Kürzlich ist mir auf Facebook ein Beitrag untergekommen, der sich mit den Mondlandungen der Amerikaner in den siebziger Jahres des vorigen Jahrhunderts befasst. Mit dabei ein Foto, welches zwei auf dem Mond gelandete Apollo-Astronauten bei eim Mondausflug zeigt. Zu sehen ist auch der Rover sowie eine großer Graben, vor dem die Astronauten in ihren Raumanzügen stehen. Während die Youngster mit "boah, krass" reagierten, warf das Foto bei mir sofort Fragen auf – denn die Aufnahme konnte es nicht geben.
Ich habe mal einen Screenshot des betreffenden Facebook-Posts zur Anschauung und Erläuterung hier eingebunden. Der Titel besagt "Erforschung der verborgenen Täler des Mondes." und schwärmt von den "kühnsten Apollo-Reisen". Im Text heißt es dann "Dieses historische Bild der Apollo-Mission zeigt Astronauten, die in der Nähe eines tiefen Mondtals stehen, während das Mondfahrzeug in der Nähe parkt. Diese Täler und Krater entstanden vor Milliarden von Jahren durch massive Asteroideneinschläge, wodurch Schichten von uraltem Mondgestein freigelegt wurden. Durch ihre Fahrt, weit entfernt vom Landeplatz, konnten die Astronauten verschiedene Gesteinsproben sammeln, die Aufschluss über die geologische Geschichte des Mondes und seine Verbindung zur Erde gaben."
Gefaktes Mondfoto
Das ist natürlich grober Unsinn, gepaart mit einem Körnchen Wahrheit – aber die Leute glauben heutzutage ja alles. Ja, es hat diese Apollo-Missionen gegeben. Ja, es wurden Exkursionen mit einem Mondauto in den letzten Apollo-Missionen unternommen. Und ja, man versuchte auch Stellen mit Auswurfmaterial zu besuchen, um dort Problemen zu sammeln.
Aber ein lang gezogener Graben entsteht eher nicht durch Asteroideneinschläge, sondern durch Tektonik. Aber das störte mich nicht einmal sonderlich. Viel auffälliger ist, dass es das obige Foto von einer Mondexkursion niemals geben kan. Das ist durch eine künstliche Intelligenz generiert worden und ein Fälschung.
Warum? Man sollte sich die Frage stellen, wer und wie das Foto aufgenommen haben könnte. Ein jüngerer Cleverle merkte auf Facebook an: "Leute, es sind immer nur zwei Astronauten gelandet. Wer hätte das Foto aufnehmen können?" Der Mann hat einen Punkt. Aber es gab dann Facebook-Nutzer mit weniger Durchblick, die fragten: "Noch nie mit einem Timer bzw. Selbstauslöser gearbeitet?" Ist natürlich Unsinn – wenigstens hat man keinen Astronauten mit einem Selfie-Stick ins Bild operiert.
Aber Leute, die etwas mit Technik oder Fotografie bewandert sind, fällt sofort auf, dass die beiden Astronauten sowie das Mondauto von einer erhöhten Position nach unten "fotografiert" wurden. Wenn als kein dritter Mann dabei war, und die Aufnahme nicht aus dem Mutterschiff aus der Umlaufbahn geschossen wurde (wäre mit der damaligen Technik nicht gegangen), wie könnte das Foto entstanden sein.
Ein weiteres Cleverle kam dann mit "Kein Problem, die hatten eine Drohne dabei", um die Ecke. Ich konnte mich dann nicht enthalten, folgende Anmerkung zu posten:
Cool, eine im Vakuum flugfähige Drohne, und das in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Das ist zwar schon lange her, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir damals solche Dinge hatten – weder für die Luft noch für den Einsatz im Vakuum 😉.
Aber Moment mal, wir (meine Kollegen) konnten damals Dinge bauen, die heute noch funktionieren – wie Voyager 1 und 2 … – nächstes Jahr einen Lichttag von der Erde entfernt … Ich bin froh, dass ich im Ruhestand bin und nicht mehr verpflichtet bin, diese alten Computer zu warten 😉. Unglaublich.
Im Jahr 1969 habe ich als 14 jähriger fasziniert die Mondlandung der Amerikaner am TV-Gerät mit verfolgt und später als junger Ingenieur-Student dem Start der Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 entgegen gefiebert. Später habe ich sogar kurzzeitig in der Luft- und Raumfahrttechnik gearbeitet. Mit diesem Hintergrund bin ich halt etwas kritischer: Drohen gab es weder 1996 – 1972 noch 10 oder 20 Jahre später.
Und eine Drohne auf dem Mond wäre ziemlich nutzlos. Denn im Vakuum gibt es keine Luft, so dass die Propeller der Drohne Auftrieb erzeugen können. Eine Drohne mit Raketentriebwerken würde auf dem Mond funktionieren – aber da ist die Technik viel zu aufwändig und die Flugzeit auf Grund des Treibstoffvorrats viel zu kurz, um diese Technik einzusetzen.
Das obige Bild ist mittels künstlicher Intelligenz aus Fotos der historischen Mission und Aufnahmen aus der Mondumlaufbahn errechnet und belichtet worden – als von vorne bis hinten Fake. Bringt mich zum zweiten Teil meiner obigen Bemerkung. Die heutige Jugend ist ganz cool mit der modernen Technik, kann aber teilweise die einfachsten Dinge nicht mehr hinterfragen oder verstehen.
Und wenn ich schaue, dass heute Apps, Software, Handys oder andere Dinge nur noch wenige Monate bis 1-2 Jahre halten, bis was neues kommt, wird die Leistung meiner Ingenieurskollegen deutlich, die die Voyager-Raumsonden Anfang der siebziger Jahre gebaut und 1977 gestartet haben. Deren Computer und Elektronik funktioniert heute immer noch, wenn auch vieles wegen Strommangel abgeschaltet werden musste. Angesichts der obigen Episode frage ich mich, wie lange die Menschheit noch überlebt.



