Rettungsanker, falls Windows nicht mehr bootet

Durch das August Update sind ja einige Windows-Nutzer in arge Bedrängnis geraten, sitzen sie doch von einem nicht mehr bootenden System. Aus „gegebenem Anlass“ daher ein kurzer Abriss, was man tun kann, um wichtige Daten retten und Windows ggf. reparieren zu können.

Ein Boot-Medium mit Windows PE hilft aus der Patche

Im Grunde liefert Microsoft die benötigten Tools in Windows mit, der Anwender müsste sich die Notfall-Boot-Medien (Systemreparatur-CD oder Wiederherstellungslauwerk als USB-Stick) nur erstellen. Wie das funktioniert, habe ich in folgenden Blog-Beiträgen erklärt.

Windows PE: Reparaturdatenträger erstellen Teil 1 (Windows 7/Windows 8)
Wiederherstellungslaufwerk mit Win RE erstellen Teil 3 (Windows 8.1)

Mit einem solchen Medium kann man den streikenden Windows-Rechner booten. Hierzu muss man im BIOS oder UEFI nur den Modus zur Auswahl des Boot-Geräts aufrufen. Meist müssen Tastenkombinationen wie ESC, F3, F8, F10 gedrückt werden, um das Auswahlmenü zu öffnen und das DVD-Laufwerk oder den USB-Stick zu wählen.

Der obige Screenshot zeigt ein solches Boot-Menü (siehe Artikel MEDION AKOYA S6214T: Booten von externen Medien). Wichtig ist lediglich: Auf einem UEFI-System muss zwingend ein 64-Bit-Wiederherstellungsdatenträger vorhanden sein, da das Ganze sonst nicht bootet. Bei BIOS-Systemen ist es dagegen egal. In der Windows PE-Umgebung hat man dann ein Mini-Windows, mit dem man einiges anstellen kann.

Hinweis: Microsoft hat noch einen Artikel WinPE: Erstellen eines startbaren USB-Laufwerks veröffentlicht. Die Vorgehensweise ist aber für Normalanwender zu aufwändig. Hilfreich sind aber ggf. die Hinweise, falls es beim Booten Probleme geben sollte.

Kein Notfall-Boot-Medium angefertigt?

Der typische Anwender hat natürlich keine Wiederherstellungsdisk (Windows 8.1) oder Systemreparaturdatenträger (Windows 7 oder Windows 8), mit dem sich booten ließe, angefertigt. Ist normalerweise kein wirklicher Beinbruch. Zur Not schnappt man sich seine Windows Installations-DVD (oder einen angefertigten USB-Installationsstick) und bootet von diesem Medium. Statt jetzt aber die Installation anzustoßen, wählt man im Installationsassistenten die Option Computerreparaturoptionen und gelangt dann ebenfalls in die Windows PE-Umgebung und kann Reparaturen angehen. Ich habe diesen Ansatz in folgendem Artikel beschrieben (gilt auch für Windows 8.1).

Notfallhilfe mit Windows PE, falls Windows 8 nicht startet
First Aid: Datenrettung, wenn Windows 7 versagt

Dumm gelaufen – und dann kommt Pech hinzu …

Es ist leider eine ungute Kombination aus Nachlässigkeiten der Anwender und Sparwut der OEM-Hersteller, die die Leute ziemlich in Bredoille bringt. Erst kein Notfallmedium in Windows angefertigt und nun kommt für viele Anwender einfach Pech oder die Sparwut der OEM-Hersteller hinzu, die einfach keine Windows 8/8.1 Setup-DVD mehr mitliefern. Hätte 50 Cent mehr gekostet, spart man sich aber. Nur bei meinen Medions liegt noch eine Windows Setup-DVD bei (selbst bei den Tablet-Hybriden, wo man daraus einen USB-Installationsstick machen kann). Dann ist natürlich guter Rat gefragt. Wohl dem, der einen zweiten Rechner zum Anfertigen der Notfallmedien hat.

Spiel den Münchhausen: Wie komm ich aus dem Schlamassel?

Wer weder ein Notfall-Boot-Medium noch einen Setup-Datenträger für Windows hat, steckt ziemlich im Schlamassel. Wer nur einen Windows-Rechner hat, kann nur versuchen, den vergeblichen Bootvorgang drei Mal abzubrechen. Dann sollte Windows in den „Reparaturmodus“ gehen – und wenn der das Problem nicht beheben kann, aber wenigstens noch halbwegs funktioniert, gelangt man irgendwann die Windows RE-Umgebung. Dann lassen sich einige Reparaturmaßnahmen wie Wiederherstellung, Eingriffe per Eingabeaufforderung etc. nutzen.

Sofern man einen anderen Rechner zur Verfügung hat, kann man sich einen Boot-Datenträger selbst erstellen. Läuft der Rechner mit dem gleichen Windows, geht man, wie oben in den verlinkten Artikeln beschrieben, vor, um sich einen Systemreparaturdatenträger auf CD oder eine Wiederherstellungsdisk auf USB-Stick zu erstellen.

Windows 8.1-Installationsdatenträger für Arme

Wer einen Windows 8.1-Installationsdatenträger braucht, kann auch noch zu einem Trick greifen. Microsoft bietet im Technet Evaluierungscenter den kostenlosen Download der Windows 8.1 Enterprise Evaluation an. Diese ist 90 Tage lauffähig und enthält alle Installationsdateien für Windows 8.1. Man kann die heruntergeladene ISO-Datei auf eine DVD brennen und damit booten, um die Computerreparaturoptionen zu verwenden. Oder man bringt die Installationsdateien auf einen USB-Stick, um von dort zu booten und die Computerreparaturoptionen zu verwenden.

Bei UEFI-Systemen wird eine 64-Bit-Windows 8.1 Evaluierungsversion gebraucht! Wie man ein Windows-Setup-Medium korrekt auf einen USB-Stick bringt, so dass der auch in einer UEFI-Umgebung bootet, habe ich in folgenden Artikeln beschrieben.

Windows 7-Installation per USB-Stick auf (U)EFI-Systemen
Windows 8: USB-Installations-Stick erstellen

Wem das zu kompliziert wird, ich habe in folgendem Artikel mal beschrieben, wie man von einer Installations-DVD einen auf UEFI-bootfähigen USB-Stick mit Hilfe von Fremdtools erstellt.

Medion Akoya P2212T Konvertible: Installationsfragen – Teil 1

Das Erstellen der ISO-Datei ist mit ImgBurn möglich – und das Schreiben auf den USB-Stick übernimmt das Tool Rufus.

Wichtig: Bitte unbedingt beachten!

Falls ihr jetzt auf die glorreiche Idee kommt, die Windows 8.1 Evaluierungsversion zur Überinstallation von eurem Windows 8.1 zu verwenden – vergesst es. Das endet mit einem System, welches maximal 90 Tage läuft – danach ist Finito – eine Aktivierung ist nicht möglich.

Die ISO-Datei ist aber ggf. hilfreich, falls bei euch nach dem Upgrade von Windows 8 auf Windows 8.1 kein Auffrischen oder Wiederherstellen mehr möglich ist, weil wichtige Dateien fehlen. Windows fordert euch dann zum Einlegen eines Datenträgers auf. Ich habe das Thema im Artikel Windows 8.1-Upgrade: Refresh/Reset kann verloren gehen behandelt.

Ich habe es nie probiert – aber ihr könntet dort die Windows 8.1 Eval einlegen, eine administrative Eingabeaufforderung öffnen und den Befehl:

reagentc.exe /setosimage /path c:\install /target c:\windows /index 1

probieren. Möglicherweise werden die fehlenden Dateien gefunden und das Problem ist behoben. Falls das jemand testet, wäre eine Rückmeldung hilfreich.

Reparaturen in Windows PE

Habt ihr ein Bootmedium erfolgreich erstellt und konntet ihr mittels dieses Mediums den Windows-Rechner wieder booten? Dann besteht die Möglichkeit, eine Systemwiederherstellung zu probieren oder in der Eingabeaufforderung Dateien zu retten sowie Reparaturversuche zu unternehmen. Hier möchte ich auf folgende Artikel verweisen, wo ich einige Hinweise gebe.

First Aid: Datenrettung, wenn Windows 7 versagt
Notfallhilfe mit Windows PE, falls Windows 8 nicht startet

Windows-Wiederherstellung offline nutzen
Windows 7-Startreparaturen

System auf beschädigte Systemdateien prüfen
Windows-Ressourcenschutz konnte den Reparaturdienst nicht starten (sfc Offline)

Windows 8.1 Update: Defekte Update-Pakete entfernen
Windows 8: Komponentenstore reparieren

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6 Antworten zu Rettungsanker, falls Windows nicht mehr bootet

  1. erwin sagt:

    Da hat sich wieder einmal gezeigt dass meine Strategie, die Updates erst 10 Tage nach Erscheinen zu installieren, richtig ist. Bis dahin erfahre ich immer ob es Probleme gegeben hat. Zwei Personen aus meinem direkten Umfeld hat es auch erwischt, sie wollten meiner Strategie nicht folgen und haben sich dann schließlich durch falsche Vorgehensweise ihre Systeme komplett zerschossen. Dumm gelaufen.

  2. Stefan Dahlmann sagt:

    Noch ein Windows Update Problem. Es gibt zum Internet Explorer ein Hotfix, siehe http://winfuture.mobi/news/83239

  3. h. Frenzel sagt:

    Der Rechner meines Enkels mit Windows 8.1 fährt bis zur Passworteingabe hoch. nach Eingabe des Passwortes und „Enter“ wird der Bildschirm schwarz und es tut sich nichts mehr. Eingaben zum Bildschirm wie Farbe oder Zoom sind noch möglich.
    Wer kann helfen?

  4. Wolfgang S. sagt:

    Hallo,
    Ich habe einen Acer Aspire ES1571. Windows 10 Home auf der Festplatte. Bootet nicht, nur der blaue Screen mit code 0xc00000f.
    Habe Linux benutzt, alle Partitionen Ok.
    Nur keinen Zugriff auf Windows 10. Es gibt keine Option mehr.
    Hat jemand einen Tipp, wäre sehr dankbar.

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