Sind die Tage, in denen iOS-Nutzer Apps nur aus dem Apple iTunes-Store beziehen können, für EU-Bürger bald gezählt? Ein Startup mit dem Namen SETAPP und Microsoft planen einen Alternativen App-Store für iOS, der ab 2024 für EU-Angehörige verfügbar sein könnte – der EU Digital Service Act macht es möglich.
Digital Markets Act (DMA) als Türöffner
Im Juli 2023 ist der Digital Markets Act (DMA) in Kraft getreten, dieses Gesetz über Digitale Märkte (Englisch Digital Markets Act) soll sicherstellen, dass es auf größeren Online-Plattformen sicher und fair zugeht. Dazu wurden kürzlich auch sieben Unternehmen als sogenannte Gatekeeper definiert, die bestimmten Regeln unterliegen (siehe EU benennt sieben Unternehmen als „Gatekeeper“ für EU Digital Markets Act). Dazu gehört auch Apple, die mit iOS und iPadOS im Mobilgerätebereich eine entsprechende Stellung einnehmen.
Gerüchte bereits 2022
Bereits 2022 hatte ich im Blog-Beitrag Bericht: Apple will wegen von EU-Gesetzen 2024 App-Stores von Drittanbietern zulassen über Pläne Apples berichtet, auch alternative Stores für iOS und iPadOS zuzulassen. Hintergrund waren entsprechende Gesetze (der oben erwähnte DMA), die in der europäischen Union erlassen wurden.
Damals hieß es, dass Mitarbeiter aus der Softwareentwicklung und dem Dienstleistungsbereich von Apple konkret an der Öffnung des iTunes-Store-Zwangs arbeiten. Damit würde der Zwang Apples, dass von Endanwendern unter iOS und iPadOS nur Apps aus dem Apple-Store installiert werden konnten, fallen. Kommen sollte das Ganze mit dem ab Ende 2023 erwarteten iOS 17 Update.
Das Ganze ging auf einen Bericht Apple to Allow Outside App Stores in Overhaul Spurred by EU Laws (Paywall) von Marc Gurman bei Bloomberg zurück. Konkret heißt es, dass sich Apple sich darauf vorbereitet, alternative App-Stores auf seinen iPhones und iPads zuzulassen. Gurman beruft sich dabei auf Personen, die mit diesem Schritt vertraut seien. The Verge berichtet hier unter Berufung auf Bloomberg ebenfalls Details. Diese Änderung könnte aber auf Geräte bzw. Nutzer beschränkt bleiben, die in Europa leben, hieß es.
Berichte über konkrete Pläne
Es sind gleich zwei Quellen, in denen ich auf diese Information gestoßen bin. AppleInsider berichtet in diesem englischsprachigen Beitrag, dass ein Unternehmen plant, im Jahr 2024 einen eigenen alternativen App Store mit dem Namen Setapp in der EU zu eröffnen. Ermöglicht würde dies ja durch die oben erwähnte EU-Gesetzesänderung, die es digitalen Stores von Drittanbietern erlauben, auf iPhone und iPad zu existieren. Dazu heißt es:
Der Software-Abonnementdienst Setapp erklärte am Dienstag (muss wohl der 15. 8. 2023 gewesen sein) , dass er im Jahr 2024 seinen eigenen konkurrierenden mobilen App Store einführen wird. Als Reaktion auf die DMA wird der Store exklusiv für Nutzer in der EU zur Verfügung stehen, und das Unternehmen hat eine Warteliste für Nutzer eingerichtet.
Es gibt bereits diese deutschsprachige Webseite, wo man sich in eine Warteliste eintragen kann. Wenn ich es richtig gesehen habe, erfordert Setapp bisher eine monatliche Mitgliedschaft, um Leistungen in Form von Apps zu beziehen. Mykola Savin, Product Lead bei Setapp sagte dazu:
Wir betrachten diese Entwicklung als einen spannenden ersten Schritt und freuen uns darauf, daran teilzunehmen. Wir freuen uns darauf, dass Apple die Beschränkungen in Zukunft weltweit weiter lockert.
Als Antwort auf den größten Wunsch unserer Nutzer seit dem ersten Tag wird der mobile App-Store von Setapp den Nutzern einen bequemeren Weg bieten, eine Vielzahl von Apps an einem Ort auf ihren iPhones und iPads zu entdecken und zu nutzen, und es für Entwickler einfacher machen, ein breiteres Publikum zu erreichen und ihre Apps iOS-Nutzern zu präsentieren.
Bisher hat Setapp mit Web- und macOS-Entwicklern gearbeitet und deren Apps angeboten. Nun hat das Unternehmen auch iOS-Entwickler eingeladen, dass diese ihre Apps für die Bereitstellung im setapp-Store einreichen. Um die Akzeptanz bei Entwicklern zu fördern, greift Setapp auch die 30 % Abzug durch Apple für Store-Umsätze auf. Setapp will 70 % der monatlichen Gebühr des Nutzers für den Dienst an Entwickler von Apps ausschütten, die der Nutzer im Monat tatsächlich nutzt. Ein zweiter garantierter Anteil von 20 % des verbleibenden Betrags geht an den Partner, der den Nutzer zu dem Dienst gebracht hat.
Auch Microsoft plant Store
Die Neue Züricher Zeitung (NZZ) schreibt hier, dass hinter Setapp das amerikanisch-ukrainische Unternehmen Macpaw steht, welches die Plattform für 2024 angekündigt habe. Dort heißt es, dass die Nutzer von iPhones und iPads Anwendungen installieren können, ohne dass dafür eine Freigabe von Apple nötig wäre. Im NZZ-Beitrag findet sich auch der Hinweis, dass auch Microsoft eigenen App-Store für iOS-Apps plant. Redmond will über eine eigene iPhone-Plattform Computerspiele vermarkten. Das muss Phil Spencer, Chef der Spielesparte, der Financial Times mitgeteilt haben, denn „man wolle seine Inhalte auf allen Bildschirmen anbieten können“.
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Es ist sicherlich noch zu früh, um das vollständig zu bewerten, aber
weder war es bislang mein größter Wunsch, einen weiteren Abodienst zu bekommen, nur um einen weiteren Appstore zu haben,
noch verstehe ich ganz, wo im Ergebnis für die Entwickler der mathematische Unterschied ist, wenn Apple 30% einbehält, und Setapp 70% ausbezahlt.
Vielleicht mache ich da aber auch einen Denkfehler mit den weiteren 20% Vermittlungsgebühr?!
Die Vermittlungsgebühren gehen an die Leute, die Werbung für die Apps machen, damit das Web / SocialMedia / Videos / etc. auch schön mit entsprechenden Ref-Links geflutet werden. Man braucht ja Wachstum fürs Abo-Modell, sonst rechnet es sich nicht.
Ob es sich für den Entwickler lohnt ist es so eine Sache:
„The more people use your app, the more you earn.“
Aber ist ja dank Abo eh alles nur temporär:
„We […] take the app from Setapp after the expiration of the term specified in the agreement, typically it’s a 1-year period. Please inform us […] at least 2 weeks prior to the removal date.“
(Jeweils aus den Dev-FAQs der Seite.)
Das Abo-Modell in seiner ganzen Pracht…
Bringt Cydia zurück! ;)