Forscher haben bei dem zu unserer Sonnen nahegelegenen Stern einen Planeten nachgewiesen. Und es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie drei weitere Exoplaneten auf verschiedenen Bahnen um den Stern bewegen.
Der Barnards-Stern
Barnards Pfeilstern (oder Barnards Stern) ist ein kleiner Stern im Sternbild Schlangenträger. Mit einer Entfernung von etwa 6 Lichtjahren ist er unter den bekannten Sternen der dem Sonnensystem viert nächste. Nur die drei Komponenten des α-Centauri-Systems liegen näher.
Der Pfeilstern ist ein Roter Zwerg mit Spektraltyp M4 und scheinbarer Helligkeit 9,54 mag, so dass er trotz seiner Nähe zu schwach leuchtet, um ohne Teleskop oder ein starkes Fernglas beobachtet werden zu können. Er liegt nahe dem Stern 66 Oph.
Barnards Pfeilstern weist eine Eigenbewegung von 10,4 Bogensekunden pro Jahr auf, so dass er am Himmel in ca. 180 Jahren eine dem scheinbaren Monddurchmesser entsprechende Distanz zurücklegt. Das ist die derzeit größte bekannte Eigenbewegung eines Sterns. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass diese große Eigenbewegung 1916 von dem Astronomen Edward Emerson Barnard entdeckt wurde. Sterne, deren Himmelsposition sich auffallend rasch verschiebt, werden als Schnellläufer bezeichnet.
Exoplanet um Barnards-Stern entdeckt
Der nur sechs Lichtjahre entfernte Barnards Stern ist nach dem Dreifachsternsystem Alpha Centauri der uns am nächsten gelegene Einzelstern. Aufgrund seiner Nähe ist er ein Hauptziel bei der Suche nach erdähnlichen Exoplaneten. Trotz eines vielversprechenden Befunds im Jahr 2018 wurde bisher kein Planet um Barnards Stern bestätigt.
Venusgroßer Planet und mögliche weitere Planeten
Astronomen haben nun aber mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) einen Exoplaneten entdeckt, der Barnards Stern umkreist. Auf diesem neu entdeckten Exoplaneten, der mindestens die Hälfte der Masse der Venus hat, dauert ein Jahr etwas mehr als drei Erdentage.
Exoplanet um Barnards-Stern; Quelle: ESO
Die Beobachtungen des Teams deuten auch auf die Existenz von drei weiteren Exoplaneten-Kandidaten hin, die sich auf verschiedenen Bahnen um den Stern bewegen.
Fünf Jahre Beobachtungen
Die Entdeckung dieses neuen Exoplaneten, die im Oktober 2024 der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics veröffentlicht wurde, ist das Ergebnis von Beobachtungen, die in den vergangenen fünf Jahren mit dem VLT der ESO am Paranal-Observatorium in Chile durchgeführt wurden.
"Auch wenn es lange gedauert hat, waren wir immer zuversichtlich, dass wir etwas finden würden", sagt Jonay González Hernández, Forscher am Instituto de Astrofísica de Canarias in Spanien und Hauptautor des Artikels. Das Team suchte nach Signalen von möglichen Exoplaneten innerhalb der habitablen oder gemäßigten Zone von Barnards Stern – dem Bereich, in dem flüssiges Wasser auf der Oberfläche des Planeten existieren kann. Rote Zwerge wie Barnards Stern sind oft das Ziel von Astronomen auf Planetensuche, da massearme Gesteinsplaneten dort leichter zu entdecken sind als um größere sonnenähnliche Sterne.
Barnard b, wie der neu entdeckte Exoplanet genannt wird, ist zwanzigmal näher an Barnards Stern als Merkur an der Sonne. Er umkreist seinen Stern in 3,15 Erdentagen und hat eine Oberflächentemperatur von etwa 125 °C. "Barnard b ist einer der masseärmsten bekannten Exoplaneten und einer der wenigen, deren Masse geringer ist als die der Erde. Aber der Planet ist zu nah am Stern, näher als die habitable Zone", erklärt González Hernández. "Selbst wenn der Stern etwa 2500 Grad kühler ist als unsere Sonne, ist es dort zu heiß, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche zu ermöglichen." Weitere Details sind der Mitteilung der ESO zu entnehmen.