Die von Google entwickelten und mit Chrome OS versehenen Chromebooks scheinen nun auch den Sprung nach Deutschland zu schaffen und Marktanteile zu gewinnen.
Chromebooks sind ja mobile Computer (Netbooks), die mit Googles Linux-basierendem und auf Google Chrome aufsetzenden Chrome OS ausgestattet sind (siehe Wikipedia) und speziell den Bildungsbereich adressieren. Die Geräte sollen sehr schnell starten und die Hardware ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Da die Daten in der Cloud gehalten werden, lässt sich der Rechner schnell austauschen, ohne Software und Daten zu verlieren.
Google bietet auf dieser Seite Informationen zu den Chromebooks an, wobei das Chromebook Pixel seit einiger Zeit in den USA auf dem Markt ist. Die ersten Geräte wurden 2011 vorgestellt. Damals war ich skeptisch, ob mit dem Google-Betriebssystem “abhängig von der Cloud” ein Blumentopf zu gewinnen sei.
Acer und Medion kommen auch mit Chromebooks
In den USA sind Chromebooks bei Schülern und Studenten wohl im Kommen. Günstig, schnell und die Daten lagern in der Cloud. Am Rande bekam ich dann vor einigen Tagen mit, das Chromebooks von Acer im Google Store gelistet wurden (siehe diesen Mobi Flip-Artikel). Also ein Hersteller außerhalb von Google, der auf die Geräte drauf springt.
So richtig aufmerksam wurde ich bei der Meldung, dass die Lenovo Tochter Medion ebenfalls ein Chromebook auf den Markt bringt. Das Akoya S2015 (MD60000) ist bereits das zweites Chromebook der Essener, das mit 11,6-Zoll-Display für 199 Euro verkauft wird. Einige Infos finden sich bei winfuture in diesem Artikel. Chromebooks scheinen also im Mainstream anzukommen – wenn sie auch noch nicht beim Aldi oder Hofer auf dem Krabbeltisch stehen.
Android und Chrome OS verschmelzen, Android Apps auf Chromebooks
Das Thema wird noch aus einem anderen Blickwinkel spannend. Google hat ja bereits seit 2015 angekündigt, die Entwicklungen von Android und Chrome OS zusammen zu führen (siehe Chrome OS geht in Android auf …).
Und auf der diesjährigen Google I/O-Entwicklerkonferenz wurde bekannt, dass man bald Android-Apps auf Chromebooks ausführen kann. In den letzten Tagen gab es dann erste Artikel, die sich mit dem Thema befassen, dass Android Apps aus dem Google Play Store erstmals auf Chromebooks verfügbar seien. Machbar ist dies unter Chrome OS 53, welches im Developer-Channel verfügbar ist. Android Police hat hier ein Hands-on veröffentlicht. In diesem Blog-Post gibt es sogar einen „Erfahrungsbericht“.
(Quelle: YouTube)
Und Paul Thurrott macht sich in diesem Artikel Gedanken, dass die Verfügbarkeit von Apps auf Chromebooks “disruptive” sei – und quasi den “Stöpsel zieht”, um die Luft aus dem Markt für Windows-Desktop PCs rauszulassen. Gut, Desktop-PCs mit Windows wird es auch in Zukunft noch geben, manches lässt sich auf Chromebooks nicht oder nur schwer erledigen. Aber es ist ein weitere Sargnagel, der an den Windows-PC-Marktanteilen nagt.
Selbst ein Chromebook basteln
Wer noch ein älteres Notebook übrig hat, kann sich selbst einen groben Eindruck von Chrome OS verschaffen. Auf dieser Google-Seite wird skizziert, wie man einen compatiblen Rechner mit Chrome OS versehen kann. Auch Techradar hat im Dezember 2015 einen Artikel gebracht, wie man Chrome OS herunterladen und auf einem Lenovo X200 Notebook installieren kann.
Ein älterer deutschsprachiger Artikel aus 2014 findet sich beim PC Magazin. Interessant ist auch das Produkt Cloudready von Neverware, ein abgespecktes Chrome OS, welches auf vorhandene Notebooks installiert werden kann (da klappt das mit Android-Apps nicht). Golem.de hat beispielswiese diesen Artikel zum Cloudready veröffentlicht.
Am Markt angekommen?
Scheint, als ob Chromebooks so langsam im Markt ankommen (auch wenn die Neue Züricher Zeitung hier noch zweifelt, während man hier optimistisch ist), die Verkaufszahlen sind jedenfalls nicht schlecht: 2014 5,7 Millionen, 2015 7,3 Millionen und 2016 7,95 Millionen (geschätzt), wie man bei Mobiflip nachlesen kann. In den USA konnte Google in den ersten drei Quartalen 2016 mehr Chromebooks verkaufen als Apple Macs.
In US-Schulen werden mehr Chromebooks als Apples iPads gekauft. Und vor ein paar Tagen konnte man bei mspoweruser.com noch lesen, dass IDC den traditionellen PC-Markt weiterhin am “straucheln” sieht. Können Chromebooks die Lösung sein? Was denkt ihr? Haben Chromebooks hierzulande eine Chance?
Ähnliche Artikel:
Werden Android und Chrome OS bald vereint?
Chrome OS geht in Android auf …
Nachlese der Google I/O-Keynote (18.05.2016)
Bei Aldi zwar noch nicht, aber bei meinem hiesigen „Marktkauf“ (das ist die Kaufhauskette von Edeka) habe ich neulich zufällig schon ein kleines Chromebook gesehen (so etwa DIN A4 groß).
Aber für mich wäre das nichts, weil ich mit Cloud-Diensten nichts am Hut habe. – Interessant ist allerdings, dass da wohl schon längst im großen Maßstab läuft, was Microsoft mit „as a service“ und seinen 365-Abo-Modellen erst durchsetzen will: weg vom Lizenzkauf, hin zum Bezahlsystem wie bei Gas, Wasser, Strom etc. – Und den „Natives“ (respektive Datenschutz-Spackeria) wird es wohl nichts ausmachen, an einem Dull Terminal mit Internetanbindung zu arbeiten statt einer echten Workstation.
Ich finde diese Entwicklung spannend!
Ich merke an mir, das Smartphone und Heim-PC immer mehr zusammen wachsen und ich die nahtlose Weitergabe zwischen den Geräten immer mehr und gerne gebrauche und meine Nutzung sich immer mehr ins Netz verlegt.
Bisher habe ich dazu halt einen Windows-PC und ein Windows Phone. Wie die Zukunft um letzteres bestellt ist, weiss ja eigentlich jeder und da ist die Chromebook Entwicklung für mich wirklich eine interessante Alternative.
Bisher sind mir die Chromebooks nur noch vom Display her viel zu klein, da würde ich mir auch mal 17″ Geräte wünschen.
Ich denk, das sie sehr wohl Chancen haben und eigentlich auch nicht unbedingt verkehrt sind, als Gegenpol zu Windows. Der fehlt nämlich vollständig. Apple zählt hier einfach nicht, mit seiner eigenen kleinen, lustigen, aber vielleicht nur scheinbar exklusiven Welt und Linux ist schon lange eher Mitspieler, auch von Microsoft, und läuft unterstützend/ eingebunden nebenbei mit und/oder füllte eher sinnvoll Nischen besser aus.
Nur kommt ein breiter zugängliches, leicht zu nutzendes OS zu spät als Gewinn für die Anwender und fördert jetzt eher hauptsächlich den Kampf um die Cloud und nicht mehr nur, um endlich eine Betriebssystem Alternative anzubieten, die auch Microsoft gut getan hätte, um eben nicht größenwahnsinnig und selbstgefällig zu werden. Mit Apple hat man sich doch nur Scheinschlachten geliefert, obwohl beide fein abgesprochen ihre eigenen jeweils zueinander verschlossenen Welten bedienten, oder man auch mal zusammen mauschelte.
An der Cloud kommen wir bei Windows auch immer schwieriger vorbei, ich denk das es nur eine Frage der Zeit ist, bis Windows ein fast reines Cloud System wird.
Der Chef wurde genau aus diesem Grunde und für diesen Job ausgewählt. In der Hinsicht sieht und zeigt Microsoft da auch eher finanziell ausbaubare Möglichkeiten für sich selbst. „Anwender, friss, oder stirb“ ist immer das erste Motto, auch wenns irre freundlich verpackt wird, aber deshalb rudert MS eben gleichzeitig auch oft zurück, weil die Leute die gefloppten Dinge trotzdem nicht annahmen, wie erhofft.
MS bietet eben parallel nichts neues an, sondern zwingt direkt auf. Die Nutzer haben bei Microsoft oft keine Wahl, obwohl Shop und DLC Dressour alles möglich machen würden, Windows Features anzubieten.
Wenn Microsoft es denn mal macht, direkt auch mit Mondpreisen, wie beispielsweise anfangs bei diesem DVD Player, bei dem die Spezies vollkommen vergessen zu haben scheinen, das es mediale Multitalente wie VLC schon lange kostenlos gibt.
Google wirkt hier entspannter und geht es wesentlich lockerer an. Das war schon bei Android das Erfolgsrezept. Google zieht die Daumenschrauben bei Bedarf erst dann an, wenn die entsprechende Masse überzeugt wurde.
Microsoft wirkt immer häufiger, wie ein bockiges Kind, das an der Realität vorbei, seine Träume ausleben möchte.
Schlimmer noch, sie haben seit drei Windows Versionen angefangen, aus Windows ein Stück Produktiv Beta Version zu machen, mit dem MS frei rumtüttelt und in 10 gipfelt das nun von Version zu Version und man nennt es Service!
Eigentlich ist Windows für solche experimentellen Spielereien zu wichtig.
Vom Betriebssystemhersteller zum reinen Cloudanbieter…
Vielleicht macht sich das ja im Moment bezahlt, aber auf Dauer wird MS hier wohl Federn lassen und eben an andere abgeben. Wenn man die letzen Jahrzehnte betrachtet, scheint ein Betriebssystem zu schaffen und zu etablieren sicher schwerer, als eine Serverfarm für Cloudzwecke aufzubauen.
Andererseits: Persönlich wäre ich schon lange von Windows weg, wenn Linux eine bessere Unterstützung von von Hardware wie Grafikkarten, Audio und letztlich durch die Spiele Publisher hätte. Hier wird einfach nur bewusst blockiert, ein großes Problem sollte es theoretisch ja nicht sein.
Vielleicht wirkt Google hier mit ChromeOS auch irgendwann als Entwicklungsmotor?
Zuzutrauen wäre es Google jedenfalls, wenn die Verkäufe stimmen, und ich denke die Möglichkeiten dazu hätten sie auch. Vielleicht ahnt man bei Microsoft auch schon länger, das Windows eigentlich gefährlich nahe an einer Klippe steht und deshalb passiert mit Windows auch nix mehr, außer diesem gefrickel der letzten Jahre in hauptsächlich Richtung Cloud…
Noch ein Artikel der Art „it just works“ bei ZDNet.com.
Der Artikel ist nicht schlecht. Zitat:
„The biggest advantage that Chromebooks bring to the table is that they are a no-nonsense computing platform that allows people to focus on getting the job done without the distractions of updates and antivirus and bloatware and nags to download and install the latest and greatest operating system.“
Oh, Mann, wenn das wirklich „the biggest advantage“ des Chromebooks ist, auf was für einem schrottigen Niveau ist die PC-Entwicklung mit Windows 10 angekommen? Denn mit „nonsense computing platform“, worauf der Autor implizit anspielt, können doch nur das aktuelle Windows-Rechner gemeint sein. Oder habe ich das missverstanden?
Sehe ich genau so und das Zitat ist mir auch sofort ins Auge gesprungen – weshalb ich es verlinkt habe. Denn eigentlich ist es das, was ich will: Den Rechner einschalten und dann meine Aufgaben erledigen, ohne mich mit Updates, neuen Features, Virenschutz, Nagware, etc. herumschlagen zu müssen …
Dito. Mir ist gerade in den letzten Monaten aufgefallen, dass es immer wieder Tage gibt, an denen man manchmal kaum dazu kommt, inhaltlich zu arbeiten, weil sich technische Fragen der PC-Administration in den Vordergrund drängen. Partiell finde ich diese technischen Fragen auch sehr interessant. Gelegentlich lässt man sich auch gerne von etwas anderem ablenken. Aber gerade, was die leidige Win 10-Upgrade-Geschichte betrifft, bin ich es mittlerweile wirklich leid, mich seit Monaten immer wieder mit dem gleichen Sch**ß beschäftigen zu müssen. Ich bin froh, wenn der Spuk am 29. Juli vorbei ist. Und, um einen etwas größeren Bogen zu spannen: Ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum viele Anwender solange an Windows XP festgehalten haben oder warum hier im Blog immer wieder Anfragen bezüglich des uralten MS Office 2000 auflaufen. Anwendern, die mit veralteter Software weiterarbeiten wollen, wird ja gerne Innovationsfeindlichkeit attestiert. Man kann es aber auch anders sehen: Vielleicht ist es einfach nur sehr effizient, an funktionierenden und einspielten Arbeitsabläufen festzuhalten, weil es den Kopf und den Blick frei macht für die inhaltliche Arbeit.
Einen schönen Sonntag!
Nein tut mir leid ein Chromebook mit Chrome OS ist keine Alternative für mich und würde ich auch niemanden empfehlen!
Wenn Google nicht den Ruf hätte in alles seine Nase zu stecken und alles zu durchschnüffeln und die Cloud tatsächlich sicher wäre, wäre das tatsächlich ein ideales Arbeitsgerät für Office & Co.
Man muss ja nicht alles in der Google Cloud speichern. Mit einem Chromebook lassen sich ja auch andere Online-Dienste, die ihre Server in Deutschland stehen haben, nutzen. Wenn man allerdings dem Betriebssystem eines amerikanischen Herstellers schon nicht traut, dann ist die Frage was einen überhaupt an Geräten und Systemen bleibt.
Das Problem ist der Datenschutz mit und in der Cloud.
Solange es keine end-to-end-verschlüsselung lokal auf dem Rechner gibt,
wird es keinen breiten Durchbruch geben.