Wer heute ein Studium aufnimmt, muss sich zuerst durch den Bachelor quälen, um ggf. einen Masterstudiengang anzuhängen. Mir ist vor ein paar Wochen eine Studie mit dem Titel Neue „Fachkraft 2020” Studie veröffentlicht: Zweifel am Bachelorabschluss – Vertrauen in Nebenjobs mit Fachbezug unter die Augen gekommen, die ich hier in Auszügen wiedergebe. Vielleicht interessiert es ja jemanden – und reguläre Blog-Leser kennen jemanden aus der Zielgruppe, dem man dies zur Kenntnis geben könnte/sollte.
Hintergrundinformationen zur Einordnung
Die Studie stammt vom Personaldienstleister STUDITEMPS (Vermittlung von Studenten in Zeitarbeit) und wurde zusammen mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University erstellt. Diese beiden Institutionen führen im Rahmen der Studienreihe „Fachkraft 2020“ seit 2012 bundesweite Befragungen unter deutschen Studierenden durch. Die Ergebnisse der 5. und 6. Erhebung werden nun veröffentlicht.
Bei der Studienreihe „Fachkraft 2020“ handelt es sich um die größte Studierendenerhebung Deutschlands. Seit 2012 werden halbjährlich jeweils über 20.000 Studentinnen und Studenten befragt – für die fünfte und sechste Befragungswelle waren es im September 2014 und April 2015 knapp 50.000.
Die Teilnehmer der „Fachkraft 2020“ Studie sind repräsentativ zur deutschen Studierendenschaft. Inhaltlich bezogen sich die Fragen auf die allgemeine und wirtschaftliche Lebenssituation der Studenten – sowie selbstverständlich auf die beruflichen Perspektive. Zu den gewonnenen Erkenntnissen gehören u.a. folgende:
Bachelor als Arbeitsmarktbefähigung nicht in den Köpfen etabliert
Der Bachelor ist aus Sicht der überwiegenden Zahl der Studierenden lediglich ein akademisches Teilziel auf dem Weg zu höheren Graden. Nur 9,5 Prozent der Befragten wollen den Berufseinstieg direkt nach dem Bachelor angehen. Dementsprechend liegt die Zahl derjenigen Studierenden, die den Master als höchsten individuellen Hochschulabschluss anvisieren, mit 60,4 Prozent ungleich höher. Statistisch auf „Augenhöhe“ mit dem Bachelor ist nur das Staatsexamen, das 7,1 Prozent der Befragten anvisieren.
Regionale Lohndifferenzen bei Studentenjobs: Hamburg top, Thüringen flop
Beim Blick auf die durchschnittlichen studentischen Stundenlöhne in den 16 Bundesländern lassen sich aktuell teils starke Unterschiede identifizieren. Das diesbezüglich auf dem letzten Platz rangierende Thüringen liegt mit 8,67 Euro pro Stunde ganze 10,3 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 9,66 Euro, Spitzenreiter Hamburg (10,50 €) hingegen 8,7 Prozent darüber. Neben Hamburg überschreiten nur zwei weitere Länder die 10-Euro-Marke: Hessen mit 10,16 Euro und Bayern (10,09 €).
Berufseinstieg: Künstler, Sprachler und Kulturwissenschaftler pessimistisch
Die Erwartungen unterscheiden sich je nach Fachbereich deutlich. Mehr noch als Studierende der im Zuge des Fachkräftemangels in den Fokus gerückten MINT-Fächer sehen angehende Absolventen im Bereich Medizin / Gesundheitswissenschaften (12,9 %) dem beruflichen Einstieg mit Optimismus entgegen.
Besonders große Schwierigkeiten im Hinblick auf den Berufseinstieg erwarten hingegen Studentinnen und Studenten der Fächer Kunst und Musik (46,1 %) sowie der Sprach- und Kulturwissenschaften (45,7 %).
Nebenjob mit Fachbezug: Über ein Viertel glaubt an positiven Einfluss auf die Jobsuche
Hochschülerinnen und Hochschüler, die während ihres Studiums einer Nebentätigkeit mit konkretem Bezug zum Studium nachgehen, rechnen in lediglich 25,6 Prozent der Fälle mit anfänglicher Arbeitslosigkeit. Bei fachfremden Beschäftigten liegt der Anteil mit 31,7 Prozent deutlich höher. Steht die Tätigkeit inhaltlich in Zusammenhang mit sowohl dem studierten Fach als auch einer zuvor absolvierten Berufsausbildung, ist die Sorge vor Problemen am Übergang von Studium zu Beruf am geringsten ausgeprägt (21,2 %).
GRAFIK: Erwartetes Einstiegsgehalt nach Branchen
Das anfängliche postgraduelle Brutto-Jahresgehalt wird je nach Zielbranche sehr unterschiedlich eingeschätzt. An der Spitze der Branchen liegt hier mit 46.859 Euro die Steuerberatung, während im Messewesen mit 31.462 Euro am wenigstens Einstiegsgehalt erwartet wird.
(Quelle: STUDITEMPS)
Das Unternehmen STUDITEMPS betreibt mit www.jobmensa.de eine der größten Online-Jobbörsen für Studierende mit über 300.000 registrierten Studenten aus 140 verschiedenen Studiengängen. Monatlich beschäftigt das Unternehmen bundesweit über 3.000 studentische Mitarbeiter.
Das ist doch ohnehin ein fast schon perverser Trend mit dem Studieren.
Da sitzen danach tausende Ex-Studenten mit BWL Abschluss auf der Straße oder arbeiten stäter als Sachbearbeiter in den Büros… dafür die Ganze Mühe.
Und der Industrie, Handel und Handwerk fehlen die Auszubildenden.
Keiner will mehr einer echten, ehrlichen Arbeit nachgehen.
Na, mein Lieber, Deinen letzten Satz hättest Du Dir aber echt und ehrlich sparen können :-(
Schatzi, was ist denn an dem Satz so schlimm?
Zumindest im technischen Bereich gilt: Der deutsche Diplomingenieur ist im Ausland (egal ob das in Fernost, in Südafrika oder in den Staaten ist) ein hochgeschätztes Markenzeichen. Lukrative Jobs zu kriegen ist für deutsche Dipl.-Ing. manchmal sogar einfacher, als für Einheimische.
In o.g. Ländern hatte ich als DI bis vor meinem Ruhestand (2013) viel gearbeitet.
Viele deutsche Universitäten und Hochschulen bieten wieder verstärkt die Diplomausbildung (in der Regel 10 Semester ) an, die ich anstelle Bachelor/Master auch – zumindest im naturwissenschaftlichen Bereich – empfehle.
Problem ist halt, dass Du (sowie meine Wenigkeit sowie Sohnemann) noch den Dipl. Ing. (FH oder TH) machen konnten. Aber das wurde mit der Bologna-Reform ja gekippt. Und die jungen Leute müssen es nun ausbaden.
Es gibt aber noch Universitäten (u.a. Technische Universität Dresden und Bergakademie Freiberg ) wo das Diplom noch möglich ist. siehe auch http://www.studis-online.de/StudInfo/studienfach.php?abschluss=Diplom
Danke für die Ergänzung.
Bei der Bachelor-Einführung ging es in erster Linie um schnell und billig. Ein Qualitätsbachelor mit 8 Semestern Regelstudiendauer wäre nach dem Bologna-Regelwerk durchaus erlaubt gewesen, in den USA sind fast alle anspruchsvolleren Studiengänge generell auf 8 Semester ausgelegt, aber speziell in D wollte man 120% drauf sein, die Uni-Bachelor sollten in 6 1/2 Semestern durchgezogen werden, in der Praxis hat das kaum jemand in der Zeit tatsächlich geschafft, aber Hauptsache man macht einen auf Turbo. Das alte FH-Diplom im Mint-Bereich war ja auch auf 8-9 Semester ausgelegt, und das aus guten Gründen. Daß die durchschittlliche Studiendauer dann eher bei 11 Semstern (Mint) lag, hatte eine Reihe von Gründen, fachlich sehr anspruchsvolle Studiengänge, schlechte Betreuung, schlechte Organisation (z.B. grundsätzlich zuwenig Plätze für Seminare).
Die Wirtschaft wollte es schnell und billig, und hat dann wiederum gejammert, daß die Bachelors sowenig konnten, irgendwie wurde die Wirtschaft da Opfer ihrer eigenen verkorksten Lobbypolitik. Leider habe ich nicht den Eindruck, daß die deutsche Wirtschaft überhaupt noch lernfähig ist. Dumping und Outsourcing ist das einzige, was deutsche Wirtschaftsführer noch draufhaben, langfristige Investitionen sind kaum noch möglich, es gibt schlicht kein Verständnis mehr für Dinge, die über ein bis zwei Quartale hinausgehen. Daß man dann von den Chinesen aufgekauft wird, wenn man an sinnvollen Investitionen spart und nur noch Geld aus dem laufenden Betrieb abzieht, ist nur logisch, die deutsche Wirtschaft ist da aber völlig merkbefreit, da wird halt dann über die zu teuren Arbeitnehmer gejammert.
Aber eines muss man den neoliberalen Vordenkern lassen, sie haben Humor („Bologna“), ich dachte da sofort an Hackfleisch. Es geht darum, das Bildungssystem zu verwursten, herauskommen sollen handliche kleine einheitliche Hamburger, angepasst, gleichförmig, wenig herausragend. Komischerweise hat das ne irgendein Kabarettist aufgegriffen, genausowenig wie seinerzeit der kugelrunde Kohl, der den Leuten erklärt hat, sie müssten den Gürtel enger schnallen.