Radsport in exotischeren Ländern kann durchaus Probleme aufwerfen, wenn die lokalen Gegebenheiten nicht so ganz optimal sind. Da mangelt es an Rennrädern und als Helm muss schon mal ein Kochtopf dienen. Aber auf Sansibar versucht Juma Lukondya, der mittlerweile vom Radfahren lebt, ein Trainingslager für Radsport aufzubauen.
Andere Länder, andere Sitten. So kann man das Thema umschreiben. Die Rodelsportler aus Jamaika, die an Winter-Olympiaden teilnehmen, werden als Exoten belächelt. Aber auch beim Radsport auf Sansibar muss man sich mitunter nach der Decke strecken mit Vorhandenem behelfen. Nein, es geht nicht um die Sansibar auf Sylt, sondern um die Inseln vor der Ostküste Afrikas.
Afrika, und speziell das zu Tansania gehörende Sansibar, assoziiert man nicht unbedingt mit Radsport (obwohl es in manchen Regionen Afrikas auch Personen gibt, die über genügend Geld für den Kauf von Rennrädern verfügen). Mir kommt beim Stichwort Afrika eher das Buffalo Bike in den Sinn: Es besitzt weder Handbremse noch Licht, ist aber extrem robust und von dieser Organisation für den Einsatz in ärmeren Regionen auf diesem Kontinent konzipiert. Spiegel Online hat einen ganz netten Artikel zu diesem Rad veröffentlicht.
Radrennen mit dem "Kochtopf" als Helm
Juma Lukondya, auch "Bicycle Champ of Zanzibar" genannt, ist wohl der einzige "Radprofi" der Insel Sansibar. Aufgewachsen in Tansania, wird er zum "Wirtschaftsmigranten", weil ihm jemand ins seinem Dorf erzählt, dass man auf Sansibar Akrobat werden und gut davon leben könne. Also haut er in jungen Jahren ab, um nach Sansibar zu gehen. Die kalkulierten 2 Stunden Fußmarsch erwiesen sich als "etwas optimistisch (Tansania ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland). Mit der Karriere als Akrobat wird es auf Sansibar auch nichts – er landet als Hilfsarbeiter auf einer Farm.
Irgendwann sieht er in einem Fernseher Bilder von der Tour de France, besorgt sich ein altes Rad (ohne Gangschaltung) und beginnt die Etappen der Tour de France um die Farm nachzufahren. Das jahrelange Training zahlt sich aus: Mit 26 Jahren kann er beim "Kiliman Mountain Bike Race" (246 Kilometer um den Kilimandscharo) mitfahren (die Startgebühr von 100 Dollar wurde ihm erlassen). Die Startnummer war für die Wertung nicht gültig (da keine Startgebühr) und er musste 20 Minuten nach dem Feld starten. Aber er überholt viele Teilnehmen und findet einen Sponsor für das Folgejahr.
Irgendwann hat er sogar Rennen gewonnen und die 700 Dollar Preisgeld in ein Grundstück und Material investiert. Nun will Juma Lukondya ein Trainingslager für jugendliche Radsportler auf Sansibar aufbauen.
SEELEVEL | Trailer Hilfsprojekt "Juma Lukondya" | Nachwuchs-Radtrainer für Sansibars Kinder und Jugendliche from Marc Eisele on Vimeo.
Einen Abriss der Geschichte findet sich auf der Projektseite der Hilfsorganisation SeeLevel der beiden Filmemacher Marc Eisele und Max Meckbach, die Juma Lukondya für einen Dokumentarfilm begleiteten. Das obige Video stammt von deren Unterstützungsseite. Die kurzweilige Geschichte von Juma Lukondya, dem Radprofi von Sansibar, lässt sich (etwas mehr ausgeschmückt) in diesem Spiegel Online-Artikel nachlesen.
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