Kommt der Klimasprit doch noch? Interessante Studie vorgestellt

VW-KäferEuropa will ja weg vom Verbrennermotor in PKWs, hin zu Elektro-Autos. Aber Elektro-Autos sind teuer und das Laden ist auch ein Problem. Der sogenannte Klimasprit (E-Fuels) soll es richten, die CO2-Bilanz einzuhalten, aber Verbrenner-PKWs weiter betreiben zu können. Die Tage ist mir die Information untergekommen, dass "Klimasprit" bis 2037 problemlos ersetzt werden könne. Eine Studie hat sich angesehen, was dazu erforderlich ist.

Das Verbrenner-Aus bei PKWs in der EU

Zur Einordnung: Bis zum Jahr 2035 droht in der EU das Verbrenner-Aus bei PKWs. Um die Klimaziele einzuhalten, sollen ab dem genannten Jahr in Europa keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. Bis 2050 hofft die EU, dass alle Verbrenner stillgelegt sind.

Auch die neue EU-Kommission hält wohl an diesem Verbrenner-Aus bei PKWs fest – wie ich die Tage bei Auto-Bild gelesen habe.

Klimasprit kann den Umstieg stützen

Anhänger des Verbrennungsmotors argumentieren, dass man die Klimaziele besser erreichen kann, indem man neben Bio-Kraftstoffe auch E-Fuels (synthetisch hergestellten Sprit) breiter für bestehende Verbrennungsmotoren bereitstellt. Eine neue Studie hat sich der Frage gewidmet, ob diese Kraftstoffe die bisherigen Mineralölkraftstoffe ersetzen können und ob dies bezahlbar ist.

Die Studienautoren haben das Ganze als Meta-Studie angelegt, d.h. es wurden bestehende Studien ausgewertet. Das Ergebnis der Meta-Studie ist recht interessant, und besagt, dass E-Fuels bis 2037 den Bedarf an Mineralölkraftstoffen zu bezahlbaren Preisen decken könnten.

Die Aussage lautet, dass in Europa mit einer steigenden Beimischung von solchen Kraftstoffen zu Mineralölkraftstoffen Benzin bis 2037 und Diesel bis 2043 ersetzbar wären. Durch die Beimischung würde mehr für das Klima getan – und ab den genannten Jahren wären Verbrenner ebenfalls klimaneutral unterwegs.

Die Produktionskosten pro Liter Klima-Kraftstoff variieren, laut diesem Artikel im Focus,  in den verschiedenen von Frontier Economics berechneten Szenarien zwischen 1,10 und 1,63 Euro (E-Fuel-Benzin) beziehungsweise 1,22 bis 1,80 Euro (E-Fuel Diesel). Das ist zwar deutlich teurer als die Erzeugung eines Liters normalen Benzins aus Erdöl, was mit weniger als einen Euro zu Buche schlägt.

Zu diesen Herstellkosten kommen dann in Deutschland noch die Steuern hinzu. Aber insgesamt wäre der Umstieg auf Klima-Treibstoff machbar und bezahlbar. Focus hält im obigen verlinkten Artikel weitere Daten zur Frontier Economics-Studie bereit.

Dieser Beitrag wurde unter Technik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Kommt der Klimasprit doch noch? Interessante Studie vorgestellt

  1. ChristophH sagt:

    Spannendes Thema. Es braucht dringend alternativen zu den E-Autos, denn so viel Strom wie bei einem Verbrenner-Aus benötigt wird, kann Europa nicht produzieren ohne die Natur komplett zu verschandeln (zu viele grosse Solarparks in den Bergen, Windturbinen in geschützten Landschaften usw.). Neue AKW in Deutschland oder Oesterreich sind undenkbar. Die Schweizer denken darüber nach, würde die Nachbarn aber gar nicht freuen. Daher hoffe ich, dass Bio-Fuels zum Fliegen kommen. Das würde auch denen entgegenkommen, die sich ein Auto ohne Verbrennungsmotor nicht vorstellen können. In den nächsten 30-50 Jahren braucht es einen Mix von klimaneutralen oder max. schonenden Energieträger um die Klimaziele schnell und Gesellschaftsverträglich zu erreichen. Langfristig wird sich dann zeigen wohin die Reise geht. Wichtig ist, dass diese so schnell wie möglich weiter an Tempo zulegt und die Grabenkämpfe um das ob und wie aufhören.

  2. Anonymous sagt:

    E-Fuels sind doch kein Bio Sprit? Unter Bio Sprit verstehe ich Sprit, der aus Anbau im Agrarbereich hergestellt wurde. E-Fuels werden doch mittels Strom (idealerweise aus Sonnenenergie) mit Hilfe von Wasserstoff hergestellt?

    • guenni sagt:

      Stimmt, ich habe das präzisiert und korrigiert. Den entscheidende Schritt dürften synthetisch erzeugte Kraftstoffe (E-Fuels) und nicht die biologisch erzeugten Bio-Kraftstoffe bringen.

  3. Werner sagt:

    Das (unlösbare) Problem ist der Wirkungsgrad.

    Beim Veerbrenner haste immer die Abwärme, die entfleucht. Da kommste prinzipbedingt nicht an den E-Motor ran.
    E-Fuels müssen ausgeliefert, also rumgefahren werden. Strom geht einfach durch die einmalig installierten Leitungen.

    Du brauchst vorne also bei e-Fuels immer mehr Energie als bei Elektroautos. Also noch mehr Solarfelder und Windräder als bei Elektroautos (weil soll ja E sein und darf daher nur mit erneuerbaren Energiequellen gefüttert werden)…

    Der _einzige_ wirkliche Vorteil: Einmal hergestellt, lassen sie sich besser speichern. Bei Stromüberschuss könnte man also mit der überschüssigen Energie E-Fuels produzieren. Klingt gut, hat aber auch nen Haken: Die teuren Produktionsanlagen würden dann nur bei Stromüberschuss laufen. Dafür sind sie zu teuer im Bau. Also auch nicht wirklich die Lösung.

    E-Fuels bleiben also eine Nischenlösung für die Anwendungsfälle, wo E-Antriebe nicht passen, weil sie gegen einen E-Antrieb wirtschaftlich niemals bestehen können.

    Für Solarenergie gibt es übrigens noch riesige, noch nicht genutzte Dachflächen hierzulade. Da wird gar nix verschandelt…

    • guenni sagt:

      Wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte. Die zitierte Studie war eine Meta-Studie, die bestehende Studien ausgewertet hat. Dann wurde der Schluss getroffen: E-Fuels können bis zum Jahr xxxx mit den Kosten yyyy hergestellt werden, wenn diese und jene Randbedingungen geschaffen werden. Dazu gehört auch, dass die eFuels in sonnenreichen Ländern hergestellt und leicht transportiert sowie gespeichert werden können.

      Mit der E-Mobilität haben wir dagegen das Problem, dass diese weitgehend in Deutschland erzeugt werden müsste und dass es zur Zeit keine wirklichen Speichermöglichkeiten über längere Zeit gibt. Und die Wärmewende soll ja über elektrisch betriebene Wärmepumpen erfolgen – auch da gibt es kräftigen Bedarf an Elektrizität. Wenn ich im November den Ertrag meiner Solaranlage ansehe, wird es eng mit der Versorgung der E-Fahrzeuge über die Hausdächer. Mehrere Optionen zu haben, ist also nicht das schlechteste…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert