Selbst fahrende Autos sind ja das letzte Hype-Thema, was bereits 2017 in den Schlagzeilen war. Neben den Tücken der Technik, die dann doch streikt, kommt ein weiteres Problem hinzu. Diese selbstfahrenden Autos verursachen schlicht und ergreifend Stress, wie eine neue Studie gerade ergeben hat.
Ich habe es mir so schön ausgemalt: Irgendwo in 10 Jahren gebe ich den Führerschein ab und stelle mir ein selbstfahrendes (autonomes) Elektofahrzeug in die Garage. Dann reicht es, wenn ich es bis zur Garage schaffe und dem Gefährt mitteile 'fahr mich zum Einkaufen' und alles ist paletti.
Naiv, oder das klappt schon heute nicht
Gut, ich war naiv – eigentlich hätte ich nur meine Technikerfahrung in die Waagschale werfen müssen, um das als Hirngespinst zu entlarven. Ok, der Gedanke ist schon da, aber für den Beitrag brauchte ich einen Aufmacher. Mit der modernen Technik in unseren Autos bin ich nicht so wirklich glücklich. Die kostet uns bei der Anschaffung eine Menge Geld, wird extrem teuer, wenn sie ersetz werden muss und hat auch sonst eine Menge Macken. Keyless Schlüsselsysteme, die das Auto über einen drahtlosen Sender entriegeln, aber problemlos hackbar sind (mittlerweile werden Schutz- und Abschirmtaschen, in denen die Autoschlüssel aufbewahrt werden, hoch im Kurs gehandelt).
(Quelle: Pexels Ingo Joseph CC0 Lizenz)
Komplexe und kaum verständliche Bedienung führen dazu, dass viele Autofahrer die vorhandenen Funktionen nicht oder kaum nutzen. Ein Navi, was bald veraltet ist und wo die Aktualisierung schon mal 800 Euro kosten soll – die Liste ließe sich endlos weiter führen.
Stress mit selbstfahrenden Autos
Kürzlich bin ich auf diesen Artikel gestoßen, die sich mit dem Thema Fahrerassistenzsysteme und der Auswirkung auf den Fahrer befasst hat. Wissenschaftler der Hochschule Kempten untersuchen an Fahrsimulatoren, wie das Auto der Zukunft aussehen muss. Professor Bernhard Schick vom Forschungsbereich Fahrerassistenzsysteme dazu: 'Wir wollen herausfinden, wie das Auto der Zukunft aussehen muss, damit die Menschen entspannt ihrem Auto vertrauen können.' Dazu werden Fahrerassistenzsysteme am Computer getestet.
Momentan sieht es aber noch nicht danach aus, als ob die Technik ein entspanntes Autofahren ermöglichen würde. Im Gegenteil: Die Systeme verursachen Stress. Bei einer Studie mit 50 Teilnehmern, 36 Männern und 14 Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren, wurde der heute in vielen Fahrzeugen eingebaute Spurhalteassistent überprüft. Dieser Assistent erkennt die Fahrbahnmarkierungen und greift ein, wenn das Fahrzeug von der Straße abzukommen droht.
In der Studie mussten die Versuchspersonen im Simulator mit bis zu 160 km/h über Autobahnen und Bundesstraßen fahren. Dabei wurden die Fahrten mit und ohne Spurhalteassistent simuliert. Gleichzeitig maßen die Forscher den Stress (Atmung und Puls) der Probanden. „Das Stresslevel stieg bei allen Probanden an, sobald der Spurhalteassistent eingeschaltet war", sagt die Psychologin Corinna Seidler, die die Tests begleitete. Feuchte Hände, Herzrasen oder erhöhter Puls waren die beobachteten Symptome bei eingeschaltetem Spurhalteassistent.
Die Erklärung: Zum einen falle es schwer, so die Wissenschaftler, die durch jahrelange Fahrpraxis erlernte Kontrolle abzugeben. Zum anderen sei die Technologie noch nicht ausgereift, so dass der Assistent in bestimmten Situationen ausfallen könne. „Da kam dann bei einigen Probanden nach der Fahrt auch mal der Ausruf: "So einen Stress tue ich mir nicht mehr an!", erinnert sich Seidler. Mehr Details lassen sich hier und hier nachlesen.
Ergänzung: Trauriger Anlass, ein tödlicher Unfall, hat das US Transportvermittlungsunternehmen für Taxis, Uber, dazu veranlasst, seine autonomen Fahrzeuge vorerst stillzulegen. Details habe ich im Artikel Uber setzt autonomes Fahren nach tödlichem Unfall aus veröffentlicht.
Der Todesfall der Radfahrerin ist äußerst bedauerlich. Jetzt könnte man argumentieren, auch Menschen machen Fehler, warum nicht auch der Automat. Da ist aber eine wesentlicher Unterschied!
Wenn Menschen diese Fehler machen, ist es immer nur dieser eine Fall. Sowohl als Radfahrer, wie als Autofahrer kann man davon ausgehen, daß nicht alle anderen Menschen sich genauso verhalten werden. Damit führen ähnliche Situationen nicht automatisch zu Unfällen.
Anders der Automat. Der reagiert immer gleich und damit ist in ähnlichen Situationen auch mit weiteren Unfällen zu rechnen. Und wenn man das weiter denkt, daß z.B. ein Zulieferer den Automaten an viele Hersteller liefert, dann sind alle Fahrzeuge mit diesem Automaten betroffen.
Wollen wir wirklich lebensbedrohliche Entscheidungen der unzulänglichen (komplizierten und komplexen) Technik überlassen? Je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftige, um so mehr habe ich Zweifel, das dies jemals funktionieren wird. Es gibt ja bereits funktionierende Alternativen, wenn man bei der Fortbewegung nicht lenken will….