Aktuell geht eine nette Geschichte auf Facebook und im Internet herum. Auf dem Grund des Kootenay Lake Stausees in Britisch Columbia (Westküste von Kanada) habe ein Pilot 2020 eine etwas 200 Meter breite, geometrische Formation, fotografiert. Könnte ein antiker Kalender, oder sonst etwas historisches sein, hieß es. Ich bin dem Thema mal nachgegangen.
Ich poste nachfolgend mal ein Foto des betreffenden Posts auf der Plattform Facebook. Die Geschichte hört sich phantastisch an – im Jahr 2020 erblickte ein Pilot beim Flug über den Kootenay Lake in British Columbia eine 200 Meter breite geometrische Formation am Grund des Sees.
Und dann wird es phantastisch: Petroglyphen oder eine Struktur, angelehnt an den Stand zur Sonnenwende, wurde hinein interpretiert. Stammesälteste des örtlichen Stamms der Ktunaxa Nation sprechen von Wassergeistern, die das Land prägen. Aber keiner kann die Struktur erklären.
Was beim Kootenay Lake Fakt ist
Der Kootenay Lake in Britisch Columbia ist ein aufgestauter Teil des Kootenay-River. Der Stausee liegt im Territoriums der Sinixt- und Ktunaxa-Stämme. Diese Ureinwohner nutzten den See und die damit verbundenen Flusssysteme als Teil ihrer saisonalen Wander- und Handelsrouten.
Ursprünglich überflutete der See saisonal ein etwa 80 km langes Sumpfgebiet, das südlich des Sees im Creston Valley liegt. Dieses Gebiet wurde jedoch inzwischen eingedeicht und in ein landwirtschaftliches Nutzgebiet umgewandelt. Ein kleineres Feuchtgebiet in diesem Bereich wurde unter Schutz gestellt.
Im Jahr 1931 wurde der Corra Linn Dam am Abfluss des Kootenay Lake gebaut, und hebt laut Wikipedia den normalen Wasserstand um zwei Meter an. Der Damm dient einerseits dem Hochwasserschutz und andererseits der Stromerzeugung im Winter. 1967 wurde im Rahmen des Columbia River Treaty der Duncan-Damm oberhalb des Kootenay Lake am Duncan River gebaut, wodurch ein 7.145 Hektar großer Stausee zur Regulierung der Wassermenge entstand.
Was ist an obiger Geschichte dran?
Als ich wegen obiger Geschichte im Internet recherchierte, kamen bei mir schnell Zweifel auf, dass die Fakten stimmen. Suche ich nach entsprechenden Begriffen oder Entsprechungen des eingebetteten Bilds werde ich kaum fündig. Alles verweist auf die einige Tage alten Facebook-Postings (manche in englisch).
Das ist schon verdächtig – und die Strukturen in obigem Foto sind mir zu klar am Seegrund zu erkennen, während rechts und oberhalb der Seegrund durch Spiegelung der Wolken verschwindet. Es gibt auch kein Textdokument, welches ich gefunden hätte, das diese Strukturen erwähnt.
Auf AFP gibt es einen Fact-Check-Artikel zu einem ähnlichen Foto, welches kreisrunde Petroglypen auf dem Grund des Stausees dokumentiert haben will. Dieses Drohnen-Foto entstand aber nicht an der angegebenen Stelle, sondern in Nelson (British Columbia). Die Strukturen wurden aus Kieselsteinen am trocken gefallenen Seegrund als eine Art Labyrinth erstellt und haben vermutlich nichts historisches an sich.
Es gibt Felsmalereien der Ureinwohner in dieser Gegend, wie ich in diesem Artikel gelesen habe. Und dieses PDF-Dokument befasst sich mit archäologischen Strukturen in der Umgebung des Kootenay Lake. Auch dort habe ich beim Querlesen nichts entsprechendes erwähnt gefunden. Aktuell halte ich das obige Foto für eine (möglicherweise per KI angefertigte) Fälschung. Aber ich lassen mich gerne eines anderen überzeugen, wenn Belege und valide Quellen angegeben werden.