Könnte Hayabusa2 auf Asteroid 1998 KY26 aufsetzen?

Es ist eine spannende Frage: Die japanische Weltraumsonde Hayabusa2 ist auf einer Verlängerungsmission zum Asteroiden 1998 KY26. Nun stellen die Wissenschaftler, die die Mission planen, die Frage, ob die Sonde auf diesem Himmelskörper landen könnte.

Die Hayabusa2-Asteroidenmission

Hayabusa2 (Wanderfalke) ist eine Raumfahrtmission Japans, bei der eine Sonde den Asteroiden Ryugo besucht hat. Nach der Ankunft am 1 km großen Asteroiden am 27. Juni 2018 arbeitete die Raumsonde Hayabusa2 ihr Wissenschaftsprogramm sehr erfolgreich ab. Dabei gab es auch Landungen auf dem Himmelskörper und es wurden Lander abgesetzt (siehe Artikellinks am Ende des Beitrags).

Im Dezember 2020 lieferte die Sonde eine Probenkapsel mit Asteroidenmaterial auf der Erde ab. Da die Sonde damals noch voll funktionsfähig war, und auch noch genügend Gas für das Ionentriebwerk vorhanden war, dachte man an eine Verlängerung der Mission.

Am 15. September 2020 hat die japanische Raumfahrtagentur JAXA die Verlängerung der Haybusa2 bekannt gegeben. Die Sonde soll mit ihrem Ionentriebwerk im Rahmen der verlängerten Mission zum erdnahen Asteroiden 1998 KY26 fliegen. Geplant ist, eine fotografische Dokumentation des Asteroiden, von dem wenig Details bekannt sind, im Jahr 2031. Der Himmelskörper wurde erstmals im Mai 1998 bei der Annäherung an die Erde (800.000 km Abstand) entdeckt und hat nur rund 30 bis 40 Meter Durchmesser. Der Flug zum Asteroiden wird, bedingt durch mehrere Bahnkorrekturen, 11 Jahre dauern.

Könnte Hayabusa2 auf Asteroid 1998 KY26 landen?

Aber in sechs Jahren ist es soweit, Hayabusa2 kommt am Asteroid 1998 KY26 an. Es stellt sich dann die Frage, was man vor Ort mit der Sonde machen kann. Astronominnen und Astronomen haben deshalb weltweit Observatorien genutzt, darunter das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO), um den Asteroiden 1998 KY26 zu untersuchen. Dabei haben sie festgestellt, dass er fast dreimal kleiner ist und sich viel schneller dreht als bisher angenommen.

Asteroid 1998 KY26 Asteroid 1998 KY26; Quelle ESO

Aber könnte die Raumsonde, angesichts der schnellen Rotation, auf dem Himmelskörper landen? „Wir haben festgestellt, dass die tatsächlichen Eigenschaften des Objekts gänzlich anders sind als bisher beschrieben", sagt der Astronom Toni Santana-Ros, Forscher an der Universität Alicante in Spanien, der eine Studie über 1998 KY26 leitete, die in Nature Communications veröffentlicht wurde.

Die neuen Beobachtungen in Kombination mit früheren Radardaten haben ergeben, dass der Asteroid einen Durchmesser von nur 11 Metern hat, was bedeutet, dass er problemlos in die Kuppel des VLT-Teleskops passen würde, mit dem er beobachtet wurde. Außerdem dreht er sich etwa doppelt so schnell wie bisher angenommen: „Ein Tag auf diesem Asteroiden dauert nur fünf Minuten!", betont er. Frühere Daten deuteten darauf hin, dass der Asteroid einen Durchmesser von etwa 30 Metern hätte und sich in etwa 10 Minuten einmal um sich selbst drehen würde.

„Die nun gemessene geringere Größe und schnellere Rotation machen den Besuch von Hayabusa2 noch interessanter, aber auch noch schwieriger", sagt Mitautor Olivier Hainaut, Astronom bei der ESO in Deutschland. Denn das Landemanöver, bei dem die Sonde auf den Asteroiden aufsetzt, wird schwieriger durchzuführen sein als vorherzusagen.

Santana-Ros und sein Team beobachteten 1998 KY26 vom Erdboden aus, um die Vorbereitung der Mission zu unterstützen. Da der Asteroid sehr klein ist und daher schwach leuchtet, musste man für seine Untersuchung auf eine nahe Begegnung mit der Erde warten und große Teleskope wie das VLT der ESO in der chilenischen Atacama-Wüste einsetzen.

Die Beobachtungen ergaben, dass der Asteroid eine helle Oberfläche hat und wahrscheinlich aus einem festen Felsbrocken besteht, der möglicherweise von einem Teil eines Planeten oder eines anderen Asteroiden stammt. Das Team konnte jedoch nicht vollständig ausschließen, dass der Asteroid aus lose zusammenhängenden Geröllhaufen besteht. „Wir haben noch nie einen zehn Meter großen Asteroiden vor Ort gesehen, daher wissen wir nicht wirklich, was uns erwartet und wie er aussehen wird", sagt Santana-Ros, der auch der Universität Barcelona angehört.

„Das Erstaunliche ist, dass der Asteroid in etwa so groß ist wie die Raumsonde, die ihn besuchen wird! Und dennoch ist es uns gelungen, ein so kleines Objekt mit unseren Teleskopen zu charakterisieren – ein Vorgehen, das wir künftig auch auf andere Objekte anwenden können", sagt Santana-Ros. „Unsere Methoden könnten die Planung künftiger Missionen zur Erforschung erdnaher Asteroiden oder sogar zum Asteroidenbergbau beeinflussen."

„Außerdem wissen wir jetzt, dass wir selbst die kleinsten gefährlichen Asteroiden analysieren können, die auf die Erde stürzen könnten, wie derjenige, der 2013 in der Nähe von Tscheljabinsk in Russland einschlug und kaum größer war als KY26", schließt Hainaut.

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