Starben die Clovis-Kultur und die Großfauna vor 13.000 Jahren durch einen Kometeneinschlag aus?

Gab es vor ca. 13.000 ein kosmisches Ereignis in Form einer Kometenexplosion in der Atmosphäre über Nordamerika, in dessen Folge sowohl die Clovis-Kultur als auch die Großfauna unterging? Forscher glauben nun Nachweise für diese Theorie zu haben.

Die paläoindianische Clovis-Kultur war die erste flächig verbreitete prähistorische Kultur auf dem amerikanischen Kontinent. Benannt nach dem Ort Clovis im US-Bundesstaat New Mexico benannt, wo erste Funde im Jahr 1937 ausgegraben wurden, zeichnet sich die Kultur durch ihre charakteristischen Projektilspitzen aus Feuerstein mit doppelseitigen Schneiden und beidseitigen Flächenretuschen aus.

Die Clovis-Kultur endet vor ca. 11.000 bis 10.800, am Ende der letzten Kaltzeit (in Nordamerika als Wisconsin glaciation bezeichnet) und damit dem Übergang von der erdgeschichtlichen Epoche des Pleistozäns zum bis heute anhaltenden Holozän. Zu dieser Zeit verschwand auch die Megafauna (Mammut, Mastodon, Wollnashorn etc.) aus Nordamerika.

Die Dyras Impact-Theorie

Im Jahr 2007 gab es wohl das erste wissenschaftliche Papier, dass die Hypothese aufwarf, dass ein kosmisches Ereignis für die Kaltzeit und das Verschwinden der Clovis-Kultur sowie der Megafauna verantwortlich gewesen sein könnte. Das Ganze wird unter dem Begriff Younger Dryas impact hypothesis (YDIH) diskutiert. Im Jahr 2016 wurde die Comet Research Group (CRG) gegründet , die sich der Erforschung des YDIH widme. Erklärte Mission ist es, "Beweise für Kometeneinschläge zu finden, um das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen".

Beweise für ein kosmisches Ereignis gefunden

Nun glauben Forscher Beweise für ein solches kosmisches Ereignis gefunden zu haben, was für das Verschwinden der der Clovis-Kultur sowie der Megafauna verantwortlich gewesen sein könnte. Im Beitrag Researchers find evidence of cosmic impact at classic Clovis archaeological sites der Universität of California haben die Forscher ihre Erkenntnisse am 17. September 2025 offen gelegt und in PLOS Online veröffentlicht.

Im Beitrag heißt es, dass Forscher Beweise für einen fragmentierten Kometen, der vor fast 13.000 Jahren in der Erdatmosphäre explodiert sein soll und möglicherweise eine Rolle beim Aussterben der Mammuts, Mastodonten und der meisten anderen Megafauna jener Zeit sowie beim Verschwinden der Clovis-Kultur aus Nordamerikas gespielt hat.

James Kennett, emeritierter Professor für Geowissenschaften an der UC Santa Barbara, und seine Mitarbeiter präsentierten in der Veröffentlichung ihre Erkenntnisse über glasiertes Quarz – Sandkörner, die durch extremen Druck und Temperaturen deformiert wurden. Gefunden wurden diese glasierten Quarzkörner  an drei klassischen archäologischen Stätten der Clovis-Kultur in den Vereinigten Staaten: Murray Springs in Arizona, Blackwater Draw in New Mexico und Arlington Canyon auf den Channel Islands in Kalifornien.

"Diese drei Fundstätten waren klassische Orte für die Entdeckung und Dokumentation des Aussterbens der Megafauna in Nordamerika und des Verschwindens der Clovis-Kultur", sagte Kennett. Es gibt mehrere Hypothesen darüber, was dieses Ereignis ausgelöst haben könnte. Kennett und sein Team schlagen ein Szenario vor, in dem ein fragmentierter Komet über der Erde explodierte und Schockwellen und extreme Hitze auf die Erde sandte.

"Mit anderen Worten, die Hölle brach los", sagte Kennett. Nach der Younger-Dryas-Impacthypothese waren diese Explosionen für weit verbreitete Brände und den daraus resultierenden Rauch und Ruß verantwortlich, zusätzlich zu Staub, der die Sonne blockierte und zu einem "Impactwinter" führte. Gemeint ist die als Younger-Dryas-Kälteperiode bekannte Zeit. Es handelt sich um eine anomale und abrupte Rückkehr zu fast eiszeitlichen Bedingungen in Nordamerika, die etwa tausend Jahre lang anhielten, während sich die Erde im Allgemeinen von der letzten Eiszeit erwärmte.

Das schnelle Abschmelzen der Eisschichten könnte dazu beigetragen haben, die Einschlagzonen weiter abzukühlen. Der Schock des Einschlags selbst, gefolgt von den danach herrschenden harten Bedingungen, könnte laut dieser Hypothese zum Aussterben der Megafauna in Nord- und Südamerika und zum Verschwinden der Clovis-Kultur beigetragen haben.

In den letzten Jahrzehnten haben Kennett und andere Befürworter dieser Hypothese immer mehr Beweise dafür gesammelt, darunter eine "schwarze Matte" im Sediment an vielen Orten in Nordamerika und Europa – ein Hinweis auf weit verbreitete Brände. Darüber hinaus haben sie eine wachsende Liste von indirekten Belegen für Einschläge entdeckt. Dazu gehören auch ungewöhnlich hohe Konzentrationen seltener Mineralien, die häufig in Kometen vorkommen. Es handelt sich um Platin und Iridium, sowie Mineralformationen, die auf extrem hohe Temperaturen und Drücke hindeuten, wie Nanodiamanten und Metalle und Mineralien, die geschmolzen, abgekühlt und wieder ausgehärtet sind, darunter metallische Kügelchen und Glasschmelze.

Dank technologischer Fortschritte konzentriert sich das Team nun auf einen weiteren Indikator, der als der beste Beweis für kosmische Einschläge gilt: schockierter Quarz – Sandkörner, die aufgrund extremer Hitze und Temperaturen Verformungen aufweisen. In Proben aus den drei nordamerikanischen archäologischen Stätten – Murray Springs, Blackwater Draw und Arlington Canyon – identifizierten die Forscher Quarzkörner mit charakteristischen Rissen, von denen einige mit geschmolzenem Siliziumdioxid gefüllt waren.

Sie verwendeten verschiedene Techniken, darunter Elektronenmikroskopie und Kathodolumineszenz, um zu bestätigen, dass die Quarzkörner extrem hohen Temperaturen und Drücken ausgesetzt waren, die weit über das hinausgingen, was durch Vulkanismus oder menschliche Aktivitäten in der Vergangenheit verursacht worden sein könnte.

Das Vorhandensein von schockiertem Quarz ist besonders wichtig als eindeutiger Beweis für ein kosmisches Ereignis, da keine Krater vorhanden sind. Im Gegensatz zu dem Asteroiden, der vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier auslöschte und einen Krater unter der Halbinsel Yucatan hinterließ, hinterlassen kosmische Körper, die vor dem Aufschlag in der Luft explodieren, wie beispielsweise von diesem vermuteten fragmentierten Kometen – kaum oder gar keine Spuren in der Landschaft.

Mithilfe von Hydrocode-Modellen simulierte das Team diese Explosionen in geringer Höhe über dem Boden und die verschiedenen Einschläge, die zu den Schockmustern in den Quarzkörnern führen könnten.

"Es gibt verschiedene Stufen von schockiertem Quarz", sagte Kennett. Während die anerkannten Beweise für einen kosmischen Einschlag stark auf den parallelen Rissen im Quarz in Kratern beruhen, würde die Vielfalt der Richtungen, Drücke und Temperaturen, die bei Luftdetonationen auftreten, zu Variationen in den Schockmustern im Quarz führen, erklärte er. „Es wird einige sehr stark schockierte Körner geben und einige, die nur schwach schockiert sind. Das ist zu erwarten."

Zusammen mit den anderen Einschlagspuren, die in derselben Sedimentschicht gefunden wurden – kohlenstoffreiche schwarze Ablagerungen, Nanodiamanten, Einschlagkugeln – und an drei wichtigen archäologischen Stätten entdeckt wurden, stützt die Entdeckung dieser geschockten Quarzkörner "die These, dass ein kosmischer Einschlag ein wesentlicher Faktor für das Aussterben der Megafauna und den Zusammenbruch des Clovis-Technokomplexes zu Beginn der Jüngeren Dryas war", so die Studie.

heise hat in diesem deutschsprachigen Artikel die obigen Hypothesen der Forscher zusammengefasst. Möglicherweise hat die angeblich erfundene Geschichte, dass die Kelten fürchteten, dass ihnen "der Himmel auf den Kopf fällt" (siehe und hier) durch Asteroiden- und Kometeneinschläge in grauer Vorzeit entstanden sein könnte. Auch in Bayern wurden solche Ereignisse nachgewiesen.

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