Krebs ist ja das "Schreckgespenst", was vielen Menschen Angst macht. Man wird älter und plötzlich bekommt man die Diagnose "Krebs". In meinem Umfeld sind mehrere meiner Lektoren an Krebs verstorben und es gibt auch entsprechende Erkrankungen in der Verwandschaft. Auch wenn die Heilungschancen inzwischen gut sind, versterben immer noch viele Patienten an Krebserkrankungen. Und das damit einhergehende Leid sei gar nicht erwähnt. Hier kommt einer Prävention eine große Bedeutung zu. Ein Experte sagt sogar, dass 40 % der Krebserkrankungen vermeidbar sind.
Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 500.000 Menschen die Diagnose Krebs. Und je älter die Menschen werden, um so häufiger wird man die Diagnose bekommen – sprich: Es gibt eine steigende Tendenz bei Krebserkrankungen. Dabei können man durch Prävention, d.h. durch Änderung des Lebensstils sowie Vorsorgeuntersuchungen viele dieser Krebsfälle und damit einhergehendes Leid vermeiden.
Das Thema ist mir 2025 gleich mehrfach unter die Augen gekommen. Zum Jahreswechsel 2025 (wenn die guten Vorsätze bei vielen Menschen noch frisch sind) bin ich auf diesen Artikel des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gestoßen. Weiterhin wirbt der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Prof. Dr. med. Dr. h. c. Michael Baumann, in diesem Beitrag für Krebsprävention und sagt im Gespräch mit der Fachzeitschrift best practice onkologie, dass 40 % der Krebserkrankungen durch Änderung des Lebensstils und durch Prävention vermeidbar seien. Focus Online hatte dies hier aufgegriffen.
Hautkrebs durch UV-Strahlung
Jetzt im Sommer sei auf das Risiko von Hautkrebs durch zu viel UV-Strahlung hingewiesen. Wir gehören ja noch zur Generation, die in den Jugendjahren häufig in der Sonne waren – arbeiten, Urlaub oder einfach in der Sonne relaxen – Sonnenbrand inbegriffen. Sonnenstudiogänger waren meine Frau und ich nie, zumindest dies blieb uns als Risikofaktor erspart. Heute ist Sonnenschutz, wenn man mal raus muss, und vor allem regelmäßiges Hauptkrebs-Screening beim Arzt auf jeden Fall angeraten.
Risikofaktoren vermeiden, gesunder Lebensstil hilft
Aber abseits des Themas Hautkrebs sind die anderen Krebsarten ja auch noch da. Und abseits des Hautkrebsrisikos durch UV-Strahlung sagen Mediziner, dass grob 40 % des Risikos für eine Krebserkrankung am Lebensstil der Patienten liegt. Die Risikofaktoren, die es zu vermeiden gilt, um sein persönliches Krebsrisiko zu senken, sind eigentlich seit Jahren bestens bekannt.
- Nicht rauchen, also keine Zigaretten und ähnliches
- Übermäßigen Alkoholgenuss vermeiden
- Verzicht auf den Verzehr von roten und verarbeitetem Fleisch
- Übergewicht vermeiden
- zu wenig Obst und Gemüse sowie zu wenig Ballaststoffe und Kalzium
- Bewegungsmangel und zu wenig wenig Sport
Während für viele Menschen Rauchen bereits kein Thema mehr ist, und der Risikofaktor entfällt, wird es bei Alkohol oder rotem Fleisch schwieriger. Fertiggerichte, zu viel Salz und Zucker sowie das Feierabend-Bierchen samt Snacks vor dem Fernseher statt Bewegung lassen die Pfunde auf der Hüfte und sonst wo wuchern. Mit der Zeit leidet die Gesundheit und es kommt zu Entzündungen im Körper – Krebs kann dann die Endstufe sein.

(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)
Kleine Schritte, statt große Vorsätze
Hier können bereits kleine Schritte helfen, vom ungesunden Pfad weg zu kommen. Muss es jeden Tag ein oder zwei "Feierabend-Bierchen" oder mehrere Glas Wein sein? Persönlich trinke ich gerne mal 0,1 oder 0,2 l Wein, aber nur, wenn die Stimmung passt. Auf den Wein zum Essen verzichte ich inzwischen in den meisten Fällen – schlicht, weil es oft nicht wirklich geschmeckt hat. Hier schwingen bei vielen Menschen möglicherweise alte Gewohnheiten immer noch mit.
Mit dem Thema Übergewicht muss ich glücklicherweise nicht kämpfen – vom Peak bei 83 kg in den 40ern bin ich über 3 Jahre mit täglich Nordic Walking auf 75 bis 77 kg runter gekommen – aktuell pendele ich zwischen 69 und 72 kg – ohne mir ein Stückchen Schokolade, ein Plätzchen, ein Stück Kuchen oder ein kleines Glas Wein verkneifen zu müssen. Wenn ich Lust auf etwas habe, gönne ich mir das – aber bewusst und nicht unbewusst hier was nebenbei und da was schnell in den Mund gestopft.
Selbst kochen, für unsere Generation noch normal
Mein Glück: Eine Frau, die noch frisch kocht, die Angewohnheit aus der Zeit als Jugendlicher, täglich drei Mahlzeiten zu mir zu nehmen und nicht dazwischen Snacks & Co. zu genehmigen, haben sicherlich positiven Einfluss. Ok, ich habe mir sogar als Student meist selbst gekocht, weil die Mensa nicht so auf Begeisterung stieß.
Der Fleischkonsum hat sich bei meiner Frau und mir über die letzten Jahre ebenfalls auf natürliche Weise reduziert. Ja, wir essen gerne mal ein gutes Stück rotes Fleisch, und ich grille auch schon mal. Aber dann ist auch wieder für eine Woche gut, ohne dass der Gedanke "jetzt verzichten wir" jemals da ist. Dafür steht Mittelmeer-Kost mit viel Gemüse auf dem Speiseplan. Und ein gutes Frühstück mit Vollkornbrot sowie Müsli mit Nüssen sowie Haferflocken sorgt für Ballaststoffe sowie den perfekten Start in den Tag.
Bewegung in den Alltag einbauen oder Sport treiben
Bezüglich Sport und Bewegung gehören meine Frau und meine Wenigkeit eher zu den Privilegierten. Als Freiberufler und seit 2021 (bloggender) Rentner bin ich viel in den Wäldern meiner Umgebung unterwegs, und treibe vier Mal die Woche eine Stunde Sport im Verein, um auch Ü70 weiter halbwegs fit zu bleiben (gut, Rückenschmerzen von der Schreibtischtätigkeit haben mich vor 25 Jahren in den Rückensport des Vereins getrieben). Meine Frau macht dies genau so, um beweglich und fit zu bleiben. Für uns beide ist das keine Belastung, sondern eher "gehört zum Leben dazu und macht im Grunde Spaß".
Wer sich mit Sport eher schwer tut (meine Frau und ich sind eher das wandelnde schlechte Gewissen der Bekanntschaft "ach, ich müsste auch mal wieder zum Sport", heißt es oft bei zufälligen Begegnungen), kann versuchen, den einen oder anderen Gang in seinen Alltag einzubauen. Keine Rolltreppen in der U-Bahn, keine Aufzüge in Gebäuden – ist mir seit Jahren in Fleisch und Blut übergegangen – und es ist schon irgendwie a bisserl cool, mit Ü70 im fünften Stock ohne Luftnot anzukommen, während 40 Jährige vielleicht schon nach einer Treppe japsen.
Kleine Schritte statt großer Taten
Generell wäre meine Empfehlung an Mitmenschen aus der Leserschaft, die zum Schluss kommen "Ja, ich habe ein Problem und müsste was ändern, schaffe das aber nicht": Einfach schauen, ob es eingefahrene Angewohnheiten gibt, die man leicht ändern kann. Statt mit dem Auto zum Bäcker zu fahren, vielleicht mal laufen. Ich hatte vor Jahrzehnten den Punkt, wo ich "den Zucker im Tee" irgendwie als überflüssige und unnötige Kalorien verortete. Dann griff ich zu Süßstoff, bis es hieß "krebserregend". Damals habe ich über viele Monate begonnen, immer weniger Zucker im Tee oder im Espresso zu nehmen, bis ich ganz ohne Zucker auskam. Stattdessen verwende ich Zitronensaft im Tee, um einen "Touch" rein zu bringen.
Seit dem sind mir viele Speisen, die es außerhalb gibt, oft zu süß. Und trotzdem gönne ich mir ein Stück Schokolade, wenn ich Lust drauf habe – aber es muss Schokolade mit 70-80% Kakao-Anteil sein.
Auch beim Sport (Pilates, Muskelaufbau-Training, Rückentraining, Beweglichkeitstraining für Ältere) erinnere ich noch den Schweinehund, der vor 15 Jahren schon mal flüsterte "komm Junge, bleibe doch auf der Couch liegen, ist doch bequemer als zur Sporthalle zu rennen und eine Stunde im Verein zu sporteln". Aber zu dieser Zeit ging meine Frau bereits mit in die Sportstunden, und wenn einer vom Schweinehund gelockt wurde, hat der Partner die "nix da, wir gehen jetzt zum Sport"-Karte gezogen. Der Schweinehund hatte keine Chance – und hat inzwischen aufgegeben. Momentan sind Sommerferien, und es fehlt einfach was.
Ja, irgendwann wird der Punkt kommen, wo ich die Sportaktivitäten reduzieren muss. Aber ein Sportkamerad hat mit 71 Jahren noch den Iron-Man in Frankfurt absolviert und ist als "Klassenbester" durchgekommen (ok, er war der Einzige in der Gruppe Ü70). Wenn ich es bis 75 oder 80 schaffe, Vereinssport zu machen (die 80 jährigen Damen in unseren Sportgruppen, fit wie ein Turnschuh, sind da mein Vorbild), hilft das bei vielen Altersgebrechen.
Ist jetzt ein längerer Text geworden, aber die Botschaft ist klar: Es liegt an dir, was zu ändern. Und es lohnt sich! Noch bin ich ganz stolz, eine Zeit lang frei auf einem Bein stehen zu können (obwohl ich vor 10 Jahren nach einem Sportunfall mit Rückenmarksschädigung mit einer inkompletten Querschnittsymptomatik geschlagen war und mich 18 Monate zurück ins Leben, zum Schreibtisch und auch zur Sportstunde kämpfen musste).
Geht zur Vorsorge und nutzt die Präventionsmöglichkeiten
Und ja, ich habe auch meine Zipperlein, nehme leichte Blutdruck-Senker, Blutverdünner und Statine. Ist aber alles der Prävention geschuldet, weil ich die altersbedingten Baustellen sowie die medizinischen Leitlinien für die präventive Behandlung kenne. Einem Motor für ein 25 Jahre altes Auto gönnt man ja auch Pflege und bestes Motoröl, oder nicht? Zumindest kann ich "nach Inspektion" für mich sagen, dass es derzeit keine Verengung der Herzkranzgefäße mit Gefahr eines Herzinfarkts gibt und auch ein Schlaganfall ist derzeit auf Grund der Gesamtsituation eher unwahrscheinlich.
Und ja, die Vorsorge-Untersuchungen, die die gesetzlichen Krankenkassen anbieten, nehme ich ebenfalls in Anspruch. Koloskopie ist zwar nichts, was ich (speziell wegen der Vorbereitung) wöchentlich brauche, aber jeder entfernte Darm-Polyp ist eine Vorsorgemaßnahme, dass an dieser Stelle kein Krebs entsteht.




@Guenni: Du schreibst, dass Du "Blutdruck-Senker, Blutverdünner und Statine" präventiv nimmst.
Heißt das, dass Du normalen Blutdruck und normale Blutfettwerte hast, aber TROTZDEM präventiv die Medikamente nimmst?
Du musst den Hintergrund kennen. Bei leichter Hypertonie nimmt man Blutdrucksenker, um in den Zielbereich zu kommen. Zu Blutverdünner errechnet man sich selbst (oder der Arzt) den CHA2DS2-VASc-Score – bei Werten über 2 (Mann) oder 3 (Frau) wird Antikoagolation empfohlen (Schlaganfall). Bei Statinen ist es ebenfalls eine Leitlinie, die bei arteriosklerotischen Veränderungen zur Präventation genommen werden kann (ebenfalls Schlaganfall, sowie weitere Erkrankungen an koronaren Herzkranzgefäßen etc.). Herzkranzgefäße sind bei mir frei, wie ich weiß, aber ein Carotis-Ultraschall hat leichte Ablagerungen gefunden – und dann greift wieder eine Leitlinie. Ich bin mit allen Dosen im sehr weit unteren Bereich – nutze aber die Erkenntnisse aus statistischen Ergebnissen diverser Studien. Ob es geholfen hat, musst Du mich in 30 Jahren fragen – dann hab ich vor, aus dem Fenster zu steigen und zu verschwinden – sofern ich das Fenster aufkriege und fit genug bin, die Knochen über die Fensterbank zu schwingen (arbeite da mit altersgerechtem Sport dran, obwohl ich aktuell 6 Wochen wegen verstauchtem Knöchel pausieren muss).
Nochmals das große Ganze: Mein Ziel ist es, bis zum Tod möglichst lange gesund zu bleiben, und vermeidbare Zivilisationskrankheiten (Herzinfarkt, Schlaganfall) und wenn möglich Krebs zu vermeiden und auch körperlich halbwegs fit zu bleiben. Daher seit vielen Jahrzehnten moderater Sport und Bewegung, seit 50 eigene Kontrolle des Blutdrucks, und nach einer Kardiologischen Erkrankung nehme ich weitere Medikamente, um Risikofaktoren auszuschalten oder deren Auswirkungen zu reduzieren. Mit dazu gehören auch Vorsorgeuntersuchungen und gesunde Ernährung (mein Glück: Eine gut kochen könnende Frau, die seit Jahren eher mediterrane Ernährung praktiziert – und in meiner Jugend gab es auf einem bäuerlichen Betrieb auch nicht täglich Fleisch). Wenn ich Lust auf ein Glas Wein, ein Stück Schokolade, ein Keks etc. habe, gibt es das. Ich esse auch mal einen Curry-Wurst, oder Pommes mit Salz – aber dann habe ich auch wieder längere Zeit genug. Es sind die Routinen, die die Leute umbringen. Sehe ich täglich, jetzt im Sommer, beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster: Die Weinflasche auf dem Tisch, noch ein Absacker und die Hand geht ständig in eine Schüssel (mutmaßlich mit Chips), und dann zum Mund. Aber über viel zu viele Pfunde, Bluthochdruck, etc. klagen. Schlaganfall war auch schon dabei …
Und es ist dumm, an Krebs zu erkranken, der wegen nicht wahrgenommener Vorsorge (z.B. Darmspiegelung), nicht oder sehr spät erkannt wird. Gegen Mikroplastik im Körper können wir nichts mehr tun – aber was sich leicht beeinflussen lässt, sollte man beeinflussen.
@Guenni: Danke für Deine Erklärung. Wikipedia schreibt: "Der CHADS2 Score bzw. die Weiterentwicklung zum CHA2DS2-VASc Score ist eine klinische Risikoanalyse für das Auftreten eines Schlaganfalls bei Menschen mit Vorhofflimmern".
Da Du uns ja von Deinem Vorhofflimmern berichtet hast, ist mir jetzt der Grund für die Anti-Koagolation klar geworden.
Und für Lipidsenker habe ich beim G-BA auch die Indikation für eine Verordnung gefunden:
"bei hohem kardiovaskulärem Risiko
aa) bei über 10 % Ereignisrate/10 Jahre auf der Basis der
zur Verfügung stehenden Risikokalkulatoren"
@Guenni: "Auf den Wein zum Essen verzichte ich inzwischen in den meisten Fällen – schlicht, weil es oft nicht wirklich geschmeckt hat."
Schön für Dich, wenn's aber gerade umgekehrt ist?
Paracelsus: "Die Dosis macht das Gift" – es sind ja keine Dogmen, wenn mein Körper signalisiert "heute gerne 0,1 l Riesling zum Essen" gibt es das Glas Wein. Wenn ich aber feststelle "schmeckt nicht wirklich zum Essen", lasse ich es gerne sein oder stehen und trinke das Glas vielleicht Stunden später – dann meist aber mit Genuss. Askese muss nicht sein – war kürzlich in Traben-Trarbach in der Unterwelt, Weinprobe inbegriffen und habe mir auch Wein mitgebracht – Weinregal im Keller ist immer gefüllt. Aber Wein ist Highlight und nicht Alltagsgesöff, oder weil man das so macht (die Phase gab es vor 20 Jahren, haben wir gekappt, als wir die Folgen im Umfeld gesehen haben).