Nein, die Honigbiene wird nicht sterben!

Seit Jahren beherrscht ein Thema die Öffentlichkeit: Das Bienensterben. Umweltorganisationen tragen das Thema ständig auf die Agenda. Dabei wird teilweise Schindluder mit dem Thema getrieben.

Die Wildbienen sterben

Was Umweltverbände wie der BUND zu Recht anprangern, ist das Sterben der Wildbienen. Allerdings vermittelt auch das an Landwirtschaftsministerin Klöckner und Umweltministerin Schulze gerichtete Schreiben des BUND dem unaufmerksamen Leser den Eindruck, dass es um Bienen geht – auch wenn Wildbienen erwähnt sind.

Die Bienensterben-Panikmache

Auch das Umweltinstitut vermischt auf dieser Seite munter Gründe für das Bienensterben, ohne zwischen Wildbienen und Honigbienen zu unterscheiden – wobei man fairerweise sagen muss, dass dort nur Gründe für das Bienensterben aufgeführt werden. Der Leser wirft das aber in einem Tops und denkt: Es geht allen Bienen an den Kragen – ging auch mir so.

Biene

Bei Greenpeace geht es schon nicht mehr um Differenzierung, da wird munter das 'Bienensterben' bekämpft. Wenn aber Supermarktregale (wie diese Penny-Aktion) leer geräumt werden, um zu zeigen, was uns fehlt, wenn es keine Bienen mehr gäbe, ist das billige Propaganda. Denn Pflanzen werden auch ohne Bienen bestäubt – Bienen tragen nur einen Teil dazu bei.

Fakten zum Weltbienentag

Am 20. Mai war Weltbienentag. Anlässlich dieses Tags gab es einige erstaunliche Artikel, die ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen. Hier findet sich ein Beitrag, der klar zwischen dem Insektensterben, welches auch Wildbienen betrifft, und Honigbienen unterscheidet. Honigbienen, wie sie von Imkern gehalten werden, sind keineswegs am Aussterben – lediglich die Wildbienen sind in Gefahr.

Bereits 2017 hat der WDR einen Artikel mit einem Interview mit Bienen-Fachmann Peter Rosenkranz veröffentlicht. Tenor: Die Lage für Wildbienen ist wohl dramatisch und auch die Honigbiene leidet, wegen Parasitenbefall (z.B. Varroa-Milbe). Aber die Kernaussage lautet: Die Honigbiene wird wohl als letztes aussterben. Solange es Imker gibt, gibt es auch Honigbienen – auch wenn Bienenvölker schon mal sterben. Aktuell lohnt sich das Imkern wohl wieder, wodurch die Zahl der Imker und der Bienenvölker zunimmt (kann man auch auf dieser Seite an verschiedenen Grafiken erkennen).

Untersuchung der Uni Halle

Interessant ist auch diese Pressemitteilung der Uni Halle aus 2016 zu diesem Forschungsbericht (gelöscht). Bienen erfüllen für Mensch und Natur viele wichtige Aufgaben. Dazu gehört vor allem das Bestäuben von Nutzpflanzen. Dort erfährt man auch: Während in der Landwirtschaft der Bestäubungs-Bedarf in den letzten 50 Jahren um über 300 Prozent angewachsen ist, stieg die Zahl der Bienenvölker weltweit nur um 60 Prozent an.

Entgegen der Panikmache der Umweltverbände wie Greenpeace, sind auch nicht Pestizide und Parasiten für den regionalen Rückgang von Honigbienenvölkern verantwortlich. Vielmehr spielen politische und sozio-ökonomische Veränderungen, wie Revolutionen oder auch Bürgerkriege, und der globale Honighandel eine wesentlich größere Rolle. Weltweit wächst die Zahl der Bienenvölker und es wird auch mehr Honig produziert.

Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler der Uni Halle die statistischen Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu Honigproduktion und -handel der letzten 50 Jahre aus rund 100 Ländern ausgewertet. Dazu gehören Angaben über die Anzahl der Bienenvölker in einem Land, die Menge an jährlich produziertem Honig sowie Aussagen darüber, wie viel Honig ein Land pro Jahr importiert und exportiert.

Der extreme Rückgang der Bienenvölker in Europa Anfang der 1990er Jahre fällt zeitlich mit dem Ende der Sowjetunion und auch der politischen Wende in Deutschland zusammen. "Vor 1989 wurde die Imkerei in der DDR staatlich stark subventioniert", so Robin Moritz. Die Imker hätten ihren Honig zu hohen Preisen an den Staat verkaufen können, der den Honig dann deutlich günstiger weiterverkaufte. Nach der Wiedervereinigung verlor die Imkerei durch die fehlenden Subventionen an Attraktivität, zudem nahm die Bevölkerung in den neuen Bundesländern rapide ab. Dadurch ging auch die Anzahl der Bienenvölker um bis zu 50 Prozent zurück. "Das zeigt deutlich, dass politische Entwicklungen einen starken Einfluss auf die Zahl der Bienenvölker haben können", fasst Moritz zusammen.

n den Medien werde jedoch häufig die These vertreten, dass vor allem der Einsatz von Pestiziden, Parasiten oder Wetterextreme für den Rückgang von Bienenvölkern verantwortlich sind. "Für die Bienenvölker, die von Imkern gehalten werden, trifft das aber nur bedingt zu", so Silvio Erler. Würde ein Bienenvolk zum Beispiel in Folge eines besonders harten Winters sterben, so gleichen die Imker dies in der Regel im Folgejahr aus. Faktoren, wie Pestizide oder Krankheiten, hätten zwar Einfluss auf das Bienensterben, aber keinen größeren Einfluss auf die Zahl der gehaltenen Bienenvölker. Dies gilt jedoch nur für von Imkern gehaltene Honigbienen, sie lassen keine Rückschlüsse auf das Sterben der vielen Wildbienen zu, die keine Imker haben, die sich um die Bienen kümmern.

Die Statistik der FAO zeigt, dass der globale Honighandel in einem sehr engen Zusammenhang mit der Zahl der Bienenvölker steht: Länder, in denen sich Honig relativ einfach und kostengünstig produzieren lässt, verkaufen diesen auf dem Weltmarkt zu günstigen Preisen. Diese Länder haben auch viele Bienenvölker. "Länder, die viel Honig importieren, erleiden hingegen einen Rückgang an Bienenvölkern", ergänzt Erler. Für einige dieser Länder haben die Wissenschaftler eine kuriose Beobachtung gemacht: Obwohl die Zahl der Bienenvölker zurückgeht, bleibt die Menge des erzeugten Honigs konstant. "Besonders erstaunlich ist, dass die Produktivität eines Bienenvolks oft exakt mit der Menge des importierten Honigs zunimmt. Das wäre nur möglich, wenn die Bienen vorher wüssten, wie viel Honig im nächsten Jahr importiert wird, um sich dann beim Sammeln besonders anzustrengen", so Moritz. Das sei biologisch wenig plausibel und ein Grund zur Annahme, dass in einigen Ländern im großen Maßstab importierter Honig als selbst erzeugter ausgegeben wird.

Aus der FAO-Statistik lässt sich noch eine weitere Beobachtung ableiten: "In Asien kommt die westliche Honigbiene immer häufiger als die einheimische Honigbiene zum Einsatz." Die westliche Honigbiene werde von asiatischen Imkern bevorzugt, weil sie einfacher in der Haltung ist und ihre Völker mehr Honig produzieren. Aus dieser Entwicklung ergebe sich nicht nur ein Problem für die Imkerei, sondern auch für die Artenvielfalt. Die Varroamilbe, ursprünglich ein eher harmloser Parasit der asiatischen Honigbiene, wurde durch die Importe nach Asien weltweit ein gefährlicher Bienenparasit für die westliche Honigbiene. Da die westliche Honigbiene immer häufiger in weiten Teilen Asiens eingesetzt wird, droht einerseits die Gefahr neuer Krankheiten durch weitere Erreger, zum anderen werden die ursprünglichen Arten der Honigbiene in Asien verdrängt. Derzeit gibt es in Asien noch neun unterschiedliche Bienenarten. Das könnte sich aber innerhalb weniger Jahre ändern.

Eine sehr ausführliche Betrachtung zum Thema Bienen im Faktencheck findet sich in diesem PDF-Dokument. Zum Weltbienentag hat auch Spiegel Online diesen ganz lesenswerten Beitrag veröffentlicht. Unter dem Strich: Ja, unsere Insekten sterben – und Wildbienen gehören dazu. Aber die Panikmache, dass es bald keinen Bienen gibt, ist ungerechtfertigt.

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