Am zweiten Sonntag im Mai ist Muttertag, gestern war es mal wieder so weit. Ein Tag zu Ehren der Mutterschaft, der zur Verkaufsschlacht dient und Formen wie zu Weihnachten, Ostern oder anderen Events annimmt. Ermattet vom ganzen Muttertagsstress ein kleiner Rundblick gefällig.
Der Muttertag breitete sich, seit seiner Einführung in der heutigen Form im Jahr 2014, über die westliche Welt aus. Der Muttertag in seiner heutigen Form wurde in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt (Quelle: Wikipedia).
Von den Nazis …
In Deutschland wurde der Muttertag 1922/23 vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit Plakaten „Ehret die Mutter" in den Schaufenstern etabliert und – betont unpolitisch – als Tag der Blumenwünsche gefeiert. Den negativen Touch bekam der Muttertag durch die Nazis. Dort wurde der Muttertag mit der Idee der „germanischen Herrenrasse" verknüpft und besonders kinderreiche Mütter als Heldinnen des Volkes, die den „arischen Nachwuchs" fördern sollten, ausgezeichnet. Seit 1933 wurde der Muttertag zum öffentlichen Feiertag erklärt und erstmals am 3. Maisonntag 1934 als „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter" mit der Einführung des Reichsmütterdienstes in der Reichsfrauenführung begangen.
… zum Kommerz
In der Bundesrepublik wurde der erstes Muttertag 1950 begangen. Der nicht-gesetzliche Feiertag hat seitdem hinsichtlich des Blumenverkaufs eine Sonderstellung. So dürfen Blumenläden an diesem Tag in aller Regel geöffnet bleiben. Eigentlich ein netter Anlass für Kinder, um der Mutter persönlich Danke zu sagen. Aber das Ganze ist zur Konsumschlacht sondergleichen verkommen. In den USA werden die finanziellen Aufwendungen für den Muttertag nur durch Weihnachten übertroffen (pro Mutter werden, laut Wikipedia) im Durchschnitt 172 US-Dollar ausgegeben. Und das Ganze schwappt auch noch Deutschland und Europa.
Der heutige Beitrag wurde spontan durch die oben abgebildete Anzeige angestoßen, der die Kommerzialisierung des Muttertags spiegelt. Denn neben dem Blumenhandel wollen auch andere Anbieter ein Stück vom Kuchen. Der in der obigen Anzeige genannte Computerhändler treibt es ungewollt auf die Spitze, indem er die Kids animieren will, der Mutter einen solchen 'Gutschein' auszudrucken. Die Mutter könnte also Leistungen der Kids abrufen (Hintergrundbild auf dem Gerät austauschen), die eigentlich kein Mensch braucht. Und wenn nichts hilft, kann man ja einen neuen ASUS-Computer ordern.
Die Sicht der Betroffenen?
Spiegel Online hat es im Artikel Lasst euch nicht verarschen! aus Sicht einer Mutter aufgespießt. Interessant fand ich auch den Artikel der Zeit, der Forderungen bzw. Wünsche auflistet, um das Leben der Mütter zu erleichtern. Das reicht von der 'Enthitlerung' des Gedenktags bis hin zu besserer Bezahlung von Hebammen, enthält aber auch die Forderung, 'Tankstellen jeglichen Verkauf von hässlichen Blumensträußen in Zellophanfolie zu verbieten'.
Wie sehen Sie den Muttertag? Als ältere Generation kennt man den Tag ja noch aus Zeiten, wo man nicht mit dem Bollerwagen ins Kaufhaus musste, um Geschenke nach Hause zu transportieren.