Es war eine kurzfristige Entscheidung, fahren wir ein paar Tage an die Mosel. Ein wenig wandern und Routen für den Reiseblog erkunden und schauen, was geht. Mosel, das war früher so etwas wie "geht gar nicht", da sind ja nur alte Leute, Rentner, die in Birkenstock durch die Moselörtchen schlendern. Und nun bin ich selbst Rentner, oder so was ähnliches (konkret bloggender Rentner im Unruhestand).
Zum Hintergrund: Als Kind der Eifel bin ich in der Nähe der Mosel aufgewachsen. Gelegentlich packte Vater die Kinder und Mutter in den VW-Käfer, und es ging zum Sonntagsausflug – manchmal an die Mosel. In Erinnerung sind mir auch noch die Weinkäufe, Mutter war als junges Mädchen zur Weinlese im Moselörtchen Kinheim. Und so wurde beim betreffenden Winzer auch Wein gekauft, heftig süß.
Und das war dann eine Kombination, die dazu führte, dass mit 18 Jahren "Mosel gar nicht mehr ging". Gut, einige Male war man auf Weinfesten an der Mosel, aber ansonsten gab es nicht viele Berührungspunkte. Ich bin zwar nicht der Typ für Fernreisen, Malediven oder Neuseeland muss nicht sein. Beruflich gab es kurze Arbeitsaufenthalte in Japan und Thailand. Ansonsten gingen Reisen eher in den Mittelmeer-Raum (Türkei, Marokko, Tunesien, Italien, Griechenland und Kreta, Zypern, sowie Spanien, samt Balearen und Kanaren). Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande und Dänemark waren ebenfalls Reiseziele. Aber Urlaub an der Mosel, "never ever".
Die "Liebe, die nähere Umgebung zu erkunden", kam wirklich mit zunehmendem Alter. Der Rheingau, eine halbe bis dreiviertel Autostunde entfernt, ist immer mal wieder für einen Tagesausflug gut. 2023 war dann eine Woche Zell an der Mosel angesagt, Wandern, Routen erkunden und die Weinorte an der Mosel besuchen.
Und nun stand also Cochem an der Mosel auf dem Programm – ein nettes Moselstädtchen, dessen markantes Wahrzeichen die oben gezeigte Reichsburg ist. Der Ausblick von Schlaf- und Wohnzimmer für einige Tage in der gemieteten Ferienwohnung.
Reichsburg Cochem/Mosel
Die Reichsburg im Abendlicht, die Reichsburg im Morgenlicht – und an einem Juni-Morgen sogar Nebel-umwoben – einfach Hammer. Alternativ gibt es vom Wohnzimmerfenster den Blick zur nahen Mosel, auf der die Ausflugs- und Lastschiffe vorbei ziehen. Abends sind dann die Lichterketten auf den Schiffen zu sehen – nochmals Hammer.
Gasse in Cochem
Am Abend durch die Gassen von Cochem schlendern, und die Atmosphäre des Weinorts sowie der alten Gebäude auf sich wirken lassen, die abendliche Wärme des Sommers genießen, einfach herrlich. Bei Wanderungen in der näheren Umgebung eröffnen sich immer wieder sagenhafte Ausblicke auf das Moseltal.
Blick auf die Mosel
Dann der spontane Besuch bei einem Winzer, der bei einer Ausflugsfahrt auf dem Weg lag. Eine kurze Weinprobe und der Vorrat im Weinkeller ist wieder aufgefüllt. Ging Moselwein früher überhaupt nicht (süße Plörre), bauen "junge Winzer" inzwischen hervorragende, und trockene Weine an.
Das Fazit von einer Woche Mosel heißt: Wanderungen mit tollen Ausblicken auf das Moseltal, schlendern durch die Gässchen von Cochem mit den alten Häusern, gute Weißweine und gutes Essen genießen, und gelegentlich die Seele baumeln lassen. Nach einer Woche an der Mosel hatte ich das Gefühl "vom Universum geküsst zu werden". Irgendwie hat es aber 50 Jahre gedauert, bis ich mit "der alten Heimat so versöhnt wurde" – scheint doch eine Frage des Alters zu sein. Aber so ganz spontan manifestiert sich der Gedanke "Du kommst wieder, an die Mosel".
Ja Mosel ist aber immer eine Reise wert und wenn du etwas ins Hinterland fährst, kannst du ja dir die Burg Eltz anschauen, rundum wandern und dann per Führung die Schätze sehen.
Auch Traben Trabach hat seinen Scham, und zur Weihnachtszeit einen Mark in den Weinkellern.
Oder Bernkastel-Kues mit seiner Aussicht von der Burg Landshut oder von gegenüber auf dem neuen Aussichtspunkt.
Gruß Stefan
Geboren und aufgewachsen in einer der kleinen Höhengemeinden des Rheingaus, hat es mich für über ein Jahrzehnt auch in verschiedene Ecken der Eifel (Vulkaneifel und das Bitburger Land, Trier) verschlagen. Von daher kenne ich Deine "alte Heimat" ein wenig und kann mit vielen Andeutungen über Orte und Gegenden in den Beschreibungen Deiner "jungen Jahre" etwas anfangen. Auch die Mosel habe ich in dieser Zeit kennengelernt, in Zell/Mosel auch mal für 2 Jahre gearbeitet, einige Abstecher in den Hunsrück waren auch dabei.
Meine Touren mit Rucksack und Selbstbau-Wohnmobil führten mich vorwiegend in die Mittelmeerregion diesseits und jenseits von Gibraltar. Heute wohne ich in der Rhein-Main-Region in städtischen Kontext und habe irgendwann festgestellt, wie wenig ich doch meine angestammte Heimat im engeren wie im weiteren Sinne kenne.
So mache ich mittlerweile, jenseits der 50 (jawoll, ich bin hier im Blog richtig!), auch Ausflüge und Urlaube in der näheren Umgebung. Ist wohl irgendwie normal, dass man in der Jugend eher in die Ferne schweift und sich erst in gesetzterem Alter auf das naheliegende besinnt, und das ist ja auch gut so. Wem auch in jungen Jahren der Horizont zu weit weg ist, der bleibt sein Leben lang ein Kleingeist.