Es hat absolut etwas von Wow, und ich feiere Kokichi Akuzawa – aber so was von. Kokichi Akuzawa San ist Japaner und war 102 Jahre und 51 Tage alt, als er den Fujiyama Anfang August 2025 bestieg. Damit ist er der älteste Mensch, der bisher auf dem höchsten "Berg" Japans stand. Hat für mich noch eine besondere Bedeutung, da ich selbst schon mal auf dem Fuji gestanden habe.
Die Geschichte des Kokichi Akuzawa
Herr Kokichi Akuzawa war Landwirt in Japan, der das stolze Alter von 102 Lebensjahren erreicht hat. Natürlich ist er längst "in Rente", aber recht rührig. Er engagiert sich in der zentraljapanischen Region Gunma ehrenamtlich in einem Seniorenzentrum und unterrichtet Malerei. Als Ehrenvorsitzender des Gunma Mountaneering Club bestieg Kokichi San (wie man in Japan sagt) fast wöchentlich einen Berg. Im Jahr 2022 bestieg er den Nabewariyama (1.272 m), um seinen 99. Geburtstag auf dessen Gipfel zu feiern.
Aber das Alter fordert seinen Tribut. Im Januar 2025 war er bei einer Bergwanderung gestolpert, danach erkrankte er an Gürtelrose und musste mit Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert werden. So gebeutelt beschloss er, nach seiner Genesung doch nochmals den Fuji, den mit 3776 Metern höchsten Berg Japans zu besteigen. Letztmalig stand er im Alter von 96 Jahren auf dem Gipfel des erloschenen Vulkans. So als Vorbereitung auf die neuste "Gipfelerstürmung" unternahm er nach der Entlassung aus der Klinik wöchentlich eine Bergwanderung.

Anfang August 2025 war es dann so weit: Kokichi Akuzawa brach mit mehreren Helfern, darunter eine Enkelin, von eine der Bergstationen, die man per Auto erreichen kann, zum Gipfel des Fuji auf. Der Aufstieg dauerte drei Tage, wobei er Nächte in Hütten, die an den Flanken des Fuji zu finden sind, verbrachte.
Obiger Tweet zeigt Fotos des Herrn, die kurz nach dem Aufbruch entstanden sein mussten. Denn es ist noch der Vegetationsbereich unter den Wolken auf den Fotos zu sehen. Der größte Teil des Fuji ist schlicht "eine Schlackehalde", auf der nichts wächst. Die Herausforderungen beim Aufstieg sind: Die Kondition von 2.400 Meter der höchsten per Auto erreichbaren "Talstation" auf den 3776 Meter hohen Gipfel zu kommen. Die gnadenlose UV-Strahlung, die in der Höhe über den Wolken herrscht – und die dünne Luft, die einen höhenkrank werden lässt.
Die Hütten finden sich auf Höhen zwischen 3000 und 3500 Metern. Dieser "Kleine Ausflug", des über Hundertjährigen, der aus dem Fenster entfleuchte und den Gipfel des Fuji bestieg, hat dem Herrn einen Eintrag im Guinnessbuch der Weltrekorde eingebracht. Er ist mutmaßlich der älteste Mensch, der jemals auf dem Gipfel stand. Der verlinkte Beitrag ist in englisch, enthält aber Fotos des Ausflugs. Spiegel Online hat diesen Artikel zur Gipfelbesteigung veröffentlicht.
Ich stand selbst schon mal auf dem Fuji
Der Spiegel-Beitrag endet mit dem Satz: Auf die Frage, ob er noch einmal auf den Fuji hinauf möchte, antwortete Akuzawa mit einem klaren »Nein«. Damit kommt der Sprung zu meiner Wenigkeit, und warum ich den Herrn feiere, aber seinen obigen Satz gut nachvollziehen kann.

Fujiyama in Japan – Pexels freie Verwendung
Als ich das letzte Mal (1990 mit 35 Jahren) – ok, war das einzige Mal – auf dem Fuji stand, ging mir auch so "brauchst Du nicht noch mal" durch den Kopf. Heute bin ich 70 und nicht sicher, ob ich den Aufstieg noch schaffe. Akuzawa hätte es auch fast nicht geschafft: Während die ersten zwei Tage noch gingen, war der dritte Tag wohl hart und die dünne Luft machte ihm auch zu schaffen.
Ich selbst habe seinerzeit den Aufstieg mit zwei deutschen und einigen japanischen Kollegen an einem Tag "gewuppt". Mit dem Auto ging es am frühen Samstag-Morgen aus einer Stadt 100 km nordöstlich von Tokyo zur ersten Bergstation am Fuji. Und dann begann der stundenlange Aufstieg – bei dem ich an einigen Hütten vorbei kam. Dort fanden sich Japanerinnen und Japaner im "höheren" Alter (vielleicht 70), die mit Sauerstoffmasken versuchten, der Atemnot auf Grund der dünnen Luft in der Höhe, zu entkommen.
An zwei, drei Dinge erinnere ich mich noch: Ich hatte etwas festere Turnschuhe dabei (war nicht auf die Fuji-Besteigung vorbereitet, als ich zum Arbeiten nach Japan flog), ich schwitzte beim Aufstieg arg, und hatte auf dem Gipfel meine Windjacke ausgezogen, saß mit nacktem Oberkörper auf einer Pritsche, um wieder trocken zu werden. Aber es wurde schnell – wegen des Windes – bitter kalt, so dass ich die Jacke nach gut 15 Minuten wieder anzog. Reichte aber, um einen Sonnenbrand zu bekommen. Zudem bekam ich beim Aufstieg Kopfschmerzen, und später war mir nach dem Abstieg schlecht. Dachte, es wäre ein Sonnenstich gewesen, heute weiß ich, dass auch Höhenkrankheit dazu kam.
Aber die Fuji-Besteigung 1990 hat tiefe Eindrücke bei mir hinterlassen, die auch 2025 noch vage erinnerbar sind. Der gesamte Ausflug ist eh ein eigener "Slap-Stick", den ich drüben in meinem Japan-Blog in gleich zwei Artikeln aufgeschrieben habe. So was erlebst Du nur mit Japanern.



