Mal ganz hoch hinaus fliegen, dort, wo der Himmel bereits schwarz ist? Wer 120.000 Euro übrig hat, soll dies ab 2025 erleben können. Das französische Unternehmen Zephalto will ab diesem Jahr Stratosphärenflüge per Ballon bis in 25 km Höhe anbieten.
Wer mit einem Verkehrsflugzeug unterwegs ist, kommt auf bis zu 11.000 Meter Flughöhe – da ist der Himmel immer noch blau. Aber es gibt Menschen, die an die Grenze des Weltraums – oder zumindest höher als die 11 Kilometer fliegen wollen. Die Touristenflüge in 100 km Höhe mittels der Blue Origin Rakete New Shephard (siehe Blue Origin NS21-Mission: 6. Tourismus-Flug in den Weltraum) zeugen davon, dass es einen Markt für so etwas gibt. Und auch Milliardär Richard Branson hat so etwas mit Virgin Glactic vor bzw. sogar erste Flüge veranstaltet (siehe Am heutigen 11. Juli 2021 soll Richard Branson mit ins All fliegen). Aber es ist ruhig um das Unternehmen geworden, man erwartet die Insovenz.
Mit einem Ballon in die Stratosphäre
Zudem werden diese Flüge als umweltschädlich gebrandmarkt – die Raketen verbrauchen ja Treibstoff und erzeugen CO2 – nur für den Jux der Superreichen. Andererseits kann man mit speziellen Ballons in Höhen bis ca. 40 km fliegen. Der Österreicher Felix Baumgartner hat das am 14. Oktober 2012 bei seinem Stratosphären-Fallschirmsprung aus 38 km Höhe demonstriert.
Es bietet sich daher an, so etwas auch für "Touristenausflüge" zu versuchen. Ich hatte bereits 2020 im Beitrag Space Perspective: Touristenflug in die Stratosphäre über so etwas berichtet. Damals hatte die US-Firma Space Perspective gerade ihre Pläne für Touristenflüge in die hohe Stratosphäre auf ca. 30 km Höhe verkündet.
Quelle: Space Perspective
Im Beitrag Mit einem Ballon 2024 in die Stratosphäre fliegen wurde es dann im November 2022 etwas konkreter. Ab 2024 soll es beim Anbieter Space Perspective "irgendwie" los gehen – die haben seinerzeit erste Schritte zum Kauf der Infrastruktur unternehmen. Und Interessierte können seitdem auf der Firmenseite für 1000 US-Dollar ein Ticket reservieren – der Flug selbst soll, so er dann schlappe 125.000 US-Dollar kosten.
Der Flug wird auf dieser Firmenseite beschrieben. Die von einem Piloten geflogene und an einem Stratosphärenballon hängende Neptun-Druckkapsel kann bis zu acht Passagiere aufnehmen. Der Start erfolgt in Florida vom Kennedy-Weltraumzentrum der NASA. Der Ballon mit der Kapsel absolviert nach dem Start dann zweistündigen sanften Aufstieg auf eine Höhe von 100.000 Fuß (ca. 30 Kilometer), wo man über 99% der Erdatmosphäre unter sich gelassen hat. Dort soll die Kapsel für ca. zwei Stunden verbleiben – und die Passagiere können die Aussicht genießen, etwas essen oder trinken und sogar eine Toilette an Bord benutzen. Danach erfolgt der Abstieg (ca. 2 Stunden) und die Wasserung ca. 128 km vor der Küste Floridas im Golf von Mexiko. Dort wird die Neptun dann von einem Schiff geborgen.
Französischer Anbieter Zephalto will 2025 starten
Nun hat ein zweites Unternehmen den Hut zu diesem nicht so ganz neuen Thema in den Ring geworfen. Zephalto will laut dieser Webseite Passagiere in einem kohlenstoffarmen Ballon in den nahen Weltraum, bis in die Stratosphäre in 25 km Höhe bringen, damit diesen dort den Weltraum beobachten können.
Man schreibt dort, dass Touristen-Raumflüge teuer (es wurden 10 Millionen Euro für einen Raumflug genannt) und extrem umweltschädlich sowie gefährlich seien. Mit einer "Ballonreise" auf 25 km Höhe will Zephalto es den Passagieren der Kapsel ermöglichen, die Krümmungen der Erde in der Dunkelheit des Weltraums aus einer Höhe von 25 km zu einem zehnmal niedrigeren Preis, ohne CO2-Fußabdruck und an einem vom Kunden gewählten Ort zu betrachten.
Auf der Webseite des 2016 von Vincent Farret d'Astiè gegründeten Unternehmens erfährt man mehr. In einer Druckkapsel, die unter dem Ballon hängt, können 6 Passagiere in die Stratosspähre auf 25 km Höhe reisen. Das Ganze soll 6 Stunden (Aufstieg 1,5 Stunden) dauern und nur einen Fußabdruck von 26,6 kg CO2 produzieren. Man kann aktuell für 10.000 Euro einen Flug reservieren, der dann 2025 starten soll (auf der Hauptseite wird noch von 2024 gesprochen).
So richtig mit offenen Karten spielen die aber nicht – denn den Preis für den eigentlichen Flug habe ich auf der Reservierungsseite nicht gesehen. Die Kollegen von heise haben in diesem Artikel einen Bericht von Bloomberg aufgegriffen und schreiben, dass der Flug 120.000 Euro pro Passagier kosten soll. Hinzu käme noch die "Anreise nach Frankreich", zumindest für deutschsprachige Leser.
Die Kollegen von heise schreiben, dass man "sich von der Konkurrenz unter anderem durch den Komfort und die Qualität der zum Verzehr stehenden Speisen und Getränke abheben will". Erinnert mich an meinen ersten Job als junger Ingenieur, 1980, im Flugzeugbau. Dort musste ich gelegentlich nach Paris, zum Flughafen Charles de Gaulle, um dort Airbus-Flugzeuge in Wartungshallen auf Risse und Schäden an der Hülle zu überprüfen. In einer der Hallen stand neben dem zu prüfenden Airbus ein Concord Überschall-Flugzeug zur Wartung (ist heute nach dem verheerenden Absturz außer Betrieb). Ich bin dann mal in die Kabine der Concord, bekam aber sofort klaustrophische Zustände ob der Enge und der düsteren Anmutung.
In Erinnerung ist mir auch noch geblieben, dass dort vom letzten Flug Speisekarten für die Passagiere lagen. Gab erinnerungsmäßig Champagner, Kaviar und Hummer – und mir ging damals so "für so ein schlechtes Essen im Flieger geben die Leute echt fette Kohle aus" durch den Kopf. Einmal New York und zurück kostete mit der Concorde zwischen 4.500 und 11.000 Euro. Im Preis war aber immerhin Champagner, Kaviar und Hummer inbegriffen. Wer aber das Catering der Fluggesellschaften kennt, weiß, dass es mit dem Luxus nicht so dolle her ist.
Ich halte es mit dem obigen Ausflug per Ballon wie der Fuchs "die Trauben sind mir zu sauer" und trotte weiter.
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