Bei der Skylab 4-Weltraummission der Amerikaner vor 50 Jahren gab es eine längere Kommunikationspause mit der Bodenstation – es gab das Gerücht, dass die Astronauten "gestreikt" hätten.
Die Mär vom Skylab 4-Astronautenstreik
Skylab 4 war die dritte und letzte Besatzung der US Raumstation Skylab (die Raumstation stürzte danach geplant ins Meer). Die Mission startete am 16. November 1973 und dauerte 83 Tage. Die Mission setzte neue Rekorde in der Weltraumfahrt und markierte den Schlusspunkt für US-amerikanische Raumstationen. Erst mit der Internationalen Raumstation ISS wurde wieder ein Außenposten im All geschaffen.
Während der Mission kam es zu einem Vorfall, der zu Spekulationen führte. Nach den Erfahrungen mit der Weltraumkrankheit der zweiten Mannschaft hatte die Flugleitung entschieden, dass die Astronauten die erste Nacht noch an Bord von Apollo verbringen sollte, weil offenbar die Schwerelosigkeit in großen, offenen Räumen die Raumkrankheit fördert.
Laut Wikipedia musste sich der Astronaut Pogue am ersten Abend sich übergeben, während sich Skylab noch außerhalb der Funkreichweite der Bodenstationen befand. Die Astronauten fürchteten, dass die Ärzte diesem Zwischenfall zu viel Wert beimessen würden, worauf die Mission verzögert oder vielleicht sogar abgebrochen würde. Deshalb berichtete Carr nur von Pogues Unwohlsein, erwähnte aber nicht, dass Pogue sich übergeben hatte.
Die Astronauten hatten dabei aber vergessen, dass die Gespräche im Cockpit automatisch aufgezeichnet und zeitverzögert an die Bodenstationen überspielt wurden. Auf diesem Wege erfuhr die Flugleitung am nächsten Tag den wahren Sachverhalt, was Carr eine Rüge durch Chefastronaut Alan Shepard eintrug.
Die herausragende Arbeitsleistung der zweiten Mannschaft hatte neue Maßstäbe gesetzt, so dass die Flugleitung das Arbeitsprogramm der Mission ziemlich dicht packte. Einige neue Experimente kamen dazu, und der neuentdeckte Komet Kohoutek bot sensationelle Beobachtungsmöglichkeiten. Die Besatzung kämpfte auch mit technischen Schwierigkeiten, insbesondere gefährdete der Teilausfall der Lageregelung die Fortsetzung der Mission. Das Problem konnte durch Verbesserungen der Betriebsbedingungen behoben werden.
Es herrschte kein gutes Verhältnis zwischen den Astronauten und der Flugleitung auf der Erde. Ein dichtgedrängter Tagesablauf ließ den Astronauten nur wenig Freizeit. Es zeigte sich, dass die Zeitvorgaben verschiedener Aufgaben zu optimistisch eingeschätzt worden waren. In einigen Fällen mussten die Astronauten Experimente aufbauen, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Die Mannschaft fühlte sich überfordert. Zu einem klärenden Gespräch kam es allerdings erst relativ spät, am 45. Tag der Mission.
Die Wikipedia schreibt: Der mitunter zu hörenden Darstellung, die Mannschaft habe sich ohne Erlaubnis einen Tag frei genommen, widersprach Carr später allerdings und verwies darauf, man habe vielmehr freiwillig auf mehrere freie Tage verzichtet, um zeitliche Rückstände aufzuholen.
Auf The Register ist dieser Artikel erschienen, der das Thema nochmals aufgreift. Skylab 4 sei als "die Mission, bei der die Besatzung streikte", in die Geschichte eingegangen, heißt es dort. Der Mythos entstand, nachdem sich die Besatzung, die den Anforderungen ihres Zeitplans nicht gerecht werden konnte, dafür entschied, nur ein Besatzungsmitglied am Funkgerät zu haben, während die anderen ohne Unterbrechung ihre Arbeit fortsetzten.
Astronaut Gibson klärte später auf, dass da ein Malheur passiert sei: "Jeder von uns meldete sich für eine Umlaufbahn als derjenige, der das Funkgerät bedient. Eines Tages machten wir einen Fehler, und für einen ganzen Orbit hatten wir alle unsere Funkgeräte ausgeschaltet!"
Artikelreihe:
Weltraum-News Teil I: Skylab 4-Mythen
Weltraum-News Teil II: Psyche schickt ein "Hallo" per Lasersignal zur Erde
Weltraum-News Teil III: Rätsel des Doppelkraters auf dem Mond gelöst