Kleine Meldung aus der Welt der Raumfahrt. Das Unternehmen Virgin Galactic will, sofern es keine technischen Probleme mehr gibt, noch vor Weihnachten 2018 seine kommerziellen Flüge mit Touristen in 100 km Höhe aufnehmen. Aber es wird dann wohl nur ein Testflug mit zwei Piloten werden.
Um was geht es genau
Für Blog-Leser/innen, die mit Virgin Galactic und dem Thema nichts anfangen können, ein kurzer Rückblick. Ziel der britischen Firma Virgin Galactic ist es, Touristen mit einem Raketenflugzeug an den Rand des Weltalls befördern. Die Grenze des Weltalls beginnt oberhalb der sogenannten Kármán-Linie, die in 100 km Höhe verläuft. Definiert wurde sie, um Luftfahrt von Raumfahrt zu unterscheiden.
Virgin Galactic hat dazu ein Trägerflugzeug entworfen, welches ein Raketenflugzeug in 14 km Höhe schleppt. Dort wird das Raketenflugzeug ausgeklinkt, zündet ein Raketentriebwerb, der das Gefährt so beschleunigt, dass es in einem sogenannten Parabelflug einen 'Hopser' in den nahen Weltraum, knapp über die Kármán-Linie, macht. Anschließend stürzt das Raketenflugzeug wieder in die Erdatmosphäre zurück und kann mittels seiner Flügel auf dem 'Raumflughafen' wo es gestartet ist, wieder landen.
Idee ist, auf diesen 'Hopsern' in den Weltraum, die keine Erdumkreisung beinhalten, zahlende Touristen mitzunehmen. Dann können diese für einige Minuten quasi Schwerelosigkeit sowie die Schwärze des Weltraums erleben.
SpaceShipOne: Kleiner Rückblick, was bisher war
Vom Jahr 2003 bis zum Jahr 2004 führte das Unternehmen Scaled Composites die Erprobung des obigen Konzepts an einem Prototyp durch. Dieses 'SpaceShipOne' genannte Raketenflugzeug wurde durch ein Trägerflugzeug in 14 km Höhe geschleppt und ausgeklinkt.
(SpaceShipOne, Quelle: WikiMedia, CC BY-SA 3.0)
Am 21. Juni 2004 startete das Trägerflugzeug White Knight mit der SpaceShipOne zum ersten privaten 'Weltraumflug'. Das SpaceShipOne erreichte an diesem Tag im Parabelflug eine Flughöhe von rund 109 Kilometern. Am 29. September 2004 erreichte das Raumschiff SpaceShip One bei einem weiteren eine Höhe von knapp über 100 Kilometern. Am 4. Oktober 2004 erfolgte ein weiterer Flug in über 100 km Höhe, so dass der Ansari X-Prize gewonnen wurde (zwei Weltraumflüge in 100 km Höhe binnen 14 Tagen). Details sind in diesem Wikipedia-Artikel nachlesbar.
SpaceShipTwo: Der tödliche Unfall
Anschließend wurde das Nachfolgemodell SpaceShipTwo durch The Spaceship Company (Joint Venture zwischen Virgin Group und Scaled Composites) entwickelt. Dieses kann maximal 6 Passagiere und zwei Piloten aufnehmen und soll 100 bis 200 Meilen Höhe erreichen können. Bisher wurden zwei Modelle, die VSS Enterprise (2010) und die VSS Unity (2016), gebaut.
Vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2014 führte das Unternehmen erste Testflüge mit dem neuen Modell durch. Die VSS Enterprise stürzte am 31. Oktober 2014, bei einem Testflug, ab und zerschellte am Boden. Ein Pilot kam dabei ums Leben. Ein Pilotenfehler führt laut Untersuchungsbericht primär zu diesem Absturz (der Federmechanismus zum Hochklappen der Flügel wurde zu früh aktiviert). Aber dieser Fehler wurde durch konstruktive Mängel und mangelnde Information ermöglicht. In diesem Artikel finden sich recht aufschlussreiche Aussagen im Hinblick auf die Ursache dieser Katastrophe.
Nach dem tödlichen Unfall des SpaceShipTwo wurde das Projekt aber stark verzögert und komplett neu designed. Inzwischen wurden wieder Testflüge mit der 2016 gefertigten VSS Unity aufgenommen. Aber ein Aufstieg in über 100 km Höhe fand m.W. bisher noch nicht statt. Ich hatte im Blog mehrfach über dieses Thema berichtet. Hier ist noch ein Video eines Testflugs bis in 52 km Höhe.
(Quelle: YouTube)
SpaceShipTwo Unity soll vor Weihnachten ins All
Da das Raketenflugzeug SpaceShipTwo Unity nun wieder fliegt, steht seit Jahren die Frage im Raum 'wann findet der erste Weltraumflug von Virgin Galactic statt?'. Der britische Milliardär Richard Branson, Eigentümer von Virgin Galactic, hatte ja bereits seit Jahren seine kommerziellen Weltraumflüge angekündigt und mit deren Vermarktung begonnen. Durch den Unfall kam es dann aber zu jahrelangen Verzögerungen.
Am 30. November 2018 gab Richard Branson dem US-Medium CNN ein Interview, in dem er ankündigte, 'vor Weihnachten' Menschen in den Weltraum befördern zu wollen. Gut, das Jahr wurde nicht genannt, es könnte 2018 so weit sein, aber auch erst 2019 oder später. Aber er peilt wohl Dezember 2018 an.
Die ersten kurzen Ausflüge ins All werden, laut Branson, von Testpiloten durchgeführt, sonst wird niemand an Bord sein. Branson will der erste Passagier sein, der mit dem SpaceShipTwo Unity an die Grenze des Weltraums fliegt. "Ich wäre gerne beim ersten Flug dabei. Aber ich darf nicht hoch, bis die [Testpiloten] ein paar erfolgreiche Testflüge in den Weltraum erfolgreich absolviert haben", sagte Branson gegenüber CNN.
Sofern diese Phase erfolgreich abgeschlossen werden kann, sollen dann auch zahlende Touristen die Reise antreten. Es scheint wohl schon viele Interessenten zu geben, die 200.000 bis 250.000 US-Dollar für eine Reservierung zahlten. Weitere Details lassen sich im CNN-Artikel (Englisch) oder im deutschsprachigen Golem-Beitrag nachlesen.
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