Asteroidensonde Lucy fliegt am ersten Asteroiden Dinkinesh vorbei

Die Raumsonde Lucy der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA ist für mehrere Jahre auf "Asteroiden-Mission" und soll verschieden Himmelskörper besuchen. Nun ist Lucy am ersten Asteroiden Dinkinesh vorbei geflogen. Es gab eine Überraschung: Der 700 Meter Asteroid besitzt einen Mond.

Die Lucy-Mission

Lucy ist eine US-amerikanische Raumsonde, die sechs Asteroiden aus der Gruppe der  Jupiter-Trojaner erforschen soll. Diese befinden sich in der Umlaufbahn des Jupiter und fliegen vor und hinter dem Planeten in dessen Umlaufbahn. Das sind Asteroiden, die Jupiter in der Umlaufbahn um die Sonne vorauseilen oder nachfolgen.

Zudem sollen während der auf 12 Jahre Dauer angelegten Mission ein Asteroid des Hauptgürtels und zwei Asteroidenmonde passiert werden. Die Erkundung der Jupiter-Trojaner war eines der Ziele mit hoher Dringlichkeit des Planetary Science Decadal Survey 2013–2022.

Die Sonde wurde am 16. Oktober 2021 gestartet. Der Name der Raumsonde leitet sich von Lucy ab, ein 3,2 Millionen Jahre altes Teilskelett eines weiblichen Individuums des Hominiden Australopithecus afarensis.

Eine Beschreibung der Sonde und der Mission ist auf Wikipedia nachlesbar. Ich hatte die Tage bei den Kollegen von heise gelesen, dass Lucy den Asteroiden passiert hat und die NASA nun (laut dieser Meldung) auf Daten wartet, die nach dem erfolgreichen Vorbeiflug am Himmelskörper zur Erde übertragen werden sollten. Der heise-Beitrag enthält noch einige Informationen zur Mission.

Der Asteroid Dinkinesh

(152830) Dinkinesh ist ist ein Asteroid des inneren Hauptgürtels zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter, der einen maximalen Durchmesser von nur 790 Metern aufweist. Dieser Asteroid wurde im Januar 2023 als erstes Ziel für einen Vorbeiflug für die Raumsonde Lucy ausgewählt.

Vorbeiflug am 1. November 2023

Lucy passierte Dinkinesh am 1. November 2023 in einem Abstand von 450 km und mit einer relativen Geschwindigkeit von 16.200 km/h. Dabei wurden auch Fotos geschossen (alle 15 Sekunden drei Aufnahmen).

Asteroid Dinkinesh
Asteroid Dinkinesh mit Mond; Quelle: Wikipedia/NASA

Beim Vorbeiflug kam heraus, dass es sich bei Dinkinesh um einen Doppelasteroiden handelt, mit einem Hauptkörper und einem kleineren Asteroidenmond mit einem Durchmesser von etwa 220 Meter. Dinkinesh ist bislang der kleinste Hauptgürtelasteroid, der von einer Raumsonde besucht wurde.

"Dinkinesh hat seinem Namen wirklich alle Ehre gemacht; das ist wunderbar", sagte Hal Levison und bezog sich dabei auf die Bedeutung von Dinkinesh in der amharischen Sprache: "wunderbar". Levison ist der leitende Forscher für Lucy von der Zweigstelle Boulder, Colorado, des Southwest Research Institute in San Antonio. "Als Lucy ursprünglich für den Flug ausgewählt wurde, planten wir, an sieben Asteroiden vorbeizufliegen. Mit der Hinzufügung von Dinkinesh, zwei trojanischen Monden und jetzt diesem Satelliten haben wir die Zahl auf 11 erhöht."

In den Wochen vor der Begegnung mit Dinkinesh hatte sich das Lucy-Team gefragt, ob es sich bei Dinkinesh um ein Doppelasteroiden handeln könnte, da die Instrumente von Lucy eine zeitliche Veränderung der Helligkeit des Asteroiden feststellten. Die ersten Bilder der Begegnung beseitigten alle Zweifel. Dinkinesh ist ein enges Doppelasteroidensystem. Nach einer vorläufigen Analyse der ersten verfügbaren Bilder schätzt das Team, dass der größere Körper an seiner breitesten Stelle etwa 790 m  groß ist, während der kleinere etwa 220 m groß ist.

Die Kollegen von Golem und heise haben inzwischen entsprechende deutschsprachige Artikel zum Vorbeiflug an Dinkinesh veröffentlicht.

Nur ein erster Test

Dieser Vorbeiflug an Dinkinesh diente laut NASA in erster Linie als Test des Terminal Tracking System des Raumfahrzeugs. Dieses muss während des Flugs Lucy ermöglichen, einen Asteroiden im Vorbeiflug mit einer Geschwindigkeit von 16.200 km/h autonom zu erforschen. Die Fotos zeigen, dass dies offenbar funktioniert hat.

So ganz störungsfrei ist die Mission bisher nicht verlaufen. Die Sonde besitzt zwei riesige Solarpanele, die auch in Jupiter-Entfernung genügend Sonnenlicht zur Energieversorgung der Sonde liefern sollen. Eines dieser Solarpanele ließ sich nach dem Start aber nicht vollständig entfalten. Da die Sonde aber genügend Energie erhält, hat man die Versuche zum Entfalten des zweiten Solarpanels vorerst eingestellt und den Vorbeiflug absolviert.

Nun ist die Sonde wieder auf dem Rückflug zur Erde, um dort beim Vorbeiflug per Swing by-Manöver nötigen Schwung für den Vorbeiflug am nächsten Objekt zu holen. Ziel ist der Asteroid (52246) Donaldjohanson, mit einem mittleren Durchmesser von 3,895 Kilometer. An diesem Himmelskörper soll die Raumsonde am 20. April 2025 im Abstand von 922 Kilometern vorbeifliegen. Beim Vorbeiflug an (52246) Donaldjohanson wird die Sonde eine Geschwindigkeit von 13,4 km/s (48.240 km/h) haben.

Dann geht es weiter zum Jupiter-Trojaner (3548) Eurybates und dessen Mond Queta, an denen die Sonde am 12. August 2027 in 1000 Kilometer Entfernung vorbeifliegen soll. Man hofft, mit dieser Mission mehr über die Jupiter-Trojaner und die Entstehung des Sonnensystems zu erfahren.

Der Merkur hat in diesem Artikel die Daten von allen Vorbeiflügen aufgeführt. Auf tagesschau.de gibt es diesen Artikel mit einem Video (ein zweites Video auf englisch ist auf YouTube abrufbar) zur Mission. Ich finde die Mission wahnsinnig spannend – vor allem ziehe ich meinen Hut vor den Mathematikern, die die Flugbahnen der Sonde für diese lange Reise berechnen müssen.

Dieser Beitrag wurde unter Technik, Wissenschaft abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert