In deutschen Behörden soll zukünftig offene Austauschformate statt proprietärer Dokumentformate verwendet werden. Das ist eine Weichenstellung, weg von Microsoft 365, hin zu offenen Standards, wie das Open Document Format (ODF), welches von LibreOffice verwendet wird.
Dass das Bundesland Schleswig-Holstein seine 30.000 PCs zu LibreOffice mit ODF 1.4-Support migriert, ist bekannt (siehe Links am Artikelende). Zudem gibt es den Beschluss der Bundesländer, hin zu Open Source zu gehen.
Die Tage ist mir obiger Tweet untergekommen, in dem es heißt, dass nicht nur ein deutsches Bundesland von Microsoft 365 zu LibreOffice wechselt. Auch die deutsche Bundesregierung hat sich verpflichtet, bis 2027 auf offene Standards umzustellen. Die Europa-Karte zeigt: „Viel grüner kann es nicht werden“, fast ganz Europa setzt mehr oder weniger auf Open Source und offene Standards.
Beschluss des IT-Planungsrats
Basis für die obige Aussage ist der Hinweis der Open Document Foundation (ODF) auf einen aktuellen Beschluss des IT-Planungsrats. Dieser hat zum 26.03.2025 in seiner 46. Sitzung den Beschluss 2025/6 zum Thema Offene Austauschformate gefasst.
In seinem Beschluss stellt der IT-Planungsrat fest, dass für die bundesweite Zusammenarbeit offene Austauschformate notwendig sind. Weiterhin wird der entsprechende Beschluss der Digitalministerkonferenz begrüßt. Offene Formate und offene Schnittstellen seien ein wichtiger Baustein für den notwendigen Transformationsprozess der Öffentlichen Verwaltung in Deutschland auf dem Weg zu mehr Digitaler Souveränität und Innovationen, heißt es im Beschluss.
Weiterhin will sich der IT-Planungsrat sich dafür einsetzen, dass in der Öffentlichen Verwaltung offene Formate wie das Open Document Format (ODF) zunehmend Verwendung finden. Bis zum Jahr 2027 soll ODF zum Standard für den Dokumentenaustausch werden. Der IT-Planungsrat beauftragt das Standardisierungsboard mit der Umsetzung.
Der IT-Planungsrat erkennt darüber hinaus, dass für die länderübergreifende Zusammenarbeit insb. zur Vor- und Nachbereitung von Fachministerkonferenzen der Austausch von Dokumenten per E-Mail nicht mehr zeitgemäß ist und setzt sich – entsprechend dem Vorgehen der MPK – für die Nutzung offener Kollaborationslösungen in der Länderzusammenarbeit ein. Er beauftragt die FITKO, dazu bis zur 48. Sitzung ein Konzept für die Bereitstellung einer Kollaborationslösung vorzulegen.
Der IT-Planungsrat
Der IT-Planungsrat von Bund und Ländern ist das politische Steuerungsgremium von Bund, Ländern und Kommunen für Informationstechnik und E-Government ist. Der IT -Planungsrat soll, laut BMI (Innenministerium), nutzerorientierte elektronische Verwaltungsdienste fördern und einen wirtschaftlichen, effizienten und sicheren IT -Betrieb der Verwaltung gewährleisten.
Der IT-Planungsrat ist zwar recht unbekannt, dürfte aber ein wichtiges Gremium der Bundesländer sein, wenn es um den sicheren IT-Betrieb der Verwaltung geht. Allerdings ist das Gremium für einige nicht so dolle Entscheidungen verantwortlich.
So hatte er empfohlen, die Kommunal-IT von der NIS-2-Richtlinie zur Cybersicherheit auszunehmen (siehe Cyber-Security II: IT-Planungsrat empfiehlt Kommunal-IT von NIS-2-Richtlinie auszunehmen). Als Sicht der Kommunalfinanzen nachvollziehbar, aus dem Blickwinkel der Cybersicherheit fatal.
Der IT-Planungsrat wollte auch den Weg für die Delos-Cloud in der Verwaltung frei machen (IT-Planungsrat: Sondersitzung soll Weg für Delos-Cloud-Verträge frei machen). Die Delos-Cloud wird zwar von einer eigens gegründeten SAP-Tochter bereitgestellt, in der Verpackung ist aber die Microsoft Cloud enthalten. Dieses Vorhaben, was von der Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz forciert wurde, ist dann von den Ländern blockiert worden.
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Coole Sache.
Man muss ja nicht zwingend LibreOffice verwenden, aber ODF als offenes Format wird sicher manches erleichtern, an ein paar Stellen wird natürlich Feinschliff nötig sein.
Wenn MS schlau ist, werden sie die ODF-Kompatibilität verbessern oder ODF zum Standard machen und weiterhin ihr Office verkaufen.
Oder sogar die https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Document_Format_Alliance fördern, um Einfluss zu haben.
ODF als deren Standard? Ich vermute mal, dass das Cloud-Geschäft alleine nicht ausreicht, um Aktionäre zu beglücken.
Ansonsten wird Microsoft alles daran setzten, um diese Allianz zu „bereichern“.
Jeder Prozess, wo ein Excel oder Word drin vorkommen, ist ein kaputter Prozess. Mir begegenen immer noch Menschen in Ämtern/Firmen, die .doc oder .xls durch die Gegend per Mail verschicken.
Die für neue Dinge keine Vorlagen nutzen sondern laufend alte Dokumente heranziehen, die Namen ändern und Dateien dann umbenennen.
Die von ISO 8601 für Datumsangaben noch nie was gehört haben und in Dateinamen alles reinpacken, was niemand haben will: Sonderzeichen und Leerzeichen und vor allem kaufmännische unds, Punkte oder Doppelpunkte.
Oder die eingehende Email mit PDF-Anlagen ausdrucken, nur damit sie diese mit einem Eingangsstempel versehen wieder neu einscannen können. Dann natürlich ohne durchsuchbaren Text in 30 KB Dateigröße wie zuvor sondern als Bitmap mit 3+ MB an Dateigröße. Das auch mit Iteration pro Fachabteilung oder Behörde am jeweiligen Postweg.
Deutsche Behörden und Digitalisierung? Die strukturellen, mentalen und sogar psychologischen Probleme wiegen schwerer als offene Dateiformate.
Man muss es bei den Behörden mal so sehen dass die das schon immer so gemacht haben und in Behörden etwas zu ändern ist schwierig bis unmöglich. Wenn man offen für Neues ist und neue Ideen gern aufgreift dann entscheidet man sich wohl eher nicht für ein Berufsleben in einer deutschen Behörde.
So pauschal würde ich das nicht sehen. Ich arbeite auch in einer (kleinen) Behörde und da wird über eine Linux-Einführung im Büro-/Verwaltungsbereich nachgedacht. Das wird zwar noch ein längerfristiger Prozess, aber unser Chef-ITler/Datenschützer zieht das durch. Meine Unterstützung hat er.
naja das liegt selten an den Behördenmitarbeitern selbst… da ist alles reglementiert, da darf der kleine Hans aus der Verwaltung nicht einfach Abläufe ändern… auch wernn die danach zehnmal einfacher und effektiver wären.
Als völlig Außenstehender tippe ich auf fehlende Rahmenbedingungen, um Änderungen vorzunehmen…
Ist ja auch eine Behörde;)
Wer beruflich etwas erreichen oder verändern möchte, geht sicher nicht in den öffentlichen Dienst – zumindest nicht in Deutschland 😀
Das eigene Foto als 1,5 MB PNG in der Email Signatur hätte ich noch anzubieten.
Am Besten dazu noch ein Emailserver der eine Begrenzung der Anhanggröße beim Senden von wenigen MB hat.
Ich bin zwar auch ein Fan von LibreOffice, aber was habe ich verpasst?
Ich denke, die neueren Formate von MS sind auch offen, Office Open XML.
Wie alle Ecma-International-Standards ist auch Office Open XML frei verfügbar und kopierbar
Microsofts ODF Unterstützung ist eher bescheiden. In dessen Formaten stecken viele proprietäre Anteile. Microsoft hat von Anfang an darauf geachtet, dass die Abhängigkeit zu denen bleibt.
docx/xlsx sind offene Formate welche aber proparitäre alte doc/xls Datenblobs enthalten können.
Microsoft selbst unterstützt auch ODF. Dieses ist jedoch in meinen Tests teils fehlerhaft gewesen, so das in Microsoft-Word generierte ODF-Dokumente nicht fehlerfrei in LibreOffice angezeigt wurden …
Ich würde sowas als gezielte Sabotage vermuten:
Bei Javascript war das in den 2000ern ja auch nachgewiesen Absicht.
Libreoffice hat doch bei Versions- Wechsel sogar Probleme eigene Dokumente fehlerfrei anzuzeigen ..
Wozu da sabotieren?
Was ich verstanden habe, ist die Code Basis sehr sehr schlecht gerade die Jahre bei Oracle in denen unbedingt Java integriert wurde müssen ihre Spuren hinterlassen haben.
Nur wenn man beim speichern auch explizit beim Dateityp „Strict Open XML“ auswählt. Standardmäßig ist das nicht der Fall, sondern es ist Microsofts Sonderlocke vorausgewählt. Enden zwar beide auf docx/xlsx/pptx, sind aber dennoch unterschiedlich.
Und ich vermute die Wahl von odt auch daher, um solche Fallstricke zu vermeiden.
Danke für die Erläuterung, das war mir nicht klar. Und ich habe gesehen, dass „Strict Office Open XML“ nur von sehr wenigen Office Programmen unterstützt wird.
Microsoft begründet das damit, das die offenen Formate bestimmte Sachen nicht abbilden können, weil die im Standard schlicht fehlen.
Ob das tatsächlich so ist, müsste man ermitteln.
Auch z.B. .xls ist nicht .xls.
Es gibt je nach Officeversion unterschiedliche Versionen des Formates.
Alte .xls bis Excel 2003 unterstützen z.B. nur max. 65.535 Zeilen und 256 Spalten, neueres .xls ab Excel 2007 unterstützt 1.048.576 Zeilen und 16.535 Spalten.
Öffnet man z.B. ein .xls von Excel 2007 in Excel 2003, gehen die Inhalte der Zeilen und Spalten außerhalb der Spezifikationen von Excel 2003 schlicht verloren.
Bis Version 7.3 (Erschien 2022) konnte z.B. Libre Office Calc nur 1024 Spalten.
D.H., wer z.B. mehr als 1024 Spalten brauchte, konnte LibreOffice Calc schlicht nicht nutzen, sondern musste eine Alternative wie z.B. Excel ab Version 2007 nutzen.
wer mehr als 1014 Spalten braucht, dem ist eh nicht mehr zu helfen.
20 Jahre ist es her…
Damals war ich noch bei einem IT-Unternehmen (ich spare mir den Namen), dass sich auch ‚open‘ auf die Fahne geschrieben hatte und bei sich selbst und seinen Kunden versuchte – gegen den Widerstand von Microsoft – auf offene Formate zu setzen.
Ging gehörig schief…
Vielleicht ist die Zeit mittlerweile reif(er) und die Kunden von Microsoft so angepisst, das sie durch das Tal der Tränen (Umstellung) gehen wollen – ich würde es mir wünschen!
PS: Mittlerweile bin ich in Rente und sehe mir das, mehr oder weniger amüsiert, aus der Ferne an. Und bei mir privat läuft – außer einem Windows – nichts von MS.