Vom FBI wegen Betrug gesuchte bulgarische "Crypto Queen" Ruja Ilieva ist mutmaßlich von Drogenboss ermordet worden

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)[English]Crime Case zum Wochenstart. Ich nehme die Story mal kurz im Blog auf, da der Fall wohl eine unerwartete Wendung genommen hat. Ruja Ilieva, als bulgarische „Crypto Queen“ und im Rahmen eines groß angelegten Betrugs bekannt geworden, gehört zu den zehn meist gesuchten Personen des FBI. Jetzt ist mit ein Bericht aus Bulgarien untergekommen, der besagt, dass die Frau im November 2018 im Auftrag eines Drogenbosses ermordet wurde. Wurde mutmaßlich von bulgarischen Strafverfolgern unter den Tisch gekehrt und ist durch Zufall heraus gekommen.

FBI-Fahndung nach Ruja Ilieva Ignatova

Mir war der Fall Ruja Ilieva Ignatova bekannt, weil er im Sommer 2022 von einigen Medien aufgegriffen worden war. Der Beitrag This ‘Cryptoqueen’ scammed investors out of $4 billion, the FBI says. Then she boarded a plane and disappeared von Januar 2023 bringt es in der Schlagzeile bereits auf den Punkt. Die in Bulgarien geborene Frau, die aber in Deutschland lebte, hat Investoren seit 2014 über OneCoin um 4 Milliarden US-Dollar mit „Crypto-Geld-Geschäften“ geprellt (klassische Betrugsmasche). Dann ist die Dame in ein Flugzeug gestiegen, und ward nie mehr gesehen.

FBI-Fahnung nach Ruja Ilieva

Das FBI wirft der Frau vor, dass sie von Anfang an den Betrug in gigantischem Ausmaß geplant habe – es wird kolportiert, dass die Dame den „Traum von Reichtum“ hegte. Jedenfalls gibt es einen öffentlichen Fahndungsaufruf zu Ruja Ignatova, und es ist eine Belohnung von 100.000 US-Dollar für Informationen, die zur Ergreifung führen, ausgelobt. Aber diese Prämie wird sich nun niemand verdienen können.

Auftragsmord in 2018

Ich treibe mich nun nicht in diesen Kreisen herum und habe das Thema hier im Blog bisher links liegen lassen, auch wenn ich die Story mitbekommen habe. Aber Sonntag Nacht ist mir eine Serie an Tweet von Tess on Security unter die Augen gekommen. Der bulgarische Sicherheitsforscher gehört auf Twitter zu den Personen denen ich folge.

Bulgarian "crypto queen", Ruja Ilieva, seems dead / killed

Vess schreibt, dass die untergetauchte und auf der FBI-Liste der Meistgesuchten Kriminellen stehende bulgarische „Crypto-Queen“ Ruja Ilieva, die für den OneCoin-Betrug bekannt ist, im November 2018 im Auftrag eines bulgarischen Drogenbosses getötet wurde. Es heißt, die Frau wurde auf einer Yacht im Ionischen Meer getötet, ihr Körper wurde dann in Stücke geschnitten und über Bord geworfen.

Der Mörder, ebenfalls ein Bulgare, sitzt derzeit wegen eines Drogendelikts in einem niederländischen Gefängnis. Der Grund für die Tötung der Frau war offenbar der Versuch, die Beteiligung des Drogenbosses an dem OneCoin-Betrug zu vertuschen. Der Drogenboss lebt derzeit in Dubai, nachdem er den bulgarischen Strafverfolgungsbehörden entkommen ist.

Vess, der in Bulgarien lebt, schreibt, dass dies m Wesentlichen eine Nebengeschichte sei, die sich aus einigen Dokumenten ergibt, die die bulgarische Polizei im Zusammenhang mit der Untersuchung eines anderen Verbrechens beschlagnahmt habe. Die Geschichte selbst wurde von diesem bulgarischen Medium veröffentlicht. Der Kurzplot: Laut Angaben des Innenministeriums wurde Ruzha Ignatova auf Befehl eines Drogenbosses mit dem Namen Taki ermordet. Der Leiter eines Morddezernats arbeitete für diesen Drogenboss.

Das alles ist durch Zufall ans Licht gekommen, als am 25. März 2022 in Sofia der ehemalige Leiter der Kriminalpolizei der Zweiten Regionalpolizei Ljubomir Iwanow mit drei Kugeln erschossen wurde. In seiner Wohnung wurden Dokumente (im Bericht heißt es aus der Registrierkasse, mein Bulgarisch ist zu schlecht, aber ich vermute aus seiner Behörde) gefunden und beschlagnahmt. Die Dokumente beziehen sich auf einen von der Staatsanwaltschaft der Stadt Sofia geführten Mordfall und haben wohl den Status von Sachbeweisen erlangten. Darunter befinden sich mehrere Berichte von Agenten bzw. Informationen aus der entsprechenden Szene.

In einem der Schriftsätze wird behauptet, dass die Kryptokriminelle Ruzha Ignatova im November 2018 auf Befehl von Christoforos Amanatidis – alias Taki – getötet wurde. Ein weiterer Bericht beschreibt die Verbindungen von Taki zum Leiter der Mordkommission der DGNP, Mikhail Naumov. Der Leiter der Mordkommission arbeitet für Taki und stellte sicher, dass dieser samt seiner Gruppe von den Strafverfolgern nicht belästigt wurden. Korruptionsprobleme sind aus Bulgarien ja durchaus bekannt.

Es heißt, die Staatsanwaltschaft habe Kenntnis von diesen Dokumenten, betrachtet diese aber nicht als relevant im Sinne der Strafprozessordnung und untersucht weder die Beweise für den Mord an Ruzha Ignatova noch die Beweise für die Korruption von Mikhail Naumov. Das geht jedenfalls aus der Antwort des stellvertretenden Chefanklägers der Staatsanwaltschaft Hristo Krastev hervorgeht.

Der Artikel von BIRD (auf Kyrillisch) enthält durchaus einige pikante Details und die Redaktion hat die betreffenden Dokumente der Staatsanwaltschaft mit Aktenzeichen benannt, sowie einen Ausriss aus einer Reihe an Dokumenten, samt Personalausweisen veröffentlicht. Könnte zwar alles noch „Fake in Berichten von Informanten“ sein, aber der Plot ergibt irgendwie Sinn. Die Berichte seien allen leitenden Beamten des Innenministeriums bekannt – aber der Korruptionsfall, um den es primär geht, soll mutmaßlich wohl unter der Decke gehalten werden.

Ein BIRD-Reporter sprach laut Artikel mit einer Quelle, die mit der Erstellung dieser Berichte vertraut ist. Sie wurden nicht formell als Teil einer operativen Untersuchung von den Dienststellen in Auftrag gegeben. Die Quelle sagte, die Informationen seien auf Privatinitiative ehemaliger Beamter der Dienststellen zusammengetragen worden, die ihre eigenen Quellen in den Dienststellen nutzten. Die Informationen wurden an mehrere Strafverfolgungsbehörden, einschließlich der US-Botschaft, weitergeleitet. Scheint, als ob das FBI damit die Liste der zehn meist gesuchten Personen überarbeiten muss.

Der Vollständigkeit halber verlinke ich aber auch mal vorsorglich auf den Artikel OneCoin Founder Ruja Ignatova Resurfaces After Five Years in Hiding vom 29. Januar 2023. Dort wird behauptet, dass die seit mehr als fünf Jahre untergetauchte OneCoin-Gründerin Dr. Ruja Ignatova wieder aufgetaucht sei. Dies gehe aus einem im Januar 2023 bei der britischen Regierung eingereichten Antrag zum Verkauf einer Londoner Immobilie hervor.

Darin wird Ignatova als so genannte wirtschaftliche Eigentümerin von Abbots House Penthouse Limited aufgeführt, einer auf Guernsey ansässigen Gesellschaft, die ein millionenschweres Penthouse im Londoner Vorort Kensington erworben hatte. Laut New York Post wurde die Immobilie vor kurzem zu einem Preis von 15,5 Millionen Dollar zum Verkauf angeboten. Der Preis wurde später auf etwa 13,6 Millionen Dollar gesenkt, und das Angebot wurde inzwischen zurückgezogen. Berichten zufolge sei die Ignatova gezwungen gewesen, als Eigentümerin aufzutreten, da im vergangenen Jahr im Vereinigten Königreich Vorschriften für ausländische Unternehmen in Kraft traten. Das Ganze ist aber eine wilde Story, denn in der Offenlegung der britischen Regierung ist nur zu lesen, dass Ignatova das Penthouse seit Mai 2016 über die Abbots House Penthouse Limited besitzt. In einem separaten Bericht der BBC heißt es jedoch, dass die jüngste Auflistung eher auf Staatsanwälte in der deutschen Stadt Bielefeld als auf britische Justizbeamte oder auf die die Besitzerin selbst zurückzuführen ist. Also kein Indiz, dass die Ignatova noch lebt.

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11 Antworten zu Vom FBI wegen Betrug gesuchte bulgarische "Crypto Queen" Ruja Ilieva ist mutmaßlich von Drogenboss ermordet worden

  1. Unklug sagt:

    Wohl einmal zu oft den Falschen betrogen ¯\_(ツ)_/¯

    Was den Mord nicht relativieren soll!

    Kriminelle nutzen halt selten den Anwalt um sich zu wehren.

    • 1ST1 sagt:

      So kann man natürlich auch wirkungsvoll und sicher untertauchen, jetzt eine Villa auf einer philippinischen Insel und – hopp – es läuft.

      • Unklug sagt:

        Für einen Kriminellen ist so eine Person eher eine „Wandernde Geldkassette“.

        Es ist besser sein Geld bei der Bank zu haben als in Bitcoin-BS. Jedenfalls habe ich noch alle Fußzehen und Finger und muss keinen Wallet-Code preisgeben.

        Würde schlecht schlafen mit einer so großen Zielscheibe auf meinem Rücken. Meine Immobilien kann mir nur der Staat nehmen.

  2. Anonymous sagt:

    Wo können sich Zeugen melden?

  3. Sebastian sagt:

    Finde es immer noch schade das der Begriff „Crypto Queen“ so weiter getragen wird.
    Von Crypto hat(te) die soviel Ahnung wie ein JS Entwickler. Scam kann sie, keine Frage.

  4. Harald.L sagt:

    Andererseits ist es ja eine altbekannte Methode, wenn man für tot gehalten wird dann wird meist nicht mehr nach einem gesucht/gefahndet. Könnte also auch gezielt lanciert worden sein. Mit genug Geld lebt es sich in manchen Gegenden dieser Welt bestimmt auch als „Zombie“ recht gut …

  5. Stephan sagt:

    Verbrecherin die leute Beraubt hat, wurde von Drogenboss ermordet…
    Joa…100% ein IT Blog thema.

    Na wenn ihr wenigstens grundlos der Microsoft Account gesperrt wurde könnte man ja noch drüber reden. :D

  6. DerMicha sagt:

    Angesichts der Tatsache das die Nachfolgeorganisation von OneCoin, welche wohl teilweise von denselben Leute betreiben wird, auf Facebook noch sehr aktiv ist, könnte das auch nur eine absichtlich gelegte Spur sein. Die wären doch sonst wohl alle längst in Deckung gegangen. Und bzgl. der Korruption bei den bulgarischen Behörden ist mit dem Satz alles gesagt: „Der Leiter eines Morddezernats arbeitete für diesen Drogenboss.“ Damit kann niemand sicher sein, dass hier nicht weitere Mitarbeiter bei den Behörden in wessen Auftrag auch immer diese Dokumente erstellt haben könnten.

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