Umweltbundesamt empfiehlt: Haushaltsgeräte länger nutzen lohnt sich

Die Anschaffung neuer Haushaltsgeräte, auch wenn die Altgeräte noch funktionieren, nur um vermeintlich Energie zu sparen, ist Unsinn. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Haushaltsgeräte länger zu nutzen, da das den Geldbeutel schont.

Ich weiß nicht, wie es der Leserschaft geht. Aber mir ging regelmäßig "Herr, wirf Hirn vom Himmel" durch den Hinterkopf, wenn mal wieder im öffentlich rechtlichen Fernsehen eine sogenannte Verbrauchersendung lief, wo die Effizienz von Haushaltsgeräten thematisiert wurde. Die Sendungen endeten regelmäßig mit der Empfehlung, eine ältere Waschmaschinen oder einen älteren Kühlschrank wegzuwerfen und ein Neugerät zu kaufen. Die Energieeinsparung würde den Kaufpreis für ein Neugerät wieder einspielen. Eine schnelle Rechnung zeigte, dass das bei den meisten Geräten, die nicht uralt waren, ziemlicher Humbug war. Der Neukauf rechneten sich durch die Energieersparnis erst nach sehr vielen Jahren, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass das gekaufte Gerät längst kaputt ist, sehr hoch wurde.

Umweltbundesamt zu Haushaltsgeräten

Daher habe ich mir verdutzt die Augen gerieben, als ich den Artikel Haushaltsgeräte länger nutzen lohnt sich las (ist hier aufgefallen). Dem Umweltbundesamt ist aufgefallen, dass in der modernen Konsumgesellschaft Haushaltsgeräte häufig schnell entsorgt und gegen neuere und vermeintlich bessere Produkte ausgetauscht werden (genau das oben skizzierte Szenario). Ein Argument dabei ist die größere Energieeffizienz des Neugeräts.

Eine neue Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) zu Spülmaschinen, Wäschetrocknern, Staubsaugern sowie Kühl- und Gefriergeräten zeigt nun ein deutlich differenziertes Bild. Meist sei es für den eigenen Geldbeutel und das Klima sinnvoll, ältere Haushaltsgeräte weiter zu nutzen und zu reparieren, was das Ergebnis der Studie (hätte man mit gesundem Menschenverstand auch selbst drauf kommen können).

„Die Ergebnisse der Studie sind erfreulich. Bei immer mehr Geräten lohnt es sich, sie möglichst lange zu betreiben. Das spart Geld und ist gut für das Klima", sagt ⁠UBA⁠-Präsident Dirk Messner. „Auch Reparaturen lohnen sich in den allermeisten Fällen." Als Gründe für die Einschätzung nennt das UBA:

  • Die technischen Möglichkeiten, immer effizientere Geräte herzustellen, sind begrenzt.
  • Durch längere Nutzungsdauern werden Ressourcen gespart, da weniger Geräte produziert werden müssen.
  • Da der deutsche Strommix immer klimafreundlicher wird, macht der Stromverbrauch der Geräte im Haushalt einen immer kleineren Teil der Treibhausgasemissionen aus, und die Herstellung fällt stärker ins Gewicht als früher.

Die UBA-Studie kommt daher zu dem Ergebnis: Bei einer durchschnittlichen Nutzung im Privathaushalt lohnt es sich in der Regel weder finanziell noch ökologisch, ältere Haushaltsgeräte gegen neue, sparsamere auszutauschen. Lediglich bei einer sehr häufigen Nutzung und bei sehr ineffizienten Geräten kann ein Austausch sinnvoll sein.

Unterschiede bei einzelnen Produktkategorien

Laut den Berechnungen der UBA-Studie lohnt es sich finanziell und für das ⁠Klima⁠, Geschirrspülmaschinen und Wäschetrockner so lang wie möglich zu nutzen. Nur bei intensiv genutzten und äußerst ineffizienten Geräten (bezogen jeweils auf die alten Energieeffizienzklassen: Spülmaschinen ab Klasse A sowie Ablufttrockner ab Klasse D und Kondensationstrockner ab Klasse C) ist ein Austausch gegenüber einem Gerät der höchsten Effizienzklasse (A) angebracht.

Bei Kühl- und Gefriergeräten empfiehlt es sich, den Stromverbrauch mit einem Messgerät zu bestimmen. Bei einer Kühl-Gefrier-Kombination etwa ist ein Austausch des Altgeräts gegen ein neues A-Gerät ab einem Jahresverbrauch von mindestens 340 kWh für das Klima sinnvoll. Ab einem Verbrauch von 560 kWh rentiert er sich auch finanziell. Dies trifft allerdings nur auf sehr wenige, besonders alte noch genutzte Geräte zu.

Bei Staubsaugern existieren keine Energieeffizienzklassen, was einen Vergleich für Verbraucher*innen erschwert. Nach den Berechnungen der UBA-Studie kann sich der Austausch eines ineffizienten Staubsaugers finanziell lohnen, wenn mindestens 1,5 Stunde pro Woche mit mindestens 1.800 Watt gesaugt wird. Aus ökologischer Perspektive lohnt der Austausch bereits, wenn mindestens eine Stunde mit 1.200 Watt gesaugt wird. Voraussetzung ist, dass stattdessen ein hochwertiges Gerät mit 600 Watt maximaler Leistungsaufnahme und dabei gleichwertiger Saugleistung angeschafft wird – ob Akkustaubsauger oder kabelgebundenes Gerät ist dabei irrelevant.

Weitere Informationen

Die Empfehlungen basieren auf einer vereinfachten Ökobilanz und einer Lebenszyklusrechnung. Dabei wurde jeweils der weitere Betrieb eines Bestandsgerätes, gegebenenfalls mit einer Reparatur, mit der Produktion und dem Betrieb eines neuen Gerätes verglichen, wobei nur besonders energieeffiziente Geräte (Klasse A oder maximale Leistungsaufnahme von 600 Watt bei Staubsaugern) herangezogen wurden.

Der Betrachtungszeitraum beträgt 10 Jahre. Die Entscheidung für oder gegen einen Austausch hängt von vielen Faktoren ab, wie dem spezifischen Energieverbrauch des Bestandsgerätes und des Neugerätes, der Nutzungsintensität und der Entwicklung der Stromkosten.

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Eine Antwort zu Umweltbundesamt empfiehlt: Haushaltsgeräte länger nutzen lohnt sich

  1. Schwarzes_Einhorn sagt:

    Was für eine Erkenntnis! Jeder, der auch nur bis 3 zählen kann, hat das eigentlich auch schon vorher gewußt.
    Der Austauschwahn betrifft ja nicht nur Haushaltsgeräte, das zieht sich bis zu Autos. Ich weiß noch, wie ich mich über die Abwrackprämie geärgert habe – zig Autos, die noch gut und gerne etliche Jahre hätten laufen können, flogen damals sinnfrei in die Schrottpresse. Verschwendung im Quadrat.
    Ein Problem ist allerdings, jemanden zu finden, der imstande – und gewillt – ist, Reparaturen durchzuführen. Bei Saturn & Co. braucht man da gar nicht nachzufragen, da wird einem höchstens ein neues Gerät aufgelabert. Mehr können die nicht…

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