzeigen bedeuten.
Leitung gut, Internet streikt, Techniker kommt
Nach einem Wochenende mit kaum funktionierendem Internet erhielt ich am Dienstag einen Telefonanruf des 1&1-Supports. Die Leitung sei durchgemessen, es könne kein Fehler festgestellt werden. Ein T-Com Messtechniker komme Donnerstag, um die Leitung zu messen. Zwischenzeitlich hatte ich bereits gesehen, dass die DSL-Leitung kaum mehr Timeouts lieferte und auch der Upload wieder ok schien.
Der Donnerstag aufkreuzende T-COM-Techniker berichtete bereits an der Haustür, dass er die Leitung durchgemessen und keine Fehler festgestellt habe. Da stand ich nun wie der begossene Pudel – obwohl ich an den DSL-Werten gesehen hatte, dass der Fehler wohl nicht, oder nur noch extrem selten auftrat. Immerhin habe ich gelernt, dass ich ca. 1,1 km Leitungslänge bis zum Indoor-DSLAM habe.
Ursache eingekreist: Junge mach dich locker, treibe mal Sport
Ich hatte die DSL-Störung (zwar als unbefriedigend, weil Fehler nicht gefunden) bereits abgehakt. Als ich dann Donnerstag Abend zum Sport ging und mich mit jemanden unterhalte, bemerkte dieser “letztes Wochenende war einfach Mist – ich konnte noch nicht einmal E-Mails mit Anhang versenden”. Und plötzlich schallte es aus anderen Ecken: „Wie, ihr hattet E-Mail-Probleme? Ich auch – Mails mit Anhang gingen nicht raus und nicht mal ein Upload von Fotos ging. Ich habe Internet aus- und eine Flasche Wein aufgemacht, dann hat es auch gepasst“.
Ups – ich habe mir einen Ast abgemessen (einen Fehler in Form eines losen Kabels gefunden), Komponenten getauscht, und am Ende des Tages hätte ich mir vieles sparen können. Hätte ich den Diagnoseartikel bereits zu Beginn der Störung gehabt, wäre manches möglicherweise effizienter abgelaufen und ich hätte dem Support des Internet-Providers gesagt: Jagt mal jemand in die Verteilerstelle, der die digitalen Vermittlungskomponenten prüft und möglicherweise mal die Rechner zurücksetzt.
Aber bin ich bezüglich 1&1 und T-COM-Support etwas angefressen. Allerdings muss ich fair bleiben – Fehler können immer passieren und der Support einer größeren Infrastruktur wie beim Internet ist auch alles andere als trivial. Aber es gibt mir schon zu denken, dass 1&1 da „neuer Splitter“ oder „Fehler auf Kundenseite“ als Standardlösung anzieht. Und dass die Störung in der T-COM-Infrastruktur nirgends erfasst war, ist auch nicht wirklich gut. Ich hätte mir viele Tests sparen können – und der Fehler ist vermutlich immer noch nicht gefunden. Na ja, Schwamm drüber, und auf zum Warten auf die nächste DSL-Störung (als ich diesen Text vor ein paar Tagen verfasst habe, war wieder ca. 3 Minuten Internetausfall zu verzeichnen) …
Ich hoffe, dass die Artikel vielleicht dem einen oder anderen Blog-Leser weiter helfen oder Ideen und Impulse zur Fehlerdiagnose liefern. Habe ich noch irgend etwas vergessen oder übersehen, was man noch thematisieren könnte? Dieser Blog lebt auch von eurem Feedback – und Schwarmintelligenz zu nutzen, ist meist nicht so verkehrt. Wenn ihr also Anmerkungen, Korrekturen, Ergänzungen habt – her damit. Wenn der Artikel gefallen hat, notfalls auch mal Laut geben. Falls der Artikel Mist ist, vielleicht auch eine Rückmeldung geben. Ich habe zwar streckenweise meinen Spass beim Verfassen der Blog-Beiträge. Aber wenn ich hier im stillen Kämmerlein nur Artikel schreibe, die niemand liest, wäre das auch nicht gut. Nahes Jahresende ist auch immer Chance, sich etwas neu zu skalieren.
Artikelreihe:
a1: Hilfe, ich hab eine DSL-Störung–was kann man testen–Teil 1
a2: Hilfe, ich hab eine DSL-Störung–was kann man testen–Teil 2
die Fritz!Box hat ua. auch interessante Pages:
bzw.
Speedtest-Page (auch wenn diese [b]alle[/b] nichts taugen): hier direkt von AVM http://www.avm.de/de/Service/FRITZ_Tools/zack/zack.html
bei Problemen im 1&1 Kundenforum http://forum.1und1.de/ bzw. im IPPF http://www.ip-phone-forum.de/ sich umschauen/melden
@Marc: Danke für die Links. Den ZACK-Test habe ich am Ende des Tages zyklisch eingesetzt (wird im 2. Teil beschrieben).
Ich lese täglich ihren Blog und freue mich immer über neue Beiträge von ihnen.
1&1 verspricht ja in seiner Werbung…1 Tag, 1 Anruf. Angeblich sollte eine Störung bei 1&1, sofern bis 11 Uhr gemeldet am nächsten Tag behoben sein. Aber bei Ihnen war wohl das WE dazwischen.
Der Artikel ist richtig gut geschrieben. Allerdings würde ich noch mit aufnehmen, daß man zuerst mal seinen Router usw stromlos macht. Wenn dann die Pakete immer noch unsauber ankommen, kann man noch die Störungsstelle anrufen. Denn das ist das, was die sowieso in der Regel als erstes machen. Und bei vielen Problemchen hat das auch schon oft geholfen!
War in Teil 1 dediziert beschrieben und ist die Standardantwort der Supporter, wenn man nicht weiter weiß und den Kunden beschäftigen will. Auch die Störungsstelle bringt wenig, wenn die oft weniger wissen als der Kunde. Erst ab 2nd Level Support wird es interessant. Da kommt man aber erst hin, wenn man den 1st Level Support technisch ausgehebelt und deren Argumente zielsicher entkräftet hat ;-).