Anwendungsvirtualisierung, Docker und Drawbridge

Heute noch ein kurzer Blick auf das Thema Anwendungsvirtualisierung. Vor ein paar Tagen hat das Projekt Docker die Version 1.0 erreicht, so dass ich das Ganze kurz im Blog adressieren möchte. Tangiert Privatanwender weniger aber möglicherweise Firmen.

Das Problem: Anwendungen virtualisieren

Wer verschiedene Versionen einer Anwendung zum Testen auf einer Maschine halten will, kennt das Problem: Es kommt zu Konflikten mit diesen Installationen. Oder Software erweist sich zum bestehenden Betriebssystem als nicht mehr kompatibel, weil sich Schnittstellen geändert haben. Eine Anwendung mal eben von einem Rechner auf eine andere Maschine schieben, geht auch nicht. Unter Windows stehen z.B. Registrierungseinträge dagegen. Abhilfe kann eine Anwendungsvirtualisierung bringen, die die Anwendung in einer Art Sandbox gegenüber der Umgebung kapselt. Von Symantec gibt es z.B. Symantec Workspace Virtualization – und manchem Leser dürfte Sandboxie ein Begriff sein. Ich habe vor Jahren mit diesen Lösungen experimentiert, diese aber irgendwann auf den Müll der Geschichte geworfen, da diese mehr schlecht als recht unter Windows 7 aufwärts liefen.

Docker 1.0 – eine Lösung

Docker ist genau so eine Software, die Anwendungen samt deren Abhängigkeiten vom umgebenden Betriebssystem trennen und so austauschbar machen kann. Hierzu wird die Anwendung quasi in einen Container verpackt und so von der Umgebung isoliert. Der Container kann dann in beliebige Umgebungen verschoben werden. Vor ein paar Tagen hat die Software den Versionsstand 1.0 erreicht, so dass nun vermehrt über Docker berichtet wird.

Die Redaktion von heise.de hat den Artikel Virtualisierung: Docker 1.0 für den Unternehmenseinsatz veröffentlicht. Spannender fand ich aber den Artikel Anwendungen mit Docker transportabel machen, der auf die Interna eingeht. Mit einer solchen Umgebung wäre es z.B. denkbar, Anwendungen portabel zu machen, da Registrierungseinträge etc. im Container verpackt werden und nicht aus der Sandbox heraus gelangen. Einziger Pferdefuß aus meiner Sicht: Docker ist für eine Linux-Umgebung entwickelt worden. Es gibt zwar ein GitHub-Projekt boot2docker, welches einen Launcher für OS X und Windows bereitstellt. Intern muss der betreffende Docker-Server aber in Virtualbox virtualisiert werden, wodurch einige Vorteile verloren gehen.

Wie schaut’s bei Microsoft mit Docker & Co. aus?

Durch Zufall bin ich auf diesen ZDNet.com-Artikel gestoßen, in dem Mary Foley mal wieder einige interessante Informationen liefert. Auch Microsoft hat die Open Source-Lösung Docker im Blick und wird diese mehr oder weniger unterstützen. Hier kommt das Cloud-Betriebssystem Microsoft Azure zum Einsatz. Gab es bisher bereits „Bastelmethoden“, um Vorversionen von Docker in einer Linux-Umgebung unter Azure auszuführen, will Microsoft nun eine direkte Unterstützung bieten. Auf der diesw Woche stattfindenden DockerCon hat ein Microsoft-Mitarbeiter gezeigt, wie sich mit Azur Virtual Machin Extensions Docker-Anwendungen in einer unter Azur laufenden Linux VM ausrollen lassen.

Docker
(Quelle: ZDNet.com/Microsoft)

Unter Azure wird Docker über Microsofts Cross-Platform Azure CLI Toolset integriert. Das vereinfacht das Starte von Docker in einer Azure-Umgebung. Benutzer müssen sich nicht mehr am Docker-Host anmelden, sondern können Konfigurationsbefehle für die den Docker-Host in einem Docker-Client ausführen.

Was ich allerdings noch spannender finde, ist Foleys Hinweis auf DrawBridge am Artikelende. Das ist ein Forschungsprojekt aus den Microsoft-Labors, mit dem sich beliebige Software in Pico-VMs ohne großen Overhead ausführen lässt. Ich hatte z.B. im Artikel Microsofts “Drawbridge”-Projekt vorgestellt darüber berichtet. Würde eigentlich geniale Möglichkeiten eröffnen – aber irgendwie ist es recht still um das Ganze geworden. Tot ist das Projekt offenbar nicht, da eine im letzten Herbst bei Microsoft veröffentlichte Stellenanzeige Drawbridge in Zusammenhang mit Azure erwähnt. Man wird sehen, was Microsoft da zukünftig in Petto hat.

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