Hat Homo Sapiens dank Kleidung, Sonnenschutz und Höhlen vor 41.000 Jahren überlebt, während der Neandertaler ausstarb?

Spannende These zum Aussterben der Neandertaler und zum Überleben des modernen Menschen (Homo Sapiens). Vor 41.000 Jahren gab es eine Schwächung des Erdmagnetfelds, wodurch mehr Strahlung den Erdboden erreichte. Der moderne Mensch war durch Kleidung, Sonnenschutz und Höhlen besser an diese Veränderung angepasst als die Neandertaler. Das könnte das Überleben gesichert haben.

Es war eine Studie der University of Michigan, die sich mit der Frage befasst, was das Aussterben des Neandertalers mit verursacht haben könnte. Die Ergebnisse wurden zum 16. April 2025 in der Mitteilung Sunscreen, clothes and caves may have helped Homo sapiens survive 41,000 years ago zusammen gefasst.

Verschiebung des magnetischen Nordpols

Vor einigen Tagen hatte ich im Beitrag Magnetischer Nordpol wandert schneller darauf hingewiesen, dass der magnetische Nordpol wandert und dass es sogar Polsprünge gibt. Vor 41.000 Jahren hat es wohl eine massive Verschiebung des magnetischen Nordpols gegeben. Das ist ein natürlicher Prozess, der in der Erdgeschichte etwa 180 Mal stattgefunden hat.

Das ganze ist als Laschamps-Exkursion bekannt, bei der der Nord- und der Südpol von den geografischen Standorten der Pole (vor 42.200 bis 41.500 Jahren) weg wanderten. Die Forscher ermittelten, dass sich das Magnetfeld der Erde während der Laschamps-Exkursion auf etwa 10 % seiner derzeitigen Stärke absank.

Das Team fand heraus, dass der magnetische Nordpol über Europa in Richtung Afrika wanderte. Durch die Verschiebung schwächte sich das Magnetfeld über Europa stark ab, so dass über dem größten Teil der Erde Polarlichter auftraten und mehr schädliches UV-Licht aus dem Weltraum eindrang. Das hatte Folgen für das Leben in diesen Regionen. Dieses Ereignis fiel zeitlich mit Zeiten des Wandels für die auf dem Planeten lebenden Menschengruppen in diesen Regionen zusammen.

Homo Sapiens besser angepasst

Neandertaler und moderner Mensch lebten in Europa einige Zeit nebeneinander (der moderne Mensch erschien vor ca. 56.000 Jahren in Europa, der Neandertaler verschwand vor ca. 40.000 Jahren).

Etwa zur gleichen Zeit, als das Magnetfeld schwächer wurde, begann der moderne Mensch (Homo sapiens), maßgeschneiderte Kleidung herzustellen und immer häufiger Ocker zu verwenden, ein Mineral, das beim Auftragen auf die Haut sonnenschützende Eigenschaften hat.

Diese Technologien könnten den in Europa lebenden Homo sapiens vor schädlicher Sonneneinstrahlung geschützt haben und es ermöglichte haben, dass der moderne Mensch sich in Europa und Asien ausbreiteten konnte. Die Neandertaler hingegen verfügten offenbar nicht über diese Technologien und verschwanden vor etwa 40 000 Jahren.

Dies geht aus der in Science Advances veröffentlichten Studie hervor, die von Forschern des Michigan Engineering und des U-M Department of Anthropology geleitet wurde.

„In der Studie haben wir alle Regionen zusammengefasst, in denen das Magnetfeld nicht verbunden war, so dass kosmische Strahlung oder jegliche Art von energiereichen Partikeln von der Sonne bis zum Boden vordringen konnte", sagt Agnit Mukhopadhyay, Hauptautorin und U-M-Forschungspartnerin in Klima- und Weltraumwissenschaften und -technik. „Wir haben herausgefunden, dass viele dieser Regionen ziemlich genau mit den frühen menschlichen Aktivitäten vor 41.000 Jahren übereinstimmen, insbesondere mit einer Zunahme der Nutzung von Höhlen und der Verwendung von prähistorischem Sonnenschutzmitteln."

„Welche Unterschiede zwischen diesen Arten, zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen, für dieses Verschwinden verantwortlich sein könnten, ist seit Jahrzehnten eine wichtige anthropologische Frage", sagte Raven Garvey, außerordentliche Professorin für Anthropologie an der University of Massachusetts (U-M).

Die Kleidung könnte ein wichtiger Faktor gewesen sein. Die technischen Mittel zur Herstellung von Kleidung, die sich dem Körper anpasst, wurden an archäologischen Stätten entdeckt, die mit anatomisch modernen Menschen in Verbindung gebracht werden, aber nicht unbedingt mit Neandertalern.

An Fundorten, die mit anatomisch modernen Menschen in Verbindung gebracht werden, haben Archäologen jedoch nicht nur Schaber gefunden, die zur Herstellung von Häuten verwendet wurden, sondern auch Nadeln und Ahlen – Gegenstände, die mit dem Nähen in Verbindung stehen. Garvey zufolge hat maßgeschneiderte Kleidung einen doppelten Vorteil: Sie war deutlich wärmer, und die zusätzliche Wärme bedeutete, dass sich die Menschen auf der Suche nach Nahrung weiter von ihren Feuerstellen und Unterkünften entfernen konnten.

Maßgeschneiderte Kleidung könnte auch einen weiteren unbeabsichtigten Nutzen gehabt haben – den Schutz vor Sonnenschäden, vermutet die Wissenschaftlerin. Es gibt mehrere schädliche Auswirkungen der Sonneneinstrahlung, darunter Augenkrankheiten und Folsäuremangel (der zu Geburtsfehlern und erhöhter Kindersterblichkeit führen kann)- "Ein Schutz vor Sonneneinstrahlung hätte jedem, der ihn besaß, einen erheblichen Vorteil verschafft", meint Garvey.

Der Homo sapiens könnte auch die Verwendung von Ocker, einem natürlich vorkommenden Pigment aus Eisenoxid, Ton und Siliziumdioxid, das von vielen Homininenarten schon seit langer Zeit verwendet wird, verstärkt haben. Die Menschen bemalten damit Gegenstände, Höhlenwände und sogar ihren Körper.

"Es gibt einige experimentelle Tests, die zeigen, dass es Sonnenschutzmittel-ähnliche Eigenschaften hat. Es ist ein ziemlich wirksames Sonnenschutzmittel, und es gibt auch ethnografische Populationen, die es hauptsächlich zu diesem Zweck verwendet haben", so Garvey. „Die vermehrte Produktion und die Tatsache, dass es vor allem bei anatomisch modernen Menschen (während der Laschamps-Exkursion) vorkommt, deutet ebenfalls darauf hin, dass die Menschen es zu diesem Zweck verwendet haben."

Die Forscher betonen, dass ihre Ergebnisse kein Beweis für das Aussterben der Neandertaler sind. Bei den Ereignissen handelt es sich um Korrelationen, die jedoch eine neue Möglichkeit bieten, bereits vorhandene Daten zu betrachten. Details sind der Mitteilung der Universität zu entnehmen. Ein deutschsprachiger Beitrag dazu ist u.a. auf Focus Online erschienen.

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2 Antworten zu Hat Homo Sapiens dank Kleidung, Sonnenschutz und Höhlen vor 41.000 Jahren überlebt, während der Neandertaler ausstarb?

  1. Schwarzes_Einhorn sagt:

    Der Neandertaler ist doch gar nicht ganz ausgestorben – er hat sich mit dem Homo Sapiens (=Cro-Magnon) gemischt und wurde von diesem mehr und mehr beinflußt. Irgendwann war der Einfluß des Neandertalers so schwach, daß er nicht mehr nachzuweisen war, aber im Genmaterial findet er sich noch.

    Momentan könnte man sagen, daß in der Politik einige Neandertaler agieren – aaaber das wäre ja eine Beleidigung. Für den Neandertaler.

  2. Tomas Jakobs sagt:

    naja schöne geschichte, vielleicht auch ein Faktor. Ich denke aber kein Grund. Es dürfte eher trivialer sein. Wir haben diese Urzeitmenschen einfach ausgerottet.

    Wir als Species schaffen es ja auch unsere eigene Species auf anderen Kontinenten fast ganz auszurotten, mit eingeschleppten Krankheiten und wirtschaftlich-kulturell, überall wo wir historisch invasiv eingefallen sind. Und aktuell sind wir dabei, unsere eigenen Lebensgrundlagen wider besseren Wissens zu zerstören.

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