Klappt der Jungfernflug der Ariane 6? Ja!

Am 9. Juli 2024, um 18:00 Uhr UTC (also wohl 19:00 Uhr) Mitteleuropäischer Zeit beginnt das Startfenster für den Jungfernflug der europäischen Ariane 6 Trägerrakete. Der Start erfolgt im Guyana Space Center in Französisch Guayana (Südamerika). Ergänzung: Der Jungfernflug hat geklappt – es war ein Bilderbuchstart und -Flug.

Hintergrundinformationen zur Ariane 6

Die Ariane 6 ist eine europäische Trägerrakete aus der Ariane-Serie und für eine Nutzlast von 5 t bis 11,5 t in eine Geostationäre Transferbahn (GTO) ausgelegt. Der Bau wurde bereits 2014 beschlossen – es hat also 10 Jahre gedauert, bis die Rakete so weit ist, den Erstflug zu absolvieren. Es wird die Ariane 62 mit zwei Boostern und die Ariane 64 mit vier Boostern geben.

Die Ariane 6 löst die Ariane 5 ab, die als Arbeitspferd der europäischen Raumfahrt galt, aber 2023 ihren letzten Flug absolvierte. Beim Jungfernflug der Ariane 6 trägt diese eine 1600 kg schwere Nutzlast-Attrappe und einen Nutzlastträger der Europäischen Weltraumagentur (ESA), der Experimente mit einem Gesamtgewicht von 80 kg aufnehmen und Nutzlasten mit einer Gesamtmasse von 800 kg aussetzen kann. Der Nutzlastträger wird mehrere Satelliten enthalten, darunter CuriumOne, OOV-Cube und SpaceCase SC-X01.

Braucht es die Ariane 6 noch?

Mit der Ariane 6 will Europa einen unabhängigen Zugang zum Weltraum aufrechterhalten – auch wenn mit der Trägerrakete keine bemannten Missionen geflogen werden können. Die Ariane 6 geht aber einer ungewissen Zukunft entgegen, das das US-Unternehmen Space X die Starts mit der wieder verwendbaren Falcon 9-Trägerrakete wesentlich günstiger anbieten kann. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) greift in diesem Artikel die vielen Fragen rund um die Ariane 6 auf und geht auch kurz auf die Ariane 5 ein.

Ergänzung: Die Kollegen von heise haben diesen Artikel dazu publiziert und die Seite für den Live-Stream des Starts verlinkt.

Für mich schließt sich der Kreis

Der Start der Ariane 6 schließt für mich irgendwie einen Kreis, denn als junger Ingenieur habe ich von 1979 bis 1981 in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie gearbeitet. In dieser Zeit haben wir dem Start der Ariane 1 entgegen gefiebert (Erstflug 24. Dez. 1979). 1981 bin ich dann aber in die Großchemie gewechselt, um mit dort der Software-Entwicklung von Microprozessor-Systemen zu widmen – und seit 1993 arbeite ich als freiberuflicher Autor. Aber die damaligen Wurzeln in der Luft- und Raumfahrt kann man nie ganz ablegen. Bereits als Student habe ich den amerikanischen Raumfahrtmissionen  (z. B. den Pioneer-Sonden zu den Planeten Jupiter bis Pluto) entgegen gefiebert und noch die Mondlandung 1969 (als Schüler) life mit erlebt.

Der Jungfernflug hat geklappt

Ergänzung: Ich kann einen Erfolg vermelden, der Jungfernflug hat geklappt. Ich habe das Ganze im Live-Stream verfolgt – es war ein Bilderbuchstart und -Flug. Gegen 21:00 Uhr hob die Ariane 6 in Französisch Guayana (Südamerika) ab. Alle drei Stufen arbeiteten wie vorgesehen und brachte die Testlast ins All.

Spiegel Online hat hier noch einen Abriss des Jungfernflugs veröffentlicht. Beim dritten Zünden der Oberstufe ist die APU (Auxillary Power Unit) aus unbekannten Gründen ausgefallen – ist aber wohl nur ein kleineres Problem – zwei Testsatelliten zum Wiedereintritt in die Atmosphäre wurden nicht ausgesetzt und die dritte Stufe verbleibt in der Umlaufbahn – geplant war es, diese Stufe abzubremsen und in der Atmosphäre verglühen zu lassen.

Ende 2024 soll die Ariane 6 jetzt ihren ersten kommerziellen Flug haben. Die europäische Raumfahrtorganisation ESA will die Ariane 6 als unabhängigen Zugang zum All bis Mitte der 30er Jahre fliegen.

Und nun schließt sich für mich ein weiterer Kreis: Mit den Ariane Trägerraketen besitzt Europa seit über 40 Jahren den Zugang ins All. Ich erinnere mich noch an das Desaster der Europa-Rakete, die vom australischen Woomera starten sollte. Europa 1 und 2 waren riesige Fehlschläge – man hat gehofft, dass es klappt, und dann hieß es "Mission gescheitert". Erst mit der Ariane 1 (die auf dem Design der von Frankreich entworfenen, aber nie geflogenen Europa 3 basiert) gelang der Start ins All.

Ergänzung: Der Jungfernflug ist doch nicht so perfekt wie erwartet gelaufen. Der oben erwähnte Ausfall der APU könnte sich noch als Archillesferse erweisen. Ich habe das Ganze im Artikel Ariane 6 Jungfernflug doch kein Erfolg? SpaceX Falcon 9 Fehlstart aufgegriffen.

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2 Antworten zu Klappt der Jungfernflug der Ariane 6? Ja!

  1. Karl H sagt:

    Hallo Herr Born,

    anbei noch ein Link, der Start war auch in Deutschland zu sehen und ich konnte es vom Garten aus auch sehen, wusste aber nicht was es war.
    Uhrzeit haut genau hin weil ich den lauen Sommerabend im Garten verbrachte kurz vor dem zu Bett gehen.
    https://www.nordbayern.de/panorama/hoffnungstrager-ariane-6-startet-in-den-weltraum-rakete-auch-uber-franken-zu-sehen-1.14340809

    Wir wohnen am Dorfrand mit Blick nach Nordwest wo keinerlei Lichtverschmutzung ist und kilmoeterweit kein anderes Gebäude / Lichter.
    Allerdings fliegen über uns öfter größere Maschinen zum nächsten Flughafen, von daher bin ich Lichtpunkte am Himmel gewohnt ( drehen halbkreisförmig ein und kommen auf uns zu).

    Zuerst registrierte ich das Licht nicht als aussergewöhnlich doch das änderte sich schnell.
    Mir war schnell klar, dass es kein Flugzeug war welches am nächsten Flughafen landen wollte.
    Die Form der Lichtquelle änderte sich zu einem ovalen ringförmigen (innen leeren) sich ausdehnenden Gebilde eher blass grünlich als grell weiß.
    Dann war es verschwunden, leider auch weil im Haus hinter mir Licht angemacht wurde.
    Sehr ratlos wegen der seltsamen und sich ändernden Form ging ich ins Bett und hoffte in der Presse eine ntaürliche Aufklärung zu finden.

    Freue mich jetzt zu wissen, was die gar so seltsame Lichterscheinung war.

    Die letzten Wochen zuerst Polarlichter mit WOW Effekt und nun dies. Toll.

    • guenni sagt:

      Danke für die Ergänzung. Diese spezielle Lichterscheinung tritt auf, sobald die Antriebsstufe im Vakuum arbeitet. Das hätte ich gewusst, da ich einige SpaceX-Raketenstarts im Video verfolgt habe. Nur leider saß ich im Wohnzimmer mit einem Auge auf den Live-Stream und mit dem zweiten auf den Fernseher. Aber vermutlich hätte ich eh nichts gesehen – Nordwest liegt bei uns in Richtung Feldberg im Taunus, und da stehen Häuser und das Dorf liegt da. Bei bei den Polarlichter konnte ich auch nichts sehen – entweder Wolken oder nix zu sehen. Lebe wohl im Tal der Ahnungslosen.

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